Die Deutschen Personennamen/099: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Gefühl dafür, daß der Familienname noch nichts Festes ist, sondern eine willkürliche lose Beifügung, Zeigt sich in dem Zusatz <tt>{{Sperrschrift|dictus}} Ulricus dictus Wetzel</tt> 1292, Ulrich geheißen Wetzel.<ref>Anders Reichert S. 110.</ref> Socin führt 1296 einen Mann an, „dem man spricht Schultheiß“. Dabei gehen in den Urkunden die verschiedenen Stufen der Entwickelung häufig nebeneinander her. 1325 schenkt der Besitzer von Goldenstein in Mähren Ländereien an das Kloster Camenz, um die Sünden seiner Vorfahren gut zu machen, die das Gebiet der Mönche oft geplündert hatten, und 1340 wird diese Schenkung bestätigt. Beide Urkunden sind lateinisch. Der Besitzer von Goldenstein heißt 1325 <tt>Johannes dictus Wustehube</tt>, einer der Zeugen Petrus <tt>dictus de Bela</tt> (genannt von Bela), ein anderer ohne <tt>dictus</tt> Hermann von Reichenbach, einer Heinrich Dutzlender (Deutschländer). In der Urkunde von 1340 haben fast alle zwei Namen, <tt>dictus</tt> wird nicht gebraucht, aber zwei Zeugen heißen bloß mit einem Namen <tt>Swatibor</tt> und <tt>Prsideborius</tt> Beide Namen enthalten das slawische <tt>bor</tt> wie Ratibor. Es sind offenbar zwei Slawen aus der Nähe, die nur einen Namen führen. Einer hat, wie es in den Urkunden häufig ist, eine lateinische Endung erhalten, ohne daß wir erkennen können, warum der andere sie nicht auch bekommen hat (<tt>Codex dipl. Siles</tt>. 10, S. 100f.).
Ein Gefühl dafür, daß der Familienname noch nichts Festes ist, sondern eine willkürliche lose Beifügung, Zeigt sich in dem Zusatz <tt>{{Sperrschrift|dictus}} Ulricus dictus Wetzel</tt> 1292, Ulrich geheißen Wetzel.<ref>Anders Reichert S. 110.</ref> Socin führt 1296 einen Mann an, „dem man spricht Schultheiß“. Dabei gehen in den Urkunden die verschiedenen Stufen der Entwickelung häufig nebeneinander her. 1325 schenkt der Besitzer von Goldenstein in Mähren Ländereien an das Kloster Camenz, um die Sünden seiner Vorfahren gut zu machen, die das Gebiet der Mönche oft geplündert hatten, und 1340 wird diese Schenkung bestätigt. Beide Urkunden sind lateinisch. Der Besitzer von Goldenstein heißt 1325 <tt>Johannes dictus Wustehube</tt>, einer der Zeugen Petrus <tt>dictus de Bela</tt> (genannt von Bela), ein anderer ohne <tt>dictus</tt> Hermann von Reichenbach, einer Heinrich Dutzlender (Deutschländer). In der Urkunde von 1340 haben fast alle zwei Namen, <tt>dictus</tt> wird nicht gebraucht, aber zwei Zeugen heißen bloß mit einem Namen <tt>Swatibor</tt> und <tt>Prsideborius</tt> Beide Namen enthalten das slawische <tt>bor</tt> wie Ratibor. Es sind offenbar zwei Slawen aus der Nähe, die nur einen Namen führen. Einer hat, wie es in den Urkunden häufig ist, eine lateinische Endung erhalten, ohne daß wir erkennen können, warum der andere sie nicht auch bekommen hat (<tt>Codex dipl. Siles</tt>. 10, S. 100f.).


