Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/005: Unterschied zwischen den Versionen
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Es ist vorhin schon der beiden Hauptzweige des großen Germanischen Volks gedacht, des nördlichen (wenn man will gothischen, genauer nord-gothischen, denn die an der Donau in geschichtlicher Zeit zuerst erscheinenden Gothen, die als Ost- und West-Gothen einen so großen Namen erlangt haben, scheinen nach ihren Sprachresten | Es ist vorhin schon der beiden Hauptzweige des großen Germanischen Volks gedacht, des nördlichen (wenn man will gothischen, genauer nord-gothischen, denn die an der Donau in geschichtlicher Zeit zuerst erscheinenden Gothen, die als Ost- und West-Gothen einen so großen Namen erlangt haben, scheinen nach ihren Sprachresten |
Version vom 2. März 2008, 13:29 Uhr
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Es ist vorhin schon der beiden Hauptzweige des großen Germanischen Volks gedacht, des nördlichen (wenn man will gothischen, genauer nord-gothischen, denn die an der Donau in geschichtlicher Zeit zuerst erscheinenden Gothen, die als Ost- und West-Gothen einen so großen Namen erlangt haben, scheinen nach ihren Sprachresten
ein Gesammtbild des altgermanischen Lebens entgegen, dem es an Wahrheit nicht fehlen kann; aber etwas anderes ist es Geschichte, wahrhaft documentirte Thatsachen gar mit bestimmten Jahreszahlen daraus entnehmen zu wollen. Es gilt dies namentlich von den Nordischen Sagas. Wahrheit ist in ihnen und Wirklichkeit bildet ihre Grundlage; aber ihre Aufzeichnung ist erst im 12. Jahrhundert geschehen, nachdem sie Menschenalter hindurch von Mund zu Munde gegangen. Dahin gehört auch die ältere oder poetische Edda, die jüngere prosaische Snorri Sturlusons (gest. 1241) in die erste Hälfte des 13. In jener sind sicherlich uralte Bruchstücke. Man wird bei manchen an das erinnert, was Cäsar von den gallischen Druiden sagt, daß sie in Versen, die oft einen geheimnißvollen Sinn hatten, ihre Lehre mittheilten. Da mußte denn eine mündliche Auslegung daneben hergehen - und bei den Gesängen der Edda müssen wir gleichfalls eine solche voraussetzen, die aber für uns verloren ist, und so fehlt uns zu vielem der Schlüssel. Es verschwimmt das Mythische und das Historische so in einander, daß eine Scheidung unthunlich ist. Man muß sich daher an den Haupt-Ideen und an dem Gesammtbilde genügen lassen, sowohl was die Lebens- und Denkweise, als was die geschichtlichen Hergänge betrifft. Wie wenig, was die letzteren angeht, namentlich Saxo Grammaticus der vielfältig von den dänischen Geschichtsschreibern als eine Hauptquelle benutzt worden ist, eine Grundlage für die Geschichte des Nordens abgeben kann, ist von Dahlmann (siehe unter andern Seite 9 - 14 des ersten Bandes seiner Geschichte von Dänemark) so schlagend nachgewiesen, daß man wie dieser mein hochverehrter Lehrer a. a. O. sich ausdrückt, es nur aus "der oft im Leben gemachten Erfahrung von der Unüberzeugbarkeit des menschlichen Verstandes in Glaubens- und Neigungs-Sachen" wird zu erklären haben, wenn fort und fort, als wäre es beglaubigte Geschichte, nachgeschrieben wird, was dafür zu gelten durchaus keinen Anspruch machen kann. Unser Schlesw.-Holst. gemeinnütziger Almanach zählte noch 1840: "Vom Anfang des Königreichs Dänemark durch Dan den ersten König 2913 Jahr." - Uebrigens soll nicht verkannt werden, daß der Norden in seinen Eddas, in seinen Sagen und in seinem Saxo, der aus diesen schöpfte, Schatzgruben besitzt, an deren Ausbeutung, die mit so vielem Fleiße begonnen hat, sicher wird fortgearbeitet und manches als Resultat zu Tage gefördert werden, das zur wahren Aufhellung der Vorzeit dienen wird.