Tilsit - Memeler - Eisenbahn: Unterschied zwischen den Versionen
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In den Jahren nach der Erfindung des Eisenbahn - Verkehrssystems wurden immer mehr Strecken geplant und gebaut.<br>Die Eisenbahn war für den Transport von Mensch und Gut unverzichtbar geworden. Der Transport über das damalige Straßennetz war kein Vergnügen. Viele Straßen in Ostpreußen waren einfache Wege und bestanden zumeist aus festgefahrenem Sand. Fuhrwerke beherrschten das Bild. Die Unterhaltung dieser Straßen war nur mit erheblichem Aufwand verbunden. Bei Regen verwandelte sich mancher Weg in eine unpassierbare Schlammpiste. Zur Winterzeit kamen dann Schlittengespanne zum Einsatz, die sich auch durch Schneeverwehungen kämpfen mussten. Um Fahrspuren zu vermeiden, schrieb man sogar die Radbreiten vor. Für die Nutzung der Straßen wurde Chausseegeld verlangt. Das Geld floss dann in die Instandhaltung der Wege. Pferde brauchen Pausen und sind nicht schnell. Die Transportzeiten waren entsprechend lang.<br> | In den Jahren nach der Erfindung des Eisenbahn - Verkehrssystems wurden immer mehr Strecken geplant und gebaut.<br>Die Eisenbahn war für den Transport von Mensch und Gut unverzichtbar geworden. Der Transport über das damalige Straßennetz war kein Vergnügen. Viele Straßen in Ostpreußen waren einfache Wege und bestanden zumeist aus festgefahrenem Sand. Fuhrwerke beherrschten das Bild. Die Unterhaltung dieser Straßen war nur mit erheblichem Aufwand verbunden. Bei Regen verwandelte sich mancher Weg in eine unpassierbare Schlammpiste. Zur Winterzeit kamen dann Schlittengespanne zum Einsatz, die sich auch durch Schneeverwehungen kämpfen mussten. Um Fahrspuren zu vermeiden, schrieb man sogar die Radbreiten vor. Für die Nutzung der Straßen wurde Chausseegeld verlangt. Das Geld floss dann in die Instandhaltung der Wege. Pferde brauchen Pausen und sind nicht schnell. Die Transportzeiten waren entsprechend lang.<br> |
Version vom 3. Mai 2010, 15:09 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
In den Jahren nach der Erfindung des Eisenbahn - Verkehrssystems wurden immer mehr Strecken geplant und gebaut.
Die Eisenbahn war für den Transport von Mensch und Gut unverzichtbar geworden. Der Transport über das damalige Straßennetz war kein Vergnügen. Viele Straßen in Ostpreußen waren einfache Wege und bestanden zumeist aus festgefahrenem Sand. Fuhrwerke beherrschten das Bild. Die Unterhaltung dieser Straßen war nur mit erheblichem Aufwand verbunden. Bei Regen verwandelte sich mancher Weg in eine unpassierbare Schlammpiste. Zur Winterzeit kamen dann Schlittengespanne zum Einsatz, die sich auch durch Schneeverwehungen kämpfen mussten. Um Fahrspuren zu vermeiden, schrieb man sogar die Radbreiten vor. Für die Nutzung der Straßen wurde Chausseegeld verlangt. Das Geld floss dann in die Instandhaltung der Wege. Pferde brauchen Pausen und sind nicht schnell. Die Transportzeiten waren entsprechend lang.
Grunderwerb
Die Eisenbahnverwaltung hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zur Verlegung des Schienenstranges brauchte sie die Grundstücke. So musste die Verwaltung einem Eigentümer einen Streifen seines Eigentums abkaufen und bot dafür 2000 Thlr. Der Streifen lag vor dem Wohnhaus und hatte eine Fläche von ungefähr 30 Quadratruthen. Der Eigentümer war mit dem Angebot zum Kauf nicht zufrieden. So ging die Verwaltung vor das Gericht und verlangte die Enteignung (Expropriations-Verfahren). Bei dieser Gelegenheit wurden die Grundakten geprüft. Heraus kam, dass der angebliche Eigentümer gar keinen Besitztitel am Platz hatte und der Grund vielmehr dem Magistrat [als Eigentümer) gehörte. Der Vorbesitzer des Wohnhauses hatte das vor langen Jahren unbenutzt gelassen. Irgendwann zäunte er es dann widerrechtlich ein, versah es mit Hecken und legte eine grüne Wiese an. Der ihm nachfolgende Besitzer ging dann beim Erwerb davon aus, dass auch dieser Teil zum Haus gehören würde. Das Gericht entschied und der Besitzer musste diesen Teil - ohne Entschädigung - abgeben. Für ihn hätte fast die Verjährung des Besitzrechtes gegolten. Nach 30 Jahren Nichtnutzung durch den Magistrat hätte diese das Besitzrecht verloren und der Besitz wäre in seine Hände gefallen. Wäre der Mann doch gleich auf die 2000 Thaler Entschädigung eingegangen. So heißt es im damaligen Kommentar, hätte danach kein Hahn weiter gekräht.
Bauplanung und Durchführung
Baumeister Otto veranlasste am 20. September 1873, von Heydekrug aus, eine öffentliche Ausschreibung für das Bauvorhaben der Strecke Tilsit - Memel. Er brauchte für die Eisenbahntrasse 32 Stück Drahtzugbarrieren mit selbsttätigem Läutewerk (Anm.: Bahnschranken), 8 Paar Drehbarrieren mit einfacher Drehstange und 18 Paar Drehbarrieren mit doppelter Drehstange. Alles sollte für den Abschnitt Heydekrug, Kilometer 27,86 bis 58,64 vorgesehen werden.
Im Dezember 1873 wird Kritik laut. So soll die geplante Strecke nach Briesen aufgegeben worden sein. Dagegen soll die Strecke Moscheiken - Memel die volle Zustimmung der russischen Regierung bekommen haben. Man wirft der Stadt Tilsit vor, sich nur noch an dieser Strecke festzuhalten. Das Engagement war so groß, dass man in Petersburg an die Gründung einer Baugesellschaft dachte. Die russische Regierung erwartete einen alsbaldigen Baubeginn und von der preußischen Regierung eine Zusage für die Fertigstellung der Strecke von Memel bis zur russischen Grenze. Der preußische Handelsminister hatte sich mit einer Festlegung zurückgehalten, weil es an allen Vorarbeiten fehlte. Der Druck der Abgeordneten zu einer Entscheidung für Festlegung der Trasse, den Kosten und dem Bau der Strecke wurde größer. Die zwei Nachbarstädte Memel und Tilsit wollten sich durch Eingaben für den Bau stark machen.
Am 1. Oktober 1873 wird die Ausschreibung für die Ausführung und Materiallieferung zur Errichtung von 45 Bahnwärterhäusern nebst Brunnen der zweiten Bau-Abtheilung der Tilsit-Memeler-Eisenbahn veröffentlicht. Die Ausschreibung ist in 9 einzelnen Losen unterteilt. Das Abtheilungs-Bau-Bureau befand sich in Memel in der Hospitalstraße 1a. Am Verfahren der Ausschreibung hat sich bis Heute nichts geändert. Damals schon mussten die Angebote im versiegelten Umschlag abgegeben werden. Geöffnet wurden alle Angebote erst am Stichtag. Den Zuschlag bekam, wer das wenigste Geld für die Aufträge verlangte. Verantwortlich war Herr Massalsky, Abtheilungs-Baumeister.