Deutscher Orden: Unterschied zwischen den Versionen
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Auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden, Kreuzritterorden, lateinisch "Ordo Domus Sanctae Mariae Theutonicorum" genannt, ist der jüngste der drei großen geistlichen [[Ritterorden]]. Er wurde im Zusammenhang mit den Kreuzzügen 1190 von [[Lübeck]]er und [[Bremen|Bremer]] Kaufleuten als Krankenpflegeorden gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt. Unter dem Hochmeister Hermann von Salza wurde der Dt. Orden im [[Siebenbürgen|siebenbürgischen Burzenland]] gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1226 ersuchte ihn Herzog Konrad von Masowien um Hilfe gegen die heidnischen Prußen und überließ ihm dafür das Culmer Land. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Dt. Orden durch die Goldbulle von Rimini (März 1226) zu eigener Herrschaft in diesem Land, dessen Unterwerfung und Bekehrung nach 1280 vollendet war. Durch die Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden 1237 faßte der Dt. Orden in Livland Fuß. [[Litauen]] konnte nicht bezwungen werden. Dagegen gewann der Dt. Orden 1309 Pommerellen mit [[Danzig]], 1346 das bisher dänische [[Estland]], 1398 Gotland und 1402 die Neumark; damit erreichte er seine größte Ausdehnung. An der Spitze stand der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, der seinen Sitz 1291 von Akko nach Venedig, 1309 auf die Marienburg und 1457 nach Königsberg in Ostpreußen verlegte. Er war als Ordensoberer nicht Reichsfürst, nicht vom Kaiser belehnt, aber reichszugehörig. Die Ordenstracht war der weiße Mantel mit schwarzem Kreuz. Die nachhaltigste Leistung war die planmäßige Kultivierung und Besiedlung des Ordenslandes mit Deutschen, mit denen die prußische Bevölkerung verschmolz. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-82) stand das Ordensland in hoher Wirtschafts- und Kulturblüte. Seine Städte (Danzig, [[Thorn]], [[Elbing]], [[Königsberg]] u. a.) gehörten der [[Hanse]] an. Als [[Litauen]] 1385 mit [[Polen]] vereinigt und christlich wurde, verlor der Dt. Orden seine Missionsaufgabe und geriet in einen wachsenden Gegensatz zu [[Polen]]. Nach der vernichtenden Niederlage von Tannenberg durch ein polnisch-litauisches Heer 1410 versuchte Hochmeister Heinrich von Plauen, den Orden zu reformieren und der sich gegen die Ordensherrschaft auflehnenden Stände und Städte Herr zu werden; er wurde 1413 gestürzt. Die Stände schlossen sich 1440 zum Preußischen Bund, dem auch die im "Eidechsenbund" verbundene Opposition des Adels beitrat, zusammen. Mit dem Rückhalt bei Polen bekämpfte der Preußische Bund den Dt. Orden 13 Jahre lang. Im Zweiten [[Thorner Frieden]] (1466) mußte dieser Pommerellen, das Kulmer Land und das Ermland sowie die Städte Danzig, Elbing und Marienburg dem polnischen König überlassen und dessen Oberhoheit über das übrige preußische Ordensland anerkennen. Vergebens bemühten sich die letzten Hochmeister, Herzog Friedrich von [[Sachsen-Meißen]] (seit 1498) und Markgraf Albrecht von [[Brandenburg-Ansbach]] (seit 1511), um Reichshilfe gegen [[Polen]]. Im Anschluß an die Reformation verwandelte Albrecht 1525 das preußische Ordensland in ein erbliches Herzogtum, für das er die polnische Lehnshoheit anerkannte. Der letzte livländische Ordensmeister, Gotthard Kettler, nahm 1561 Kurland als Herzogtum von Polen zu Lehen. Die Säkularisation des Ordensstaates wurde von Kaiser, Papst und dem Deutschmeister des Ordens, der seinen Sitz in [[Mergentheim]] hatte, nicht anerkannt. Der Deutschmeister führte die Tradition des Hochmeisters fort. 1530 übertrug ihm Kaiser Karl V. die Administration des Hochmeistertums (Sitz: Mergentheim). 