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Version vom 15. Mai 2013, 17:01 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osnabrück > Melle
Name
- [1] Menele (1169), seit 1225 Melle.
Landschaftslage
Melle ist im Raum zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald am Südfuß der Meller Höhen, an der Grenze des Osnabrücker gegen das Ravensberger Hügelland gelegen. Die Stadt liegt mit dem Hauptteil auf dem Südufer des an dieser Stelle nur 1 km breiten Elsetales. Sie reicht von der in den tiefsten Teilen 73 m hohen Talaue auf die rund 80 m hohen, mit Löß bzw. Lößlehm überkleideten Terrassen hinauf.
Ortsursprung
Dörfliche Siedlung Altenmelle. Neuer Kirchort auf der bischöflichen curia Melle. Gründung der karolingischen Zeit. [2]
Stadtgründung
Um 1350 oppidum. Verleihung des Wigboldrechts 1443, und damit Osnabrücker Stadtrecht. Stadt seit 1852.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Älteste Anlage ist eine Kirchenburg mit späteren Speichern, teilweise noch vorhanden. Befestigung des Wigbolds durch Plankwerk, Gräben, Wälle, sog. Landwehren. Der hochgelegene Stadtkern: Matthäuskirche, Immunität, rechteckiger Markt und Rathaus, erweitert durch die Wordt, auf der 1653 die ev. Kirche erbaut wurde, wird begrenzt durch den Neuen Graben und bildet ein ungleiches Rechteck. Von diesem Punkt strahlen die Straßenzüge nach den 4 Toren auf den Ecken des Bechtecks aus. Das 5., Kuhtor, war Zugang zur Gemeinweide, Befestigung durch Wälle, Zaun und Gräben, Reste Anfang 19. Jh. niedergelegt. Die letzten 3 Stadttore 1821 auf Abbruch verkauft.
Stadtsiedlung
Gebäude
Die älteste kath. St.-Matthäus-Kirche, 12.-13. Jhdt., häufig umgebaut und vergrößert. Ev. Kirche 1653 erbaut, nach dem Brand 1720 neu errichtet 1721-24. Rathaus 1649 und 1720 abgebrannt, Neubauten von 1733 und 1909-10. Landesherrliche Wasserburg Grönenberg, vor 1250 entstanden, Bollwerk der Grenze, Ende 18. Jhdts. letzter Turm abgebrochen, 1952 Heldenhain der Gefallenen. Das Armengasthaus zum Hl. Geist, Steinwerk vor 1450; Turm abgebrochen 1909-10. Ebenso verschwunden Burgmannshaus und -garten zum Unterhalt der ältesten Burgfrau, der Amtmannshof hatte dieselbe Bestimmung. Im Süden das Siechen- oder Leprosenhaus, vermutlich eine Stiftung der kreuzfahrenden Ritter von Gesmelle.
Brände
Brände 1449, 1451. 1649 brannte das südliche Drittel der Stadt ab. 1720 war der große Brand, der 2/3 des Wigboldes vernichtete, darunter fast alle öffentlichen Gebäude. Die Häuser wurden an alter Stelle wiedererbaut.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
- 1658 etwa 900 Einwohner (E.), 1720 etwa 1.000 E., 1770: 1.154 E.
Seuchen
Pest 1636; Ruhr 1800.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Bürgerbücher: seit 1768
- Kirchenbücher: seit 1720
- Adreßbücher 1913, 1928, 1938/39 und 1950
Berühmte Personen
- Adelsgeschlecht von Melle, später in den Hansestädten und im Baltenlande.
- Hermann von der Hardt, prot. Theologieprof. in Helm¬städt, * 1660 M., t 1748 Helmstädt. 1768-1800 lebte im Hause vor M. Jenny von Voigts, die einzige Tochter Justus Mosers, die seine „Patrio¬tischen Phantasien" herausgab. Briefwechsel mit Goethe.
- Ludwig Bäte, Jenny von Voigts, eine vergessene Freun¬din Goethes (1926).
