Herforder Chronik (1910)/023: Unterschied zwischen den Versionen
(automatisch angelegt) |
Kriete (Diskussion • Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<noinclude>{{Herforder Chronik (1910)|022|40|024| | <noinclude>{{Herforder Chronik (1910)|022|40|024|korrigiert}}</noinclude> | ||
mit Gewalt zu erzwingen, wozu sie sich in Güte nicht verstehen wollten. Welch ein Ansinnen für das stolze Sachsenvolk, kampflos seine Freiheit zum Opfer zu bringen und dazu noch alles das als Irrtum zu erklären, was ihnen bis dahin als wahr und heilig gegolten hatte. Ein Sturm der Entrüstung brach unter den Versammelten aus über die kühne Rede des Mönches, der gesteinigt worden wäre, wenn ihn nicht einer der besonneneren Edelinge geschützt hätte. | |||
Murrend hatten sie den Mönch angehört, murrend ihm den Rücken gekehrt. Es konnte aber nicht verhindert werden, daß die ihren Stolz verletzenden Predigten des Mönches weitergetragen wurden von Herd zu Herd, von Hof zu Hof, überall wegen ihrer Seltsamkeit Unruhe und Groll hervorrufend. Und als Lebuin immer von neuem und immer eindringlicher seine Ermahnungen wiederholte, wo nur immer er Zuhörer traf, wuchs die Erbitterung gegen ihn, und es reifte der Entschluß, einen solchen Störenfried nicht länger in den heimischen Wäldern zu dulden. | |||
In seinem heiligen Eifer war Lebuin von Marklo her, durch Wald und Wildnis wandernd, bis an die Statte gekommen, wo die Grenze des heutigen Stadtgebietes von Herford herzieht, am Abhange des höchsten unserer Hügel, der Egge. Mit der Schnelligkeit des Windes war ihm aber das Gerücht von seinem Kommen und seinem Ansinnen vorausgeeilt. | |||
Ermüdet von der unsäglich schwierigen Wanderung über Stock und Stein und innerlich tief bedrückt durch die Erfolglosigkeit seines heißen Bemühens, ruht er im Schatten eines mächtigen Baumes. Von hier schaut er hinab ins Werretal, wo hin und wieder stattliche Höfe der Sachsen aus dem Grün der Wälder hervorlugen. Sie hatte er sich zur Stätte seiner weiteren Wirksamkeit ausersehen, und hier hoffte er, endlich in die Herzen der Menschen dringen zu können. Der friedliche Anblick der grünen Gebreite hob seinen Mut, in brünstigem Gebet suchte er Rat, Kraft und Erleuchtung bei dem, der allein ihm die geeigneten Mittel zu offenbaren vermochte, die ihn in den Stand setzten, den schwer zugänglichen Sinn der Heiden der Heilslehre von Christo zu erschließen. Er kniete noch im Gebet versunken, als plötzlich Geräusch, Geschrei von Menschenstimmen seine Andacht unterbricht. Und siehe, eine Horde Sachsenmänner stürmt mit drohend geschwungenen Waffen auf den wehrlosen Beter. Lange haben sie den Schwergehaßten gesucht, hier finden sie ihn, und hier soll er endlich seine vielen lästerlichen Reden mit dem Tode büßen. Schon läßt einer der eifrigsten von ihnen seine Streitaxt nach seinem Kopfe sausen, dahin fliegt sie und - bohrt sich tief in die Rinde des Baumes. Den ahnungslosen Beter hat sie nicht getroffen; er ist verschwunden. Sprachlos, mit offenem Munde stehen die Verfolger da, fuchteln mit ihren Waffen in der Luft herum, suchen, fluchen, toben, aber den Mönch finden sie nicht. | |||
Treuherzig erzählt der alte Chronist Werner Rolevinck: <tt>Arbor quaedam usque hodie persevat juxta partes Hervordiae civitatis, quae se, ut fertur, divinitus aperuit et sanctum Lebuinum abscondit. Ejus folia sunt mirum in modum singularia, ut nemo possit cognoscere, cuius generis sit.</tt> D. i. Ein |
Aktuelle Version vom 17. März 2009, 22:11 Uhr
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Herforder Chronik (1910) | |
<<<Vorherige Seite [022] |
Nächste Seite>>> [024] |
Datei:Herforder Chronik 1910.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
mit Gewalt zu erzwingen, wozu sie sich in Güte nicht verstehen wollten. Welch ein Ansinnen für das stolze Sachsenvolk, kampflos seine Freiheit zum Opfer zu bringen und dazu noch alles das als Irrtum zu erklären, was ihnen bis dahin als wahr und heilig gegolten hatte. Ein Sturm der Entrüstung brach unter den Versammelten aus über die kühne Rede des Mönches, der gesteinigt worden wäre, wenn ihn nicht einer der besonneneren Edelinge geschützt hätte.
