Landkreis Dieburg/Adressbuch 1950: Unterschied zwischen den Versionen

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(Tabelle mit GOV-Kennungen)
(erg. Ortsbeschreibungen Altheim, Babenhausen)
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==Ortsbeschreibungen==
===Altheim===
Obwohl Altheim, wie schon sein Name sagt, eine uralte Siedlung gewesen ist, hören wir erst seit 1317 in Urkunden von ihm. Damals hieß das Dorf Groß-Altheim zum Unterschied von Klein- oder Hinter-Altheim, das, bei der heutigen Stadthäusermühle östlich von Altheim gelegen, im 30jährigen Krieg ausgegangen ist. Daß die Gemarkung Altheims schon seit ältester Zeit besiedelt ist, beweisen vorgeschichtliche Ausgrabungen aus den Jahren 1935 und 1936. Damals fand man jungsteinzeitliche Wohngruben (die ersten dieser Zeit in Starkenburg, ca. 3000 v. Chr.), und ein Hallstattgrab (ca. 600 v. Chr.) mit einer bis-her einzig dastehenden Henkelschale (jetzt im Landesmuseum in Darmstadt). Auch römische Funde sind schon gemacht worden; im Süden des Dorfes geht im Forst die sogen. „Hohe Straße", eine alte Römerstraße, von Dieburg nach Obernburg a. M. In Altheim hatten drei adelige Familien Rechte und Besitzungen, die Krieg, Schade und Gayling. Das Adelsgeschlecht derer von Gayling wird schon 1080 auf einem Turnier in Augsburg genannt. Ihr Wappen, eine silberne Hirschstange mit linksgedrehten Enden auf blauem Grunde, ist noch heute in der Kirche des Dorfes zu sehen. Die evangelische Kirche ist die einzige Sehenswürdigkeit Altheims. Ihr ältester Teil, das Schiff, stammt aus dem 11. Jahrhundert, der gotische Chor aus 1466; der Turm wurde 1518 gebaut und ist über 45 Meter hoch. Des hohen Turmes wegen wurde Altheim urkundlich von etwa 1560—1860 „Spitzaltheim" genannt, und heute kennt jeder „Spitzaltheim" besser als Altheim. Die Kirche ist seit 1545 evangelisch, wurde 1930 im Innern neu hergerichtet und bildet das Schmuckstück der Gemeinde. Das Dach des Kirchturmes wurde 1937 neu gedeckt. Reste alter Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert und ein Weihwasserbecken aus dem 13. Jahrhundert sind noch erwähnenswert. <br>
Die Herren des Dorfes waren von 1527—1736 die Grafen von Hanau-Lichtenberg, von 1736—1771 Hessen-Kassel und von da an Hessen-Darmstadt. Selbstverständlich, daß auch Altheim im 30jährigen Krieg furchtbar leiden mußte. 1648 waren höchstens noch zehn Familien hier seßhaft. Aber mit zäher Zuversicht und unbeugsamem Glauben haben sich die Altheimer gehalten und noch heute bebaut ein kräftiges Bauerngeschlecht in unermüdlichem Fleiß die eigene Scholle. 1930 half die Feldbereinigung den Landwirten zur besseren Bodenbewirtschaftung. 1935 wurde um das Dorf eine Umgehungsstraße angelegt. Auch eine Dorfstraße wurde neu gepflastert. <br>
Altheim zählt heute 1270 Einwohner, meist Bauern und Landwirte; daneben gibt es Bahn- und Fabrikarbeiter, die aber meistens eigenen Grundbesitz haben und dadurch die Liebe zur Heimat und zum Dorfe bewahren.
===Babenhausen===
Eingebettet in einen Kranz weit ausgedehnter Wälder, über deren Wipfel die Berge des Spessarts und Odenwaldes aufsteigen, und leuchtender Wiesen, durch die die Gersprenz dem nahen Main zueilt, liegt die alte 700jährige Grafenstadt Babenhausen. Schon der erste Blick verrät dir, daß du geschichtlichen Boden betrittst. Über den Schwanengraben hinweg grüßt das mit Mauern und Bastionen umwehrte Schloß; es ist die alte Wasserburg der Grafen von Hanau, deren Seitenlinie Hanau-Lichtenberg hier seit 1458 residierte. Kaum hundert Schritte weiter erblickst du die Quadern der Festungsmauer, die sich noch heute in kreisförmigen Bogen um die Innenstadt zieht. Sie erinnert dich daran, daß schon anno 1295 König Adolf von Nassau der "villa Babenhusen die gleichen Rechte, deren sich Unsere und Unseres Reiches Stadt Frankenvort erfreut und bisher erfreuet hat", verlieh. Von den sieben Türmen sind noch zwei erhalten: der Hexenturm, der an die Zeit des größten Tiefstands deutscher Strafrechstpflege erinnert, und der Breschturm. Hier lebt alles Leid und Elend auf, das der 30jährige Krieg über die deutschen Lande und besonders Babenhausen brachte. Allein das Jahr 1635: Draußen vor der Stadt liegen die Kaiserlichen und wollen den Schweden hinauswerfen; dreimal wird gegen die Mauern Sturm gelaufen und bei einem Turm gen Westen (am Breschturm) wird eine Bresche geschlagen; aber die Verteidiger halten Stand und unverrichteter Dinge muß der Belagerer abziehen. Doch innerhalb der Mauern wütet die Pest und der schwarze Tod spielt 945 Menschen sein unerbittlich Schnitterlied auf. <br>
Vorbei an behäbigen Patrizier- und Burgmannenhäusern, deren Fachwerk sich in leichten Bogen und Ornamenten zu den hohen Giebeln hin verjüngt, vorbei an der alten Schloßkellerei und der Apotheke, einem Schmuckstück eigener Art, vorbei an manch reizvollem Winkel und Erker führt der Weg zum Marktplatz und zur evangelischen Stadtkirche. Hier, in der Gruft, tun alte "Hanauer" ihren letzten Schlaf, hier war es, wo 1544 Luthers Freund, Erasmus Alberus, die neue Lehre predigte; hier steht seit 400 Jahren der berühmte Altarschrein, den man Tilman Riemenschneider zuschreibt, wahrhaft ein Werk edler Einfalt und stiller Größe. — Die nachfolgende Zeit ging an Babenhausen nicht vorbei; außerhalb der Mauern erstanden neue Stadtviertel, schuf der Unternehmergeist mehrere Fabriken, in denen sich heute fleißige Hände regen. Jenseits des Bahnhofs, dem Knotenpunkt der Linien Darmstadt—Aschaffenburg und Frankfurt—Eberbach, liegt die neue Kaserne des ehem. Feld-Art.-Regts. Nr. 61; ihr schließt sich der große Exerzierplatz an, der heute als Flugplatz dient. Hier ist die östlichste Stelle Deutschlands, die von französischen Truppen in der Nachkriegszeit besetzt war. — Und der Bürger Babenhausens? Er liebt seine Heimat; zwar freut er sich im Stillen dieser mannigfaltigen Schönheiten, aber er empfängt den, der zu ihm und zu seiner Stadt kommt, als willkommenen Gast. Komm, wenn der Frühling und Sommer seinen Blütenkranz ums Schloß legt und den Kastanien in den Alleen leuchtende Kerzen aufsteckt, oder wenn der Mond über die Mauern und Türme, über hochgiebelige Dächer sein Licht gießt, und vernimm in Andacht den Sang längstvergangener Jahrhunderte.
[[Kategorie:Adressbuch|Dieburg]]
[[Kategorie:Adressbuch|Dieburg]]
[[Kategorie:Adressbuch in Bearbeitung|Dieburg (Landkreis]]
[[Kategorie:Adressbuch in Bearbeitung|Dieburg (Landkreis]]

