Moltrecht (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen
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Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Name Moltrecht im Jahre 1486 im Bistum Brandenburg. Peter Moltrecht war damals [http://de.wikipedia.org/wiki/Propst Propst] im [http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Sankt-Maria-auf-dem-Georgenberg Kloster Sankt-Maria-auf-dem-Georgenberg] in Plötzky, einem Zisterzienserinnenkloster. | Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Name Moltrecht im Jahre 1486 im Bistum Brandenburg. Peter Moltrecht war damals [http://de.wikipedia.org/wiki/Propst Propst] im [http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Sankt-Maria-auf-dem-Georgenberg Kloster Sankt-Maria-auf-dem-Georgenberg] in Plötzky, einem Zisterzienserinnenkloster. Zuvor war er Pfarrer in der Gemeinde Moritz. | ||
Im 17. Jahrhundert waren die Moltrechts einflussreiche und wohlhabende Bürger in Magdeburg. Der Großgrundbesitzer Joachim Moltrecht bekam am 03.09.1642 die Bürgerrechte der Stadt Magdeburg verliehen. | Im 17. Jahrhundert waren die Moltrechts einflussreiche und wohlhabende Bürger in Magdeburg. Der Großgrundbesitzer Joachim Moltrecht bekam am 03.09.1642 die Bürgerrechte der Stadt Magdeburg verliehen. |
Version vom 21. Dezember 2011, 18:19 Uhr
Moltrecht ist der Name einer alten deutschen Familie. Ursprung der Familie ist die Region um Magdeburg im 15. Jahrhundert.
Herkunft
Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Name Moltrecht im Jahre 1486 im Bistum Brandenburg. Peter Moltrecht war damals Propst im Kloster Sankt-Maria-auf-dem-Georgenberg in Plötzky, einem Zisterzienserinnenkloster. Zuvor war er Pfarrer in der Gemeinde Moritz.
Im 17. Jahrhundert waren die Moltrechts einflussreiche und wohlhabende Bürger in Magdeburg. Der Großgrundbesitzer Joachim Moltrecht bekam am 03.09.1642 die Bürgerrechte der Stadt Magdeburg verliehen.
Das Bürgerrecht war zur damaligen Zeit ein Privileg und in etwa mit dem niederen Adel vergleichbar. Bürger konnte nur werden, wer Hausbesitz und Eigentum in der Stadt nachwies, Steuern und Abgaben zahlte sowie Wehrdienst zur Verteidigung der Stadt leistete.
Joachim Moltrecht war Eigentümer mehrerer Häuser, Brau- und Backstuben. Zudem war er Bäckermeister und Angehöriger der Brauer- und Bäckerinnung zu Magdeburg. Er war zweimal verheiratet und hatte 4 Söhne und 4 Töchter. Seine Söhne waren ebenfalls Bürger und Angehörige der Brauer- und Bäckerinnung zu Magdeburg. Am 17.02.1678 wurde Joachim Moltrecht in der St. Johannis Gemeinde in Magdeburg beigesetzt.
Sein Sohn, Johann Hans Moltrecht, heiratete am 07.10.1665 Catharina Elisabetha von Hagen. Ihr Vater war Frantz von Hagen, Amtssekretär der Domvogtei Magdeburg und Notarius Publici.
Magdeburg um 1640
Wappen
Blasonierung: In Gold zwischen einem mit drei silbernen facettiert geschliffenen Edelsteinen belegten roten Schildhaupt und einem mit sieben natürlichen Flämmchen besteckten roten Gitter im Schildfuß eine liegende rote Getreideähre. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein trapezförmiges, mit sechs (3,2,1) silbernen Edelsteinen belegtes Schirmbrett mit bogigen Kanten.
(Eingetragen in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle unter Nr. 83328) [1]
Führungsberechtigt sind die ehelichen Nachkommen von Johann Gottfried Moltrecht (1763-1847). Er war Musketier im Altpreußischen Infanterie-Regiment 46 und Gutspächter in Brandenburg.
Bekannte Namensträger
Andreas Moltrecht, Gelehrter, Buchdrucker und Verleger in Helmstedt um 1660. Er druckte u.a. Bücher über Wissenschaft, Politik, Astronomie, Astrologie und Anthologie.
Johann Heinrich Moltrecht, geb. 1723 in Magdeburg, Offizier in der Kolonialarmee Niederländisch-Ostindiens, Oberster Richter von Batavia, Ratsmitglied der obersten Regierung von Niederländisch-Ostindien in Batavia (siehe unten).
Hannibal Moltrecht, 1812-1882, Hamburger Maschinenbauer und Unternehmer. Er entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie aus Dresden. Der „Moltrechtweg“ in Hamburg-Fuhlsbüttel wurde nach ihm benannt (siehe unten).
