Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/112: Unterschied zwischen den Versionen

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Krieg unter seinen Söhnen sich erhob, der mit der Theilung 843 (zu Verdun) endigte, in welcher Karl der Kahle unter andern den Theil Flanderns bekam, in welchem Turholt belegen war. Dieses ward nun dem Ansgarius entzogen, und er gerieth in nicht geringe Verlegenheit. Er mußte die meisten Mönche, welche bei ihm sich aufhielten, nach Alt-Corbei zurücksenden; er selbst mit den wenigen Brüdern, die bei ihm bleiben konnten, mußte sich aufs äußerste einschränken. Dennoch harrte er aus, bis durch einen Ueberfall Normannischer Seeräuber Hamburg mit Kirche und Kloster eingeäschert wurde, wobei Ansgar und seine Begleiter unter Verlust der Bibliothek und aller ihrer Habe nur das Leben durch die Flucht retteten — und die Reliquien, die dem Ansgar das theuerste waren. Er freute sich, doch nur diese in Sicherheit bringen zu können; den Verlust alles übrigen ertrug er ohne Klage und sprach mit Hiob: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobet! —
Krieg unter seinen Söhnen sich erhob, der mit der Theilung 843 (zu Verdun) endigte, in welcher Karl der Kahle unter andern den Theil Flanderns bekam, in welchem Turholt belegen war. Dieses ward nun dem Ansgarius entzogen, und er gerieth in nicht geringe Verlegenheit. Er mußte die meisten Mönche, welche bei ihm sich aufhielten, nach Alt-Corbei zurücksenden; er selbst mit den wenigen Brüdern, die bei ihm bleiben konnten, mußte sich aufs äußerste einschränken. Dennoch harrte er aus, bis durch einen Ueberfall Normannischer Seeräuber Hamburg mit Kirche und Kloster eingeäschert wurde, wobei Ansgar und seine Begleiter unter Verlust der Bibliothek und aller ihrer Habe nur das Leben durch die Flucht retteten — und die Reliquien, die dem Ansgar das theuerste waren. Er freute sich, doch nur diese in Sicherheit bringen zu können; den Verlust alles übrigen ertrug er ohne Klage und sprach mit Hiob: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobet! —


Ueber die Zeitbestimmung dieser Zerstörung Hamburgs walten Schwierigkeiten ob. Dem ganzen Zusammenhange nach scheint sie nach dem Verluste von Turholt geschehen zu sein, und man hat vielfältig das Jahr 845 angenommen; Andre entscheiden sich für 840, ja einige Angaben weisen auf 836 oder 837 hin. Man hat diese durch Annahme wiederholter Zerstörung zu vereinigen gesucht ''<sup>(13)</sup>''. Wie dem auch sei, ein harter Schlag war das für das Erzbisthum, wie für die Mission, die nun auch in Schweden durch die Vertreibung des Gautbert von dort schien ihrem Untergange nahe gebracht zu werden, so daß in einem Zeitraum von sieben Jahren dort kein christlicher Lehrer war. Es kam noch hinzu, daß Ansgar in Bremen, dem Nachbarstifte, bei Leuderich, dem Nachfolger des 837 verstorbenen Bischofs Willerich, keine Aufnahme fand, und er wäre in der That sehr hülflos gewesen, wenn nicht eine christlich gesinnte Frau, Ilia, ihm einen Aufenthaltsort auf ihrem Gute Ramsola oder Ramelsloh eingeräumt hätte. Sie schenkte ihm dieses,
Ueber die Zeitbestimmung dieser Zerstörung Hamburgs walten Schwierigkeiten ob. Dem ganzen Zusammenhange nach scheint sie nach dem Verluste von Turholt geschehen zu sein, und man hat vielfältig das Jahr 845 angenommen; Andre entscheiden sich für 840, ja einige Angaben weisen auf 836 oder 837 hin. Man hat diese durch Annahme wiederholter Zerstörung zu vereinigen gesucht .<ref> Vergl. den 7. Excurs bei Kraft. S. 80—83. <tt>De Hamburgo per Nordmannos sive Danos capto et devastato</tt>; daselbst ist auch ein Brief von Lappenberg angeführt, der etwa 840 annimmt, auf die Nachricht des Adam von Bremen Gewicht legend, daß die Zerstörung im letzten Jahre Ludwigs d. Fr. geschehen sein solle. Die Festung wäre darauf wieder erbaut und 845 abermals zerstört worden.</ref> Wie dem auch sei, ein harter Schlag war das für das Erzbisthum, wie für die Mission, die nun auch in Schweden durch die Vertreibung des Gautbert von dort schien ihrem Untergange nahe gebracht zu werden, so daß in einem Zeitraum von sieben Jahren dort kein christlicher Lehrer war. Es kam noch hinzu, daß Ansgar in Bremen, dem Nachbarstifte, bei Leuderich, dem Nachfolger des 837 verstorbenen Bischofs Willerich, keine Aufnahme fand, und er wäre in der That sehr hülflos gewesen, wenn nicht eine christlich gesinnte Frau, Ilia, ihm einen Aufenthaltsort auf ihrem Gute Ramsola oder Ramelsloh eingeräumt hätte. Sie schenkte ihm dieses,


