Kraupischken: Unterschied zwischen den Versionen

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== Politische Einteilung / Zugehörigkeit ==
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Version vom 26. August 2013, 10:23 Uhr

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Kraupischken Schrift.jpg


Hierarchie

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Poggenteich bei Metschulats in Kraupischken

Einleitung

Blick über die Inster auf das Kirchdorf Kraupischken

Den schönsten Eindruck gewährte Kraupischken, wenn man sich ihm von Insterburg aus näherte. Man sah dann den Marktflecken mit seinem die Häuserdächer hoch überragenden Kirchturm freundlich im Grün des schroff abfallenden Instertales liegen. Eine der mannigfachen Verkehrsstraßen führte nach Szillen (Schillen), weiter gab es Chausseen über Lengwethen (Hohensalzburg) nach Ragnit bzw. Pillkallen, nach Gumbinnen mit einer Abzweigung nach Budwethen (Altenkirch) und nach Insterburg. [1]

Allgemeine Information

Der Marktplatz von Kraupischken

Kraupischken liegt in freundlicher Umgebung im Tal der Inster im prußischen Stammesgebiet Nadrauen, Ostpreußen. Nadrauen wurde von den Ordensrittern ab 1275 von Wehlau aus erobert. Der nahe gelegene Schlossberg galt bis in die neuste Zeit als heilig, denn prußische Burgen wie die schalauische Burg Sassawo wurden in heiligen Wäldern angelegt und waren gleichzeitig geistiges und politisches Führungszentrum.
In Kraupischken haben sich viele Salzburger Siedler niedergelassen. Für die seit Mitte des 16. Jahrhunderts angesetzten Siedler aus Litauen verfasste der erste Kraupischker Geistliche Augustin Jamund das Neue Testament ins Litauische.
Beim Gut Breitenstein liegt ein mächtiger Wanderblock (Findling), vermutlich ein heidnischer Opfertisch, auf dem Herzog Albrecht bei seinen Bärenjagden große Festmähler veranstaltet haben soll. [2] Nach 1945 wurde das Gut Breitenstein in eine Kolchose umgewandelt, in der viele ostpreußische Menschen, welche die Flucht nicht geschafft hatten, zur Zangsarbeit verpflichtet wurden und hier ihren Tod fanden.

Name

Blick ueber die Inster auf die Ortsmitte von Kraupischken (Breitenstein)
Links das Gasthaus Lindenhof, rechts das Restaurant und Fremdenlogis Emil Treuschat. Im Hintergrund kann man den Turm der ev.Pfarrkirche erkennen.

Kraupischken, 1938 Breitenstein, russ. Uljanovo / Ульяново, Kreis Ragnit, Ostpreußen.
Die alten Namen beziehen sich auf die letzte vom Deutschen Orden eroberte Schalauerburg Sassawo oder Sassen (in Ordensquellen Sassowia) beziehen. [3]

  • prußisch "sausis, sausan, sausai, sausas" = trocken
  • prußisch-litauisch "kraupus" = unheimlich, Schrecken einflößend
  • Die 1946 angeordnete Umbenennung des Ortes durch die sowjetische Verwaltung
    orientierte sich am Geburtsnamen des kommunistischen Führers Lenin – Uljanow.
  • Litauisch (bis 1945): Kraupiškas, Kraupiškis
  • Litauisch (nach 1945): Uljanovas (Kaliningrado sritis)


Andere Namen und Schreibweisen

Politische Einteilung / Zugehörigkeit

Das Postamt in Kraupischken

Kraupischken: 1785 königliches Dorf mit einer Kirche an der Inster, 1 königlicher und 1 adliger Krug und 3 adlige Bauernhöfe. Landrätlicher Kreis und Justizkreis Insterburg, Amtsbezirk Moulienen, geistliche Inspektion Insterburg, Patron und Gerichtsort: der König. Der adlige Krug gehört zu Breitenstein und die adligen Höfe verschiedenen adligen Einsassen. [4]

Letzte Statistik (Stand : 1.08.1944) - Einwohner Stand :17.05.1939)

