Deutsche Namenkunde (Kluge)/030: Unterschied zwischen den Versionen
DWolz (Diskussion • Beiträge) (2. Korrektur) |
K (Formatanpassung E-Book) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<noinclude>{{Deutsche Namenkunde (Kluge)|029|31|031|fertig}}</noinclude> | <noinclude>{{Deutsche Namenkunde (Kluge)|029|31|031|fertig}}</noinclude> | ||
{{NE}}8. Für die weibliche Namengebung spielen fremdsprachliche | {{NE}}8. Für die weibliche Namengebung spielen fremdsprachliche Vorbilder eine große Rolle. Biblische Frauennamen wie <tt>Maria</tt>, <tt>Martha</tt>, <tt>Anna</tt>, <tt>Magdalena</tt>, <tt>Elisabeth</tt>, <tt>Eva</tt> werden allerdings zunächst als Kalendernamen aufgefaßt werden müssen, und die Vorherrschaft von <tt>Marie</tt> erklärt sich wohl aus der Tatsache, daß die Mutter des Heilands mehrere kirchliche Festtage hat, und das Neue Testament außerdem noch andere Marien in die biblische Geschichte einflicht. Heiligennamen sind <tt>Brigitte</tt>, <tt>Katherine</tt>, <tt>Sophie</tt>, <tt>Veronika</tt>. Auf französischem Einfluß beruhen <tt>Josephine</tt>, <tt>Luise</tt>, <tt>Charlotte</tt>, <tt>Annette</tt>, <tt>Babette</tt>, <tt>Herniette</tt>, <tt>Lisette</tt>. Ein russischer Name ist <tt>Olga</tt>, ein tschechischer <tt>Wanda</tt>. | ||
Vorbilder eine große Rolle. Biblische Frauennamen | |||
wie <tt>Maria</tt>, <tt>Martha</tt>, <tt>Anna</tt>, <tt>Magdalena</tt>, <tt>Elisabeth</tt>, <tt>Eva</tt> | |||
werden allerdings zunächst als Kalendernamen aufgefaßt | |||
werden müssen, und die Vorherrschaft von <tt>Marie</tt> erklärt | |||
sich wohl aus der Tatsache, daß die Mutter des Heilands | |||
mehrere kirchliche Festtage hat, und das Neue Testament | |||
außerdem noch andere Marien in die biblische Geschichte | |||
einflicht. Heiligennamen sind <tt>Brigitte</tt>, <tt>Katherine</tt>, <tt>Sophie</tt>, <tt>Veronika</tt>. Auf französischem Einfluß beruhen <tt>Josephine</tt>, | |||
<tt>Luise</tt>, <tt>Charlotte</tt>, <tt>Annette</tt>, <tt>Babette</tt>, <tt>Herniette</tt>, <tt>Lisette</tt>. | |||
Ein russischer Name ist <tt>Olga</tt>, ein tschechischer <tt>Wanda</tt>. | |||
{{NE}}9. Gern wird verkleinernde Wortbildung angewandt: | {{NE}}9. Gern wird verkleinernde Wortbildung angewandt: die Silben <tt>-chen</tt> nach mittel- und norddeutscher Weise in <tt>Gretchen</tt>, <tt>Käthchen</tt>, <tt>Lenchen</tt> und <tt>-el</tt> nach oberdeutscher Weise in <tt>Christel</tt>, <tt>Franzel</tt>, <tt>Friedel</tt>, <tt>Gretel</tt>, <tt>Trudel</tt>. Kurzformen sind <tt>Hedi</tt> für <tt>Hedwig</tt>, <tt>Susi</tt> für <tt>Susanne</tt>. | ||
die Silben <tt>-chen</tt> nach mittel- und norddeutscher Weise in | |||
<tt>Gretchen</tt>, <tt>Käthchen</tt>, <tt>Lenchen</tt> und <tt>-el</tt> nach oberdeutscher | |||
Weise in <tt>Christel</tt>, <tt>Franzel</tt>, <tt>Friedel</tt>, <tt>Gretel</tt>, <tt>Trudel</tt>. Kurzformen | |||
sind <tt>Hedi</tt> für <tt>Hedwig</tt>, <tt>Susi</tt> für <tt>Susanne</tt>. | |||
{{NE}}10. Die Häufigkeit von Mädchennamen wie <tt>Anna</tt>, <tt>Elise</tt> | {{NE}}10. Die Häufigkeit von Mädchennamen wie <tt>Anna</tt>, <tt>Elise</tt> und <tt>Marie</tt> ist die Ursache dafür, daß öfters zwei Vornamen eintreten, von denen naturgemäß nur einer Rufname ist. Dabei wiederholen sich manche Verbindungen, so daß sich Namen wie <tt>Annemarie</tt> und <tt>Marianne</tt>, <tt>Anneliese</tt> und <tt>Lieselotte</tt> als selbständige Vor- und Rufnamen einstellen. | ||