1809 hob Napoleon den Dt. Orden in Deutschland auf. | Auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden, Kreuzritterorden, lateinisch "Ordo Domus Sanctae Mariae Theutonicorum" genannt, ist der jüngste der drei großen geistlichen [[Ritterorden]]. Er wurde im Zusammenhang mit den Kreuzzügen 1190 von [[Lübeck]]er und [[Bremen|Bremer]] Kaufleuten als Krankenpflegeorden gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt. Unter dem Hochmeister Hermann von Salza wurde der Dt. Orden im [[Siebenbürgen|siebenbürgischen Burzenland]] gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1226 ersuchte ihn Herzog Konrad von Masowien um Hilfe gegen die heidnischen [[Preußen|Prußen]] und überließ ihm dafür das Culmer Land. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Dt. Orden durch die Goldbulle von Rimini (März 1226) zu eigener Herrschaft in diesem Land, dessen Unterwerfung und Bekehrung nach 1280 vollendet war. Durch die Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden 1237 faßte der Dt. Orden in Livland Fuß. [[Litauen]] konnte nicht bezwungen werden. Dagegen gewann der Dt. Orden 1309 Pommerellen mit [[Danzig]], 1346 das bisher dänische [[Estland]], 1398 Gotland und 1402 die Neumark; damit erreichte er seine größte Ausdehnung. An der Spitze stand der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, der seinen Sitz 1291 von Akko nach Venedig, 1309 auf die Marienburg und 1457 nach Königsberg in Ostpreußen verlegte. Er war als Ordensoberer nicht Reichsfürst, nicht vom Kaiser belehnt, aber reichszugehörig. Die Ordenstracht war der weiße Mantel mit schwarzem Kreuz. Die nachhaltigste Leistung war die planmäßige Kultivierung und Besiedlung des Ordenslandes mit Deutschen, mit denen die prußische Bevölkerung verschmolz. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-82) stand das Ordensland in hoher Wirtschafts- und Kulturblüte. Seine Städte (Danzig, [[Thorn]], [[Elbing]], [[Königsberg]] u. a.) gehörten der [[Hanse]] an. Als [[Litauen]] 1385 mit [[Polen]] vereinigt und christlich wurde, verlor der Dt. Orden seine Missionsaufgabe und geriet in einen wachsenden Gegensatz zu [[Polen]]. Nach der vernichtenden Niederlage von Tannenberg durch ein polnisch-litauisches Heer 1410 versuchte Hochmeister Heinrich von Plauen, den Orden zu reformieren und der sich gegen die Ordensherrschaft auflehnenden Stände und Städte Herr zu werden; er wurde 1413 gestürzt. Die Stände schlossen sich 1440 zum Preußischen Bund, dem auch die im "Eidechsenbund" verbundene Opposition des Adels beitrat, zusammen. Mit dem Rückhalt bei Polen bekämpfte der Preußische Bund den Dt. Orden 13 Jahre lang. Im Zweiten [[Thorner Frieden]] (1466) mußte dieser Pommerellen, das Kulmer Land und das Ermland sowie die Städte Danzig, Elbing und Marienburg dem polnischen König überlassen und dessen Oberhoheit über das übrige preußische Ordensland anerkennen. Vergebens bemühten sich die letzten Hochmeister, Herzog Friedrich von [[Sachsen-Meißen]] (seit 1498) und Markgraf Albrecht von [[Brandenburg-Ansbach]] (seit 1511), um Reichshilfe gegen [[Polen]]. Im Anschluß an die Reformation verwandelte Albrecht 1525 das preußische Ordensland in ein erbliches Herzogtum, für das er die polnische Lehnshoheit anerkannte. Der letzte livländische Ordensmeister, Gotthard Kettler, nahm 1561 Kurland als Herzogtum von Polen zu Lehen. Die Säkularisation des Ordensstaates wurde von Kaiser, Papst und dem Deutschmeister des Ordens, der seinen Sitz in [[Mergentheim]] hatte, nicht anerkannt. Der Deutschmeister führte die Tradition des Hochmeisters fort. 1530 übertrug ihm Kaiser Karl V. die Administration des Hochmeistertums (Sitz: Mergentheim). 1809 hob Napoleon den Dt. Orden in Deutschland auf. |
