Gedenkblätter Friedrich Wölbling/029: Unterschied zwischen den Versionen

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eine Einheit darstellen, wir stimmen aus einem Munde "Ja oder Nein". Wie ich mich leiblich befind? Sehr gut. Mit dem Schlaf ist es nur einmal sehr über gewesen wegen der Präsessorgen! Köstlich ist es, im Vereinshaus zu wohnen, wir sind eine stehende Tischgesellschaft, und vibrirt bei Tische die vollendete Sitzung nach; Stier, Nicolai, Schöneich, [http://de.wikipedia.org/wiki/Fittbogen Fittbogen], Wahn und Andere. Neulich Abend waren 25 Synodale bei General-Superintendant Hoffmann, da wurde meine jetzige Würde schaf betont. Montag Aband sind wir Alle zu Hegel<ref> vermutlich Thomas Immanuel Christian Hegel(1814-1891), 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg</ref> geladen, diesem trefflichen Manne, den ich nun ganz verstehe, und der mir mit dem großten Vertrauen entgegenkommt. Aber nun zu Euch, meine Lieben, wenn ich doch nur einmal einen Tag Euch sehen könnte! Siegfried ist unwohl gewesen? Mein armer Junge, nehmt ihn doch recht in Acht, und küsse ihn tausendmal von mir. Wie stehts mit Bertholds Reise? Außer Herrn von Quast haben auch Licht, Breithaupt und Pippart hierher gratuliert. Glaubst Du's, Dein alter harter Mann hat diese Briefe nicht ohne Tränen lesen können! O, wie köstlich, daß so viele treue Seelen mir tragen helfen. Das ist auch nur, daß ich in der Verzagung nicht zu Schanden geworden bin. Drei Wochen werden wir wohl brauchen und ich noch einige Tage mehr zur Niederlegung meine Würde.Dann aber, so der Herr will, fröhliches Wiedersehen.
 
Dein Wölbling
 
Berlin, Mittwoch
 
Du hast mich vergeblich auf einpaar Zeilen warten lassen, oder kommst Du vielleicht unverhofft an? Sonnabend wird dir Synode geschlossen, alles drängt, nach Haus zu kommen; doch ich werde vor Dienstag nicht fertig sein. Morgen Nachmittag 2 2/3 Uhr ist das Präsidium zu Seiner Majestät befohlen. Da denke an mich! Man hat bei diesen Arbeiten so nötig, alle seine Gedanken zusammenzuhalten, um nur durchzukommen. Allein es wird mit des Herrn Hilfe auch diese paar Tage noch gehen. Ich grüße Euch, Ihr Lieben, alle von Herzen.
 
Dein Wölbling
 
Berlin, den 4. Dezember 1869
 
Gott sei gelobt für Alles. So meine Geliebte, sage mit mir, nachdem gestern Abend die Synode geschlossen worden
 
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eine Einheit darstellen, wir stimmen aus einem Munde "Ja oder Nein". Wie ich mich leiblich befind? Sehr gut. Mit dem Schlaf ist es nur einmal sehr über gewesen wegen der Präsessorgen! Köstlich ist es, im Vereinshaus zu wohnen, wir sind eine stehende Tischgesellschaft, und vibrirt bei Tische die vollendete Sitzung nach; Stier, Nicolai, Schöneich, Fittbogen, Wahn und Andere. Neulich Abend waren 25 Synodale bei General-Superintendant Hoffmann, da wurde meine jetzige Würde schaf betont. Montag Aband sind wir Alle zu Hegel[1] geladen, diesem trefflichen Manne, den ich nun ganz verstehe, und der mir mit dem großten Vertrauen entgegenkommt. Aber nun zu Euch, meine Lieben, wenn ich doch nur einmal einen Tag Euch sehen könnte! Siegfried ist unwohl gewesen? Mein armer Junge, nehmt ihn doch recht in Acht, und küsse ihn tausendmal von mir. Wie stehts mit Bertholds Reise? Außer Herrn von Quast haben auch Licht, Breithaupt und Pippart hierher gratuliert. Glaubst Du's, Dein alter harter Mann hat diese Briefe nicht ohne Tränen lesen können! O, wie köstlich, daß so viele treue Seelen mir tragen helfen. Das ist auch nur, daß ich in der Verzagung nicht zu Schanden geworden bin. Drei Wochen werden wir wohl brauchen und ich noch einige Tage mehr zur Niederlegung meine Würde.Dann aber, so der Herr will, fröhliches Wiedersehen.

Dein Wölbling

Berlin, Mittwoch

Du hast mich vergeblich auf einpaar Zeilen warten lassen, oder kommst Du vielleicht unverhofft an? Sonnabend wird dir Synode geschlossen, alles drängt, nach Haus zu kommen; doch ich werde vor Dienstag nicht fertig sein. Morgen Nachmittag 2 2/3 Uhr ist das Präsidium zu Seiner Majestät befohlen. Da denke an mich! Man hat bei diesen Arbeiten so nötig, alle seine Gedanken zusammenzuhalten, um nur durchzukommen. Allein es wird mit des Herrn Hilfe auch diese paar Tage noch gehen. Ich grüße Euch, Ihr Lieben, alle von Herzen.

Dein Wölbling

Berlin, den 4. Dezember 1869

Gott sei gelobt für Alles. So meine Geliebte, sage mit mir, nachdem gestern Abend die Synode geschlossen worden

  1. vermutlich Thomas Immanuel Christian Hegel(1814-1891), 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg