Lingen (Ems): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. April 2013, 15:44 Uhr

Lingen : historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise...

Disambiguation notice Lingen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lingen.

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Emsland > Lingen (Ems)

Kupferstich Matthaeus Merian der Ältere 1647:
Lingen, Befestigungen, Staffel-oder Treppengiebel Rathaus


Name

  • 975 Liinga ( ?), 977 Linghe ( ?), 1227 Linge (curia), geplant civitas, 1250 als parrochia erwähnt, (1530) Lynge, (1556) Linge. [1]

Landschaftslage

Lage 1950: Lingen liegt am Westrand des 1950 noch meist bewaldeten, bis 65 m ansteigenden Höhenzugs der Lingener Geest auf sandig-kiesigem Boden in 21 m Höhe. Im Westen der Stadt verläuft das hier nur flach eingesenkte Emstal. Der Emslauf zieht 1-2 km westlich der Stadt, während er früher unmittelbar am Stadtrand floß. 1950 begrenzt der Dortmund-Ems-Kanal den Westrand von Lingen. Sein Wasserspiegel liegt höher als die städtischen Straßen. Die Anlage der Stadt wurde dadurch begünstigt, daß sich hier inmitten großer Moore die Geest zungenartig bis an die Ems vorschob und so einen natürlichen Schutz gegen feindliche Überfälle bot, zugleich aber auch eine zur Anlage von Siedlungen geeignete Flußübergangsstelle schuf.

Ortsursprung

975 Lingen als villa erwähnt. Burg wahrscheinlich vor 1150 von den Grafen von Tecklenburg zur Sicherung der Verbindung der nördlichen und südlichen Landesteile der Grafschaft gegen das Vordringen Münsters gebaut; denn 1150 wird Altenlingen urkundlich erwähnt, diese Bezeichnung wäre ohne die Existenz von Lingen nicht verständlich. Der Ursprung der Stadt ist in einem Oberhof zu suchen, der 1227 erwähnt wird und wahrscheinlich der Adelsfamilie von Lingen gehört hat. Lingen wurde schon 1300, vor der Stadtwerdung, als forum (mit Marktrechten versehener Ort, Vorstufe zum Wigbold) bezeichnet.

Stadtgründung

Lingen 1306 Stadtrecht, 1327 als oppidum erwähnt, Stadtrecht 1401 und 1542 bestätigt.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Der historische Stadtkern stellt ein unregelmäßiges Fünfeck dar. Straßen in Gitterform mit Markt im Mittelpunkt. Das Burgtor, das Lookentor und das Mühlentor gewährten ehemals Einlaß, nachdem man die Gräben, welche mit dem Mühlenbach und der alten Ems in Verbindung standen, überquert hatte. Schon im Jahre 1327 war Lingen eine Burg mit mehreren Burgmännern. Die bereits vorhandenen Befestigungen wurden 1516 von Bischof Erich von Münster ausgebaut, das Kastell verstärkt. 1607 flog das Kastell infolge einer Pulverexplosion in die Luft und wurde wieder aufgebaut. Burg und Festungsanlagen wurden 1636 auf Wunsch der Bürger geschleift, Tore noch im 19. Jhdt. vorhanden.

Von der Burg und der Burgpforte zog sich das Festungswerk kreisförmig bis nach der Löckenforte, von da nach der Möllenpforte, dort waren 2 Bollwerke, der Grüwel und der spanische Bock. Die Mauern bis zur Burgpforte waren an vielen Stellen durch Forts bewehrt. Möllen- und Burgtor waren mit Hameien (zwingerartige Vorbauten) versehen. 1611 wurden die Gatter vom Möllentor nach dem Löckentor verlegt, das Möllentor erhielt eine Zugbrücke. Die Hauptbefestigungsanlagen befanden sich zwischen der Burgpforte und dem Löckentor. Etwa in der Mitte zwischen beiden lag das Kastell, „ein proper fast huys" mit einem breiten, großen Wall und 4 Rondells, welche 2 Gräben umgaben. Der erste Graben lag zwischen dem Haupthause und dem Wall, der andere Graben außerhalb des Walles und der Rondells. Nach einem Stich von Merian hat das Haupthaus einen Staffelgiebel gehabt. Stadtbefestigung und Kastell waren von Wasser umgeben. Zugang von der Stadt zum Kastell durch 2 Brücken. Zum Teil durch holl. Festungsbaumeister gebaut. Nach der Schleifung der Wälle dehnte sich die Stadt darüber hinaus aus.

