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OCR-Text=Ein Blick in die Siedlungsgeschichte der Altenburger Vorstädte
OCR-Text=II. Ein Blick in die Siedlungsgeschichte
 
der Altenburger Vorstädte
gezahlt [1 ß = 1 Schock = 60 Silbergroschen (gr)]. Das ist genauso viel wie in dem Dorf
Allgemein geht man davon aus, dass Vorstädte so alt wie die Städte selber sind und teilweise schon bestanden, als die Städte noch gar nicht existierten. In unserem Falle trifft das
Langenleuba mit nicht unerheblichem Viehbestand. Diese steuerlichen Erhebungen erfolgten im Weichbild der Stadt. Der 30-jährige Krieg führte zu einer nachhaltigen Zerrüttung
voll und ganz auf Pauritz zu. Schon zur Zeit der Sorben war der Felsenberg, auf welchem
der städtischen und landesherrschaftlichen Finanzen. Die Einnahmen von Gerichtskosten,
jetzt das Schloss steht, befestigt. Von den eingewanderten Deutschen wurde diese von ihnen vorgefundene Befestigung die »alte Burg« genannt. Am nördlichen Fuße des Burgberges befand sich die sorbische Dorfgründung, Podgodici, später Puwertiz und heute Pauritz genannt. Ihre Gründung erfolgte schon lange vor der Anlage der Stadt Altenburg. Auf
Gebühren für Amtshandlungen und Strafgelder waren eine ständig sprudelnde Quelle für
der südöstlichen Seite des Burgberges siedelten sich Deutsche an, die ihren Wohnsitz
die leeren Kassen. Beide Ämter waren Gerichtsbehörden und es ist deshalb verständlich,
Nashausen, später Naschhausen nannten. Der Name bedeutet Häuser am Wasser.
dass jeder Versuch, Amtshandlungen im Bereich des anderen auszuüben, scharf zurückgewiesen werden musste.
Zum Ende des 15. Jahrhunderts existierten vor den fünf Stadttoren insgesamt neun
Eine genaue Beschreibung des städtischen Weichbildes finden wir bereits im Kurfürstlichen Beleg von 1509: »Am teiche aber zwischen den teiche undt den gärten, die da der
vorstädtische Siedlungskomplexe. Dazu gehören die genannten Vorstädte Pauritz und
stadt zur lehen rähren ... bis an den kleinen anger ... in den geßchen aber an ende in Kröbers garten, da stehet ein Lachstein.« Von dort führt die Grenze über zwei weitere Steine »bis über den weg an Cosmaer steige« und weiter zum »alten gerichte«, wo ein Stein
Naschhausen, im Süden die Teichvorstadt, im Südwesten die Schmöllnsche Vorstadt,
»leidt« (liegt, ist umgefallen). Weiter verläuft die Grenze durch Gärten, über die Geraer
im Nordwesten die Johannisvorstadt sowie die folgenden Siedlungen: Unter dem Berg,
Straße und den Dreschaer Weg zum Spitalfeld (heute Friedhof), wo ein weiterer Stein
die dem Augustiner-Chorherrenstift »Unserer Lieben Frauen St. Marien« vorgelagerte
steht. Quer über den Stadtgraben (am Grüntaler Weg) steht ein 1661 erneuerter und heute
Siedlung. Südlich dieser Siedlung, zwischen dem kleinen Teich und der Stadtmauer, lag
noch erhaltener Stein. Von dort verläuft die Grenze zum »Höffelt« am Molbitzer Weg,
der Weidicht mit zwei Zunftgebäuden, dem Schuster-Gerber-Haus und dem TuchmacherFärber-Haus. Der Entenplan befand sich zwischen Burgberg, Oberpauritz und der Stadtmauer. Diese Siedlung hatte mit einem Kärrner, einem Zimmermann und einem Panzermacher einen gewerblichen Charakter. Südlich davon lag der Steg, dessen Bewohner ausschließlich mit dem St. Georgen-Stift, dem Schloss bzw. dem Amt oder den Kirchen St.
wo der nächste Stein und weitere beim Deutschherren genannt werden. Entlang des Stadtgrabens bis zur Glockengasse und abwärts durch diese verläuft die Weichbildgrenze. »An
Bartholomai, St. Georg und St. Martin in Verbindung standen.
der bach hienen bis an die oelmuhl und durch M.F.G. und herrn garten an den muhlgraben bis ans burgtohr an der bach hinauf bis an der tuchmacher ferbehaus«. 1667 geht
Der »Entenplan«, der »Steg« und der »Weidicht« wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in
der Rat der Stadt Altenburg endgültig als Sieger aus den jahrzehntelangen Streitigkeiten hervor.
den Amtsregistern als gesonderte Vorstädte geführt. Die territoriale Lage der genannten
Zur Ermittlung der Anzahl der Haushalte und der Bevölkerungszahl in Altenburg, einschließlich der Vorstädte, können wir auf die bereits erwähnte Volkszählung 1733 zurückgreifen.
Siedlungsgebiete ist aus der Abbildung der folgenden Seite oben ersichtlich.
Für Pauritz können wir beispielsweise folgenden Entwicklungsstand für 1733 feststellen:
In den Kämmereiakten findet man die vorstädtischen Siedlungen im Zusammenhang mit
Oberpauritz
steuerlichen Festlegungen. Sowohl das sogenannte »Rauchgeld« als auch die Produktionsstätten der Bewohner außerhalb des Mauerringes erforderten die Lokalisierung der Siedlungskomplexe. Bei der Auswertung alter Urkunden ist zu beachten, dass die innerhalb der
Haushalte
Stadtmauern wohnenden Bürger die innerhalb dieser Mauer gelegenen Grundstücke als
Einwohner
»vor der Stadtmauer« oder »vor dem Tor« bezeichneten und Grundstücke außerhalb der
 
