Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/062: Unterschied zwischen den Versionen

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Kleidern. Um ein Uhr tam die Vraut mit ihren Freunden, da dann auch etliche Fürsten und der Braut Bruder, der junge Pfalzgraf, mit waren, mit zwei über-güldeten herrlichen Wagen. Da waren etliche Hundert Kürisse im Felde, welches herrlich anzusehen war. Eine halbe Weile vor Wisniar ward die Braut gebührlich empfangen und von ihrem Bruder und Herzog Alb recht, des Bräutigams Bruder, aus dem Wagen gehoben und wieder darin gesetzet. Darauf ritten die Fürsten und Edelleute in feiner Ordnung nach der Stadt mit fröhlichem Schall der Trommeten und Pauken, mit großem Geprassel der Pferde :c. Herzog Alb recht und der junge Pfalz graf ritten nächst der Braut Wagen, welcher aufs Rathhaus geführet ward. Da dann der Bischof von Ratzeburg auf einem daselbst eingerichteten Altar zu drei Uhr Nachmittag, wider päpstlichen Gebrauch, eine Messe gehalten hat. Dieweil auch die Herren von Lübeck in Marien Kirche eine Capelle Pflegen zu halten und etliche Pfaffen und Knaben, fo täglich in li^uri» sungen, gehalten, und dem Herrn Bräutigam solche geliehen hatten; als haben sie die» Weisen gesungen und sind alle hochgedachten Fürsten und Fürstinnen, Bischöfe und edelste Frauen des Landes umher gestanden. Nach der Messe wurden Braut und Bräutigam copuliret und darnach mit allen fürstlichen Freunden geführet, auch ward fort die Mahlzeit zugerichtet und die ganze Nacht in Freuden zugebracht,"
der alte, damals schon zweiundsiebzigjährige Herr noch eine dritte Heirat!) mit einer Prinzessin von Sachsen-Lauen bürg.
„Des Morgens ritten alle Fürsten aus ihren Herbergen wieder zu Hofe, da waren etliche Hundert Edelknaben  verordnet,  so  wächserne  Kerzen  halten und  zu
Ueber die zweite Heirath mit der Fräulein Helena von der Pfalz, die noch vor der Anschlagung der Thesen Luthers an der Schloßkirche zu Wittenberg Statt hatte, im Jahre 1513, giebt ein alter Chronist, der noch vor dem dreißigjährigen Kriege lebte, der Magister Bernhard Latomus, ein geborner Wismarer, Rector zu Neubrandenburg, einer der Väter der mecklenburgischen Geschichte*), Auskunft, aus der unter andern das Curiosum zu ersehen ist, daß damals eine mecklenburgische Adelsdame, von einem Geschlechte, das später ganz herunterkam, so ausbündigen Klciderlurus trieb, daß ein Verbot gegen sie erlassen ward, nicht ihre besten Kleider anzuziehen, um nicht die fürstliche Braut auszustechen. Man sieht aus diesem kleinen Zuge, wie die Dinge von Alters her in diesem kleinen Ostseeländchen angethan waren: der Fürst stritt sich mit seinem Adel mit höchster Eifersucht nicht blos um die wirkliche Macht, sondern sogar um den äußeren Schein. Die Ritter suchten es dem Landesherrn an Pracht und Luius gleich zu thun, der Hof wollte nicht zurückbleiben und ruinirte sich, um den sogenannten Glanz des Thrones aufrecht zu erhalten, durch Verschwendung. Die Verschwendung brachte ihn in Schulden und die Schulden in die Abhängigkeit von den Rittein.


*) Seine Chronik ist abgedruckt i» deü^Iun^menüZ ii,l,>,!iii« de« holsteinischen Kanzlers von Westphalen. Lpzg, 1739. Vier Folianten.