Gebäude

Die Siedlung lehnt sich an den Oberhof an, Pfarre 1250 erwähnt. Patron: Graf von Tecklenburg. Anfang des 14. Jhdts. Vikarie Beatae Mariae Virginis et beati Johannis Baptistae gegr. Vorher Vikarie ad St. Crucem. Vor 1456: zwei weitere Vikarien an der Pfarrkirche (St. Martini und St. Georgii). 1435 bestand bereits eine Burgkaplanei (Hl. Andreas). Es bestanden schon 1250 eine alte Kirche und daneben eine jüngere Pfarrkirche. Letztere stand an dem späteren Marktplatz, um die Mitte des 16. Jhdts. abgerissen. Auch die alte Kirche war um diese Zeit eingestürzt bis auf den Kirchturm, an den man Mitte des 16. Jh. einen Holzbau anbaute. Sie stand an der Stelle der späteren reform. Kirche. 1626 wurde der Holzbau des Chores in Stein ersetzt. 1606 der Grundstein zur sogt. italienischen Kirche gelegt. Sie sollte der vorwiegend aus Italienern bestehenden Besatzung als Garnisonkirche dienen. 1639 (nach Wiedereinnahme durch die Oranier) wurde die Garnisonkirche den reform. Predigern überwiesen, bis ihnen 1648 die kath. Pfarrkirche übergeben wurde. Die italienische Kirche stand nunmehr leer, da die Katholiken öffentlich keinen Gottesdienst halten durften. 1678 wegen Baufälligkeit abgerissen, an ihrer Stelle lateinische Schule erbaut. Die luth. Kirche 1737 errichtet. Die ehemals kath., jetzt reform. Kirche 1770-75 völlig umgestaltet. Die Katholiken bauten 1717 eine kleine Fachwerkkirche, die bis 1836 bestand. Die spätere kath. Kirche 1835-36 errichtet, 1905 mit einem Turm versehen und 1910 durch eine Chorapsis erweitert. Vor der Stadt „Kapelle ad Beatam Mariam Virginem“ neben dem Antonius-Gasthaus. Berühmt als Wallfahrtskapelle, Kapelle im 30jähr. Krieg zerstört. Das am Markte gelegene Rathaus war früher Wachthaus und wurde von der Stadt 1613 gekauft. Gegen 1672 wurde es neu aufgebaut und das Rathaus genannt. Es hat rechteckigen Grundriß. Die Front mit doppelarmiger Freitreppe hat einen Staffelgiebel als Bekrönung, darüber einen 8seitigen offenen Dachreiter. Der Giebel zeigt waagrechte Teilung durch feine Sandsteingesimse, Tür und Fenster sind rechteckig. Oberhalb der Tür im Giebelfeld ist das Wappen der Stadt eingelassen: ein von 2 Löwen gehaltener Schild mit 3 Türmen. Darüber eine 5zack. Krone. Die Fundamente des Rathauses reichen in ältere Bauperioden zurück. Das sogte. Amtshaus wurde 1682 erbaut, das Königliche Kollegienhaus (1739), das ökumenische Haus für die lateinische Schule 1680 auf dem Grunde der alten verfallenen italienischen Kirche aufgeführt, das Seminar 1684 an Stelle der Soldatenbaracken errichtet. Die in dem ersten Viertel des 19. Jh. gebauten Kasernen wurden 1854 zu einer Strafanstalt verwandt. 1940 Bau des Landratsamtes. Das Amtsgericht um 1950 war ehemals Besitz des Silvester Danckelmann, um 1646, 2geschossiger Bau auf rechteckigem Grundriß, dessen Sockel und architektonische Gliederung aus Sandstein bestehen. Die älteren Bürgerhäuser aus Fachwerk mit den Giebelfronten zur Straße. Keines älter als 1548 (Brand).

Brände, Hochwasser

Brände in der Stadt: 1548, 1607, 1863. Hochwasser 1946.

Zerstörungen im 2.Weltkrieg

7% der Wohnfläche zerstört. 104 Wohnhäuser, 1 Fabrik; alte Apotheke aus dem 17. Jhdt., Haus des Drosten von Haersolte aus dem 17. Jhdt., Petrisches Haus aus dem 18. Jhdt. Bürgerhaus; 18% der Gebäude beschädigt; 20% der zerstörten Häuser waren 1950 wieder aufgebaut. [2]

Bevölkerung

Herkunft

Um 1600 etwa 1.200 Einwohner, 1609: 120 Haushaltungen, 1723: 284 Häuser, 1799: 1.693 Einwohner. Die Mehrzahl zog aus den umliegenden Landgemeinden nach Lingen. An zweiter Stelle steht die Zuwanderung aus den Gebieten der Grafschaft Tecklenburg, an dritter Stelle die aus den Niederlanden. Nach dem Bürgerbuch erwarben von 1602 bis 1700 insgesamt 227 Männer und 217 Frauen das Bürgerrecht in Lingen. In der Zeit von 1700 bis 1809 (Ende des Bürgerbuchs) haben 343 Männer und 429 Frauen den Bürgereid abgelegt. Insgesamt haben also mehr Frauen als Männer das Bürgerrecht gewonnen. Die Zahl der mit Bürgerrecht Lebenden hat die der unter Einwohnerrecht Lebenden in Lingen stets übertroffen. Der Erwerb des Bürgerrechts war für Protestanten frei, während Katholiken Bürgergeld zu entrichten hatten. Katholiken konnten bis 1824 keine amtlichen Funktionen in der Stadt bekleiden. [3]

Seuchen

1605 Pest (mehr als die Hälfte der Bevölkerung). 1870 Ruhr und Pocken.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Bürgerbücher: 1602-1809, 1819-65.
  • Kirchenbücher: Ev.-luth. Gemeinde: Taufbücher: 1728 (Lücke 1806-13), Trauungen 1728, Begräbnisse 1739, Konfirmationen 1729 (Lücke 1730-38, 1740-80), Kommunionen 1771 (Lücke 1772-1875, 1917-34).
  • Strafgefängnis: Tote 1886-1917, Trauungen. Begräbnisse 1865-1926, Konfirmationen. 1865-1925, Kommunionen. 1876 (Lücke 1931-34).
  • Kirchenbücher: Ev.-luth. Garnisongemeinde: Taufen 1800-1902 (Lücke 1803, 04, 07-67), Trauungen: dto., Begräbnisse: dto., Konfirmationen: 1800-1902 (Lücke 1803-67).
  • Kirchenbücher: Kath. Kirche: Taufen 1616 (Lücken 1680-1703), Trauungen 1616, Begräbnisse 1616 (Lücken 1617-31 und 1646-69).
  • Kirchenbücher: Ref. Pfarre: Taufen 1661, Trauungen 1661, Begräbnisse 1678 (in den ältesten Registern Eintragungen für Ref. und Kath. zusammen).
  • Adressbuch 1877, 1879 für Stadt und Keis, 1938 nur Stadt.

Berühmte Personen

  • Eberhard von Danckelmann, * 1643 Lingen, t 1722, Erzieher Friedrichs I. von Preußen, Oberpräsident und Geheimer Rat.

Einwohnerzahlen

1803: 1.775 Einwohner (E.), 1816: 1.729 E., 1823: 1.829 E., 1830: 2.806 E., 1840: 2.842 E., 1850: 2.736 E., 1861: 4.293 E., 1871: 5.061 E., 1880: 5.826 E., 1890: 6.010 E., 1895: 6.733 E., 1905: 7.004 E., 1939: 14.168 E., 1947: 15.645 Einwohner.

Sprache

In der reformierten Kirche wurde lange in holländischer Sprache gepredigt. Lingen liegt im ganzen gesehen im westlichsten Teil des Niedersächsächsischen (vgl. Meppen); es hat aber in seine Mundart bezeichnende Einflüsse des Niederländischen über die Grafschaft Bentheim aufgenommen, die ihm eine gewisse Sonderstellung geben; diese stammen aus der Zeit, da die alte Grafschaft Lingen oranisch war. Um 1950 steht die Stadt nicht mehr so fest zur Mundart wie der zugehörige Kreis Lingen; die Mundart wurde zu der Zeit in Lingen als unfein und hinderlich angesehen. [4]

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1950: Die wirtschaftlichen Grundlagen für die Stadt Lingen liegen hauptsächlich im Handel (Holland, Ostfriesland, Bremen) und in der Schiffahrt. (Schneidergilde 1581 erwähnt, Schustergilde 1596 erwähnt, Bäckergilde 1597 erwähnt). Die Haupthandelsgüter waren vor dem Industriezeitalter die landwirtschaftlichen Produkte der Umgebung, Getreide (Ackerbau auf der Geest), Rinder und Pferde (Weidewirtschaft auf Marsch-, Moor- und Übergangsböden). Vor der Stadtwerdung berechtigt zu einem allgemeinen öffentlichen Markt (Freimarkt) und danach zu 2 Jahrmärkten (Walburgis und 11.000 Jungfrauen), 1573 noch 2 weitere, St. Gregorius und St. Viktor. Im 18. Jhdt. förderte die Regierung die Gründung der Textilindustrie mit allen Mitteln, doch wurde sie später von Nordhorn weit überflügelt. Industriegüter wurden vor allem verschifft.