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''<sup>(13)</sup> Vergl. den 7. Excurs bei Kraft. S. 80—83. <tt>De Hamburgo per Nordmannos sive Danos capto et devastato</tt>; daselbst ist auch ein Brief von Lappenberg angeführt, der etwa 840 annimmt, auf die Nachricht des Adam von Bremen Gewicht legend, daß die Zerstörung im letzten Jahre Ludwigs d. Fr. geschehen sein solle. Die Festung wäre darauf wieder erbaut und 845 abermals zerstört worden.''
<references/>

Aktuelle Version vom 4. April 2008, 11:04 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Krieg unter seinen Söhnen sich erhob, der mit der Theilung 843 (zu Verdun) endigte, in welcher Karl der Kahle unter andern den Theil Flanderns bekam, in welchem Turholt belegen war. Dieses ward nun dem Ansgarius entzogen, und er gerieth in nicht geringe Verlegenheit. Er mußte die meisten Mönche, welche bei ihm sich aufhielten, nach Alt-Corbei zurücksenden; er selbst mit den wenigen Brüdern, die bei ihm bleiben konnten, mußte sich aufs äußerste einschränken. Dennoch harrte er aus, bis durch einen Ueberfall Normannischer Seeräuber Hamburg mit Kirche und Kloster eingeäschert wurde, wobei Ansgar und seine Begleiter unter Verlust der Bibliothek und aller ihrer Habe nur das Leben durch die Flucht retteten — und die Reliquien, die dem Ansgar das theuerste waren. Er freute sich, doch nur diese in Sicherheit bringen zu können; den Verlust alles übrigen ertrug er ohne Klage und sprach mit Hiob: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobet! —

Ueber die Zeitbestimmung dieser Zerstörung Hamburgs walten Schwierigkeiten ob. Dem ganzen Zusammenhange nach scheint sie nach dem Verluste von Turholt geschehen zu sein, und man hat vielfältig das Jahr 845 angenommen; Andre entscheiden sich für 840, ja einige Angaben weisen auf 836 oder 837 hin. Man hat diese durch Annahme wiederholter Zerstörung zu vereinigen gesucht .[1] Wie dem auch sei, ein harter Schlag war das für das Erzbisthum, wie für die Mission, die nun auch in Schweden durch die Vertreibung des Gautbert von dort schien ihrem Untergange nahe gebracht zu werden, so daß in einem Zeitraum von sieben Jahren dort kein christlicher Lehrer war. Es kam noch hinzu, daß Ansgar in Bremen, dem Nachbarstifte, bei Leuderich, dem Nachfolger des 837 verstorbenen Bischofs Willerich, keine Aufnahme fand, und er wäre in der That sehr hülflos gewesen, wenn nicht eine christlich gesinnte Frau, Ilia, ihm einen Aufenthaltsort auf ihrem Gute Ramsola oder Ramelsloh eingeräumt hätte. Sie schenkte ihm dieses,


  1. Vergl. den 7. Excurs bei Kraft. S. 80—83. De Hamburgo per Nordmannos sive Danos capto et devastato; daselbst ist auch ein Brief von Lappenberg angeführt, der etwa 840 annimmt, auf die Nachricht des Adam von Bremen Gewicht legend, daß die Zerstörung im letzten Jahre Ludwigs d. Fr. geschehen sein solle. Die Festung wäre darauf wieder erbaut und 845 abermals zerstört worden.