Version vom 22. September 2011, 07:50 Uhr

Info
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Adressbuch
Einwohnerbuch des Kreises Dieburg 1950
EBDieburg 1950 - U1.jpg

Bibliografische Angaben

Titel:Einwohnerbuch des Kreises Dieburg
Untertitel:Vollständiges Einwohnerbuch des Kreises Dieburg mit folgenden Stadt- und Landgemeinden: ...
Erscheinungsort:Frankfurt <Main>
Verlag:Süddeutsche Werbezentrale Thörmer & Schaller
Erscheinungsjahr:1950
Enthaltene Orte:Altheim, Asbach, Babenhausen, Billings mit Teilgemeinde Meßbach und Nonrod, Brensbach, Dorndiel, Eppertshausen, Fränkisch-Crumbach, Georgenhausen, Groß-Bieberau mit Teilgemeinde Hippelsbach, Groß-Umstadt, Groß-Zimmern, Gundernhausen, Habitzheim, Harpertshausen, Harreshausen, Hergershausen, Hering, Heubach, Kleestadt, Klein-Bieberau mit Webern, Klein-Umstadt, Klein-Zimmern mit Grube Messel, Langstadt, Lengfeld i.O., Lichtenberg-Obernhausen, Mosbach, Münster b. Dieburg, Nieder-Klingen, Niedernhausen, Nieder-Roden, Ober-Klingen, Ober-Roden mit Messenhausen, Radheim, Raibach, Reinheim i.O., Richen, Rodau, Schaafheim, Schlierbach, Semd, Sickenhofen, Spachbrücken, Steinau, Ueberau, Urberach, Wersau, Wiebelsbach mit Frau Nauses, Ober-Nauses und Schloß Nauses, Zeilhard

Angaben zur Bearbeitung

Bearbeiter:E. Winter
Kontakt:<email>info@adressbuecher.net</email>
Standorte:in Privatbesitz


Informationen zu den Gemeinden

<tab class="wikitable sortable" head="top" sep="tab"> Gemeinde GOV-Kennung Gemeinde Ortsteil GOV-Kennung Ortsteil Allgemeine Infos Einwohner 1949 Seite im AB Altheim Altheim 1270 41 Asbach Asbach 475 45 Babenhausen Babenhausen 3757 47 Billings Billings Billings mit 284, Meßbach mit 128 und Nonrod mit 125 Einwohnern 537 64 Billings Meßbach Billings Nonrod NONRODJN49JS Brensbach Brensbach 1489 66 Dieburg Dieburg 8120 1 Dorndiel Dorndiel 379 73 Eppertshausen Eppertshausen EPPSENJN49KW 2410 75 Fränkisch-Crumbach Fränkisch-Crumbach 2420 83 Georgenhausen Georgenhausen 560 90 Groß-Bieberau Groß-Bieberau fast 3.000 93 Groß-Bieberau Hippelsbach Groß-Umstadt Groß-Umstadt fast 6.000 105 Groß-Zimmern Groß-Zimmern ohne Angabe 127 Gundernhausen Gundernhausen GUNSENJN49JU 1756 150 Habitzheim Habitzheim HABEIM_W6111 1340 154 Harpertshausen Harpertshausen HARSE1_W6111 455 158 Harreshausen Harreshausen HARSEN_W6111 ca 630 160 Hergershausen Hergershausen HERSEN_W6111 1131 162 Hering Hering 570 166 Heubach Heubach 1350 168 Kleestadt Kleestadt KLEADT_W6111 725 172 Klein-Bieberau Klein-Bieberau KLERAUJN49JS 356 175 Klein-Bieberau Webern Klein-Umstadt Klein-Umstadt object_280690 1330 176 Klein-Zimmern Klein-Zimmern object_281347 1175 179 Klein-Zimmern Grube Messel Langstadt Langstadt LANADT_W6111 980 182 Lengfeld im Odenwald Lengfeld im Odenwald 2025 185 Lichtenberg-Obernhausen Lichtenberg-Obernhausen 570 192 Mosbach Mosbach 894 194 Münster bei Dieburg Münster bei Dieburg 4610 197 Nieder-Klingen Nieder-Klingen KLIGE1_W6111 730 211 Niedernhausen Niedernhausen 778 215 Nieder-Roden Nieder-Roden RODDE1_W6051 3000 217 Ober-Klingen Ober-Klingen KLIGEN_W6111 882 225 Ober-Roden Ober-Roden RODDEN_W6051 4500 229 Ober-Roden Messenhausen MESSEN_W6051 Radheim Radheim RADEIM_W6111 680 240 Raibach Raibach RAIACH_W6111 ca. 600 242 Reinheim im Odenwald Reinheim im Odenwald 3675 246 Richen Richen 745 259 Rodau Rodau RODDAUJN49JS 428 261 Schaafheim Schaafheim 3020 263 Schlierbach Schlierbach 525 (510) 271 Semd Semd 1430 273 Sickenhofen Sickenhofen SICFEN_W6111 751 277 Spachbrücken Spachbrücken 1592 279 Steinau Steinau 290 284 Ueberau Ueberau ohne Angabe 285 Urberach Urberach 3540 289 Wersau Wersau 1060 298 Wiebelsbach Wiebelsbach 900 301 Wiebelsbach Frau Nauses Wiebelsbach Ober-Nauses Wiebelsbach Schloß Nauses Zeilhard Zeilhard 830 306 </tab>


