Stiftung Stoye/Band 41/013: Unterschied zwischen den Versionen

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OCR-Text=Ein Blick in die Siedlungsgeschichte der Altenburger Vorstädte
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Nach der neuen Stadtordnung von 1831 lag die Verwaltung der Stadt in den Händen des
gezahlt [1 ß = 1 Schock = 60 Silbergroschen (gr)]. Das ist genauso viel wie in dem Dorf
Stadtrates und des Bürgervorstandes. Der Stadtrat bestand aus 25 teils hauptamtlichen,
Langenleuba mit nicht unerheblichem Viehbestand. Diese steuerlichen Erhebungen erfolgten im Weichbild der Stadt. Der 30-jährige Krieg führte zu einer nachhaltigen Zerrüttung
teils ehrenamtlichen Bürgern, dem Oberbürgermeister, dem Stadthauptmann, dem Syndikus, dem Bauverwalter, 5 Ratsbeisitzern, dem Stadtkämmerer, 12 Bezirksvorstehern, dem
der städtischen und landesherrschaftlichen Finanzen. Die Einnahmen von Gerichtskosten,
Rechtsassistenten, einem Ratskopisten und einem Polizeiexpedienten.
Gebühren für Amtshandlungen und Strafgelder waren eine ständig sprudelnde Quelle für
Den Bürgervorstand bildeten 32 Stadtverordnete, von denen mindestens 15 Gewerbetreibende sein mussten. Durch die Eingemeindung erhöhte sich zwar die Stadtfläche, die
die leeren Kassen. Beide Ämter waren Gerichtsbehörden und es ist deshalb verständlich,
Straßenzahl, die Häuserzahl und die Einwohnerzahl der Stadt, doch es setzte noch keine
dass jeder Versuch, Amtshandlungen im Bereich des anderen auszuüben, scharf zurückgewiesen werden musste.
flächenhafte bauliche Erweiterung der Siedlungsfläche ein. In der Altstadt bauten die
Eine genaue Beschreibung des städtischen Weichbildes finden wir bereits im Kurfürstlichen Beleg von 1509: »Am teiche aber zwischen den teiche undt den gärten, die da der
Bürger zunächst noch in die Höfe oder stockten auf, um neuen Wohnraum zu erhalten.
stadt zur lehen rähren ... bis an den kleinen anger ... in den geßchen aber an ende in Kröbers garten, da stehet ein Lachstein.« Von dort führt die Grenze über zwei weitere Steine »bis über den weg an Cosmaer steige« und weiter zum »alten gerichte«, wo ein Stein
Doch die Bevölkerungszahl wuchs zu schnell, als dass durch solche Baumaßnahmen der
»leidt« (liegt, ist umgefallen). Weiter verläuft die Grenze durch Gärten, über die Geraer
Bedarf nach neuem Wohnraum gedeckt werden konnte.
Straße und den Dreschaer Weg zum Spitalfeld (heute Friedhof), wo ein weiterer Stein
Das neue Stadtgebiet verzeichnete folgende Bevölkerungsentwicklung:
steht. Quer über den Stadtgraben (am Grüntaler Weg) steht ein 1661 erneuerter und heute
Jahr
noch erhaltener Stein. Von dort verläuft die Grenze zum »Höffelt« am Molbitzer Weg,
wo der nächste Stein und weitere beim Deutschherren genannt werden. Entlang des Stadtgrabens bis zur Glockengasse und abwärts durch diese verläuft die Weichbildgrenze. »An
der bach hienen bis an die oelmuhl und durch M.F.G. und herrn garten an den muhlgraben bis ans burgtohr an der bach hinauf bis an der tuchmacher ferbehaus«. 1667 geht
der Rat der Stadt Altenburg endgültig als Sieger aus den jahrzehntelangen Streitigkeiten hervor.
Zur Ermittlung der Anzahl der Haushalte und der Bevölkerungszahl in Altenburg, einschließlich der Vorstädte, können wir auf die bereits erwähnte Volkszählung 1733 zurückgreifen.
Für Pauritz können wir beispielsweise folgenden Entwicklungsstand für 1733 feststellen:
Oberpauritz
Haushalte
Einwohner
Einwohner


