Deutsche Namenkunde (Kluge)/008: Unterschied zwischen den Versionen

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Modetracht. So konnte ein Vangione unter Sweben, ein Franke unter Sachsen seßhaft werden, und dann konnten <tt>Vangio</tt> oder <tt>Franco</tt> zunächst Zunamen werden; auch deren Nachkommen galten als orts- oder stammesfremd, und dann galt die ganze Familie als eingewandert.


Modetracht. So konnte ein Vangione unter Sweben,
{{NE}}Schon in der Römerzeit erscheint <tt>Vangio</tt> als germanischer Personenname. Das wird wohl eigentlich ein Zuname gewesen sein, und dann würden wir den wahren Namen dieses Mannes nicht kennen. Seit dem 8. Jahrhundert treten uns Personennamen wie <tt>Franco</tt>, <tt>Sachso</tt> und <tt>Swâb</tt> entgegen. Und solche Herkunftsbezeichnungen treten mit dem 13. Jahrhundert als erbliche Familiennamen auf. Hier haben wir die Quelle von Familiennamen wie <tt>Baier</tt>, <tt>Deutsch</tt>, <tt>Dühring</tt> (<tt>Döring</tt>), <tt>Fleming</tt>, <tt>Holst</tt>, <tt>Jud</tt>, <tt>Pohl</tt>(<tt>e</tt>), <tt>Preuß</tt>, <tt>Schott</tt>(<tt>e</tt>), <tt>Unger</tt>, <tt>Vogtländer</tt>, <tt>Wahl</tt>, <tt>Walch</tt>, <tt>Wende</tt> (<tt>Wendt</tt>), <tt>Westphal</tt>, <tt>Windisch</tt> (<tt>Winsch</tt>, <tt>Wünsch</tt>). Man beachte auch die auf Oberdeutschland einerseits und Mittel- und Norddeutschland anderseits verteilten Spielarten <tt>Böhm Böhme</tt>, <tt>Frank Franke</tt>, <tt>Fries Friese</tt>, <tt>Sachs Sachse</tt>, <tt>Schwab Schwabe</tt>. Der schweizerische Familienname <tt>Almann</tt> weist auf den Volksstamm der Alemannen. Der Name <tt>Amelung</tt> geht zurück auf den Stamm der Amelungen, womit das Nibelungenlied die Ostgoten Dietrichs von Bern meint. So könnte der Name <tt>Baldung</tt> auf einen gotischen Stamm der Balthungen hinweisen. Freilich ist die Möglichkeit offen zu lassen, daß auch ein vorübergehender Aufenthalt bei fremden Stämmen oder Völkern (vgl. etwa den Familiennamen <tt>Pilger</tt>) für die Namengebung bedeutsam werden konnte, oder sonst irgendeine lose Beziehung eine Rolle spielte. Man denke an Familiennamen wie <tt>Franzos</tt>, <tt>Kosack</tt>, <tt>Pollack</tt>,
ein Franke unter Sachsen seßhaft werden, und dann
konnten <tt>Vangio</tt> oder <tt>Franco</tt> zunächst Zunamen werden;
auch deren Nachkommen galten als orts- oder stammesfremd,
und dann galt die ganze Familie als eingewandert.
 
{{NE}}Schon in der Römerzeit erscheint <tt>Vangio</tt> als germanischer  
Personenname. Das wird wohl eigentlich ein Zuname  
gewesen sein, und dann würden wir den wahren  
Namen dieses Mannes nicht kennen. Seit dem 8. Jahrhundert  
treten uns Personennamen wie <tt>Franco</tt>, <tt>Sachso</tt>  
und <tt>Swâb</tt> entgegen. Und solche Herkunftsbezeichnungen  
treten mit dem 13. Jahrhundert als erbliche Familiennamen  
auf. Hier haben wir die Quelle von Familiennamen  
wie <tt>Baier</tt>, <tt>Deutsch</tt>, <tt>Dühring</tt> (<tt>Döring</tt>), <tt>Fleming</tt>,  
<tt>Holst</tt>, <tt>Jud</tt>, <tt>Pohl</tt>(<tt>e</tt>), <tt>Preuß</tt>, <tt>Schott</tt>(<tt>e</tt>), <tt>Unger</tt>, <tt>Vogtländer</tt>,  
<tt>Wahl</tt>, <tt>Walch</tt>, <tt>Wende</tt> (<tt>Wendt</tt>), <tt>Westphal</tt>, <tt>Windisch</tt>  
(<tt>Winsch</tt>, <tt>Wünsch</tt>). Man beachte auch die auf Oberdeutschland  
einerseits und Mittel- und Norddeutschland anderseits  
verteilten Spielarten <tt>Böhm Böhme</tt>, <tt>Frank Franke</tt>, <tt>Fries Friese</tt>,  
<tt>Sachs Sachse</tt>, <tt>Schwab Schwabe</tt>. Der schweizerische  
Familienname <tt>Almann</tt> weist auf den Volksstamm  
der Alemannen. Der Name <tt>Amelung</tt> geht zurück auf den  
Stamm der Amelungen, womit das Nibelungenlied die  
Ostgoten Dietrichs von Bern meint. So könnte der Name  
<tt>Baldung</tt> auf einen gotischen Stamm der Balthungen hinweisen.  
Freilich ist die Möglichkeit offen zu lassen, daß  
auch ein vorübergehender Aufenthalt bei fremden Stämmen  
oder Völkern (vgl. etwa den Familiennamen <tt>Pilger</tt>)  
für die Namengebung bedeutsam werden konnte, oder  
sonst irgendeine lose Beziehung eine Rolle spielte. Man  
denke an Familiennamen wie <tt>Franzos</tt>, <tt>Kosack</tt>, <tt>Pollack</tt>,

Aktuelle Version vom 11. Oktober 2011, 20:48 Uhr

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Modetracht. So konnte ein Vangione unter Sweben, ein Franke unter Sachsen seßhaft werden, und dann konnten Vangio oder Franco zunächst Zunamen werden; auch deren Nachkommen galten als orts- oder stammesfremd, und dann galt die ganze Familie als eingewandert.

      Schon in der Römerzeit erscheint Vangio als germanischer Personenname. Das wird wohl eigentlich ein Zuname gewesen sein, und dann würden wir den wahren Namen dieses Mannes nicht kennen. Seit dem 8. Jahrhundert treten uns Personennamen wie Franco, Sachso und Swâb entgegen. Und solche Herkunftsbezeichnungen treten mit dem 13. Jahrhundert als erbliche Familiennamen auf. Hier haben wir die Quelle von Familiennamen wie Baier, Deutsch, Dühring (Döring), Fleming, Holst, Jud, Pohl(e), Preuß, Schott(e), Unger, Vogtländer, Wahl, Walch, Wende (Wendt), Westphal, Windisch (Winsch, Wünsch). Man beachte auch die auf Oberdeutschland einerseits und Mittel- und Norddeutschland anderseits verteilten Spielarten Böhm Böhme, Frank Franke, Fries Friese, Sachs Sachse, Schwab Schwabe. Der schweizerische Familienname Almann weist auf den Volksstamm der Alemannen. Der Name Amelung geht zurück auf den Stamm der Amelungen, womit das Nibelungenlied die Ostgoten Dietrichs von Bern meint. So könnte der Name Baldung auf einen gotischen Stamm der Balthungen hinweisen. Freilich ist die Möglichkeit offen zu lassen, daß auch ein vorübergehender Aufenthalt bei fremden Stämmen oder Völkern (vgl. etwa den Familiennamen Pilger) für die Namengebung bedeutsam werden konnte, oder sonst irgendeine lose Beziehung eine Rolle spielte. Man denke an Familiennamen wie Franzos, Kosack, Pollack,