Karl Moltrecht, 1860-1919, deutsch-baltischer Theologe, Propst von Pilten im Kurland/Lettland. Er wurde am 20.01.1919 während des russischen Bürgerkrieges von den Bolschewisten im Gefängnis von Tuckum hingerichtet und gehört zu den sogenannten "Märtyrern der Revolution" (siehe 'Baltisches Märtyrerbuch' von D. Oskar Schabert).
Dr. Arnold Christian Alexander Moltrecht, 1873-1952, deutsch-baltischer Arzt und Entomologe. Er entdeckte mehrere Tierarten, einige wurden nach ihm benannt (siehe unten).
Dr. Horst Werner Friedrich Moltrecht, 1923-2006, Ministerialdirektor im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York und bei der Welternährungsorganisation in Rom.
Hans Moltrecht, geb. 1928, persönlicher Referent von Karl Schiller (Bundesminister für Wirtschaft von 1966 bis 1972).
Sonstige Personen
Heinrich Robert Moltrecht, † 1854, Postmeister zu Leipzig, Besitzer des Ritter- und Stadtgutes Mölkau.
Friedrich Wilhelm Moltrecht, 1877-1955, Rittmeister der Kavallerie, Landesältester des Landkreises Lüben/Schlesien, Besitzer des Schlosses und Rittergutes Groß Krichen in Schlesien, Vorstandsmitglied der Lübener Zuckerfabrik.
Karl Hans Moltrecht, geb. 1920 in Berlin, Maschinenbauingenieur, Dozent an der Ohio State Universität, Autor mehrerer Bücher über Maschinentechnik. Ihm wurde 1983 von der Ohio State Universität der Charles-Ellison-McQuigg-Preis verliehen.
Johann Heinrich Moltrecht
Johann Heinrich Moltrecht wurde 1723 in Magdeburg geboren. Im Jahr 1746 segelte er im Dienste der Niederländisch-Ostindischen Handelskompanie an Bord des Schiffes „Sijbekarspel“ nach Batavia, der Hauptstadt Niederländisch-Ostindiens, heute Jakarta, Hauptstadt von Indonesien. Am 5. Juli 1746 stach das Schiff unter dem Kommando von Kapitän Erasmus Mulder von Texel aus in See. Vom 27. August bis zum 03. September machte das Schiff in Santiago auf den Kapverden einen Zwischenstopp. Danach segelte es ums Kap der Guten Hoffnung und erreichte am 19. Mai 1747 Batavia.
Das Schiff Sijbekarspel
Die Niederländisch-Ostindische Handelskompanie war eine der größten Handelsunternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts mit Hoheitsrechten (Kriegsführung, Festungsbau, Landerwerb) und Handelsmonopolen des niederländischen Staates.
Johann Heinrich Moltrecht (niederländisch Jan Hendrik Moltrecht genannt) war in Batavia zunächst Offizier in der Kolonialarmee und wurde später Richter sowie Ratsherr der Hohen Regierung von Niederländisch-Ostindien in Batavia. Der Hohen Regierung gehörten die ranghöchsten Vertreter des kaufmännischen Personals, des Militärs und der Rechtsprechung in Asien an.
Batavia im Jahr 1780
Sein Sohn Carl Frederick Moltrecht war auf Ceylon, der zweitwichtigsten niederländischen Kolonie in Asien nach Batavia, Repräsentant der Niederländisch-Ostindischen Handelskompanie und der niederländischen Regierung. Er spielte 1796 als eines der Regierungsmitglieder Ceylons eine wichtige Rolle in den Verhandlungen mit den Briten, nachdem denen die niederländischen Kolonien als Folge der Kriegsniederlagen zugesprochen wurden.
Nach der Kolonialisierung Ceylons durch die Briten wurde der Name Moltrecht anglisiert und lautet seitdem Moldrich. Die Nachkommen von Johann Heinrich Moltrecht leben heute unter dem Namen Moldrich in Australien.
Familie Moltrecht und Kaiser Napoleon
Im Jahr 1813 informierte der Leipziger Kaufmann Moltrecht einen Handelspartner aus Frankfurt am Main in einem Brief über die Niederlagen der französischen Truppen. Dieser Brief wurde jedoch abgefangen und der Kaufmann Moltrecht auf direkten Befehl Napoleons verhaftet und wegen Verrates am Kaiser vors Kriegsgericht gestellt. Bevor es zu einem Urteil kam wurde Leipzig von preußischen Truppen befreit und der Kaufmann Moltrecht entging so knapp dem Todesurteil. Viele Zeitungen berichteten damals über diese "Heldentat", u.a. die Augsburger Allgemeine Zeitung am 31.10.1813. Handlungen gegen Napoleon waren sehr gefährlich und wurden gnadenlos mit dem Tode bestraft.