Gerwerbe des 19. Jhdts

Stand 1950: Hauptindustriezweige sind 1950 Bundesbahnausbesserungswerk, Bekleidungswerkstätten, Weberei, Branntweinbrennerei, Bettfedernfabrik , Sägewerk. Seit der Erschließung des Emslandöles im großen nach 1945 Bau einer Großraffinerie in Lingen.

Verkehrseinrichtungen

Lingen war im Mittelalter Brückenort an einer wichtigen West-Ost-Handelsstraße von Holland nach Bremen, von der in Lingen eine Straße nach Münster abbog. Große Mengen Vieh wurden bei Lingen über die Ems nach Holland zur Weide getrieben. Fährbetrieb. Erste Holzbrücke 1825. Die Verkehrslage änderte sich zwar durch die Westverlagerung der Ems, Lingen blieb aber auch im Poststraßennetz des 18. Jh. ein Straßenknotenpunkt. Auf dem rechten Emsufer führte die Straße von Leer über Lingen nach Rheine, in Lingen zweigten die Straßen nach Oldenburg und Osnabrück ab.

Stand 1950: Im moderneren Straßensystem kreuzen sich in Lingen die Bundesstraßen 70 (Norddeich-Emden-Lingen-Rheine-Wesel), 213 (Delmenhorst - Cloppenburg - Lingen - Nordhorn - Hengelo) und 214 (Lingen - Nienburg - Celle - Braunschweig). Nach Südwesten führt eine Landstraße 1. Ordnung.

Stand 1950: Im Bahnnetz liegt Lingen an der 1856 erbauten Hauptstrecke, die von Norddeich über Münster ins rhein.-westf. Industriegebiet führt. Kleinbahn nach Quakenbrück. Lingen verlor durch die Westverlegung der Ems als Hafen zunächst an Bedeutung. Wegen der Versandung Bau eines Kanals Lingen-Meppen (1829). 1870 Ems-Vechte-Kanal (Anschluß an das holländische Wassernetz). Der Dortmund-Ems-Kanal wirkte belebend auf die Schiffahrt. 1950 hat Lingen 2 Häfen: den Alten Hafen (Stichhafen) mit Bahnanschluß an die Bundesbahn (umgeschlagene Güter 1950: Getreide, Mehl, Futtermittel, Holz, Kohlen, Torf, Baustoffe) und den Neuen Hafen (Parallelhafen), Bahnanschluß an den Kleinbahnhof Lingen (umgeschlagene Güter 1950: landwirtschaftl. Erzeugnisse, Kunstdünger, Grubenholz, Torf, Kohlen).

Umgebungsbedeutung

  • <1850 Lingen Hauptort der Niedergrafschaft Lingen
  • 1850-85 Amtsort des Amtes Lingen;
  • 1867 Hauptort des Kreises Lingen mit den Ämtern Lingen, Freren, Bentheim und Neuenhaus
  • 1885 Kreisstadt des Landkreises Lingen mit den Ämtern Lingen und Freren
  • Lingen war der Marktort des gesamten hannoverschen Emslandes. Zu seinem Einzugsbereich gehörte auch die Grafschaft Bentheim.
  • Um 1950 steht Lingen im Wettbewerb mit dem größeren Industrieort Nordhorn.

Verwaltung

Rat

Im 16. Jhdt. 4 Bürgermeister für 4 Jahre. Nach Ablauf der Amtszeit präsentierten die Bürgermeister dem Drosten 4 neue Kandidaten, von denen der Landesherr 2 auswählte, die ihrerseits wieder 2 Bürgermeister ernannten. Einer der Bürgermeister war der Vorsitzende, die 3 andern waren Beisitzer, daher häufig „der Bürgermeister und der Rat" genannt. Zuständig für Polizeisachen, bürgerliche Injurien, geringfügige Justizsachen. Zur Zeit der Erwerbung durch Preußen bestand der Magistrat aus 4 Bürgermeistern und 4 Ratsherren, die jedoch nur Worthalter der Bürgerschaft ohne Stimmrecht waren. Der Magistrat hatte nur die Vermögensverwaltung. Keine Kriminal- oder Zivilgerichtsbarkeit sowie Polizeigewalt.