Murrend hatten sie den Mönch angehört, murrend ihm den Rücken gekehrt. Es konnte aber nicht verhindert werden, daß die ihren Stolz verletzenden Predigten des Mönches weitergetragen wurden von Herd zu Herd, von Hof zu Hof, überall wegen ihrer Seltsamkeit Unruhe und Groll hervorrufend. Und als Lebuin immer von neuem und immer eindringlicher seine Ermahnungen wiederholte, wo nur immer er Zuhörer traf, wuchs die Erbitterung gegen ihn, und es reifte der Entschluß, einen solchen Störenfried nicht länger in den heimischen Wäldern zu dulden.
In seinem heiligen Eifer war Lebuin von Marklo her, durch Wald und Wildnis wandernd, bis an die Statte gekommen, wo die Grenze des heutigen Stadtgebietes von Herford herzieht, am Abhange des höchsten unserer Hügel, der Egge. Mit der Schnelligkeit des Windes war ihm aber das Gerücht von seinem Kommen und seinem Ansinnen vorausgeeilt.
Ermüdet von der unsäglich schwierigen Wanderung über Stock und Stein und innerlich tief bedrückt durch die Erfolglosigkeit seines heißen Bemühens, ruht er im Schatten eines mächtigen Baumes. Von hier schaut er hinab ins Werretal, wo hin und wieder stattliche Höfe der Sachsen aus dem Grün der Wälder hervorlugen. Sie hatte er sich zur Stätte seiner weiteren Wirksamkeit ausersehen, und hier hoffte er, endlich in die Herzen der Menschen dringen zu können. Der friedliche Anblick der grünen Gebreite hob seinen Mut, in brünstigem Gebet suchte er Rat, Kraft und Erleuchtung bei dem, der allein ihm die geeigneten Mittel zu offenbaren vermochte, die ihn in den Stand setzten, den schwer zugänglichen Sinn der Heiden der Heilslehre von Christo zu erschließen. Er kniete noch im Gebet versunken, als plötzlich Geräusch, Geschrei von Menschenstimmen seine Andacht unterbricht. Und siehe, eine Horde Sachsenmänner stürmt mit drohend geschwungenen Waffen auf den wehrlosen Beter. Lange haben sie den Schwergehaßten gesucht, hier finden sie ihn, und hier soll er endlich seine vielen lästerlichen Reden mit dem Tode büßen. Schon läßt einer der eifrigsten von ihnen seine Streitaxt nach seinem Kopfe sausen, dahin fliegt sie und - bohrt sich tief in die Rinde des Baumes. Den ahnungslosen Beter hat sie nicht getroffen; er ist verschwunden. Sprachlos, mit offenem Munde stehen die Verfolger da, fuchteln mit ihren Waffen in der Luft herum, suchen, fluchen, toben, aber den Mönch finden sie nicht.
Treuherzig erzählt der alte Chronist Werner Rolevinck: Arbor quaedam usque hodie persevat juxta partes Hervordiae civitatis, quae se, ut fertur, divinitus aperuit et sanctum Lebuinum abscondit. Ejus folia sunt mirum in modum singularia, ut nemo possit cognoscere, cuius generis sit. D. i. Ein