  • Breitenstein Einwohner: 1.263 - Fläche: 882 ha
  • alter Ortsname : Kraupischken bis 17.08.1938
  • seit 1945 : Ul´janovo / Ульяново
Zur Gemeinde gehören die Wohnplätze :
  • Breitenstein, Gut ( Gut Adl. Breitenstein)
  • Friedrichswalde
    (bis 1863 Adl. Vorwerk zum Hauptgut Kraupischken, danach Adl. Gut)
  • Juckstein
Anmerkung:
1) Pfarr- und Kirchort - Kraupiscken (Breitenstein) seit 1609
2) Der Ort wurde erstmal im Jahre 1352 auf einer Landkarte als Cropiskten an der Instrut genannt. [1]


Kirchliche Zugehörigkeit

Die ev. Pfarrkirche in Kraupischken

Evangelische Kirche

Die Pfarrkiche

Die Kirche Kraupischken wurde ab 1554 vom Kirchspiel Insterburg aus erbaut. Und blieb bis 1609 als Filiale mit Insterburg verbunden.
Nachdem das alte Kirchengebäude durch einen Brand schwer gelitten hatte, wurde 1772 ein neues Gotteshaus errichtet, ein rechteckiger Feldsteinbau mit einer im Osten angebauten Sakristei, zunächst ohne Turm. Erst 1893 wurde der Turm aus unverputzten Backsteinen davorgelegt. Der flach gedeckte Innenraum hatte seitliche Emporen. Der Kanzelaltar aus der Mitte des 18.Jahrhunderts war unter Einbeziehung eines älteren Kanzelkorbes geschaffen worden. Die Orgel von 1787 wurde mehrfach renoviert und erweitert. 1868 wurden an der Kirche umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt. Die Kirche besaß zwei Glocken.

Letzte Pfarrer : Pfarrer Richard Moderegger und Pfarrer Erich Schinz

Unsere Kirche nach 1945

Unsere Dorfkirche wird nach dem Krieg als Strohlager verwendet. Im Jahre 1953 spielen dort Kinder mit dem Feuer.
Die Kirche brennt völlig aus. Nur die Außenmauern des Kirchenschiffes und der Kirchturm ohne Dach blieben stehen.

In der Kirchenruine von Breitenstein hängt wieder ein helles Holzkreuz (1,50 x 2,00 Meter) gespendet von der russischen Tischlereibesitzerin Ludmilla Golwismima. So hat die Kirche verbindende Kraft zwischen ehemaligen und heutigen Einwohnern (Mai 1997). [1]

Kirchenbücher

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Alte Kirchenunterlagen

Geschichte

Brief nach Raudonatschen [5]

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Sendung an Herrn v. Sanden, Raudonatschen, Kraupischken [6]

Geschichte bis zum Zweiten Weltkrieg

Mit dem Bau der sog. „Kunststrassen“ entwickelte Kraupischken gute Verkehrsverbindungen nach Gumbinnen, Insterburg, Budwethen, Lengwethen - Ragnit und Szillen. Diese moderne Infrastruktur war förderlich für die Abhaltung von Wochenmärkten ab 1859 und eines Vieh- und Pferdemarkts ab 1861 oder 1862 und machte Kraupischken zum bestbesuchten Marktflecken des Kreises. Die fürchterliche Brandkatastrophe 1866 in Folge eines Gewitters, der über 100 Häuser zum Opfer fielen, konnte diese Entwicklung nicht aufhalten.

Das Kaiser-Wilhelm-Krankenhaus in Kraupischken

Eine Anbindung an die Kleinbahnlinie InsterburgRagnit erfolgte 1902. Noch in den Julitagen des Jahres 1914 konnte man das neue Krankenhaus einweihen. Dann begann der Erste Weltkrieg, in dessen Verlauf gleich nach 14 Tagen das Gefecht bei Kauschen, nur wenige Kilometer entfernt, stattfand. Die schwachen deutschen Kräfte versuchten, die Russen an der Überquerung der Inster zu hindern, was aber nicht gelang und 180 Gefallene kostete. Sie wurden auf den Heldenfriedhöfen von Kraupischken und Kauschen zur letzten Ruhe gebettet. Die Verletzten dagegen erlebten die Vorzüge des neu erbauten Krankenhauses. Dem Andenken der Gefallenen wurde ein Ehrenmal auf dem Kirchplatz gewidmet, das der berühmte Bildhauer Prof. Stanislaus Cauer gestaltete. Bis zur Schlacht von Tannenberg war der Ort allerdings in der Gewalt der Russen.

Nach dem Ende des Krieges musste das schöne Krankenhaus wegen hoher Betriebskosten schon wieder geschlossen werden. Dafür gab es jetzt elektrisches Licht und 1928 den Neubau der Volksschule. In der Nachfolgezeit war Max Banse Lehrer an der Volksschule, bevor er zum Schulrat in Tilsit befördert wurde.

Im Zuge der Namens-Arisierung taufte man 1938 Kraupischken in Breitenstein um. Der zunächst vorgesehene Name „Platzdorf“ wurde von der Bevölkerung nicht akzeptiert, so dass man den Namen Breitenstein wählte, der bis dahin dem Gut vorbehalten war.

1939 besaß Kraupischken über 1.400 Einwohner und zählte damit zu den größten Orten des ländlichen Kreises. Heute sind es aber auch immerhin noch 1.050 Bewohner.

Räumung

Bereits im Oktober 1944 gab es in Kraupischken / Breitenstein und Umgebung die ersten Evakuierungsmaßnahmen. Der Räumungsbefehl erging dann am 19. Oktober, für die Bevölkerung westlich der Inster am 23. Oktober. Kraupischken wurde am 02.11.1944 von den Zivilpersonen endgültig geräumt. Einigen Zivilpersonen in Kraupischken wurde allerdings befohlen, bis zum bitteren Ende auszuharren.

Herr Ernst Awiszus schreibt dazu: „Meine Großeltern mütterlicherseits und einige Hilfskräfte mussten in der einzigen Bäckerei "Reske" noch bis zum letzten Soldaten Brot backen. Meine Mutter Ilse Reske und Großmutter Frida Reske mussten überstürzt frühmorgens des 18. Januars 1945 die Flucht nach Wormditt (Ermland) antreten. Mein Großvater, Willy Reske, kam am späten Nachmittag nach und am Abend des 18.01.1945 hatten die Russen bereits das ehemalige Kraupischken kampflos und damit unzerstört eingenommen.“

Zunächst kam die Front noch zur Ruhe, doch dann erfolgte der Sturm auf Ostpreußen. Am 18. Januar 1945 konnte die Rote Armee die Insterstellung 5 km nördlich von Kraupischken durchbrechen, am 20. Januar 1945 mussten die letzten Soldaten das Gut Breitenstein verlassen.

Ortsbeschreibung

Das Hotel Jonuscheit in Kraupischken

Ortsbild

Die Geschäftstrassen rund um dem Markplatz und Kirche mit den dekorierten Schauauslagen der Kaufhäuser waren betriebsam. Es gab Bankniederlassungen, Hotels, Gaststätten, Drogerien, Handwerkerläden und eine Apotheke. Es entstand der Charakter einer kleinen Stadt. Unter den Gaststätten nahm das größte Hotel (Jonuscheit) mit seinen 30 Betten die erste Stelle ein. Hier feierten die Kraupischker im großen Saal mit Vorliebe ihre Veranstaltungen und Vereinsfeierlichkeiten. Außerdem sollen noch genannt werden: Hotel Lindenhof und das Hotel Deutsches Haus.
Eine Kleinbahnverbindung mit den Städten Insterburg und Ragnit wurde bereits kurz nach der Jahrhundertwende geschaffen. Die Straßen des Dorfes mit den ansprechenden, meist weißen Gebäuden gaben Breitenstein ein freundliches Aussehen. Die zahlreichen Geschäfte zeugten von einer kaufkräftigen Bevölkerung in nah und fern.
In den ersten Kriegsjahren des 2.Weltkrieges ging das tägliche Leben fast ohne große Veränderungen seine Gang weiter. [1]

Breitensteiner Mühlenwerke

Kraupischken Mühle3a.jpg
Die Breitensteiner Mühlenwerke, 1940
Die Breitensteiner Mühlenwerke im Juni 2004,
die Mühle ist schon lange dem Verfall preisgegeben.

Von Klaus-Dieter Metschulat

Betriebsgründung

Mein Großvater August Metschulat ist Besitzer einer Mahl- und Sägemühle in Bindschonen
im Kirchspiel Pelleningken (Striegengrund). Diesen Betrieb sollen seine beiden ältesten Söhne übernehmen. Für seine nachfolgenden Söhne Gustav und Hermann beabsichtigt er, eine neue Mühle zu bauen. Einen geeigneten Standort findet er im 14 km entfernten Kraupischken. 1919 kaufte er von Elisabeth Hofer, Adlig Gut Breitenstein, ein 2,8 ha großes Grundstück und beginnt sofort mit dem Bauvorhaben.

Die Zeit der Windmühlen ist endgültig vorbei, und so entsteht jetzt hier ein massiver roter Ziegelbau, ausgerüstet mit den fortschrittlichsten Müllereimaschinen, die die Mühlentechnik derzeit zu bieten hat. Als Antriebskraft ist eine Dampfmaschine aufgestellt. Ihre Leistung ist so groß, dass sie einen Teil Kraupischkens und sogar das zwei Kilometer entfernte Warnen mit Strom versorgen kann. 1930 wird dann auf elektrische Kraft umgestellt. 1920 ist der Mühlenbau abgeschlossen, und 1921 übergibt August Metschulat die Mühle seine beiden Söhnen.

Expansion

Der Betrieb entwickelt sich gut und dehnt sich kontinuierlich aus. Die Mühle hat binnen kurzer Zeit den Ruf, hervorragendes Qualitätsmehl zu liefern. Neben den Dorfbäckereien gehören auch eine große Anzahl Stadtbäckereien in Insterburg und Tilsit zum festen Kundenstamm. Darüber hinaus wird in großem Umfang Umtauschmüllerei betrieben. Güter, Bauern, Deputanten bringen ihe Getreide zum Umtausch gegen Backmehl und Futterschrot. 1925 wird eine weitere Muhle in Rautenberg gebaut und 1936 in Budwethen (Altenkirch) eine Zweigstelle errichtet. Der Landhandel ist ein zweiter bedeutender Betriebszweig. Zudem wird eine Landwirtschaft betrieben (45 ha, u.a. mit 22 Herdbuchkühen, 100 Mastschweinen, 25 Zuchtsauen). Der Betrieb beschäftigt 50 Mitarbeiter.

Krieg

Seit Kriegsbeginn sind die Breitensteiner Mühlenwerke zum kriegswichtigen Betrieb bestimmt worden. Die Mühle mahlt nun in drei Schichten rund um die Uhr. Selbst als die Zivilbevölkerung im Oktober 1944 evakuiert wurde, läuft die Mühle weiter, jetzt ausschließlich für die Feldbäckereien der Wehrmacht. Am 17. Januar 1945, drei Tage vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Breitenstein, verläßt die zurückgebliebene Belegschaft den Ort. Am selben Tag wird die Mühle angehalten - sie wird niemals mehr laufen.
Anfang Mai 1945 müssen deutsche Kriegsgefangene alle Müllereimaschinen und Motoren demontieren.
In Kisten verpackt werden sie in die Sowjetunion geschafft.

Das Ende

Zurück bleibt nach dem Sommer 1945 ein komplett ausgeschlachtetes Mühlengebäude. Mit der Zeit verschwinden alle Nebengebäude, das Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. Das leere Mühlengebäude verkommt immer mehr, der Keller steht jahrelang unter Wasser. Durch die unverglasten Fenster schlägt Regen hinein, zum Schluß wird auch das Dach undicht und Treppen und Böden stürzen ein.
Am 22. Juli 2004 wird die Mühle dem Erdboden gleichgemacht.
Ein erfolgreiches Firmen und Familienunternehmen hat nunmehr sein unwiderrufliches Ende gefunden. [7] Lageplan hier klicken !

Gut Breitenstein

Gut Breitenstein

Ein Gut unweit von Kraupischken ließ sich erstmalig für 1551 belegen. Seinen Namen erhielt es von einem großen Stein, einem Findling von etwa 3 mal 5 Metern, von dem nur das obere Ende wie ein Tisch aus dem Erdreich herausragte. Hier sollen Hochmeister und Herzöge ihre Jagdtafel abgehalten haben, wenn sie in der hiesigen Gegend den Auerochsen, Elchen, Bären und Wölfen nachstellten und 1352 wurde der Stein erwähnt, als Hochmeister Winrich von Kniprode und Bischof Jakob von Samland das Land Nadrauen aufteilten. Bezeugt ist, dass Herzog Albrecht, der hier einem Asmus Baumgart 1550 einen Hof und 1562 die Kruggerechtigkeit übertrug, am Stein Rast und offene Tafel abgehalten hat.

