Die Deutschen Personennamen/077: Unterschied zwischen den Versionen
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{{Sperrschrift|übergingen}}, erscheint besonders merkwürdig; denn oft ergriff doch der Sohn nicht das Gewerbe des Vaters, und es muß gewisse Schwierigkeiten gemacht haben, ehe man sich entschloß, den Schneider Becker und den Bäcker Schneider zu nennen. In der alten Zeit führte allerdings der Sohn häufiger als heute das Handwerk des Vaters fort. Hans Sachs sagt: „Der Vater Schuhe flickt, der Sohn den Leisten drückt. Der Vater ein Metzger worden, der Sohn von demselben Orden.“ Aber auch abgesehen davon bezeichnete man die Kinder, solange sie im Hause des Vaters lebten, nach dessen Gewerbe, und diese Bezeichnung blieb ihnen auch später. Andresen berichtet, daß Professor Osenbrüggen in Zürich in seiner Jugend {{Sperrschrift|Eduard Cantor}} nach dem Stande des Vaters genannt wurde, Jecht sagt von sich, man würde ihn in seiner Heimatstadt {{Sperrschrift|Richard Schichtmeister}} nennen, in Reuters Reise nach Belgien heißt der Pastorssohn immer {{Sperrschrift|Heindrich Pastor}}, bei Charlotte Niese ein Mädchen {{Sperrschrift|Anna Abdecker}}. In Schlesien verbindet man die Worte anders und sagt der Cantor-Eduard, die {{Sperrschrift|Bäcker-Karliendel}} (Holtei). Holtei nennt den Germanisten Karl Weinhold, der der Sohn des Pastors in Reichenbach war, in einem Gedicht {{Sperrschrift|Paster-Karle}}. (In diesen zuletzt angeführten Verbindungen ist ein Bindestrich zwischen den Worten zu setzen, den viele, auch Socin, weglassen; Paster-Karle ist genau so gebildet wie Pastorhaus.) Hansjakob sagt teils der {{Sperrschrift|Beckephilipple}}, teils {{Sperrschrift|s' Schwarzdecken Rudolf}}. Geht doch, als die Familiengemeinschaft bezeichnend, der Standesname sogar auf die Dienstboten über; auch das Dienstmädchen heißt die Pastor-Anna, und in einem mir bekannten Falle erzählte ein Kutscher: „Ich, der Landrat und der Prittwitz“, es handelte sich aber um die Kutscher der Genannten. | |||
Ursprünglich hatten auch diese Bezeichnungen den {{Sperrschrift|Artikel}} wie die Eigenschaftswörter der Lange, der Schwarze (S. 67). „Die meisten Jahre zählt {{Sperrschrift|Ulrich der Schmied}}“, heißt es im Tell. Als sie zu Namen wurden, fiel er allmählich ab. Noch erhalten ist er im Holländischen {{Sperrschrift|de Boer, de Ruyter}}, der Bauer, der Reuter; {{Sperrschrift|de Vrient}} heißt die Familie ursprünglich, die sich heute scheinbar französisch Devrient nennt. Sie ist aus Holland einwandert. Der Name ist in Holland häufig und heißt der Freund, englisch <tt>friend</tt> Ebenso haben den Artikel die französischen Namen <tt>L-ouvrier, Le-fèvre, Le-chevalier</tt>. |
Version vom 12. Dezember 2008, 16:54 Uhr
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übergingen, erscheint besonders merkwürdig; denn oft ergriff doch der Sohn nicht das Gewerbe des Vaters, und es muß gewisse Schwierigkeiten gemacht haben, ehe man sich entschloß, den Schneider Becker und den Bäcker Schneider zu nennen. In der alten Zeit führte allerdings der Sohn häufiger als heute das Handwerk des Vaters fort. Hans Sachs sagt: „Der Vater Schuhe flickt, der Sohn den Leisten drückt. Der Vater ein Metzger worden, der Sohn von demselben Orden.“ Aber auch abgesehen davon bezeichnete man die Kinder, solange sie im Hause des Vaters lebten, nach dessen Gewerbe, und diese Bezeichnung blieb ihnen auch später. Andresen berichtet, daß Professor Osenbrüggen in Zürich in seiner Jugend Eduard Cantor nach dem Stande des Vaters genannt wurde, Jecht sagt von sich, man würde ihn in seiner Heimatstadt Richard Schichtmeister nennen, in Reuters Reise nach Belgien heißt der Pastorssohn immer Heindrich Pastor, bei Charlotte Niese ein Mädchen Anna Abdecker. In Schlesien verbindet man die Worte anders und sagt der Cantor-Eduard, die Bäcker-Karliendel (Holtei). Holtei nennt den Germanisten Karl Weinhold, der der Sohn des Pastors in Reichenbach war, in einem Gedicht Paster-Karle. (In diesen zuletzt angeführten Verbindungen ist ein Bindestrich zwischen den Worten zu setzen, den viele, auch Socin, weglassen; Paster-Karle ist genau so gebildet wie Pastorhaus.) Hansjakob sagt teils der Beckephilipple, teils s' Schwarzdecken Rudolf. Geht doch, als die Familiengemeinschaft bezeichnend, der Standesname sogar auf die Dienstboten über; auch das Dienstmädchen heißt die Pastor-Anna, und in einem mir bekannten Falle erzählte ein Kutscher: „Ich, der Landrat und der Prittwitz“, es handelte sich aber um die Kutscher der Genannten.
Ursprünglich hatten auch diese Bezeichnungen den Artikel wie die Eigenschaftswörter der Lange, der Schwarze (S. 67). „Die meisten Jahre zählt Ulrich der Schmied“, heißt es im Tell. Als sie zu Namen wurden, fiel er allmählich ab. Noch erhalten ist er im Holländischen de Boer, de Ruyter, der Bauer, der Reuter; de Vrient heißt die Familie ursprünglich, die sich heute scheinbar französisch Devrient nennt. Sie ist aus Holland einwandert. Der Name ist in Holland häufig und heißt der Freund, englisch friend Ebenso haben den Artikel die französischen Namen L-ouvrier, Le-fèvre, Le-chevalier.