Antoniusfeuer: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Dezember 2005, 14:50 Uhr

Ein am Antoniusfeuer Erkrankter; Detail des Isenheimer Altars

Varianten

auch:

  • Heiliges Feuer
  • St. Antoniusfeuer
  • Ergotismus gangraenosus
  • Mutterkornbrand

Bedeutung

Das Antoniusfeuer, ursprünglich Heiliges Feuer, wurde im Mittelalter für eine ansteckende Krankheit gehalten.

Eine französische Quelle des Jahres 945 erzählt:

Im Gau von Paris und auch in diversen umliegenden Gauen wurden verschiedene Gliedmaßen der Menschen von einem schmerzenden Feuer durchdrungen; und die wurden allmählich zerfressen und vernichtet, bis der Tod schließlich die Martern beendete. Manche von denen entrannen der Plage, indem sie viele Stätten der Heiligen aufsuchten; mehrere nämlich sind in Paris in der Kirche der hl. Gottesmutter (i.e. Notre Dame) geheilt worden, in dem Maße, daß wieviele auch immer dorthin gelangen konnten, als von dieser Seuche erlöst erklärt wurden; diese unterhielt der Herzog Hugo (Hugo Magnus, ca. 893-956) mit täglichen Unterstützungen. Während etliche von ihnen in ihre Heimat zurückkehren wollten, wallte die Hitze trotz des ausgelöschten Feuers wieder in ihnen auf; zur Kirche zurückgekehrt, wurden sie befreit.

Erst im 17. Jahrhundert erkannte man, dass es sich nicht um eine ansteckende Erkrankung, sondern vielmehr um eine Vergiftung, nämlich eine Pilzvergiftung, hervorgerufen durch das später sogenannte Mutterkorn, handelte (es wurde so genannt, weil es auch zur Abtreibung eingesetzt werden konnte und wurde). Dieser Pilz nistet sich in den Roggenähren ein und ist besonders kurz vor der Ernte äußerst giftig und kleine Mengen können für den Menschen schon tötlich sein. Ungefähr nach 3 Monaten hat die hochgiftige Wirkung stark nachgelassen. Die massenhafte Erkrankung trat besonders nach Hungerperioden auf, wenn frisch geernteter Roggen sofort verzehrt wurde.

Besondere Bedeutung erlangte der Heilige Antonius Eremita als Heiler vom Heiligen Feuer, der aufgrund seiner Legende zum Schutz vor Feuer und eben auch dieser Krankheit konsultiert wurde. Nach ihm wurde die Krankheit bald Antoniusfeuer genannt.

Ihm zu Ehren wurde der Antoniusorden als Laienbruderschaft gegründet, dessen vorrangige Aufgabe es war, sich um die am Heiligen Feuer Erkrankten zu bemühen. Die Antoniter, auch Hospitaliter, errichteten Hospitäler, in denen die Erkrankten aufgenommen und versorgt wurden. Aufgrund der sorgfältigen Ernährung, die ihnen dort zuteil wurde, genasen viele. Die Bruderschaft fand eine rasche Verbreitung und führte bald 370 Hospitäler.

Verschiedene Ursachen, u. a., aber nicht hauptsächlich, auch die Erkenntnis, dass es sich um eine vermeidbare Pilzvergiftung handelt, führten ab dem 14. Jahrhundert zum Niedergang des Ordens. Im Jahr 1776 wurde er dem Johanniterorden inkorporiert.

Weblinks

Benutzte Literatur

  • MISCHLEWSKI, Adalbert, Antoniusfeuer -> Antoniusorden, Antoniter, in: LEXIKON des Mittelalters, Band I, Aachen bis Bettelordenskirchen, Spalte 734 - 735, München 2003.