Wasserwerk: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. März 2013, 13:06 Uhr

Die Lebensumstände im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. (Ackerbürger) im Deutschen Städtebuch ...

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Wirtschaft > Wasserwerk

Wasserversorgung

Öffentliche Wasserwerke sind Anlagen mit Wasserleitungen, welche der Versorgung von Ortschaften mit gutem, reinem Wasser dienen, welches aus größerer oder geringerer Entfernung zugeleitet werden muß.

Vorher Aquädukte

Derartige Anlagen wurden in großartigem Maßstabe schon von den Alten, namentlich von den Römern, ausgeführt (Aquädukte). Das Mittelalter ließ diese Anlagen verfallen und beschränkte sich in Städten auf die Brunnen innerhalb der Stadtmauern.

Nun Röhrensysteme

Während im Altertum nur gemauerte, gewöhnlich bedeckte Kanäle zur Leitung des Wassers benutzt wurden, setzte man seit den letzten Jahrzehnte des 19. Jhdts. fast ausschließlich Röhrensysteme ein und gewann dadurch die Möglichkeit, unter Anwendung von Druck, das Wasser, auch in die obern Stockwerke der Häuser zu führen.

Filterreinigung

Das zur Wasserversorgung der Städte in den Röhren fließende Wasser wird vorher durch gewöhnliche Filtration und anderweitiger Behandlung gereinigt. Es muß den Anforderungen entsprechen, die an gutes Trinkwasser gestellt werden.

Einsatz und Gewinnung

Ein großer Teil des Wassers wird zwar für Zwecke benutzt, für die auch minder reines Wasser genügt, doch eine Ausführung der Leitung für derartiges Nutz- oder Brauchwasser wurde von Beginn an vermieden.

Das Wasser wird seit dem 19. Jhdt. den Seen, Flüssen, Staubecken, Quellen etc. entnommen, indes ist man in um 1900 von der Benutzung des Oberflächenwassers vorwiegend zur Benutzung von Grundwasser übergegangen.

Öffentliche Überwachung

Das Reichsgesundheitsamt hat 1905 Grundsätze für Anlage und Betrieb von Wasserwerken zur Beschaffung eines hygienisch einwandfreien Wassers aufgestellt, die bei Überwachung der öffentlichen Wasserversorgungsanstalten als Richtschnur dienen sollen.

Zunehmende Einbindung der Städte

Seitdem man die hohe Bedeutung einer reichlichen Versorgung der Städte mit gutem Wasser für die Gesundheit und Lebenshaltung der Bewohner erkannt hat, sind viele Städte mit Wasserleitungen versehen und dabei Einrichtungen getroffen worden, die eine Steigerung des Wasserverbrauchs in allen Schichten der Bevölkerung bezweckten. Die zunehmende Bevölkerung der Städte, das Anwachsen der Industrie, Verfeinerungen in der Lebenshaltung etc. haben aber den Wasserbedarf in den letzten Jahrzehnten so enorm erhöht, daß es um 1905, zumal bei der steigenden Boden- und Flußverunreinigung, oft sehr schwer fällt, genügende Mengen brauchbaren Wassers, die für absehbare Zeit vor Verunreinigung gesichert sind, in nicht zu großer Entfernung von den Versorgungsstellen zu finden.

Schwankungen des Wasserverbrauchs

Der Wasserverbrauch zeigt ungemein starke Schwankungen. In 80 Städten (vorzugsweise deutschen, daneben österreichischen und schweizerischen) betrug der Hauswasserverbrauch für den Tag und Kopf 13.446 Liter, am häufigsten 4060 Lit., mehrfach 6.080, nicht allzuoft über 100 Liter. Dabei schwankt der Verbrauch nach Jahres- und Tageszeit und nach den Verhältnissen der Bevölkerung.

In Berlin betrug der Verbrauch für den Tag und Kopf

  • 1904. 82,1 Lit.,
  • 1905: 83,3 und
  • 1906: 85,12 Lit.

In Bezirken mit wohlhabender Bevölkerung beträgt der Verbrauch für den Kopf mehr als 20mal soviel wie in Bezirken mit armer Bevölkerung. Der größte Tagesbedarf beträgt etwa das 1,5fache des durchschnittlichen Tagesbedarfs und der größte Stundenbedarf 10 Prozent des letztern.

Wassergeld

Am größten ist der Wasserverbrauch dort, wo das Wasser in unbeschränkter Menge den Verbrauchern unentgeltlich verabfolgt wird, d. h. wo die Kosten desselben aus den gewöhnlichen städtischen Einnahmen gedeckt werden und keine besondere Wasserabgabe erhoben wird. Diese Fälle bilden die Ausnahme; wo eine Wasserabgabe erhoben wird, ist die Bezahlungsweise und ihre Höhe sehr verschieden. Es kommen vor:

  • Erhebung der Wasserabgabe in Form eines festen Zuschlags zur Gebäudesteuer,
  • Erhebung einer besondern Abgabe, bemessen nach dem Mietwert oder der Wohnungsgröße oder nach der Kopfzahl der Bewohnerschaft eines Hauses, endlich
  • lediglich nach der Höhe des Wasserverbrauchs mit steigender oder fallender Preisskala und ohne Rücksicht auf den Gebrauchszweck des Wassers.

Der geringste Wasserverbrauch tritt ein, wenn nach Verabfolgung eines gewissen »normalen« Bedarfs gegen normalen Einheitspreis ein etwaiger Mehrverbrauch nach progressiv steigenden Sätzen bezahlt werden muß.

Wasserverbrauch nach Zweck

Für unterschiedliche Verbrauchszwecke ergeben sich um 1905 folgende Wassermengen für den Tag und Kopf:

  • Trinkwasser und Küche 20 – 30 Liter
  • Hausreinigung (Wischen) und Wäsche 10 - 15 Liter
  • einmalige Klosettspülung 5 – 10 Liter
  • häusliches Wannenbad 350 Liter
  • häusliches Brausebad 20 - 30 Liter
  • einmalige Garten- u. Trottoirbesprengung für 1 qm 1,5 Liter
  • 1 Pferd oder 1 Stück Großvieh 50 Liter
  • 1 Stück Kleinvieh 8 – 12 Liter
  • 1 Schüler in Schulen 2 Liter
  • 1 Soldat in der Kaserne 20 Liter
  • 1 Person im Krankenhaus 50 – 300 Liter
  • 1 Person in Gasthöfen 100 – 150 Liter
  • 1 Wannenbad in Badeanstalten (Badehaus)
  • 100 kg Wäsche in Waschanstalten 400 Liter
  • öffentliche Pissoirs für 1 Stunde und Stand 100 – 200 Liter
  • öffentlicher Zapfbrunnen an einem Tag 3.000 Liter
  • Springbrunnen an einem Tag 10 – 400 Liter [1]

Wasserversorgung auf dem Lande

Eine öffentliche Wasserversorgung auf dem Lande erfolgte erst Schrittweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder mit dem Anschluß- und Benutzerzwang in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg in den bäuerlich geprägten Außenbezirken der Dörfer.

Fußnoten

  1. Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon. (1905-1909).

Literatur

  • Curtius: Über städtische Wasserbauten der Hellenen (Berl. 1847)
  • Sextus Frontinus: Schrift über die Wasserleitungen der Stadt Rom (deutsch von Dederich, Wesel 1841)
  • Bauer: Die Wasserwerke Roms im Anfange der Kaiserzeit (Berl. 1876)
  • Merckel: Die Ingenieurtechnik im Altertum (1899)
  • Lueger: Die Wasserversorgung der Städte (in »Der Städtische Tiefbau«, Bd. 2, Darmst. 1895)
  • Östen und Frühling: Wasserversorgung der Städte (im 3. Bd. des »Handbuches der Ingenieurwissenschaften«, 4. Aufl., Leipz. 1904)
  • Grahn: Die städtische Wasserversorgung im Deutschen Reich sowie in einigen Nachbarländern (Münch. 18981902, 2 Bde.)
  • Iben: Tabellarische Zusammenstellung der Abgabebestimmungen, Wasserpreise etc. für die Wasserversorgung von 137 Städten (das. 1895)
  • Riedler: Neuere Wasserwerkspumpmaschinen (Berl. 1900)
  • König: Anlage und Ausführung von Wasserleitungen und Wasserwerken (4. Aufl., Leipz. 1907)
  • Lange: Die Wasserversorgung der Gebäude (1902)
  • Macpherson: Waterworks distribution (2. Aufl., Lond. 1907)
  • Turneaure und Russell: Public water supplies (New York 1901)
  • Tudsbery und Brightmore: The principles of waterworks engineering (3. Aufl., Lond. 1905)
  • »Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung« (Münch., seit 1878)
  • »Der Hydrotekt« (Berl., seit 1902).