und <tt>Marie</tt> ist die Ursache dafür, daß öfters zwei Vornamen | |||
eintreten, von denen naturgemäß nur einer Rufname | |||
ist. Dabei wiederholen sich manche Verbindungen, | |||
so daß sich Namen wie <tt>Annemarie</tt> und <tt>Marianne</tt>, <tt>Anneliese</tt> | |||
und <tt>Lieselotte</tt> als selbständige Vor- und Rufnamen einstellen. | |||
{{NE}}11. Im allgemeinen beruhen die weiblichen Taufnamen | {{NE}}11. Im allgemeinen beruhen die weiblichen Taufnamen zumeist auf fremdsprachlichen Vorbildern. Sie legen die fremde Klangfarbe nicht gern ab, und Endung wie Betonung widerstreben der deutschen Sprechart: <tt>Alma</tt>, <tt>Martha</tt>, <tt>Luise</tt> und <tt>Wilhelmine</tt>, <tt>Charlotte</tt> und <tt>Henriette</tt>. Hierin liegt ein scharfer Unterschied gegenüber den männlichen Vornamen, bei denen fremder Einfluß viel weniger bemerkbar ist. Der Unterschied rührt daher, daß | ||
zumeist auf fremdsprachlichen Vorbildern. Sie legen die | |||
fremde Klangfarbe nicht gern ab, und Endung wie Betonung | |||
widerstreben der deutschen Sprechart: <tt>Alma</tt>, | |||
<tt>Martha</tt>, <tt>Luise</tt> und <tt>Wilhelmine</tt>, <tt>Charlotte</tt> und <tt>Henriette</tt>. Hierin liegt ein scharfer Unterschied gegenüber den | |||
männlichen Vornamen, bei denen fremder Einfluß viel | |||
weniger bemerkbar ist. Der Unterschied rührt daher, daß |
Aktuelle Version vom 11. Oktober 2011, 21:20 Uhr
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Deutsche Namenkunde (Kluge) | |
Inhalt | |
GenWiki E-Book | |
<<<Vorherige Seite [029] |
Nächste Seite>>> [031] |
Datei:Deutsche Namenskunde.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: fertig | |
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.
|
8. Für die weibliche Namengebung spielen fremdsprachliche Vorbilder eine große Rolle. Biblische Frauennamen wie Maria, Martha, Anna, Magdalena, Elisabeth, Eva werden allerdings zunächst als Kalendernamen aufgefaßt werden müssen, und die Vorherrschaft von Marie erklärt sich wohl aus der Tatsache, daß die Mutter des Heilands mehrere kirchliche Festtage hat, und das Neue Testament außerdem noch andere Marien in die biblische Geschichte einflicht. Heiligennamen sind Brigitte, Katherine, Sophie, Veronika. Auf französischem Einfluß beruhen Josephine, Luise, Charlotte, Annette, Babette, Herniette, Lisette. Ein russischer Name ist Olga, ein tschechischer Wanda.
9. Gern wird verkleinernde Wortbildung angewandt: die Silben -chen nach mittel- und norddeutscher Weise in Gretchen, Käthchen, Lenchen und -el nach oberdeutscher Weise in Christel, Franzel, Friedel, Gretel, Trudel. Kurzformen sind Hedi für Hedwig, Susi für Susanne.
10. Die Häufigkeit von Mädchennamen wie Anna, Elise und Marie ist die Ursache dafür, daß öfters zwei Vornamen eintreten, von denen naturgemäß nur einer Rufname ist. Dabei wiederholen sich manche Verbindungen, so daß sich Namen wie Annemarie und Marianne, Anneliese und Lieselotte als selbständige Vor- und Rufnamen einstellen.
11. Im allgemeinen beruhen die weiblichen Taufnamen zumeist auf fremdsprachlichen Vorbildern. Sie legen die fremde Klangfarbe nicht gern ab, und Endung wie Betonung widerstreben der deutschen Sprechart: Alma, Martha, Luise und Wilhelmine, Charlotte und Henriette. Hierin liegt ein scharfer Unterschied gegenüber den männlichen Vornamen, bei denen fremder Einfluß viel weniger bemerkbar ist. Der Unterschied rührt daher, daß