Ortsbeschreibungen

Altheim

Obwohl Altheim, wie schon sein Name sagt, eine uralte Siedlung gewesen ist, hören wir erst seit 1317 in Urkunden von ihm. Damals hieß das Dorf Groß-Altheim zum Unterschied von Klein- oder Hinter-Altheim, das, bei der heutigen Stadthäusermühle östlich von Altheim gelegen, im 30jährigen Krieg ausgegangen ist. Daß die Gemarkung Altheims schon seit ältester Zeit besiedelt ist, beweisen vorgeschichtliche Ausgrabungen aus den Jahren 1935 und 1936. Damals fand man jungsteinzeitliche Wohngruben (die ersten dieser Zeit in Starkenburg, ca. 3000 v. Chr.), und ein Hallstattgrab (ca. 600 v. Chr.) mit einer bis-her einzig dastehenden Henkelschale (jetzt im Landesmuseum in Darmstadt). Auch römische Funde sind schon gemacht worden; im Süden des Dorfes geht im Forst die sogen. „Hohe Straße", eine alte Römerstraße, von Dieburg nach Obernburg a. M. In Altheim hatten drei adelige Familien Rechte und Besitzungen, die Krieg, Schade und Gayling. Das Adelsgeschlecht derer von Gayling wird schon 1080 auf einem Turnier in Augsburg genannt. Ihr Wappen, eine silberne Hirschstange mit linksgedrehten Enden auf blauem Grunde, ist noch heute in der Kirche des Dorfes zu sehen. Die evangelische Kirche ist die einzige Sehenswürdigkeit Altheims. Ihr ältester Teil, das Schiff, stammt aus dem 11. Jahrhundert, der gotische Chor aus 1466; der Turm wurde 1518 gebaut und ist über 45 Meter hoch. Des hohen Turmes wegen wurde Altheim urkundlich von etwa 1560—1860 „Spitzaltheim" genannt, und heute kennt jeder „Spitzaltheim" besser als Altheim. Die Kirche ist seit 1545 evangelisch, wurde 1930 im Innern neu hergerichtet und bildet das Schmuckstück der Gemeinde. Das Dach des Kirchturmes wurde 1937 neu gedeckt. Reste alter Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert und ein Weihwasserbecken aus dem 13. Jahrhundert sind noch erwähnenswert.
Die Herren des Dorfes waren von 1527—1736 die Grafen von Hanau-Lichtenberg, von 1736—1771 Hessen-Kassel und von da an Hessen-Darmstadt. Selbstverständlich, daß auch Altheim im 30jährigen Krieg furchtbar leiden mußte. 1648 waren höchstens noch zehn Familien hier seßhaft. Aber mit zäher Zuversicht und unbeugsamem Glauben haben sich die Altheimer gehalten und noch heute bebaut ein kräftiges Bauerngeschlecht in unermüdlichem Fleiß die eigene Scholle. 1930 half die Feldbereinigung den Landwirten zur besseren Bodenbewirtschaftung. 1935 wurde um das Dorf eine Umgehungsstraße angelegt. Auch eine Dorfstraße wurde neu gepflastert.
Altheim zählt heute 1270 Einwohner, meist Bauern und Landwirte; daneben gibt es Bahn- und Fabrikarbeiter, die aber meistens eigenen Grundbesitz haben und dadurch die Liebe zur Heimat und zum Dorfe bewahren.

Babenhausen

Eingebettet in einen Kranz weit ausgedehnter Wälder, über deren Wipfel die Berge des Spessarts und Odenwaldes aufsteigen, und leuchtender Wiesen, durch die die Gersprenz dem nahen Main zueilt, liegt die alte 700jährige Grafenstadt Babenhausen. Schon der erste Blick verrät dir, daß du geschichtlichen Boden betrittst. Über den Schwanengraben hinweg grüßt das mit Mauern und Bastionen umwehrte Schloß; es ist die alte Wasserburg der Grafen von Hanau, deren Seitenlinie Hanau-Lichtenberg hier seit 1458 residierte. Kaum hundert Schritte weiter erblickst du die Quadern der Festungsmauer, die sich noch heute in kreisförmigen Bogen um die Innenstadt zieht. Sie erinnert dich daran, daß schon anno 1295 König Adolf von Nassau der "villa Babenhusen die gleichen Rechte, deren sich Unsere und Unseres Reiches Stadt Frankenvort erfreut und bisher erfreuet hat", verlieh. Von den sieben Türmen sind noch zwei erhalten: der Hexenturm, der an die Zeit des größten Tiefstands deutscher Strafrechstpflege erinnert, und der Breschturm. Hier lebt alles Leid und Elend auf, das der 30jährige Krieg über die deutschen Lande und besonders Babenhausen brachte. Allein das Jahr 1635: Draußen vor der Stadt liegen die Kaiserlichen und wollen den Schweden hinauswerfen; dreimal wird gegen die Mauern Sturm gelaufen und bei einem Turm gen Westen (am Breschturm) wird eine Bresche geschlagen; aber die Verteidiger halten Stand und unverrichteter Dinge muß der Belagerer abziehen. Doch innerhalb der Mauern wütet die Pest und der schwarze Tod spielt 945 Menschen sein unerbittlich Schnitterlied auf.
Vorbei an behäbigen Patrizier- und Burgmannenhäusern, deren Fachwerk sich in leichten Bogen und Ornamenten zu den hohen Giebeln hin verjüngt, vorbei an der alten Schloßkellerei und der Apotheke, einem Schmuckstück eigener Art, vorbei an manch reizvollem Winkel und Erker führt der Weg zum Marktplatz und zur evangelischen Stadtkirche. Hier, in der Gruft, tun alte "Hanauer" ihren letzten Schlaf, hier war es, wo 1544 Luthers Freund, Erasmus Alberus, die neue Lehre predigte; hier steht seit 400 Jahren der berühmte Altarschrein, den man Tilman Riemenschneider zuschreibt, wahrhaft ein Werk edler Einfalt und stiller Größe. — Die nachfolgende Zeit ging an Babenhausen nicht vorbei; außerhalb der Mauern erstanden neue Stadtviertel, schuf der Unternehmergeist mehrere Fabriken, in denen sich heute fleißige Hände regen. Jenseits des Bahnhofs, dem Knotenpunkt der Linien Darmstadt—Aschaffenburg und Frankfurt—Eberbach, liegt die neue Kaserne des ehem. Feld-Art.-Regts. Nr. 61; ihr schließt sich der große Exerzierplatz an, der heute als Flugplatz dient. Hier ist die östlichste Stelle Deutschlands, die von französischen Truppen in der Nachkriegszeit besetzt war. — Und der Bürger Babenhausens? Er liebt seine Heimat; zwar freut er sich im Stillen dieser mannigfaltigen Schönheiten, aber er empfängt den, der zu ihm und zu seiner Stadt kommt, als willkommenen Gast. Komm, wenn der Frühling und Sommer seinen Blütenkranz ums Schloß legt und den Kastanien in den Alleen leuchtende Kerzen aufsteckt, oder wenn der Mond über die Mauern und Türme, über hochgiebelige Dächer sein Licht gießt, und vernimm in Andacht den Sang längstvergangener Jahrhunderte.