1842
Unterpauritz
15 241


1853
Gesamt
16 184


1864
56
17 966
196


1871
61
19 960
242


Als erstes wurde an eine Bebauung des Terrains hinter dem Pohlhof und an eine Bebauung
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zwischen der Schmöllnschen- und Johannisvorstadt gedacht. Diese neue Entwicklungsphase der städtebaulichen Entwicklung von Altenburg setzte ab 1860/65 ein. In dieser
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Phase von 1860 bis 1920 entstanden folgende neue Siedlungsräume:
 
1. Altenburg West zwischen Großem Teich und Friedhof
Ein weitere stadtgeschichtliche Quelle zur Entwicklung der Anzahl der Haushalte und der
2. Altenburg Nord (Pohlhofsfelder und Umgebung)
Einwohnerzahl ist eine Häuserliste einschließlich der Vorstädte au dem Jahre 1814 (Stadtarchiv Altenburg XI A 9 Nr. 10), welche einer weiteren Auswertung bedarf.
3. Die »Untere Stadt« (vom Pauritzer Teich bis zum Bahnhof)
Zur Ermittlung der Hausbesitzerfolgen nutzte Ruhland das sogenannte Alte Grundbuch,
4. Das Nordostviertel (nordöstlich des Bahnhofsgeländes)
welches etwa bis 1720 zurückreicht. Eine weitere wesentliche Quelle war die »MeynerHandschrift«, eine Akte über Hausbesitzer der Vorstädte aus der Zeit zwischen 1780 bis
5. Die »Neue Welt« (zwischen Bahngelände und Kotteritzer Straße)
1830 mit Hinweisen zu den Signaturen der Kaufverträge. Sie hat Anschluss an das Alte
6. Die Paditzer Vorstadt (zwischen Kotteritzer und Zwickauer Straße)
Grundbuch sowie an die jüngeren Bezirkslisten von 1840 bis 1871, die sich im Stadtarchiv befinden. Eine weitere Quelle war das 1773 eingeführte Brandkataster.
Durch die entstehenden Neubauten war eine Neunummerierung der Häuser erforderlich,
1814 existierten außerhalb des Mauerringes die Rats- und Amtsvorstädte. Diese Vorstädte waren bis zu ihrer Eingliederung 1831 selbstständige Randgemeinden unter verschiedenen Rechtsverhältnissen.
es wurden die Hausnummern eingeführt, wie wir sie auch in unseren Häuserbuch finden.
 
Im Jahre 1871 wurden bei einer Zählung ermittelt:
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35 1/2 Straßen, Gassen und Plätze innerhalb der Stadtmauer und
69 1/2 Straßen und Plätze außerhalb des Mauerringes.
Dabei wurde die Friedrichstraße (Straße IV 9 im Häuserbuch Teil I ) sowohl zur Hälfte
.
innerhalb wie auch außerhalb gezählt. Diese Zählung entspricht damit weitgehend auch
der Einteilung des Altenburger Häuserbuches von Ruhland in Teil I ( 35 Gassen und
Plätze) und Teil II (67 Straßen Gassen und Plätze). Der Unterschied liegt darin, dass Ruhland seine Untersuchungen 1865 abgeschlossen hat.
Bei Ruhland sind u. a. folgende Straßen mit einem relativ späten Baubeginn dokumentiert:
IV.47 Bernhardstraße, Bau 1864–1866
IV.58 Hohe Straße, Bau 1866
IV.73 Lindenaustraße, Bau 1864–1866
IV.74 Lingkestraße, Bau 1865–1866
IV.99 Zeitzer Straße 1864–1865
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Ein Blick in die Siedlungsgeschichte der Altenburger Vorstädte