Jüngere Einwohnerzahlen
- 1803: 1.111 Einwohner (E.), 1875: 1.971 E., 1890: 2.415 E., 1900: 3.026 E., 1920: 3.539 E., 1930: 5.175 E., 1937: 5.405 E., 1940: 5.642 E., 1946: 7.726 E., 1950: 9.310 Einwohner (davon Vertriebene 1.999, Eva¬kuierte 955).
Sprache
Amtssprache bis etwa 1650 niederdeutsch. Die Mund¬art von Melle ist westfälisch (Kennzeichen die 'Bre¬chung' in gebruaken 'gebrochen'). Durch die In¬dustrie ist in Melle die Mundart 1952 nur noch bei der Hälfte der Erwachsenen in Übung, die Jugend hat sich dem Hochdeutschen zugewandt. Auf die Umge¬bung wirkt sich diese Hinneigung nicht störend (!) aus.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Marktprivileg 1443. Leinen schon im 11. Jhdt. Wollenweberei in Blüte 16.-17. Jhdt., später Lei¬nenherstellung feinster Sorten. Gründung der Legge 1770. Schuhmachergilde 1480 gegr., bedeutendste das Kramer-, Höcker- und Knochenhaueramt, 1547. Melle wird 1554 von Osnabrück als zur Hanse gehörig genannt. 1557 Tagungsort der Hanse.
Jüngere Gründungen
Stand 1952: Die in die 2. Hälfte des 19. Jh. zurückrei¬chende Industrie ist langsam aus kleinen Ge¬werbebetrieben herangewachsen und 1952 zu einem wichtigen und gesunden Eaktor des Wirtschafts¬lebens der Stadt geworden. Der älteste Betrieb ist die bereits um 1400 genannte Meller Mühle. Die Fleisch Warenfabrikation reicht bis 1844 zu¬rück. Die 1869 gegr. Brauerei ist 1919 stillgelegt worden. Zu den wichtigsten Industrien gehört 1952 die Zündwarenfabrik, die Putzmittel- und Schmirgelfabrik, mehrere Möbelfabriken, Bau¬betriebe, Düngerfabrik, Dachpappenfabrik, Sei¬fenfabrik. Wirtschaftlich wichtig ist 1952 die Er¬schließung von 3 sulfhaltigen Solquellen im Stadtgebiet.
Verkehrseinrichtungen
Stand 1952: Die Lage an der großen historischen Westost-Straße, die von Holland kommend über Osnabrück-Melle nach Hannover-Braunschweig und weiter an die Elbe führte, begünstigte die Entwicklung der Stadt im Mittelalter. Melle war als Mittelpunkt des alten Grönegaues, ein Rast¬ort für den Fuhrmannsverkehr. Im modernen Straßennetz von 1952 erfolgte eine Umwertung. Die Hauptdurchgangslinien (Bundesstraßen) führen, von Osnabrück ausstrahlend, aus dem Hügel¬land hinaus und folgen den Niederungszonen am Außenrand der Gebirge. 2 Landstraßen bilden 1952 die Westost-Verbindung. Eine führt von Osnabrück nach Bad Oeynhausen im großen Talzug Hase-Else-Werre, die zweite von Melle nach Herford durchs Hügelland, etwa parallel zur ersteren. Weitere Landstraßen queren von Melle ausgehend die Randgebirge. Bahnstrecke Osnabrüok-Melle-Löhne (1855). Um 1952 ist die Stadt Mittelpunkt eines bäuerlichen Kreises. Der Einpend¬lerbereich - Melle ist der größte Industrieort des Kreises - umfaßt nicht den ganzen Kreis. Nach Osten und Westen reicht er längs der Bahn weiter, aber nirgends bis an die Kreisgrenze heran.
Verwaltung
Rat
Nach Privilegien von 1443: 1-2 Bürgermeister. Richter und Ratsherren, nach Reglement von 1694, alljährlich von der Bürgerschaft neu gewählt.
Gericht
Städtischer Richter, 1363 erstmalig erwähnt, um 1800 auf Zivilgerichtsbarkeit beschränkt. Melle war daneben Sitz des Gogerichtes für den Grönegau (1225) mit dem Gografen als Richter.