Stadtmauer als »hinter der Mauer« bzw. »hinter dem Tor«. Die Schmöllnsche Vorstadt, von
Unterpauritz
Zimmerleuten und einem Schmied bewohnt, besaß einen handwerklichen Charakter. In der
 
Teich- und Johannisvorstadt finden wir dagegen vorrangig klerikale Einrichtungen. In beiden Vorstädten gab es je ein Hospital mit dazugehöriger Kirche. In der Teichvorstadt lag
Gesamt
das Armen- u. Pesthospital.
 
Die meisten Handwerker außerhalb der Stadtmauer finden wir in Pauritz. Ein Teil der
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Pauritzer Gasse, damals Topfplan genannt, war ein kleines Gewerbegebiet mit fünf Töpfern. Daneben gab es in Pauritz noch einen Glaser, einen Zimmermann, zwei Böttcher,
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einen Leineweber, einen Schmied, einen Schwarzfärber und zwei Müller.
 
In allen Vorstädten war auch die Landwirtschaft von Bedeutung. Das trifft auch auf die
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größte Vorstadt Pauritz zu. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde hier 28 ß gr Viehgeld
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Ein weitere stadtgeschichtliche Quelle zur Entwicklung der Anzahl der Haushalte und der
Einwohnerzahl ist eine Häuserliste einschließlich der Vorstädte au dem Jahre 1814 (Stadtarchiv Altenburg XI A 9 Nr. 10), welche einer weiteren Auswertung bedarf.
Zur Ermittlung der Hausbesitzerfolgen nutzte Ruhland das sogenannte Alte Grundbuch,
welches etwa bis 1720 zurückreicht. Eine weitere wesentliche Quelle war die »MeynerHandschrift«, eine Akte über Hausbesitzer der Vorstädte aus der Zeit zwischen 1780 bis
1830 mit Hinweisen zu den Signaturen der Kaufverträge. Sie hat Anschluss an das Alte
Grundbuch sowie an die jüngeren Bezirkslisten von 1840 bis 1871, die sich im Stadtarchiv befinden. Eine weitere Quelle war das 1773 eingeführte Brandkataster.
1814 existierten außerhalb des Mauerringes die Rats- und Amtsvorstädte. Diese Vorstädte waren bis zu ihrer Eingliederung 1831 selbstständige Randgemeinden unter verschiedenen Rechtsverhältnissen.
 
