Deutsche Namenkunde (Kluge)/028: Unterschied zwischen den Versionen
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heiße <tt>Friedrich</tt> und schreibe mich <tt>Kluge</tt>. Der Familienname war in manchen Lebensverhältnissen eigentlich nur der Schreibname auf dem Papier, und der Taufname war in kleineren Verhältnissen der naturgemäße Rufname. So wird es wohl allgemein in Zeiten gewesen sein, als der Schulzwang noch nicht durchgeführt war. Das Leben der neuesten Zeit hat darin einen Wandel geschaffen: der Rufname tritt hinter den Familiennamen zurück, wenn er nicht zum Unterscheidungsmerkmal dient. Wir kennen von den Mitmenschen unseres Verkehrs im allgemeinen nur den Familiennamen. Nur im Haus herrscht der Rufnamen, z. B. dem Dienstpersonal gegenüber; das gilt auch von dem Personal der Gasthäuser: in solchen Bereichen kennen wir die Familiennamen oft jahrelang nicht. So gelangt man von der älteren Einnamigkeit über die herrschende Zweinamigkeit doch schließlich wieder zur Einnamigkeit zurück. | heiße <tt>Friedrich</tt> und schreibe mich <tt>Kluge</tt>. Der Familienname war in manchen Lebensverhältnissen eigentlich nur der Schreibname auf dem Papier, und der Taufname war in kleineren Verhältnissen der naturgemäße Rufname. So wird es wohl allgemein in Zeiten gewesen sein, als der Schulzwang noch nicht durchgeführt war. Das Leben der neuesten Zeit hat darin einen Wandel geschaffen: der Rufname tritt hinter den Familiennamen zurück, wenn er nicht zum Unterscheidungsmerkmal dient. Wir kennen von den Mitmenschen unseres Verkehrs im allgemeinen nur den Familiennamen. Nur im Haus herrscht der Rufnamen, z. B. dem Dienstpersonal gegenüber; das gilt auch von dem Personal der Gasthäuser: in solchen Bereichen kennen wir die Familiennamen oft jahrelang nicht. So gelangt man von der älteren Einnamigkeit über die herrschende Zweinamigkeit doch schließlich wieder zur Einnamigkeit zurück. | ||
{{NE}}5. Die ''weiblichen'' Taufnamen zeigen in der Hauptmasse eine auffällige Vorliebe für Endungs-<tt>a</tt>, das unserem Deutsch mit Ausnahme der Flußnamen wie <tt>Werra</tt> und <tt>Fulda</tt>, <tt>Schwarza</tt> und <tt>Golda</tt> ([[ | {{NE}}5. Die ''weiblichen'' Taufnamen zeigen in der Hauptmasse eine auffällige Vorliebe für Endungs-<tt>a</tt>, das unserem Deutsch mit Ausnahme der Flußnamen wie <tt>Werra</tt> und <tt>Fulda</tt>, <tt>Schwarza</tt> und <tt>Golda</tt> (<noinclude>[[../040|unten S. 40]]</noinclude><includeonly>[[#Seite 040|unten S. 40]]</includeonly>) sonst fremd ist: <tt>Alma</tt>, <tt>Anna</tt>, <tt>Augusta</tt>, <tt>Bertha</tt>, <tt>Dora</tt>, <tt>Ella</tt>, <tt>Emma</tt>, <tt>Erna</tt>, <tt>Flora</tt>, <tt>Frieda</tt>, <tt>Gerta</tt>, <tt>Hanna</tt>, <tt>Hertha</tt>, <tt>Hilda</tt>, <tt>Hulda</tt>, <tt>Ida</tt>, <tt>Johanna</tt>, <tt>Irma</tt>, <tt>Klara</tt>, <tt>Magdalena</tt>, <tt>Maria</tt>, <tt>Martha</tt>, <tt>Paula</tt>, <tt>Pia</tt>, <tt>Rosa</tt>, <tt>Stella</tt>. Ein deutscheres Aussehen bekommen jüngere Lautformen wie <tt>Auguste</tt>, <tt>Hanne</tt>, <tt>Lene</tt>, <tt>Marie</tt>. | ||
{{NE}}Von diesen Namen zeigen einige eine klare Abhängigkeit von männlichen Taufnamen: <tt>Johanna</tt> (<tt>Hanna</tt>) neben <tt>Johannes</tt>, <tt>Auguste</tt>, <tt>Augusta</tt> neben <tt>August</tt>, <tt>Paula</tt> neben <tt>Paul</tt>; so stehen auch <tt>Christiane</tt> neben <tt>Christian</tt>, <tt>Antonie</tt>, <tt>Emilie</tt>, <tt>Eugenie</tt> neben <tt>Anton</tt>, <tt>Emil</tt>, <tt>Eugen</tt>, <tt>Luise</tt> neben | {{NE}}Von diesen Namen zeigen einige eine klare Abhängigkeit von männlichen Taufnamen: <tt>Johanna</tt> (<tt>Hanna</tt>) neben <tt>Johannes</tt>, <tt>Auguste</tt>, <tt>Augusta</tt> neben <tt>August</tt>, <tt>Paula</tt> neben <tt>Paul</tt>; so stehen auch <tt>Christiane</tt> neben <tt>Christian</tt>, <tt>Antonie</tt>, <tt>Emilie</tt>, <tt>Eugenie</tt> neben <tt>Anton</tt>, <tt>Emil</tt>, <tt>Eugen</tt>, <tt>Luise</tt> neben |
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heiße Friedrich und schreibe mich Kluge. Der Familienname war in manchen Lebensverhältnissen eigentlich nur der Schreibname auf dem Papier, und der Taufname war in kleineren Verhältnissen der naturgemäße Rufname. So wird es wohl allgemein in Zeiten gewesen sein, als der Schulzwang noch nicht durchgeführt war. Das Leben der neuesten Zeit hat darin einen Wandel geschaffen: der Rufname tritt hinter den Familiennamen zurück, wenn er nicht zum Unterscheidungsmerkmal dient. Wir kennen von den Mitmenschen unseres Verkehrs im allgemeinen nur den Familiennamen. Nur im Haus herrscht der Rufnamen, z. B. dem Dienstpersonal gegenüber; das gilt auch von dem Personal der Gasthäuser: in solchen Bereichen kennen wir die Familiennamen oft jahrelang nicht. So gelangt man von der älteren Einnamigkeit über die herrschende Zweinamigkeit doch schließlich wieder zur Einnamigkeit zurück.
5. Die weiblichen Taufnamen zeigen in der Hauptmasse eine auffällige Vorliebe für Endungs-a, das unserem Deutsch mit Ausnahme der Flußnamen wie Werra und Fulda, Schwarza und Golda (unten S. 40) sonst fremd ist: Alma, Anna, Augusta, Bertha, Dora, Ella, Emma, Erna, Flora, Frieda, Gerta, Hanna, Hertha, Hilda, Hulda, Ida, Johanna, Irma, Klara, Magdalena, Maria, Martha, Paula, Pia, Rosa, Stella. Ein deutscheres Aussehen bekommen jüngere Lautformen wie Auguste, Hanne, Lene, Marie.
Von diesen Namen zeigen einige eine klare Abhängigkeit von männlichen Taufnamen: Johanna (Hanna) neben Johannes, Auguste, Augusta neben August, Paula neben Paul; so stehen auch Christiane neben Christian, Antonie, Emilie, Eugenie neben Anton, Emil, Eugen, Luise neben