Slowakei: Unterschied zwischen den Versionen
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Karpatendeutsche gehoerten seit ihrer Einwanderung im 12 Jahrhundert der oertlichen Kirche an, ohne dass es gesonderte | Karpatendeutsche gehoerten seit ihrer Einwanderung im 12 Jahrhundert der oertlichen Kirche an, ohne dass es gesonderte Organisationen gab. In der Praxis war eine Gemeinde slowakisch, magyarisch oder deutsch, aber rechtlich gesehen waren alle Teil der gleichen Territorialkirche. Das war so, als alle Christen in der Slowakei katholisch waren, und blieb so, als manche von Ihnen (zumeist Deutschsprachige) evangelisch wurden. Im 19. Jahrhundert verlangten zuerst die Magyaren, dass nur die Staatssprache verwendet wuerde. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das slowakische vom Staat gefoerdert. Die katholische Kirche hatte keine ethnischen Pfarreien in der Slowakei. Alle Glaeubigen blieben Teil der gleichen Kirchengemeinschaft. Dies wurde durch den Gebrauch des Lateins, eine Sprache die niemand seit langem mehr als Muttersprache hat, erleichtert. | ||
Zwar waren die meisten | Zwar waren die meisten deutschsprachigen Städte Oberungarns im 16. Jahrhundert lutheranisch geworden, aber nach dem Ende des 17. Jahrhunderts waren nur zwei lutheranische Kirchen je Grafschaft erlaubt (diese Kirchen wurden "Artikularkirchen" genannt, d.h. nach den Artikeln des Friedensvertrages, gefertigt). Evangelische predigten in der Volkssprache. Solange die Doerfer isoliert waren, und die alle Evangelischen unterdrueckten, war die Sprache kein besonders strenger Grund zum hadern. Die meisten Evangelischen waren Teil der Ungarländischen Evangelisch-Lutheranischen Kirche Augsburger Bekenntnisses, (A.B.), wenige Mitglieder der Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses (H.B., d.h. Kalvinisten). Das Toleranzpatent des Jahres 1781 erlaubte die freie Ausuebung der protestantischen Religionen. Das Beduerfnis, die Seelsorge in der eigenen Sprache gesprochen zu erhalten, fuehrte nun zu starken Konflikten innerhalb der Lutheranischen Kirche. Aber der Ungarische Staat erlaubte nicht die Bildung einer selbständigen slowakischen evangelischen Kirche. Nach 1919 erlaubte der tschechische Staat die Errichtung einer magyarischen und deutschen Kirchenorganisation ebenfalls nicht. Erst 1939, auf Grund der politischen Lage, konnte eine eigene Deutsche Evangelische Landeskirche A.B. in der Slowakei errichtet werden. Sie ueberlebte den Zusammenbruch nicht. | ||
Bis 1782 wurden Lutheraner in den katholischen Kirchenbuechern vermerkt, meistens gesondert am Ende des Kirchenbuches, oder gar in einem getrennten Band. Nachdem Lutheraner allgemein toleriert wurden, haben evangelische Kirchengemeinden nach und nach eigene Kirchenbuecher geschaffen. Sprachlich blieb in den katholischen Kirchenbuechern das Latein die vorherrschende Sprache. In den evangelischen Pfarrämtern wurde Anfangs entweder deutsch, slowakisch oder magyarisch verwendet, von 1884 bis Ende 1919 nur magyarisch. Es ist daher wichtig, die wichtigsten magyarischen Begriffe zu kennen, und auch mit den Vornamen (Katharina wurde als Katalin vermerkt, Rudolf als Gerö, Samuel als Samu, z.B.) Die Webseiten 'Radixindex' und 'Lexikon' helfen beim Übersetzen. | |||
'''Wo sind nun diese Kirchenbücher?''' | '''Wo sind nun diese Kirchenbücher?''' | ||
Die vorhandenen katholischen, evangelischen und jüdischen Matriken wurden in 8 slowakische Hauptarchive eingeliefert. Die Matriken meist erst nach 1700; nur in wenigen Fällen sind Matriken vor 1700 oder gar vor 1650 erhalten. | |||
Während im Westen und am Donaurand eher die römisch-katholische Kirche überwiegt, findet man im Mittelteil der Slowakei mehr evangelische, und im Osten der Slowakei mehr orthodoxe Kirchen. | |||