Besonders spät haben {{Sperrschrift|die Friesen}} und die Bergbewohner Familiennamen angenommen. Bei den Friesen fügte bis weit in die Neuzeit hinein der Sohn seinem Namen nur den des Vaters im Genetiv bei oder ein mit Sohn gebildetes Patronymikon; einen Familiennamen gab es nicht. Dabei trägt gewöhnlich der Enkel den Namen des Großvaters, wie in Griechenland Miltiades der Sohn des Cimon und Cimon der Sohn des Miltiades immer wieder aufeinander folgen. Noch 1826 muß eine Verordnung der Regiernng den Ostfriesen einschärfen, feststehende Familiennamen zu führen. Im Verkehr untereinander verwendet man noch jetzt vielfach die alten patronymischen Bezeichnungen und betrachtet den für die Behörden bestimmten Namen als unnützes Anhängsel. Die Familie des Professors {{Sperrschrift|Friedrich Paulsen}} stammte, wie er in seiner Lebensbeschreibung erzählt,
Besonders spät haben {{Sperrschrift|die Friesen}} und die Bergbewohner Familiennamen angenommen. Bei den Friesen fügte bis weit in die Neuzeit hinein der Sohn seinem Namen nur den des Vaters im Genetiv bei oder ein mit Sohn gebildetes Patronymikon; einen Familiennamen gab es nicht. Dabei trägt gewöhnlich der Enkel den Namen des Großvaters, wie in Griechenland Miltiades der Sohn des Cimon und Cimon der Sohn des Miltiades immer wieder aufeinander folgen. Noch 1826 muß eine Verordnung der Regiernng den Ostfriesen einschärfen, feststehende Familiennamen zu führen. Im Verkehr untereinander verwendet man noch jetzt vielfach die alten patronymischen Bezeichnungen und betrachtet den für die Behörden bestimmten Namen als unnützes Anhängsel. Die Familie des Professors {{Sperrschrift|Friedrich Paulsen}} stammte, wie er in seiner Lebensbeschreibung erzählt, <noinclude>
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Die Deutschen Personennamen
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Im ganzen werden die Namen schnell fest. In der Baseler Gegend kommt es schon 1275 vor, daß der Familienname allein, ohne den Taufnamen, den Mann bezeichnet. In Görlitz geschieht das das erstemal 1315, häufiger seit 1340.

Ein Gefühl dafür, daß der Familienname noch nichts Festes ist, sondern eine willkürliche lose Beifügung, Zeigt sich in dem Zusatz dictus Ulricus dictus Wetzel 1292, Ulrich geheißen Wetzel.[1] Socin führt 1296 einen Mann an, „dem man spricht Schultheiß“. Dabei gehen in den Urkunden die verschiedenen Stufen der Entwickelung häufig nebeneinander her. 1325 schenkt der Besitzer von Goldenstein in Mähren Ländereien an das Kloster Camenz, um die Sünden seiner Vorfahren gut zu machen, die das Gebiet der Mönche oft geplündert hatten, und 1340 wird diese Schenkung bestätigt. Beide Urkunden sind lateinisch. Der Besitzer von Goldenstein heißt 1325 Johannes dictus Wustehube, einer der Zeugen Petrus dictus de Bela (genannt von Bela), ein anderer ohne dictus Hermann von Reichenbach, einer Heinrich Dutzlender (Deutschländer). In der Urkunde von 1340 haben fast alle zwei Namen, dictus wird nicht gebraucht, aber zwei Zeugen heißen bloß mit einem Namen Swatibor und Prsideborius Beide Namen enthalten das slawische bor wie Ratibor. Es sind offenbar zwei Slawen aus der Nähe, die nur einen Namen führen. Einer hat, wie es in den Urkunden häufig ist, eine lateinische Endung erhalten, ohne daß wir erkennen können, warum der andere sie nicht auch bekommen hat (Codex dipl. Siles. 10, S. 100f.).

Besonders spät haben die Friesen und die Bergbewohner Familiennamen angenommen. Bei den Friesen fügte bis weit in die Neuzeit hinein der Sohn seinem Namen nur den des Vaters im Genetiv bei oder ein mit Sohn gebildetes Patronymikon; einen Familiennamen gab es nicht. Dabei trägt gewöhnlich der Enkel den Namen des Großvaters, wie in Griechenland Miltiades der Sohn des Cimon und Cimon der Sohn des Miltiades immer wieder aufeinander folgen. Noch 1826 muß eine Verordnung der Regiernng den Ostfriesen einschärfen, feststehende Familiennamen zu führen. Im Verkehr untereinander verwendet man noch jetzt vielfach die alten patronymischen Bezeichnungen und betrachtet den für die Behörden bestimmten Namen als unnützes Anhängsel. Die Familie des Professors Friedrich Paulsen stammte, wie er in seiner Lebensbeschreibung erzählt,


  1. Anders Reichert S. 110.