Version vom 5. August 2005, 08:19 Uhr
Auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden, Kreuzritterorden, lateinisch "Ordo Domus Sanctae Mariae Theutonicorum" genannt, ist der jüngste der drei großen geistlichen Ritterorden. Er wurde im Zusammenhang mit den Kreuzzügen 1190 von Lübecker und Bremer Kaufleuten als Krankenpflegeorden gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt. Unter dem Hochmeister Hermann von Salza wurde der Dt. Orden im siebenbürgischen Burzenland gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1226 ersuchte ihn Herzog Konrad von Masowien um Hilfe gegen die heidnischen Prußen und überließ ihm dafür das Culmer Land. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Dt. Orden durch die Goldbulle von Rimini (März 1226) zu eigener Herrschaft in diesem Land, dessen Unterwerfung und Bekehrung nach 1280 vollendet war. Durch die Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden 1237 faßte der Dt. Orden in Livland Fuß. Litauen konnte nicht bezwungen werden. Dagegen gewann der Dt. Orden 1309 Pommerellen mit Danzig, 1346 das bisher dänische Estland, 1398 Gotland und 1402 die Neumark; damit erreichte er seine größte Ausdehnung. An der Spitze stand der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, der seinen Sitz 1291 von Akko nach Venedig, 1309 auf die Marienburg und 1457 nach Königsberg in Ostpreußen verlegte. Er war als Ordensoberer nicht Reichsfürst, nicht vom Kaiser belehnt, aber reichszugehörig. Die Ordenstracht war der weiße Mantel mit schwarzem Kreuz. Die nachhaltigste Leistung war die planmäßige Kultivierung und Besiedlung des Ordenslandes mit Deutschen, mit denen die prußische Bevölkerung verschmolz. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-82) stand das Ordensland in hoher Wirtschafts- und Kulturblüte. Seine Städte (Danzig, Thorn, Elbing, Königsberg u. a.) gehörten der Hanse an. Als Litauen 1385 mit Polen vereinigt und christlich wurde, verlor der Dt. Orden seine Missionsaufgabe und geriet in einen wachsenden Gegensatz zu Polen. Nach der vernichtenden Niederlage von Tannenberg durch ein polnisch-litauisches Heer 1410 versuchte Hochmeister Heinrich von Plauen, den Orden zu reformieren und der sich gegen die Ordensherrschaft auflehnenden Stände und Städte Herr zu werden; er wurde 1413 gestürzt. Die Stände schlossen sich 1440 zum Preußischen Bund, dem auch die im "Eidechsenbund" verbundene Opposition des Adels beitrat, zusammen. Mit dem Rückhalt bei Polen bekämpfte der Preußische Bund den Dt. Orden 13 Jahre lang. Im Zweiten Thorner Frieden (1466) mußte dieser Pommerellen, das Kulmer Land und das Ermland sowie die Städte Danzig, Elbing und Marienburg dem polnischen König überlassen und dessen Oberhoheit über das übrige preußische Ordensland anerkennen. Vergebens bemühten sich die letzten Hochmeister, Herzog Friedrich von Sachsen-Meißen (seit 1498) und Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach (seit 1511), um Reichshilfe gegen Polen. Im Anschluß an die Reformation verwandelte Albrecht 1525 das preußische Ordensland in ein erbliches Herzogtum, für das er die polnische Lehnshoheit anerkannte. Der letzte livländische Ordensmeister, Gotthard Kettler, nahm 1561 Kurland als Herzogtum von Polen zu Lehen. Die Säkularisation des Ordensstaates wurde von Kaiser, Papst und dem Deutschmeister des Ordens, der seinen Sitz in Mergentheim hatte, nicht anerkannt. Der Deutschmeister führte die Tradition des Hochmeisters fort. 1530 übertrug ihm Kaiser Karl V. die Administration des Hochmeistertums (Sitz: Mergentheim). 1809 hob Napoleon den Dt. Orden in Deutschland auf.