Da die Slowakei vor 1921 zu Ungarn gehörte, beginnt hier das Standesamt schon 1895. Matriken nach dieser Zeit sind also in der Regel in den Gemeindeämtern zu suchen. Die Matriken vor 1895 wurden in den letzten Jahren mikroverfilmt und können ohne Voranmeldung in den zuständigen Archiven eingesehen werden. Es ist auch möglich, sich Filme aus dem Archivbereich von Kaschau nach Preßburg zu bestellen, um sie in Preßburg einsehen zu können. Schriftliche Anfragen können an das zuständige Archiv, oder an das Hauptstaatsarchiv in Preßburg gesandt werden. Diese Forschungen sind allerdings kostenpflichtig und können mitunter einige Monate dauern. | |||
Bei den deutschen evangelischen Kirchenbüchern wurden viele 1945 evakuiert, und sind in den Wochen des Kriegsendes verloren gegangen. Ein Waggon voller Kirchenbücher wurde zufällig von zwei karpatendeutschen Pfarrern gefunden, Pfr.Nika und Pfr. Eduard Drgala, und so gerettet. Die meisten dieser Bücher sind in evangelischen Kirchenarchiven in der BRD aufgebahrt, so z.B. die von Bösing, Kirchdrauf, Ratzersdorf, und St Georgen im Landesarchiv in Württemberg. Einige Zipser Pfarrarchive (Eisdorf, Bierbrunn, Deutschendorf/Poprad und Niederschwaben) kamen ins Staatliche Militaerarchiv in Moskau. ul. Wyborgskaya, im Fonds 1295, Kirchliche Organizationen. Der Katalog unter Moskau Sonderarchivzu lesen. Andere mögen noch unerkannt in Archiven in Österreich oder Deutschland sein. Andere Kirchenbücher sind im Archiv in Leutschau und wurden in den 1990er Jahren von den Mormonen verfilmt. | |||
Nach der Wende haben sich die Überlebenden mancher Gemeinden entschieden, die Kirchenbücher an ihre slowakischen Nachfolger in Haus, Hof und Kirchen zu schenken, in der Hoffnung dass heute diese Menschen bereit sind, die deutsche Geschichte ihrer Heimatorte anzuerkennen. Andere Überlebende, etwas misstrauischer angesichts der in der Slowakei allgemeinen Leugnung der Vertreibung, lehnten eine solche Übergabe ab. Für den Forscher ist es wichtig zu wissen, dass diese Kirchenbücher zerstreut sind. Am besten ist es, beim Hilfskommittee über den jetzigen Standort der evangelischen Kirchenbücher nachfragen. | Nach der Wende haben sich die Überlebenden mancher Gemeinden entschieden, die Kirchenbücher an ihre slowakischen Nachfolger in Haus, Hof und Kirchen zu schenken, in der Hoffnung dass heute diese Menschen bereit sind, die deutsche Geschichte ihrer Heimatorte anzuerkennen. Andere Überlebende, etwas misstrauischer angesichts der in der Slowakei allgemeinen Leugnung der Vertreibung, lehnten eine solche Übergabe ab. Für den Forscher ist es wichtig zu wissen, dass diese Kirchenbücher zerstreut sind. Am besten ist es, beim Hilfskommittee über den jetzigen Standort der evangelischen Kirchenbücher nachfragen. | ||
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Die Kirchenbücher der deutschen Evangelischen Gemeinde Ratzersdorf, 1785-1945, sind von Norbert Gschweng auf CD-Rom übertragen worden (Webseite siehe unten). Dies ist eine gute Sache, wobei allerdings an die langfristige Lesemöglichkeit gedacht werden muss! Ich habe z.B. Audio-Photo-CDs von 1995, die mein "Gombiuda" nicht mehr versteht. | Die Kirchenbücher der deutschen Evangelischen Gemeinde Ratzersdorf, 1785-1945, sind von Norbert Gschweng auf CD-Rom übertragen worden (Webseite siehe unten). Dies ist eine gute Sache, wobei allerdings an die langfristige Lesemöglichkeit gedacht werden muss! Ich habe z.B. Audio-Photo-CDs von 1995, die mein "Gombiuda" nicht mehr versteht. | ||
=== Personenstandsregister === | === Personenstandsregister === |
Version vom 21. August 2005, 21:14 Uhr
Karpatendeutsche Genealogie: Slowakei/Slovensko
Abkürzungen/Abbreviations:
sl - slowakisch/slovakian
ung - ungarisch/hungarian
mag - Magyar (ungarisch/hungarian) Sprache/language Gsp. - Gespannschaft (sl z^upa, mag megye, de Komitat)
N, O, W, S, M - Nord/North, Ost/East, West, Süd/South, Mittel/Middle
Sl - Slowakei/Slovakia
Allgemeine Information
Beschreibung des Forschungsgebietes
Deutsche Bevölkerung in der Slowakei gab es vor allem in und um Preßburg (mag Poszony, sl Bratislava), im Hauerland, der Ober- und Unterzips seit dem 12 Jahrhundert. Daneben bestanden zahlreiche kleinere Sprachinseln. Vor dem 2. Weltkrieg lebten in der Slowakei ca.150.000 Deutsche, die seit der Jahrhundertwende Karpatendeutsche genannt wurden. Sie wurden nach dem 2. Weltkrieg fast vollstaendig vertrieben.
- Deutsche Haupt-Siedlungsgebiete (in Klammern Zentren der Siedlungen):
- Hauerland (Deutsch-Proben und Kremnitz) in der Mittelslowakei, (Deutsch-Proben: Gsp. Nitra, sl: Nemecke Pravno, ung: Nemetprona) ( Kremnitz, sl: Kremnica). Gsp. Turocz und Bars.(Käsmark: Gsp. Spis^, sl: Kez^marok, ung: Késmárk; und Goellnitz, sl: Gelnica, ung: Goellnitzbanya)
- Preßburger Stadt und Land, und Schüttinsel(Preßburg: Gsp. Preßburg, SW Sl, sl: Bratislava, ung: Pozsony)
Geschichte
Die Slowakei gehoerte vom 10. Jahrhundert an zum historischen Königreich Ungarn, 1867-1919 zur Doppelmonarchie Österrreich-Ungarn, als "Oberungarn" oder "Feldivék." Dies war allerdings nur ein Landschaftsnamen, nicht eine administrative Gliederung. Oberungarn bestand aus den Grafschaften (in Latein, der Amtssprache bis 1844, comitatus genannt, auf Deutsch Komitat oder Gespannschaft, auf magyarisch megye): Pressburg/Poszony, Neutra, Komorn, Barsch, Neusohl, Gömör, Kleinhont, Hont, Neograd, Abauj,Torna, Liptau, Turz, Orava, Trentschin, Zips, Scharosch und Zemplin, dazu im Gebiet der späteren Karpato-Ukraine die Komitate Ung, Bereg, U-gocsa und Maramarosch
Diese Komitate kamen 1919 ganz oder teilweise zur Tschechoslowakei, einen Staat den es vorher noch nie gegeben hatte, und in dem das tschechische "Staatsvolk" kaum 50 % der Bevölkerung bildete. Die Grenzziehung zu Ungarn zerschnitt mehrere Komitate, so z.B. von Abauj, was natürlich das Finden von Archivalien erschwert wenn die Komitatshauptstadt bei Ungarn verblieb. Es wurden die Provinzen Slowakei und Karpato-Ukraine gebildet.
In der CSR hatte die Slowakei 49.021 km2, mit 1930 3.3 Millionen Einwohnern, die Karpatho-Ukraine 12,600 km2 mit fast 1 Million Einwohnern. In der Slowakei wurden die Komitate 1923 zu 6 Kreisen, oder Z"upan, neu eingeteilt. Dazu gab es nach dem ersten Weltkrieg folgende Grenzänderungen: 1919 erhielt Polen 12 Dörfer in der NW Zips, 195 km2 mit 8.747 Einwohner, Hauptort Jablonka, und 13 Dörfer in der Arwa, (nicht weit vom polnischen Zakopane), mit 389 km2 und 16.133 Einwohnern, Hauptort Neu-Bela, darunter einige Deutsche.
Nach dem Münchner Abkommen von September 1938 wurde die Slowakei autonom. Im März 1939 stimmte der slowakische Landtag einstimmig fuer die Unabhängigkeit statt der Wiedervereinigung mit Ungarn. In diesem Zeitraum verlor die Slowakei an Polen in der NW Zips und Arwa weitere 7 Dörfer mit 21 km2 und 9900 Einwohnern, darunter einige Deutsche. Diese Dörfer, sowie die 1919 verlorenen, kamen am 21 Nov. 1939 wieder zur Slowakei. An Ungarn fielen im November 1938 12.051 km2 mit 1.06 millionen Einwohner der Slowakei und der Karpatho-Ukraine, im März 1939 der Rest der Karpatho-Ukraine und am 4. April 491 km2 der Ostslowakei. Das Deutsche Reich erhielt 43 km2 mit 16,000 Einwohner, (Engerau, sowie das Städtchen Theben/Devin. Das slowakische Staatsgebiet verkleinerte sich auf 38,055 km2 mit 2.6 Millionen Einwohnern. Nach dem Krieg wurde die Slowakei von den Siegermächten ohne Volksabstimmung der wiederhergestellten CSR zugeschlagen, samt den 1938-39 an Polen, Ungarn und dem Deutschen Reich abgetretenen Gebiete, aber ohne die 1919 an Polen verlorenen Dörfer. Die Karpato-Ukraine wurde Teil der Soviet-Union, und gehört seit 1991 zur Republik Ukraine. Die CSSR zerfiel 1993 in zwei Staaten: die Tschechische Republik und die Slowakische Republik, mit 49.014 km2 und 5.3 Millionen Einwohnern. Davon sind rund 6.000 Karpatendeutsche.
Vereine und Gesellschaften
Genealogische Vereine und Gesellschaften
Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher e.V. (AGoFF)
Schriftführer:
Mario Seifert, Hessestraße 16, 14469 Potsdam, Tel. 0331-295835
naehere Informationen ueber die AGoFF: http://agoff.genealogy.net
Forschungsbereich Karpatendeutsche aus der Slowakei:
Forschungsaufträge werden nicht übernommen, sondern nur Auskuenfte (an AGoFF-Mitglieder kostenlos, an Nichtmitglieder je nach Aufwand) erteilt. Bitte Rueckporto nicht vergessen!
Slowakische Genealogische-Heraldische Gesellschaft bei der Matica Slovenska.
Eine relativ neue (1991) Gesellschaft, die sich auch um nicht-slawische Völker innert der Slowakei kümmert. Webseite: Heraldik
Historische Vereine und Gesellschaften
Karpatendeutsches Kulturwerk, Heimatmuseum und Archiv
c/o Stadtbibliothek, Postfach 6260, D-76124 Karlsruhe.
Austellung: Karpatendeutsches Regionalmuseum, Bibliothek & Archiv
Schloss Karlsburg, Pfinztalstrasse, D-76227 Karlsruhe-Durlach.
Kulturwerk
Andere Vereine und Gesellschaften
Diese Vereine sind nicht reich, und arbeiten mit Freiwilligen. Bei jeder Anfrage Rückporto beilegen und, wenn die Frage zeitraubend ist, eine dem Aufwand entsprechende Spende geben.
Karpatendeutsche Landsmannschaft in Deutschland
Haus der Heimat, Schloss-strasse 92/II, D-70176 Stuttgart.
Vorsitzender: Oskar Marczy. Verkauft Heimatbücher und erteilt Auskunft.
Webseite: KDL E-mail: KDL
Das Karpatenjahrbuch enthält viele historische Aufsätze. Fuer das Monatsblatt Karpatenpost, 1950-1970, gibt es ein Personen-Register, was die Verwandtensuche erleichtern sollte.
Karpatendeutsche Landsmannschaft in Oesterreich
Quellenstrasse 95/2, A-1100 Wien
Obmann: Dr. Joseph Derx. Gleiche Aufgaben wie die KDL in Stuttgart, aber mit groesserem Schwerpunkt auf
Pressburg und Umgebung. Gibt 6 mal pro Jahr das Heimatblatt heraus.
Webseite unter KDLOe
Karpatendeutscher Verein in der Slowakei
Lichardova 20, SK-04000 Kos"ice, Slowakische Republik
Obmann: Bartholomäus Eiben. Webseiten unter KDVgeocities und Karpatendeutscher Verein
E-mail: Oswald
Der Verein kann kostengünstige Übersetzer und Forscher für örtliche Archive vermitteln.
Karpatenblatt: Organ des Karpatendeutschen Verein in der Slowakei
Hviezdoslavova 2/418, P.O. Box 47, 058-01 Poprad, Slowakische Republik.
Chefredakteur: Vladimir Majovsky. Monatsblatt, mit vielen Informationen. DM 25 pro Jahr.
E-mail: karpatenblatt
Genealogische und historische Urkunden
Kirchenbücher
Karpatendeutsche gehoerten seit ihrer Einwanderung im 12 Jahrhundert der oertlichen Kirche an, ohne dass es gesonderte Organisationen gab. In der Praxis war eine Gemeinde slowakisch, magyarisch oder deutsch, aber rechtlich gesehen waren alle Teil der gleichen Territorialkirche. Das war so, als alle Christen in der Slowakei katholisch waren, und blieb so, als manche von Ihnen (zumeist Deutschsprachige) evangelisch wurden. Im 19. Jahrhundert verlangten zuerst die Magyaren, dass nur die Staatssprache verwendet wuerde. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das slowakische vom Staat gefoerdert. Die katholische Kirche hatte keine ethnischen Pfarreien in der Slowakei. Alle Glaeubigen blieben Teil der gleichen Kirchengemeinschaft. Dies wurde durch den Gebrauch des Lateins, eine Sprache die niemand seit langem mehr als Muttersprache hat, erleichtert.
Zwar waren die meisten deutschsprachigen Städte Oberungarns im 16. Jahrhundert lutheranisch geworden, aber nach dem Ende des 17. Jahrhunderts waren nur zwei lutheranische Kirchen je Grafschaft erlaubt (diese Kirchen wurden "Artikularkirchen" genannt, d.h. nach den Artikeln des Friedensvertrages, gefertigt). Evangelische predigten in der Volkssprache. Solange die Doerfer isoliert waren, und die alle Evangelischen unterdrueckten, war die Sprache kein besonders strenger Grund zum hadern. Die meisten Evangelischen waren Teil der Ungarländischen Evangelisch-Lutheranischen Kirche Augsburger Bekenntnisses, (A.B.), wenige Mitglieder der Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses (H.B., d.h. Kalvinisten). Das Toleranzpatent des Jahres 1781 erlaubte die freie Ausuebung der protestantischen Religionen. Das Beduerfnis, die Seelsorge in der eigenen Sprache gesprochen zu erhalten, fuehrte nun zu starken Konflikten innerhalb der Lutheranischen Kirche. Aber der Ungarische Staat erlaubte nicht die Bildung einer selbständigen slowakischen evangelischen Kirche. Nach 1919 erlaubte der tschechische Staat die Errichtung einer magyarischen und deutschen Kirchenorganisation ebenfalls nicht. Erst 1939, auf Grund der politischen Lage, konnte eine eigene Deutsche Evangelische Landeskirche A.B. in der Slowakei errichtet werden. Sie ueberlebte den Zusammenbruch nicht.
Bis 1782 wurden Lutheraner in den katholischen Kirchenbuechern vermerkt, meistens gesondert am Ende des Kirchenbuches, oder gar in einem getrennten Band. Nachdem Lutheraner allgemein toleriert wurden, haben evangelische Kirchengemeinden nach und nach eigene Kirchenbuecher geschaffen. Sprachlich blieb in den katholischen Kirchenbuechern das Latein die vorherrschende Sprache. In den evangelischen Pfarrämtern wurde Anfangs entweder deutsch, slowakisch oder magyarisch verwendet, von 1884 bis Ende 1919 nur magyarisch. Es ist daher wichtig, die wichtigsten magyarischen Begriffe zu kennen, und auch mit den Vornamen (Katharina wurde als Katalin vermerkt, Rudolf als Gerö, Samuel als Samu, z.B.) Die Webseiten 'Radixindex' und 'Lexikon' helfen beim Übersetzen.
Wo sind nun diese Kirchenbücher?
Die vorhandenen katholischen, evangelischen und jüdischen Matriken wurden in 8 slowakische Hauptarchive eingeliefert. Die Matriken meist erst nach 1700; nur in wenigen Fällen sind Matriken vor 1700 oder gar vor 1650 erhalten.
Während im Westen und am Donaurand eher die römisch-katholische Kirche überwiegt, findet man im Mittelteil der Slowakei mehr evangelische, und im Osten der Slowakei mehr orthodoxe Kirchen.
Da die Slowakei vor 1921 zu Ungarn gehörte, beginnt hier das Standesamt schon 1895. Matriken nach dieser Zeit sind also in der Regel in den Gemeindeämtern zu suchen. Die Matriken vor 1895 wurden in den letzten Jahren mikroverfilmt und können ohne Voranmeldung in den zuständigen Archiven eingesehen werden. Es ist auch möglich, sich Filme aus dem Archivbereich von Kaschau nach Preßburg zu bestellen, um sie in Preßburg einsehen zu können. Schriftliche Anfragen können an das zuständige Archiv, oder an das Hauptstaatsarchiv in Preßburg gesandt werden. Diese Forschungen sind allerdings kostenpflichtig und können mitunter einige Monate dauern.
Bei den deutschen evangelischen Kirchenbüchern wurden viele 1945 evakuiert, und sind in den Wochen des Kriegsendes verloren gegangen. Ein Waggon voller Kirchenbücher wurde zufällig von zwei karpatendeutschen Pfarrern gefunden, Pfr.Nika und Pfr. Eduard Drgala, und so gerettet. Die meisten dieser Bücher sind in evangelischen Kirchenarchiven in der BRD aufgebahrt, so z.B. die von Bösing, Kirchdrauf, Ratzersdorf, und St Georgen im Landesarchiv in Württemberg. Einige Zipser Pfarrarchive (Eisdorf, Bierbrunn, Deutschendorf/Poprad und Niederschwaben) kamen ins Staatliche Militaerarchiv in Moskau. ul. Wyborgskaya, im Fonds 1295, Kirchliche Organizationen. Der Katalog unter Moskau Sonderarchivzu lesen. Andere mögen noch unerkannt in Archiven in Österreich oder Deutschland sein. Andere Kirchenbücher sind im Archiv in Leutschau und wurden in den 1990er Jahren von den Mormonen verfilmt.
Nach der Wende haben sich die Überlebenden mancher Gemeinden entschieden, die Kirchenbücher an ihre slowakischen Nachfolger in Haus, Hof und Kirchen zu schenken, in der Hoffnung dass heute diese Menschen bereit sind, die deutsche Geschichte ihrer Heimatorte anzuerkennen. Andere Überlebende, etwas misstrauischer angesichts der in der Slowakei allgemeinen Leugnung der Vertreibung, lehnten eine solche Übergabe ab. Für den Forscher ist es wichtig zu wissen, dass diese Kirchenbücher zerstreut sind. Am besten ist es, beim Hilfskommittee über den jetzigen Standort der evangelischen Kirchenbücher nachfragen.
Ratzersdorf/Pressburg
Die Kirchenbücher der deutschen Evangelischen Gemeinde Ratzersdorf, 1785-1945, sind von Norbert Gschweng auf CD-Rom übertragen worden (Webseite siehe unten). Dies ist eine gute Sache, wobei allerdings an die langfristige Lesemöglichkeit gedacht werden muss! Ich habe z.B. Audio-Photo-CDs von 1995, die mein "Gombiuda" nicht mehr versteht.
Personenstandsregister
Wurden 1895 eingeführt, und laufen paralell zu den Kirchenbüchern. Allerdings sind die staatlichen Matrikeln dem Schutz der Privatsphäre verpflichtet, während die Kirchenbücher, vor allem auf den Filmen der Mormonen, frei bis zum Ende der deutschen Gemeinden (1945) eingesehen werden können. Die Matrikel sind allerdings unumgänglich wenn es sich um Vorfahren handelt, die aus der Kirche ausgetreten waren, oder die eine Mischehe eingingen, ohne sich der Religion der Braut/Bräutigams anzuschliessen. Dann ist die Ehe, sowie die Geburt der Kinder, nur im staatlichen Matrikel verzeichnet.
Andere Urkunden und Bücher
Grundbücher
Militärstandesunterlagen, s. Archive
Ortslexika und Karten
Ortslexika
- Chalupecky, Dr. Ivan. Führer durch die Archive der Slowakischen Republik.
Stuttgart: KDL 1998. Ein 59 Seiten Büchlein, dass jeder Ahnenforscher haben muss. Dr. Chalupecky ist Archivar und Historiker in der Slowakei. DM 10 beim KDL. ISBN 80-88704-15-4.
- Lasslob, Isidor. Deutsche Ortsnamen in der Slowakei.
- Karpatendeutsche Landsmannschaft, Stuttgart, 1975. 6 DM. Nennt alle Ortsnamen in Deutsch, Slowakisch und Ungarisch.
- Mayerhofer, H.: Österreichisch-ungarisches Ortslexikon
Enthaelt die Pfarrorte, Kultusgemeinden und Filialen aller Konfessionen Oesterreich-Ungarns, mit Angabe des Landes und des Gerichtsbezirks. Wien 1896.
- Majtan M.: Názvy Obcí na Slovensku za ostatnych dvesto rokkov (=Bennenungen der Gemeinden in der Slowakei in den letzten 200 Jahren)
Vydavatelstvo slovenskej akademie vied (=hrsg. von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften), Bratislava 1974. Neuauflage 1998, Veda Verlag, Bratislava.
- Pfohl, Prof. Ernst. Ortslexikon Sudetenland
Oro-, hydro- und topographisches, statistisches und wirtschaftskundliches Nachschlagewerk, ueber jeden Ort der Tschechoslowakei von 1918-1938, einschliesslich von Karpato-Ruthenien. Enthaelt die Namen in verschiedenen Sprachen, Lage, Einwohnerzahl, Denkwuerdigkeiten, Bedeutung, Post- und Eisenbahnstation, Industrie & Handel, nach amtlichen Daten, aber keine Angabe der Pfarrorte!!Nachdruck der 3. Aufl. 1931, 680 S, Helmut Preussler Verlag, Nuernberg; 1987; ISBN 3-925362-47-9, DM 59.50
Historische Landkarten, siehe Angaben in Oesterreich-Seiten
Bibliographie
Historische Literatur, allgemein
Folgende Bücher behandeln u.a. auch die Geschichte der Slowakei:
- Adalbert Hudak, Isidor Lasslob. Der Leidensweg der Karpatendeutschen, 1944-46, eine Dokumentation.
Stuttgart: Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen 1983. Durch KDL beziehen.
- Paul Brosz, Das letzte Jahrhundert der Karpatendeutschen in der Slowakei.
Karpatendeutsche Landsmannschaft, Stuttgart. 1992. DM 25.