1723 mit Einführung der Akzise Interimsreglement für die Stadt Lingen. Seit 1724 war der Magistrat erste Instanz in allen bürgerlichen Streitigkeiten (bis 1811), verwaltete das Kämmereiwesen unter Aufsicht der Kriegs- und Domänenkammer, hatte Polizeigewalt und Aufsicht über Handel und Gewerbe. Seit 1723 bestand die Stadtverwaltung aus 3 Bürgermeistern. Der erste führte den Titel Oberbürgermeister. Neben diesen standen 3 Ratsherren. 1824 wurde die Verwaltung des städtischen Vermögens und der städtischen Polizei einem unter der Landdrostei Osnabrück stehenden Magistrate übertragen, der aus 1 Bürgermeister und 2 Senatoren gebildet wurde (auf Lebenszeit) und dem für wichtige Angelegenheiten 8 Bürgerdeputierte (für 3 Jahre) beigegeben wurden.

Gericht

Wahrscheinlich ist das Stadt- und Landgericht Lingen durch Ausgliederung aus dem Gogericht Freren hervorgegangen.

Landesherrschaft

Landesherren

Lingen war Teil der Grafschaft Lingen. Unter Nikolaus IV. von Tecklenburg 1493 von Tecklenburg losgelöst. Nikolaus IV. nahm sie 1526 von dem Herzog Karl Egmond von Geldern zu Lehn. Der Erbe des kinderlos verstorbenen Herzogs war Kaiser Karl V., der Nikolaus IV. wegen Teilnahme am Schmalkaldischen Bunde das Lehen entzog und 1548 den Grafen Maximilian von Büren damit belehnte; nach dessen Tode verkaufte sie seine Tochter Anna 1551 an den Kaiser, der die Grafschaft seiner Schwester Maria, Oberstatthalterin der Niederlande, übertrug. König Philipp II. von Spanien erhielt sie 1555. 1578 kam sie als Lehen an Wilhelm I. von Oranien, 1605-33 wieder in spanischen Besitz, 1633 erneut unter die Herrschaft der ref. Oranier und 1648 im Westfälischen Frieden endgültig an diese.

Im Besitz des Fürstbistums Münster von 1672-74 (Bischofsjahre) kam Lingen durch Eroberung Bischofs Christoph Bernhard von Galen, und dann bis 1702 in die Hände der Oranier. Im gleichen Jahre durch Erbgang an Preußen.

Verwaltungseinbindung

Kriegswesen

Wehrhoheit

Die Wehrhoheit im Besitz des Landesherrn. Verteidigung der Stadt ursprünglich durch die Burgmannen, die durch Bürger verstärkt wurden. Später in der Zeit der Oranier und Spanier Besatzungen. Die Bürger waren aus militärischen Gründen in 13 Rotten eingeteilt. Diese Rotten entwickelten sich später zu städtischen Verwaltungsbezirken. Daneben gab es kein Aufgebot nach Zünften.

Schützengilden

Lingener Schützengilde geht bis ins 16. Jhdt. zurück. Älteste Schützenkette 1579.

Garnison

Freibataillon von Schack 1760-63. 1823 Teile des 2. Batl. des 8. Inf.-Rgt. 11. Linienbatl. 1833 bis 1837. 1935-45 Garnison.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen Lingen.png Beschreibung:

Wappen: Das Wappen der Stadt Lingen (Ems) zeigt unter einer fünfblättrigen Krone ein von zwei Löwen gehaltenes Wappenschild in Rot mit 3 nebeneinander schwebenden goldenen Zinnentürme mit stutzenförmigen Sockel, von denen der mittlere die seitlichen nach oben und unten überragt.

Siegel: Siegel (1511) : Ochsenkopf zu beiden Seiten von einer Hausmarke flankiert, 1549 etwas abgeändert. Siegel (ab 1613) : 3 gekrönte Türme.

Finanzwesen

Steuern

Akzise, Stadtpfanne für Brauerei, Stadtwaage, Wegegeld, Brüchten, Pachten von städtischen Grundstücken, aus der Fleischhalle, Durchgangszoll für Vieh und andere Lebensmittel. Seit 1724 Kompetenzgelder (d. s. Zuschüsse aus der Akzisekasse zu den städtischen Ausgaben). Rechnungslegung der Stadtverwaltung und Wahl der Bürgermeister bis zu Beginn des 19. Jhdts. immer am Tage Christi Himmelfahrt.

Stadtgebiet

  • 1938: 1070 ha.

Eingemeindungen

  • Altenlingen, Baccum, Biene, Bramsche-Wesel, Brockhausen, Bitebern, Clusorth-Bramhar, Darme, Estringen, Holthausen, Hüvede-Sommeringen, Laxten, Mundersum, Münnigburen, Ramsel, Schepsdorf, Wachendorf

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Lingen (13. Jh., nachweislich 1306), „Bürger Boeck beginnende 1602 weerinne alle naemene van de Lingse bürgers angeschreeven." 1602-1809, Perg. 98 S. (Niedersächs. Staatsarchiv Osnabrück, Dep. 29 Nr. 532).
  • Bürgerbuch der Stadt Lingen 1819-1885 mit 2 Duplikaten. Vorgedrucktes Formular ohne Seitenzählung. 995 Eintragungen. (Niedersächs. Staatsarchiv Osnabrück, Dep. 29, Nr. 533).
    • Veröffentlichung: Hermann Schröter, Das Bürgerbuch der Stadt Lingen 1602-1809. Lingen (Ems) 1953 (R. van Acken).

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Bibliografie-Suche

Fußnoten

  1. Quellen: Niedersächsisches Städtebuch. (Hrsg.) Erich Kaiser (1952)
  2. Literatur: B. Deermann, Ländl. Siedlungs-, Verfassungs-, Rechts- u. Wirtschaftsgesch. des Venkigaues und der späteren Niedergrafschaft Lingen.
  3. Literatur: H. Schröter, Das Bürgerbuch der Stadt Lingen (ungedruckt).
  4. A. Rakers: Die Mundarten der alten Grafschaft Bentheim (1944). A. Rakers: Auf dem westfäl. Mundartwege nach Holland durch die Grafschaft Bentheim (In: Westfäl. Forsch. 2, 1939, 188 ff.).

Archive und Bibliotheken

Archive

Stadtarchiv Lingen (Ems)

  • Leitung: 1996 Dr. Ludwig Remling
    • Baccumerstraße 22, 49808 Lingen (Ems), Ansprechpartner: Ulrich Brinker
    • Postfach: 2060 , 49803 Lingen (Ems), Tel. 0591 /9167111, Fax: 0591 /9167130
      • Arbeitsplätze: 5-10., Service-Angebote: Kopierer, Lesegerät, Steckdose
      • Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 8.30-12.30, Di, Mi 14-16, Do 14-18
        • Gesamtbestand: Laufzeit: 1449-1997; Umfang: 700 m, davon vor 1945: Urkunden: 32 Stk. (1449-1902), Akten: 150 m (1549-1945)
        • Sammlungen: Nachlässe: 10 m (19.-20. Jh.)
        • Flugblätter-Plakate: 300 Stk. (19.-20. Jh.)
        • Karten-Pläne-Risse: 100 Stk. (1568-1975)
        • Bilder-Fotos-Filme: 6.000 Stk. (19.-20.Jh.)
        • Zeitungen: 100 m (1834-1997)
        • Bibliothek: 1997 vorhanden 500-2.000 Bde.; davon vor 1900: 200 Bde.
          • Besonderes: J.G.Krünitz, Oeconomische Encyclopädie, 2.Aufl. Berlin 1782 Bd.1-93 (Aa - Mordbeil) kpl.
      • Depositum: im Stadtarchiv deponiert Ev.-ref. Bezirkskirchenverband VII und ev.-ref Gemeinde Lingen (14 m (1624-1967), Bürgersöhne-Aufzug zu Lingen (1 m /1786-1985)
  • Bestandsübersicht: Manuskript
  • Veröffentlichungen: Hillebrand (1981), S.109ff.; VdA (1995), S. 186
  • Publikationsreihen: Materialien (1988 -1996); Quellen und Forschungen (1996)

Weblinks

Offizielle Internetseiten

Genealogische Internetseiten

Heimatforschung im Lingener Land

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

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Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>LINGENJO32PM</gov>