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II. Ein Blick in die Siedlungsgeschichte der Altenburger Vorstädte Allgemein geht man davon aus, dass Vorstädte so alt wie die Städte selber sind und teilweise schon bestanden, als die Städte noch gar nicht existierten. In unserem Falle trifft das voll und ganz auf Pauritz zu. Schon zur Zeit der Sorben war der Felsenberg, auf welchem jetzt das Schloss steht, befestigt. Von den eingewanderten Deutschen wurde diese von ihnen vorgefundene Befestigung die »alte Burg« genannt. Am nördlichen Fuße des Burgberges befand sich die sorbische Dorfgründung, Podgodici, später Puwertiz und heute Pauritz genannt. Ihre Gründung erfolgte schon lange vor der Anlage der Stadt Altenburg. Auf der südöstlichen Seite des Burgberges siedelten sich Deutsche an, die ihren Wohnsitz Nashausen, später Naschhausen nannten. Der Name bedeutet Häuser am Wasser. Zum Ende des 15. Jahrhunderts existierten vor den fünf Stadttoren insgesamt neun vorstädtische Siedlungskomplexe. Dazu gehören die genannten Vorstädte Pauritz und Naschhausen, im Süden die Teichvorstadt, im Südwesten die Schmöllnsche Vorstadt, im Nordwesten die Johannisvorstadt sowie die folgenden Siedlungen: Unter dem Berg, die dem Augustiner-Chorherrenstift »Unserer Lieben Frauen St. Marien« vorgelagerte Siedlung. Südlich dieser Siedlung, zwischen dem kleinen Teich und der Stadtmauer, lag der Weidicht mit zwei Zunftgebäuden, dem Schuster-Gerber-Haus und dem TuchmacherFärber-Haus. Der Entenplan befand sich zwischen Burgberg, Oberpauritz und der Stadtmauer. Diese Siedlung hatte mit einem Kärrner, einem Zimmermann und einem Panzermacher einen gewerblichen Charakter. Südlich davon lag der Steg, dessen Bewohner ausschließlich mit dem St. Georgen-Stift, dem Schloss bzw. dem Amt oder den Kirchen St. Bartholomai, St. Georg und St. Martin in Verbindung standen. Der »Entenplan«, der »Steg« und der »Weidicht« wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in den Amtsregistern als gesonderte Vorstädte geführt. Die territoriale Lage der genannten Siedlungsgebiete ist aus der Abbildung der folgenden Seite oben ersichtlich. In den Kämmereiakten findet man die vorstädtischen Siedlungen im Zusammenhang mit steuerlichen Festlegungen. Sowohl das sogenannte »Rauchgeld« als auch die Produktionsstätten der Bewohner außerhalb des Mauerringes erforderten die Lokalisierung der Siedlungskomplexe. Bei der Auswertung alter Urkunden ist zu beachten, dass die innerhalb der Stadtmauern wohnenden Bürger die innerhalb dieser Mauer gelegenen Grundstücke als »vor der Stadtmauer« oder »vor dem Tor« bezeichneten und Grundstücke außerhalb der Stadtmauer als »hinter der Mauer« bzw. »hinter dem Tor«. Die Schmöllnsche Vorstadt, von Zimmerleuten und einem Schmied bewohnt, besaß einen handwerklichen Charakter. In der Teich- und Johannisvorstadt finden wir dagegen vorrangig klerikale Einrichtungen. In beiden Vorstädten gab es je ein Hospital mit dazugehöriger Kirche. In der Teichvorstadt lag das Armen- u. Pesthospital. Die meisten Handwerker außerhalb der Stadtmauer finden wir in Pauritz. Ein Teil der Pauritzer Gasse, damals Topfplan genannt, war ein kleines Gewerbegebiet mit fünf Töpfern. Daneben gab es in Pauritz noch einen Glaser, einen Zimmermann, zwei Böttcher, einen Leineweber, einen Schmied, einen Schwarzfärber und zwei Müller. In allen Vorstädten war auch die Landwirtschaft von Bedeutung. Das trifft auch auf die größte Vorstadt Pauritz zu. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde hier 28 ß gr Viehgeld 11

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