Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/076: Unterschied zwischen den Versionen

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mit halbverzehrten Bissen und Ueberresten seinem hungrigen Magen zu Hülfe kamen. Besonders wurden die Schüler auch gequält durch die langen Predigten Sperling's in der Kirche. Bei der strengsten Kälte predigte er oftmals zwei Stunden lang, und die Schüler saßen da und wanden sich im Schmerz über ihre erfrorenen Füße, ja weinten und jammerten. Im Sommer war unglaubliche Qual durch die Schwärme von Mücken, welche in den fischreichen Teichen, von denen das Klostergebäude umgeben war, sich erzeugten. Bei Nacht gab es deshalb keine Ruhe. Die Nahrung bestand meistens in Fischen. An drei Tagen der Woche gab es Fleisch und nur Ein Gericht Fische; an den übrigen vier Wochentagen bloß Fische. Bewegung in freier Luft ward nicht gestattet. Sperling ließ selbst bei Gelegenheit die Fenster vernageln und verstopfen.
 
Es war selbst in den Lehrstunden immer und immer die Rede davon, wie man nur mit strengen Gesetzen etwas auszurichten vermöge. Sonst war nach Rachel's Urtheil der Unterricht im Ganzen nicht übel, doch nur für die Zöglinge erster Ordnung, denn die niedere Ordnung hatte zuweilen solche Lehrer, daß sie von ihren Schülern viel hätten lernen können, und deswegen zum Gespött waren. Es wurden täglich acht Stunden von den Schülern im Schulzimmer hingebracht, wozu noch eine Stunde für Musik kam, und eine Betstunde am Nachmittage. Selten wurde es gestattet, frische Luft zu genießen und einen Spaziergang zu machen. Dle ganze Einrichtung der Anstalt war so beschaffen, daß unter den Zöglingen häufige Krankheiten entstanden, und der nachtheilige Einfluß auf Körper und Geist manchmal auf die ganze Lebenszeit nachwirkte, und oft schwere Hypochondrie erzeugte, wie es namentlich bei Rachel der Fall war. Manche unter den jungen Leuten, wenn sie endlich aus der Zuchtanstalt entlassen wurden, stürzten sich in zügellose Ausschweifungen; Andere wußten, wenn sie in Freiheit kamen, sich nicht in der Welt und unter Menschen zurecht zu finden, waren vielmehr unbeholfen und wurden verspottet. Die lange harte Behandlung während der Bordesholmer Schuljahre brachte Einige zu sklavischer Furcht, Andere zu ingrimmigem Trotz. Als 1648 das schwedische Heer unter Torstenson in das Land eingerückt war, litt das Kloster bald Mangel an Lebensmitteln, das Bier ging aus, und der Rector Sperling, um auch an dem Speisevorrath zu sparen, ergriff das Mittel, indem auch die Schüler einmal etwas versehen

Aktuelle Version vom 30. Dezember 2008, 11:07 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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mit halbverzehrten Bissen und Ueberresten seinem hungrigen Magen zu Hülfe kamen. Besonders wurden die Schüler auch gequält durch die langen Predigten Sperling's in der Kirche. Bei der strengsten Kälte predigte er oftmals zwei Stunden lang, und die Schüler saßen da und wanden sich im Schmerz über ihre erfrorenen Füße, ja weinten und jammerten. Im Sommer war unglaubliche Qual durch die Schwärme von Mücken, welche in den fischreichen Teichen, von denen das Klostergebäude umgeben war, sich erzeugten. Bei Nacht gab es deshalb keine Ruhe. Die Nahrung bestand meistens in Fischen. An drei Tagen der Woche gab es Fleisch und nur Ein Gericht Fische; an den übrigen vier Wochentagen bloß Fische. Bewegung in freier Luft ward nicht gestattet. Sperling ließ selbst bei Gelegenheit die Fenster vernageln und verstopfen.

Es war selbst in den Lehrstunden immer und immer die Rede davon, wie man nur mit strengen Gesetzen etwas auszurichten vermöge. Sonst war nach Rachel's Urtheil der Unterricht im Ganzen nicht übel, doch nur für die Zöglinge erster Ordnung, denn die niedere Ordnung hatte zuweilen solche Lehrer, daß sie von ihren Schülern viel hätten lernen können, und deswegen zum Gespött waren. Es wurden täglich acht Stunden von den Schülern im Schulzimmer hingebracht, wozu noch eine Stunde für Musik kam, und eine Betstunde am Nachmittage. Selten wurde es gestattet, frische Luft zu genießen und einen Spaziergang zu machen. Dle ganze Einrichtung der Anstalt war so beschaffen, daß unter den Zöglingen häufige Krankheiten entstanden, und der nachtheilige Einfluß auf Körper und Geist manchmal auf die ganze Lebenszeit nachwirkte, und oft schwere Hypochondrie erzeugte, wie es namentlich bei Rachel der Fall war. Manche unter den jungen Leuten, wenn sie endlich aus der Zuchtanstalt entlassen wurden, stürzten sich in zügellose Ausschweifungen; Andere wußten, wenn sie in Freiheit kamen, sich nicht in der Welt und unter Menschen zurecht zu finden, waren vielmehr unbeholfen und wurden verspottet. Die lange harte Behandlung während der Bordesholmer Schuljahre brachte Einige zu sklavischer Furcht, Andere zu ingrimmigem Trotz. Als 1648 das schwedische Heer unter Torstenson in das Land eingerückt war, litt das Kloster bald Mangel an Lebensmitteln, das Bier ging aus, und der Rector Sperling, um auch an dem Speisevorrath zu sparen, ergriff das Mittel, indem auch die Schüler einmal etwas versehen