- Alfred M. de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen.Vorgeschichte, Verlauf, Folgen
Verlag C.H. Beck Muenchen 1977, ISBN 3 406 06994 0
Der amerikanische Historiker und Voelkerrechtler untersucht die Mitverantwortung der Westalliiertem für die Vertreibung von 15-18 Millionen Ostdeutschen, von denen 2-3 Millionen starben. Schon 10 Auflagen.
- Alfred M. de Zayas: Zeugnisse der Vertreibung
SINUS-Verlag, Krefeld, 1983, Schriftenreihe edition d; Bd. 6, ISBN 3-88289-206-4
- Friedrich Gottas: Die Deutschen in Südosteuropa. 1980.
- Friedrich Gottas: Das Nationalitätenproblem in Ungarn, 1857-1918.
1983. Prof. Gottas, (geb. 1940), ist Karpatendeutscher und lehrt an der Universität Salzburg.
- Hochberger, Ernst. Das große Buch der Slowakei. Stuttgart: Hochberger, Sinn 1997. Ein 582-Seiten Handbuch mit ueber 3,000 Stichwörtern ueber die Slowakei und die Karpatendeutschen. ISBN is 3-921888-08-5.
- Joerg K. Hoensch: Geschichte der Tschechoslowakei
3. Auflage 1992, Verlag W. Kohlhammer, ISBN 3-17-011725-4. Prof. Hoensch (1935-2001), war Karpatendeutscher, und lehrte osteuropäische Geschichte an der Universitaet des Saarlandes in Saarbruecken. Als Mitglied des Collegium Carolinum des Prof. Seibt, sind die Wertungen in seinen Werken oft "politisch korrekt."
- Egbert K. Jahn, Die Deutschen in der Slowakei in den Jahren 1918-1929.
Ein Beitrag zur Nationalitätenproblematik. Collegium Carolinum, Bd. 24 (1971). Etwas politisch korrekt, die Wertungen sind mit Vorsicht zu lesen.
- Joerg Meier. Untersuchungen zur deutschsprachigen Presse in der Slowakei. Leutschau/Lovoc"a: Verlag Modry Peter,
1993. 619 Seiten. ISBN 80-85515-12-1. Seine Dissertation (Ruhr-Uni Bochum 1993), über den Zipser Anzeiger/Zipser Bote. Ausgezeichnet.
- Rudolf Melzer: Erlebte Geschichte:Rueckschau auf ein Menschenalter Karpatendeutschtum.
Karpatendeutsche Landsmannschaft in Oesterreich, Wien, Bd 1, 1989, 187 Seiten 22 DM, Bd 2 , 1996, 686 Seiten. ISBN 3-85374-266-1. Der Verfasser, ein geborener Hauerländer, dokumentiert mit vielen Einzelheiten die Geschichte der Karpatendeutschen von 1918 bis zur Gegenwart.
- Karl-Peter Schwarz: Tschechen und Slowaken: Der lange Weg zur friedlicher Trennung.
Europa Verlag Wien, 1993, 240 Seiten, ISBN 3-203-51197-5. Karl-Peter Schwarz, Journalist, seit 1990 Prag-Korrespondent für "Die Presse" (Wien) und "Die Welt" (Bonn), beschreibt die Geschichte der beiden Völker durch die Jahrhunderte, vom Nationalitätenstreit in der Habsburger Monarchie zur ersten Republik (1918-1938), deren Untergang durch Hitler und der nationalistischen Politik der Benes"-Regierung, das Protektorat Boehmen und Maehren, der Tiso-Staat, die Wiederauflage des "Tschechoslowakismus" 1945, Föderalisierung nach dem Prager Frühling bis zum Scheitern 1993.
- Josef S"petko. Die Slowakei, Heimat der Völker.
Amalthea Verlag, Wien, 1991. 400 Seiten, 39 DM. Der Autor, ein slowakischer Gelehrter, lebt seit 1967 in München als freier Journalist.
- Jonas Berg, Geschichte Eine kurze Geschichte der Slowakei und seiner deutschen Städte, von Jonas Berg und einer Gruppe von Studenten aus Europa geschrieben. Kurz und praezis.
- Einfuehrung auf der Webseite der Deutschen Botschaft" in Pressburg.
- Slowakei stellt sich vor"
Genealogische Literatur
Adressbuecher
Heimatbuecher & Museen
Karpatendeutsches Kulturwerk, Heimatmuseum und Archiv
c/o Stadtbibliothek, Postfach 6260, D-76124 Karlsruhe.
Austellung: Karpatendeutsches Regionalmuseum, Bibliothek & Archiv
Schloss Karlsburg, Pfinztalstrasse, D-76227 Karlsruhe-Durlach.
Webseite: Kulturwerk
Heimatmuseum der Stadtgemeinde Hainburg--Karpatendeutsche Heimatstube
Wienertor, A-2140 Hainburg/Donau. Tel: 02165/62111. Open from Mai to October.