Bürgerschaft
Kämpfe der Bürger um Teilnahme an der Stadtverwaltung durch Jahrzehnte, 1667 und 1694 durch Reglement den 8 Eidgeschworenen oder Achten als Vertretern der Zünfte beraten¬de Stimme in der Stadtverwaltung zuerkannt. Kein Patriziat seit etwa 1700, da die führenden Familien und Handelshäuser nach Herford und Bramsche abwanderten, besonders nach dem großen Brand 1720.
Wappen
Hier: Beschreibung des Wappens
Einleitung
Eingemeindungen
Eingemeindungen: Bakum, Barkhausen, Bennien, Buer, Bulsten, Dielingdorf, Drantum, Dratum-Ausbergen, Düingdorf, Eicken-Bruche, Eickholt, Föckinghausen, Gerden, Gesmold, Groß Aschen, Handarpe, Himmem, Holterdorf, Holzhausen, Hoyel, Hustädte, Insingdorf,Kerßenbrock, Krukum, Küingdorf, Laer, Markendorf, Meesdorf, Neuenkirchen, Niederholsten, Nueven, Oberholsten, Oldendorf, Ostenfelde, Peingdorf, Redecke, Schiplage, Schlochtem, Sehlingdorf, Sondermühlen, Suttorf, Tittingdorf, Uedinghausen-Warringhof, Uhlenberg, Vessendorf, Wehringdorf, Wellingholzhausen, Wennigsen, Westendorf, Westerhausen, Westhoyel, Wetter.
- 01.07.1972 Kreis- und Gebietsreform: Vereinigung der Gemeinden des Landkreises Melle mit der Stadt Melle.
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Ortsteile:
Handarpe, Himmern, Kerßenbrock, Nüven, Oberschlochtern, Peingdorf, Uhlenberg, Vessendorf, Wellingholzhausen
Dratum-Ausbergen, Üdinghausen-Warringhof, Wennigsen
Barkhausen, Bulsten, Holzhausen, Hustädte, Markendorf, Meesdorf, Sehlingdorf, Tittingdorf, Wehringdorf, Wetter
Verwaltungseinbindung
1885 Gründung des Landkreises Melle im Regierungsbezirk Osnabrück.
- 1895: Melle, Stadt / Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Osnabrück, Kreis Melle, an der Else,
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Atandesamt Melle, Amtsgericht Melle, Religion: ev. Kspl Melle, kath. Kspl Melle, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Löhne <> Rheine. Gefängnis, Krankenhaus
- Gesamtumfang: 218,1 ha, (1895) 4 Wohnplätze, 314 Gebäude,
- Einwohner: 2.706 (2.053 Ev., 631 Kath., 1 andere Christen, 20 Juden, 1 Unbestimmt)
- Gewerbe: Fabrikation (Fleischwaren, Dünger, Chemikalien, Dachpappe, Seife, Kork, Zigarren), Gerbereien (Leder), Brauereien, Mühlen und Sägen, Industie (Leinen) und Linnenlegge.
- Quelle: Hic Leones
- 01.07.1972 Kreis- und Gebietsreform: Vereinigung des Landkreises Melle mit dem Landkreis Osnabrück.