Ab 1787 gehörte das Gut Breitenstein dem Christian Friedrich Schimmelpfennig von der Oye, Kammerpräsident der ostpreußischen Stände in der Zeit, in der General Yorck am 8. 2. 1813 zur Erhebung gegen Napoleon aufrief. Ihm folgte im Besitz 1820 sein Sohn Friedrich Christian Benjamin Schimmelpfennig von der Oye. Damals maß das Gut einschließlich der Nebengüter Graudszen, Juckstein und Friedrichswalde 1.190 ha.
Die Gutsverwaltung lag zuletzt in der Hand von Matthias Hofer. [8]

Heutige Situation

So sieht der "breite Stein" bei Kraupischken heute aus, 2001 [9]
Der ehem. Kleinbahnhof von Kraupischken
(Foto von Yuri Bardun [10]

Ein Wiedersehen mit dem Tal der Inster

von Dr. Johannes Moderegger, 1992
Im Mai entschlossen wir uns, die alte Heimat wieder zu besuchen. Als alter Königsberger hatte ich Rauschen als Quartier gewählt. Das Wetter war ausnehmend schön, wie ich es auch von früher in diesem Monat gewohnt war. So begann die Reise in die Vergangenheit nach 50 Jahren.

Die Landstraße von Insterburg nach Breitenstein über Georgenburg, Sesslacken nach Breitenstein war noch die alte. In Moulinen vermißte ich den Straßenübergang der Kleinbahn nach Ragnit, aber der Bahndamm neben der Straße nach Breitenstein ist noch vorhanden. Das Erste, was wir von Breitenstein sahen, war der Kirchturm, der nach wie vor den Ort überragt.

Der erste Halt war am Kleinbahnhof. Das Bahnhofsgebäude steht noch. Auf dem ehem. Bahnhofsgelände hatte sich ein Betrieb niedergelassen und benutzte das Gelände als Warenlager. Das Bahnhofsgebäude, in dem mein damaliger Freund und Sohn des Vorstehers wohnte, ist gut erhalten und zeigt den Stationsnamen, dessen Schrift noch zu erkennen ist. Kraupischken kommt durch das übergemalte Breitenstein gut durch und ist besser lesbar. Dem Bahnhof schräg gegenüber steht noch die alte Molkerei mit Schornstein. Auf der Spitze des Schornsteins befindet sich natürlich ein Storchennest, in dem gebrütet wurde.

Nun ging die Fahrt die Dorfstraße entlang weiter. Nach so langer Zeit bestanden doch einige Orientierungsschwierigkeiten, auch hatte man alles etwas größer in Erinnerung. Dann kam das steinerne Haus, so wurde es damals genannt. An diesem Haus ging eine Furt über die Inster. Hier hielten wir wieder, um die entsprechenden Fotos zu machen. Aus meiner Ferienzeit war mir in Erinnerung, daß dort eine Familie Press wohnte. Mit dem Sohn hatte ich damals auch viele Kontakte.

Jetzt bogen wir von der Uferstraße zum Marktplatz ein. Früher hatten diese Straße und der Marktplatz ein Steinpflaster, das wir Bonbonpflaster nannten. Heute sind Straße und Marktplatz asphaltiert. Früher ging die Straße noch weiter an der Inster entlang. Wir parkten dann am Pfarrhaus und der Kirche. Das Pfarrhaus steht und ist ein Bürogebäude geworden. In dem ehemaligen schönen Garten befindet sich ein Brennstofflager mit Holz und Kohlen. Die Pappeln, die an der Grenze zum Friedhof und der Kirche standen, sind Skelette mit vielen Storchennestern, die Störche brüteten und flogen umher.

Die Kirche steht in ihren Grundmauern aus Steinen und Ziegeln. Der Kirchturm mit seinen roten Backsteinen ragt in seinen Mauern bis zur Spitze empor. Auf der Spitze zählte ich sogar vier bewohnte Storchennester. Dieses Gebiet ist ein Paradies für die großen Vögel. Auch auf dem Giebel des Pfarrhauses befindet sich ein Storchennest, während das Nest von früher auf der Scheune samt dem Gebäude nicht mehr vorhanden ist.