gezahlt [1 ß = 1 Schock = 60 Silbergroschen (gr)]. Das ist genauso viel wie in dem Dorf Langenleuba mit nicht unerheblichem Viehbestand. Diese steuerlichen Erhebungen erfolgten im Weichbild der Stadt. Der 30-jährige Krieg führte zu einer nachhaltigen Zerrüttung der städtischen und landesherrschaftlichen Finanzen. Die Einnahmen von Gerichtskosten, Gebühren für Amtshandlungen und Strafgelder waren eine ständig sprudelnde Quelle für die leeren Kassen. Beide Ämter waren Gerichtsbehörden und es ist deshalb verständlich, dass jeder Versuch, Amtshandlungen im Bereich des anderen auszuüben, scharf zurückgewiesen werden musste. Eine genaue Beschreibung des städtischen Weichbildes finden wir bereits im Kurfürstlichen Beleg von 1509: »Am teiche aber zwischen den teiche undt den gärten, die da der stadt zur lehen rähren ... bis an den kleinen anger ... in den geßchen aber an ende in Kröbers garten, da stehet ein Lachstein.« Von dort führt die Grenze über zwei weitere Steine »bis über den weg an Cosmaer steige« und weiter zum »alten gerichte«, wo ein Stein »leidt« (liegt, ist umgefallen). Weiter verläuft die Grenze durch Gärten, über die Geraer Straße und den Dreschaer Weg zum Spitalfeld (heute Friedhof), wo ein weiterer Stein steht. Quer über den Stadtgraben (am Grüntaler Weg) steht ein 1661 erneuerter und heute noch erhaltener Stein. Von dort verläuft die Grenze zum »Höffelt« am Molbitzer Weg, wo der nächste Stein und weitere beim Deutschherren genannt werden. Entlang des Stadtgrabens bis zur Glockengasse und abwärts durch diese verläuft die Weichbildgrenze. »An der bach hienen bis an die oelmuhl und durch M.F.G. und herrn garten an den muhlgraben bis ans burgtohr an der bach hinauf bis an der tuchmacher ferbehaus«. 1667 geht der Rat der Stadt Altenburg endgültig als Sieger aus den jahrzehntelangen Streitigkeiten hervor. Zur Ermittlung der Anzahl der Haushalte und der Bevölkerungszahl in Altenburg, einschließlich der Vorstädte, können wir auf die bereits erwähnte Volkszählung 1733 zurückgreifen. Für Pauritz können wir beispielsweise folgenden Entwicklungsstand für 1733 feststellen: Oberpauritz Haushalte Einwohner

Unterpauritz

Gesamt

56 196

61 242

117 438

Ein weitere stadtgeschichtliche Quelle zur Entwicklung der Anzahl der Haushalte und der Einwohnerzahl ist eine Häuserliste einschließlich der Vorstädte au dem Jahre 1814 (Stadtarchiv Altenburg XI A 9 Nr. 10), welche einer weiteren Auswertung bedarf. Zur Ermittlung der Hausbesitzerfolgen nutzte Ruhland das sogenannte Alte Grundbuch, welches etwa bis 1720 zurückreicht. Eine weitere wesentliche Quelle war die »MeynerHandschrift«, eine Akte über Hausbesitzer der Vorstädte aus der Zeit zwischen 1780 bis 1830 mit Hinweisen zu den Signaturen der Kaufverträge. Sie hat Anschluss an das Alte Grundbuch sowie an die jüngeren Bezirkslisten von 1840 bis 1871, die sich im Stadtarchiv befinden. Eine weitere Quelle war das 1773 eingeführte Brandkataster. 1814 existierten außerhalb des Mauerringes die Rats- und Amtsvorstädte. Diese Vorstädte waren bis zu ihrer Eingliederung 1831 selbstständige Randgemeinden unter verschiedenen Rechtsverhältnissen.

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