Diese Lithographie aus dem Jahre 1838 von P. Degobert trägt den Titel "La Famille Moltrecht implora la Générosité de Napoleon" (Familie Moltrecht erbittet Napoleons Gnade) und stellt sozusagen die gesamte Geschichte dar.
Hannibal Moltrecht
Hannibal Moltrecht (1812-1882), geboren in Leipzig und aufgewachsen in Hamburg, war Mechaniker, Maschinenbauer und Unternehmer. Sein Schwiegervater war der bekannte Unternehmer und Konstrukteur Johann Georg Repsold.
Hannibal Moltrecht erwarb im Unternehmen seines Schwiegervaters (A. Repsold & Söhne, einem weltweit führenden Unternehmen in der Herstellung von Fernrohren) erste Kenntnisse als Mechaniker. Später war er Schüler und langjähriger Mitarbeiter von Carl August von Steinheil, einem bekannten deutschen Physiker, Optiker, Astronom und Unternehmer. Dort war er seit 1837 an den Arbeiten für den Telegraphen nach Bogenhausen beteiligt, sowie an vielen anderen Konstruktionen.
1841 gründete er in Hamburg mit seinem Geschäftspartner Alexander Ruete die Maschinenfabrik und Kesselschmiede "Moltrecht & Ruete", deren Alleininhaber er 1854 wurde. Hannibal Moltrecht war auf vielen Gebieten Pionier und Vorreiter. So baute er 1843 einen ersten Eisenbahntelegraphen für die Eisenbahnstrecke zwischen Aachen und Ronheide. Hannibal Moltrecht war außerdem Spritzenmeister der Hamburger Feuerwehr. 1865 baute er die erste deutsche Dampffeuerspritze, welche er an die Hamburger Feuerwehr lieferte. Ihm zu Ehren wurde eine Straße benannt, der "Moltrechtweg" in Hamburg-Fuhlsbüttel.
Bild einer Dampffeuerspritze
Dr. Arnold Christian Alexander Moltrecht
Dr. Arnold Christian Alexander Moltrecht (* 27.8.1873 St. Matthiae, Lettland, † 13.2.1952 Bayreuth) war ein deutsch-baltischer Arzt und Entomologe. Er war viele Jahre in Asien tätig und erforschte dort viele Tierarten. Er entdeckte auch viele neue Tierarten, welche nach ihm benannt wurden. Dazu zählen „Moltrechts Grüner Baumfrosch“ (Moltrechts Green Tree Frog, lat. Rhacophorus moltrechti), der Fisch „Moltrechts Minnow“ (Pararasbora moltrechti), die Schmetterlinge „Apocolotois arnoldiaria“, „Catocala moltrechti“, „Amblychia moltrechti“, „Limenitis moltrechti“, „Tristeirometa decussata moltrechti“ und der Käfer „Megodontus veitinghoffi moltrechti“.
In Taiwan erschien diese Briefmarke mit einer Abbildung von Moltrechts Green Tree Frog.
Namensbedeutung
Dem Familiennamen Moltrecht liegt mittelniederdeutsch Molt (Malz) zugrunde. Er zählt vermutlich zu der Gruppe der Berufsnamen aus dem Brauhandwerk (Molter = Mälzer). Zur damaligen Zeit, als die Familiennamen entstanden sind, rief man Handwerker nicht immer mit ihren Berufsnamen, sondern teilweise auch nach ihrem Werkzeug, ihrem Erzeugnis, ihrem Arbeitsplatz oder anderen berufstypischen Auffälligkeiten. Bei dem Namen Moltrecht handelt es sich möglicherweise um einen Appellativ, also einen Spitznamen in Ausrufeform. „Moltrecht“ könnte also auf neuhochdeutsch soviel bedeuten wie „malze recht“. Für den Berufsnamen Molter, aus dem der Name Moltrecht möglicherweise entstanden ist, findet sich als frühes urkundliches Beispiel 'Bertoldus dictus Moltere' (Bertold genannt Molter) um 1300 zu Hamburg.
Geographische Verteilung
Relativ | Absolut |
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Literaturhinweise
- Volltextsuche nach Moltrecht in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
- Arbeitsgemeinschaft Genealogie Magdeburg 'Familienforschung Heute Heft 15'
- Allgemeine Deutsche Wappenrolle Band VIII
- 'Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg: Das Bistum Brandenburg' von Fritz Buenger
- Historische Nachrichten der Brau- und Bäckerinnung Magdeburg
- Magdeburger Bürgerrolle
Weblinks
Buchdrucke von Andreas Moltrecht [2]
Die elektronische Wappenrolle des Wappen-Herold [3]
Genealogie der Familie Moldrich von Ceylon [4]
Moltrecht's Green Tree Frog, benannt nach Dr. Arnold Moltrecht [5][6]
Moltrecht's Minnow, benannt nach Dr. Arnold Moltrecht [7]