Im Web unter Hainburg, im Register K klicken.
Slovakisches National Museum-- Karpatendeutsche Abteilung
Muzeum kultury karpatskych Nemcov. Dr. Ondrej Poess, Director
Z^izkova 14; SK-81436 Bratislava; Slowakische Republik
Ausgezeichnete Heimatsammlung, in einem schönen Gebaeude gleich unterhalb der Burg, neben dem Archaeoloischen Museum.
Tel: (421) 7-5315570, FAX 7-5315557. Webseite (auf Slowakisch): Muzea sowie Museum
E-Mail: mailto:muzeumkkn@ba.telecom.sk
Heimatkunde, Gebraeuche
- Isidor Lasslob et alii, Karpatendeutsche Trachten und Taenze. DM 48. Bezug: durch KDL.
- Eduard Alexy. Karpatendeutsches Hirtenspiel. DM 2.50. Bezug durch KDL.
- Karl Schwarz. Karpatendeutsches Liederbuch. 1964. DM 10. Bezug durch KDL.
- Alfred Grosz. Sagen aus der Hohen Tatra. 1971. Durch KDL. "1998 vergriffen."
- Karl Fuerst. Das Oberufener Paradeisspiel. 1979.
- Oskar Marczy, Ladislaus Müller et al., Sitten und Gebräuche der Karpatendeutschen. 2001. 171 Seiten. Bezug durch KDL.
Archive und Bibliotheken
Archive
Slowakisches Staatsarchiv/zentrale Archivverwaltung in Preßburg:
Archivni sprava Bratislava, Krizkova 7, SK-81104 Bratislava
Staatliche Kreisarchive und Gebietsarchive haben Materialien über die einzelnen Siedlungsgebiete:
Statny okresni archiv in Z^iar nad Hronom
Statny okresni archiv in Kremnica (=Kremnitz)
Statny oblastni archiv in Levoc^a (=Leutschau)
Anträge für Forschungen (einschl. der Anfertigung von Abschriften der Archivdokumente) sind zu richten an das Zentralarchiv in Bratislava. Es wird empfohlen, ein Preislimit in EUR/US$ anzugeben.
Kriegsarchiv Wien (Militaerstandesunterlagen der &Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie)
WAST (Wehrmachtsauskunfstelle)
Staatliches Militaer Archiv, ul. Wyborgskaya, Moskau, 125212.
Im Fonds 1295, Religiöse Organizationen, ist u.A. Archivmaterial aus den evangelischen Pfarreien von Eisdorf, Bierbrunn, Deutschendorf und Niederschwaben. Moskau Sonderarchiv
Martin Opitz Bibliothek
Berliner Platz 5
D-44623 Herne
Institut für Auslandsbeziehungen
Charlottenplatz 17
D-70123 Stuttgart
Bibliotheken
LDS FHC's
(Genealogische Forschungsstellen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)), s. unsere LDS Homepage und FHC Adressen in Deutschland, Österreich und Schweiz
Andere Staaten und Landschaften
Historische Landschaften
- Preßburger Land und Schüttinsel (sl: Z^itný ostrov)
Ratzersdorfvon Norbert Gschweng
- Hauerland
Oberstuben von Joachim Geburtig Münnichwies
- Zips (sl: Spis^) Die ZipsUniversitaet Bielefeld
Oberzips KDV Beschreibung der Oberzips
Eisdorf von Thomas Reimer
Metzenseifen
Metzenseifen-USA auf Englisch .
Vorgänger Staaten
Österreischisch-Ungarische Monarchie
Verschiedenes
Verlage
Professionelle Forscher
(Ohne jegliche Gewähr) Übersetzungen und Forschungen können auch kostengünstig durch die KDL in Stuttgart und KDV in der Slowakei gemacht werden, siehe oben.
- Verbatoria, eine slowakische Firma.
- Familytree, eine ungarische Firma.
- RadixIndex, eine ungarische Firma.
- Konekta, von Vladimir Bohinc. Adresse: Dukelska 11, 91-501 Nove Mesto nad Vahom, Slowakei. Er spricht deutsch.
Andere Internet Ressourcen
- Verzeichnis genealogischer/historischer Vereine bei FEEFHS
(Federation of East European Family History Societies)
German Genealogy Cross-Index und Slovak Republic Genealogy Cross-Index; Austro-Hungarian Genealogy Cross-Index
- Eastern Slovakia, Slovak and Carpatho-Rusyn Genealogy Research
(URL:http://www.iarelative.com/slovakia.htm ) and
The Slovak Heritage and Cultural Society of British Columbia, Canada (URL:http://www.iarelative.com/slovakbc.htm )