- Vereinigung der Gemeinden des Landkreises Melle mit der Stadt Melle.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
Katholische Kirchen
Geschichte
Kirchspiel Melle
13.12.1281 Die Dechantin und das Konvent der Hl. Maria auf dem Berg bei Herford bestätigen, dass sie Godescalc, dem Rektor ihrer Kirche, eine jährliche Rente von drei Marken aus ihrem Haus Ghedene in der Pfarrei Melle in der Diözese Osnabrück verkauf haben, welche Rente gedachten Rektor zu seiner Memorie der Kirche gegeben, und zugleich bestimmt hat, wie sie jährlich verteilt werden soll. Unter den Zeugen erscheinen Dominus Hernicus de Sterenberg Canonicus maioris ecclesie Paderbornnensis, Seghenandus, der Notar der Äbtissin, die Ritter Hermann von Molenbeck, Hermann Gograv, Johann von Oldenhervord, Tetmar Bose, die Bürger Wolquin Kretel, Johann von Rodewinc, Gerhard von Libbere
Hof tor Eken
19.10.1420 Oktober 19 (in crastino beati Luce evangeliste) Frau Jutte de Buddesche, + Herman Buddes Frau, verspricht, Hinrik Hobergh den Alten schadlos zu halten wegen der Bürgschaft, die dieser für sie gegenüber Herrn Dethard van Soselen und Herrn Francke Mekelenborgh zu behuf der gemeinen Vikarien des Domes zu Osnabrück (Osenbrug.) wegen einer Rente von 18 Schilling übernommen hat, die Frau Jutte für 18 Osnabrücker Mark aus Meier Ludekes Hof tor Eken im Kirchspiel Melle verkauft hat. Die Ausstellerin siegelt.
Gografschaft Melle
- 1490 Bertoldt Sobbelinck, Gograf des Bischofs von Osnabrück zu Melle,
- 1560-1571 Laurentius Bispinck, des postulierten und bestätigten Bischofs Johann von Osnabrück geschworener Gograf zu Melle,
- 1584 Cunradt Byspynck, des Herrn Heinrich, Erzbischofs zu Bremen und Administrators der Stifte Osnabrück und Paderborn, geschworener Gograf zu Melle.
Grundlagen für Hofrechte
- 17. Jhdt: Hofrecht des Hofes zu Wetter [bei Melle, Kreis Osnabrück], (1590)
Genealogische und historische Quellen
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Melle, (Wigboldrecht 1443). Ein Bürgerbuch, angelegt um 1750, ist seit dem Kriegsausgang (1945) verloren. Sonstige Quellen: Ratsprotokolle und Wigboldrechnungen 1680-1690, 1723-1760 mit Angaben über Bürgeraufnahmen bzw. Bürgergewinn-Geldzahlungen. — Kramer-, Höcker- und Knochenhaueramtsbuch 1624-1763 (sämtlich Stadtarchiv Melle).
- Veröffentlichung: Maria Heilmann, Das Kramer-Höcker- und Knochenhaueramtsbuch von Melle 1624-1763. In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Bd. I (1938), Heft 1, S. 33-39, Heft 2, S. 73-76.
- Quelle: Beiträge zur westfälischen Familienforschung Bd. 36-37
- Veröffentlichung: Maria Heilmann, Das Kramer-Höcker- und Knochenhaueramtsbuch von Melle 1624-1763. In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Bd. I (1938), Heft 1, S. 33-39, Heft 2, S. 73-76.
Genealogische Quellen
Literatur
- Penners (1978), S. 241;
- Hillebrand (1981) S.119f.;
- Mohrmann (1980);
- Melier Kreisblatt vom 31.05.1980;
- VdA (1995), S. 193
- Publikationsreihen: Osnabrücker Urkundbücher Bd.1-6 (1892-1989)
- Scheuermann, Ulrich: Flurnamenforschung (=Schriften zur Heimatpflege. Veröffentlichungen des Niedersächsischen Heimatbundes, Band 9) (Melle 1995)
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Melle in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Archiv
- Stadtarchiv Melle als Depositum im Nds. Stadtarchiv Osnabrück (Dep 73)
- Ansprechpartner: Herr. Dr. Delbanco (im StA) 131, Schürenkamp 16 - 49324 Melle, 05422 / 965-0, Fax 05422 / 965-348
- Gesamtbestand: Laufzeit: 1349-1975; Umfang: 34 m, davon vor 1945: Urkunden: 52 Stk. / 1349-1771; Amtsbücher: 8 m / 1676-1945; Akten: 24 m / 1638-1945, Sammlungen: Karten-Pläne-Risse: 9 Stk. / 1789-1930; Zeitungen: 2 m /1951-1965
- Ansprechpartner: Herr. Dr. Delbanco (im StA) 131, Schürenkamp 16 - 49324 Melle, 05422 / 965-0, Fax 05422 / 965-348
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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