Deutsche und französische Kultur im Elsass/052: Unterschied zwischen den Versionen
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Wie erwähnt, befanden sich im Jahr 1895 rund | Wie erwähnt, befanden sich im Jahr 1895 rund 82 800 Angehörige anderer Bundesstaaten im Land. Dazu kommt die fast durchweg altdeutsche Militärbevölkerung, die im Jahr 1895 35 000 Personen umfasste. Als Minimalziffer steht also die Zahl von 117 800 Altdeutschen im Jahr 1895 fest. Also mindestens ein Neuntel der elsässischen Bevölkerung bestand schon damals aus Altdeutschen. Dazu kommen nun die zahlreichen, als Elsass-Lothringer gezählten altdeutschen Landesbeamten mit ihren Angehörigen, ferner diejenigen Altdeutschen, die die elsass-lothringische Staatsangehörigkeit ausdrücklich angenommen haben, die natürliche Vermehrung der Eingewanderten und schliesslich die fortdauernde Einwanderung aus Altdeutschland. Nimmt man alle diese in ihrer zahlenmässigen Stärke nicht genau feststellbaren altdeutschen Bevölkerungsgruppen hinzu, so steigt der Anteil der Altdeutschen an der Gesamtbevölkerung noch beträchtlich, vielleicht auf ein Achtel oder darüber hinaus. Auf jeden Fall bilden die Altdeutschen zu Anfang des 20. Jahrhunderts schon eine ganz erhebliche Minorität in der Bewohnerschaft des Elsasses. | ||
Natürlich ist die Stellung dieser deutschen Einwanderer heute eine ganz andere als zur französischen Zeit. Der weitaus grösste Teil derselben hat seinen festen Wohnsitz im Land. Die nur zeitweise im Elsass befindliche altdeutsche Bevölkerung tritt, wenn man von der Militärbevölkerung absieht, jetzt gegenüber der ansässigen völlig zurück. Die im Elsass wohnenden Altdeutschen, einerlei ob sie Elsass-Lothringer geworden sind oder nicht, geniessen alle politischen Rechte in Staat und Gemeinde genau wie die Eingeborenen. Als Beamte und Offiziere sind sie die herrschende Klasse, als Lehrer aller Art haben sie die wichtigsten Kulturaufgaben im Land zu erfüllen, kurz die deutsche Bevölkerung ist, wie sie früher der dienende und nur geduldete Teil der Einwohnerschaft war, jetzt, in politischer Beziehung wenigstens, zum herrschenden geworden. Daher findet auch keine Verschmelzung mit den Altelsässern mehr statt. Der Altdeutsche bleibt mit seinen Kindern und Angehörigen deutsch, der Elsässer bewahrt mit | Natürlich ist die Stellung dieser deutschen Einwanderer heute eine ganz andere als zur französischen Zeit. Der weitaus grösste Teil derselben hat seinen festen Wohnsitz im Land. Die nur zeitweise im Elsass befindliche altdeutsche Bevölkerung tritt, wenn man von der Militärbevölkerung absieht, jetzt gegenüber der ansässigen völlig zurück. Die im Elsass wohnenden Altdeutschen, einerlei ob sie Elsass-Lothringer geworden sind oder nicht, geniessen alle politischen Rechte in Staat und Gemeinde genau wie die Eingeborenen. Als Beamte und Offiziere sind sie die herrschende Klasse, als Lehrer aller Art haben sie die wichtigsten Kulturaufgaben im Land zu erfüllen, kurz die deutsche Bevölkerung ist, wie sie früher der dienende und nur geduldete Teil der Einwohnerschaft war, jetzt, in politischer Beziehung wenigstens, zum herrschenden geworden. Daher findet auch keine Verschmelzung mit den Altelsässern mehr statt. Der Altdeutsche bleibt mit seinen Kindern und Angehörigen deutsch, der Elsässer bewahrt mit doppelter Liebe seine Stammeseigentümlichkeiten als schützende Hülle für seine ganze Eigenart. | ||
W. WITTICH. | W. WITTICH. |
Version vom 3. April 2008, 16:46 Uhr
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Wie erwähnt, befanden sich im Jahr 1895 rund 82 800 Angehörige anderer Bundesstaaten im Land. Dazu kommt die fast durchweg altdeutsche Militärbevölkerung, die im Jahr 1895 35 000 Personen umfasste. Als Minimalziffer steht also die Zahl von 117 800 Altdeutschen im Jahr 1895 fest. Also mindestens ein Neuntel der elsässischen Bevölkerung bestand schon damals aus Altdeutschen. Dazu kommen nun die zahlreichen, als Elsass-Lothringer gezählten altdeutschen Landesbeamten mit ihren Angehörigen, ferner diejenigen Altdeutschen, die die elsass-lothringische Staatsangehörigkeit ausdrücklich angenommen haben, die natürliche Vermehrung der Eingewanderten und schliesslich die fortdauernde Einwanderung aus Altdeutschland. Nimmt man alle diese in ihrer zahlenmässigen Stärke nicht genau feststellbaren altdeutschen Bevölkerungsgruppen hinzu, so steigt der Anteil der Altdeutschen an der Gesamtbevölkerung noch beträchtlich, vielleicht auf ein Achtel oder darüber hinaus. Auf jeden Fall bilden die Altdeutschen zu Anfang des 20. Jahrhunderts schon eine ganz erhebliche Minorität in der Bewohnerschaft des Elsasses.
Natürlich ist die Stellung dieser deutschen Einwanderer heute eine ganz andere als zur französischen Zeit. Der weitaus grösste Teil derselben hat seinen festen Wohnsitz im Land. Die nur zeitweise im Elsass befindliche altdeutsche Bevölkerung tritt, wenn man von der Militärbevölkerung absieht, jetzt gegenüber der ansässigen völlig zurück. Die im Elsass wohnenden Altdeutschen, einerlei ob sie Elsass-Lothringer geworden sind oder nicht, geniessen alle politischen Rechte in Staat und Gemeinde genau wie die Eingeborenen. Als Beamte und Offiziere sind sie die herrschende Klasse, als Lehrer aller Art haben sie die wichtigsten Kulturaufgaben im Land zu erfüllen, kurz die deutsche Bevölkerung ist, wie sie früher der dienende und nur geduldete Teil der Einwohnerschaft war, jetzt, in politischer Beziehung wenigstens, zum herrschenden geworden. Daher findet auch keine Verschmelzung mit den Altelsässern mehr statt. Der Altdeutsche bleibt mit seinen Kindern und Angehörigen deutsch, der Elsässer bewahrt mit doppelter Liebe seine Stammeseigentümlichkeiten als schützende Hülle für seine ganze Eigenart.
W. WITTICH.
(Fortsetzung folgt.)