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Seiten von Hause an bis an den Thor für Ma-rie Kirche stehen mußten: da inzwischen gingen sie sämmtlich zur Kirche und hielt aber «wiederum) ein Nischos Messe, und ward von den Lübeckschen Sängern aesungen, auch auf der neuen von den Wismarischen gebauten Orgel geschlagen. Hiernächst wurden Bräutigam und Braut fürs Altar geführet und über sie die Nenediction oder Segen gelesen, da war die Braut, wie auch die beiden Fürstinnen, die sie führten < deren eine des Herrn Bräutigams Schwester, die Landgräfin von Hessen» in weißen Tuch gekleidet, zudem waren gleich die Edelfrauen aus dem Lande Mecklenburg mit Kleidern und Kleinodien gegenwärtig. Aber von einer wird sonderlich gedacht, die Fineckesche genannt*), welcher von fürstlichen Gnaden ihre besten Kleider auf dieser Hochzeit anzulegen verboten und nur erlaubt worden, die nächst dem besten anzuziehen. Nichts destoweniger ist sie der fürstlichen Braut fast gleich gekleidet gewesen. Ja diese Frau soll sich dermaaßen des Hoffahrts beflissen haben, daß Cochius^*) von ihr schreibet: sie habe einmal in S. Jürgens Kirche auf einer Edelmanns Hochzeit bei der Copulation einen mit großen Perlen so sehr gesteiften Rock angetragen, daß sie, da alle andere Edelfrauen zur Ctillmesse in die gefallen, in ihrem Rocke wie in einer Ton-
„Im selbigen Jahr <1512), ist Herzog Heinrich von Mecklenburg «weil ihm seine Gemahlin fürn Jahr abgestorben war) gen Heidelberg gereiset und hat sich des Pfalzgrafen Philippi Tochter, Fräulein Helen am, zur künftigen Ehe äezzionznon und zusagen lassen. Und hat folgenden Jahrs (1513) Herzog Heinrich im Monat Augusto zu Wismar sein Fürstlich Beilager mit solcher Pracht gehalten, als vorher in diesen Landen  nie geschehen oder gesehen
») Von der Familie derer von Finccke auf Karow im Amte Güstrow unterschrieb Iaspai Finecke 1523 die Uni«», aber schon zu Propst Frau <k's Zeit um die Mitte «oiigen Jahrhunderts war diese Familie ci»e der ärmste,!. Altes «nd neues Mecklenburg g, 43,
war."
") Reimar Kock, gest. IZ69 zu Lübeck. Kleine deutsche Höfe,  I.                                 5
„Denn am elften Tag Augusti aufm Sonnabend sind Markgraf Joachim I. von Brandenburg, Herzog Heinrich von Sachsen*), Herzog Philipp von Grubenhagen (Braunschweig), HerzogMag-nus zu Lauenburg, Herzog Christoph, Erzbischof zu Bremen**) und die drei Bischöfe von Lübeck, Schwerin und Ratzeburg, alle in vollen Kürissen und mit Rennestacken (ohne den Bräutigam und seinen Bruder Herzog Albrecht) ins Mecklenburger Thor eingeritten. Ein jeder Fürst zog nach seiner Würde und hatte seine Heerpauken' und Trommeten für sich, der Letzte war der Bräutigam mit seinem Mecklenburgischen Adel."
„Den zwölften August, des Sonntags zu Mittag, kamen sie wieder ins Harnisch und zogen der Braut entgegen. Aber da ritten die Fürsten nicht in Kulissen, sondern  in   schönen  langen  Vlianten  und  sammetschen
 
') Vater des Kurfürsten Moritz. ") Ein Bruder des wilden Heinrich  »on Wolfen-büttcl.

Version vom 19. März 2008, 05:53 Uhr

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der alte, damals schon zweiundsiebzigjährige Herr noch eine dritte Heirat!) mit einer Prinzessin von Sachsen-Lauen bürg. Ueber die zweite Heirath mit der Fräulein Helena von der Pfalz, die noch vor der Anschlagung der Thesen Luthers an der Schloßkirche zu Wittenberg Statt hatte, im Jahre 1513, giebt ein alter Chronist, der noch vor dem dreißigjährigen Kriege lebte, der Magister Bernhard Latomus, ein geborner Wismarer, Rector zu Neubrandenburg, einer der Väter der mecklenburgischen Geschichte*), Auskunft, aus der unter andern das Curiosum zu ersehen ist, daß damals eine mecklenburgische Adelsdame, von einem Geschlechte, das später ganz herunterkam, so ausbündigen Klciderlurus trieb, daß ein Verbot gegen sie erlassen ward, nicht ihre besten Kleider anzuziehen, um nicht die fürstliche Braut auszustechen. Man sieht aus diesem kleinen Zuge, wie die Dinge von Alters her in diesem kleinen Ostseeländchen angethan waren: der Fürst stritt sich mit seinem Adel mit höchster Eifersucht nicht blos um die wirkliche Macht, sondern sogar um den äußeren Schein. Die Ritter suchten es dem Landesherrn an Pracht und Luius gleich zu thun, der Hof wollte nicht zurückbleiben und ruinirte sich, um den sogenannten Glanz des Thrones aufrecht zu erhalten, durch Verschwendung. Die Verschwendung brachte ihn in Schulden und die Schulden in die Abhängigkeit von den Rittein.

  • ) Seine Chronik ist abgedruckt i» deü^Iun^menüZ ii,l,>,!iii« de« holsteinischen Kanzlers von Westphalen. Lpzg, 1739. Vier Folianten.

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„Im selbigen Jahr <1512), ist Herzog Heinrich von Mecklenburg «weil ihm seine Gemahlin fürn Jahr abgestorben war) gen Heidelberg gereiset und hat sich des Pfalzgrafen Philippi Tochter, Fräulein Helen am, zur künftigen Ehe äezzionznon und zusagen lassen. Und hat folgenden Jahrs (1513) Herzog Heinrich im Monat Augusto zu Wismar sein Fürstlich Beilager mit solcher Pracht gehalten, als vorher in diesen Landen nie geschehen oder gesehen war." „Denn am elften Tag Augusti aufm Sonnabend sind Markgraf Joachim I. von Brandenburg, Herzog Heinrich von Sachsen*), Herzog Philipp von Grubenhagen (Braunschweig), HerzogMag-nus zu Lauenburg, Herzog Christoph, Erzbischof zu Bremen**) und die drei Bischöfe von Lübeck, Schwerin und Ratzeburg, alle in vollen Kürissen und mit Rennestacken (ohne den Bräutigam und seinen Bruder Herzog Albrecht) ins Mecklenburger Thor eingeritten. Ein jeder Fürst zog nach seiner Würde und hatte seine Heerpauken' und Trommeten für sich, der Letzte war der Bräutigam mit seinem Mecklenburgischen Adel." „Den zwölften August, des Sonntags zu Mittag, kamen sie wieder ins Harnisch und zogen der Braut entgegen. Aber da ritten die Fürsten nicht in Kulissen, sondern in schönen langen Vlianten und sammetschen

') Vater des Kurfürsten Moritz. ") Ein Bruder des wilden Heinrich »on Wolfen-büttcl.