Nun hatte ich mir in den Kopf gesetzt, den breiten Stein aufzusuchen. Wir fuhren den Weg in Richtung des alten Gutes. Er war nicht da. Dann bat ich den Chauffeur, doch langsam zurückzufahren. Ich hing mich aus dem Fenster, und da war der Stein! Die Straße geht zur Hälfte über den Stein. Von der schönen Kastanienallee stehen noch einige Bäume, aber sonst ist es eine neue Straße.

Dann hatte ich mir noch vorgenommen, Kauschen zu besuchen. Dort hatte sich mein Onkel ein Grundstück als späteren Alterssitz gekauft. Es steht noch. Es liegt gleich hinter dem Ehrenmal aus dem Ersten Weltkrieg, das sehr gut gepflegt ist. Nun war der Ausflug in die Vergangenheit beendet und wir traten die Rückfahrt an. Durch direktes Kriegseinwirken hatte Breitenstein wohl kaum gelitten. Hierfür spricht auch die stehengebliebene Mühle Metschulat, die Molkerei und der alles überragende Kirchturm in seinen Grundmauern. [11]

Jurij Userzow in seinem Museum in Breitenstein

Heimatmuseum Breitenstein / Uljanowo

Der Schuldirektor Jurij Userzow richtete 1981 in den neuen Schulräumen des Ortes ein Heimatmuseum ein, das inzwischen den Platz von 4 Räumen einnimmt: Darstellung der früher existierenden Betriebe und aller wesentlichen Gebäude, Familienchroniken, Informationen über die 60 Orte des Kirchspiels Kraupischken und etlicher anderer Kirchspielorte, Güter und Burgen, Geschirr, Münzen, alte Geldscheine, Bügeleisen, etc.

Es ist unglaublich, wie umfangreich und vielseitig die Informationsquellen sind. Berge von Aktenordnern sind gefüllt. Auch Memorabilia aus der russischen Ära wie handgewebte Kleider, Tücher, Spinnrad, Bastschuhe, Topfgabeln etc. werden gezeigt. Das Museum ist inzwischen ein Museum für das ganze Königsberger Gebiet.

Es wurde schon vom deutschen Fernsehen gefilmt. Besucher finden z. T. Papiere und Fotos über ihre Familien. Um dieses Potential an Quellen auszuweiten, bittet Herr Userzow um weitere Erinnerungsstücke und persönliche Berichte an die Adresse: Jurij Userzow, 238176 Uljanowo, Rayon Neman, Königsberger Gebiet. [12]

Zwischen der "neuen" Schule und der Kirche ist 1980 eine 2stöckige Schule errichtet worden. Es werden dort 180 Kinder von 24 Lehrern unterrichtet. Darunter der vielen Besuchern bekannte Eduard Politiko.
In dieser Schule befindet sich das erwähnte Heimatmuseum.

Verschiedenes

  • K a r t e n
Prußenfeste Sassawo. Quelle: Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899
Schalauerburg Sassawo. Quelle: Königlich Preußische Landaufnahme 1900
Ostpreußenkarte um 1925
Umgebungskarte von Szillen
Ausschnitt aus dem Messtischblatt Szillen, 1938
Inster mit Nebenfluss Eimenis (Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000)


Internetlinks


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>BREEINKO14AT</gov>

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 © Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., verfaßt am 01.06.1999
  2. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S.308
  3. Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 197f
  4. Goldbeck, Johann: Volständige Topographie vom Ost=Preußischen Cammer=Departement, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck Hamburg 1990
  5. Brief an Herrn Prof. Dr. Ludwig Karl Aegidi nach: Raudonatschen bei Kraupischlen, Regierungsbezirk: Gumbinnen.
    Der Norddeutsche Postbezirk bestand von 1868 bis 1871 und war der Vorläufer der Reichspost.
  6. Dr. von Sanden, war Schwiegervater von Prof. Dr. Ludwig Karl Aegidi
  7. Text und Fotos: Klaus-Dieter Metschulat, Sohn von Gustav Metschulat, aus “Land an der Memel”, Weihnachten 2005, Nr. 77, Seite 104-107
  8. Text übernommen von Ostpreußen.net
  9. Foto von svekona)
  10. Foto von Юрий Бардун)
  11. Autor: © 1992 Dr. Johannes Moderegger, Bielefeld-Bethel, Quelle: Heimatrundbrief "Land an der Memel" Nr. 50/1992
  12. Text übernommen von Ostpreußen.net