Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/061: Unterschied zwischen den Versionen
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Lage der Domschule war in vielfacher Beziehung eine sehr schwierige, besonders in ihrer eigenthümlichen Stellung zu dem Dom und zu der Stadtgemeinde. Die Klage war allgemein, daß die Schüler auf der Domschule wenig oder nichts lernten. Die Zahl der Schüler nahm immer mehr ab, und die Menge der Winkel- oder Klippschulen verringerte ungemein die Einnahme der Lehrer der Domschule. Einträglich waren besonders die Leichenaufzüge, an denen die ganze Schule Theil zu nehmen hatte, aber sie waren zeitraubend und veranlaßten nicht selten die ärgerlichsten Auftritte. „Vergeblich suchten Regierung und Capitel durch die strengsten Maßregeln gegen die Lehrer die Schule zu heben. Sie wurden danmls zuerst in Eid und Pflicht genommen, zu unbedingtem Gehorsam gegen ihren Inspector angehalten und bei dem geringsten Anlaß mit Gehaltskürzung und Amtsentsetzung bedroht.“ Der Inspector der Schule war der Dompropst, und über diese Schulinspection war von den Lehrern schon längst häufige und bittere Klage geführt worden. Ja, es wurde von den Rectoren sogar die Klage amtlich ausgesprochen, daß die geistlichen Patrone am Dome nicht ruhten, als bis sie Rector und Collegen unter die Füße gebracht hätten. Es waren schon wiederholt von den Rectoren Versuche gemacht worden, die Ordnung in der Schule wieder herzustellen, und es war officiell geäußert worden, daß man kein Mittel mehr wisse, die Schule in Aufnahme zu bringen. | |||
Bei solchem Zustande des Verfalls der Domschule wurde ein ausgezeichneter Schulmann berufen zur Ausführung des Plans, dieselbe neu zu organisiren. Dieser Schulmann war Joachim Rachel, der unter seinen Zeitgenossen und in der nächsten Folgezeit hochberühmte Dichter.<ref>August Sach, Joachim Rachel, ein Dichter und Schulmann des siebenzehnten Jahrhunderts. Schleswig 1869.</ref> Er war geboren zu Lunden in Dithmarschen 1618, der Sohn des Pastors Mauritius Rachel, und war, ehe er nach Schleswig kam als Rector der Domschule, vorher zuerst Rector zu Heide in Dithmarschen und dann zu Norden in Ostfriesland gewesen. Sein Ruf an die Domschule erfolgte hauptsächlich auf Anregung seines jüngeren Bruders Samuel Rachel<ref>Samuel Rachel, Professor in Kiel, Autobiographie, mitgetheilt von Herrn Professor und Bibliothekar Ratjen im Archiv f. S. H. L. Staats- und Kirchengesch. II, 335 ff. III, 99 ff.</ref>, des ersten <noinclude> | |||
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Aktuelle Version vom 29. Dezember 2008, 10:27 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Lage der Domschule war in vielfacher Beziehung eine sehr schwierige, besonders in ihrer eigenthümlichen Stellung zu dem Dom und zu der Stadtgemeinde. Die Klage war allgemein, daß die Schüler auf der Domschule wenig oder nichts lernten. Die Zahl der Schüler nahm immer mehr ab, und die Menge der Winkel- oder Klippschulen verringerte ungemein die Einnahme der Lehrer der Domschule. Einträglich waren besonders die Leichenaufzüge, an denen die ganze Schule Theil zu nehmen hatte, aber sie waren zeitraubend und veranlaßten nicht selten die ärgerlichsten Auftritte. „Vergeblich suchten Regierung und Capitel durch die strengsten Maßregeln gegen die Lehrer die Schule zu heben. Sie wurden danmls zuerst in Eid und Pflicht genommen, zu unbedingtem Gehorsam gegen ihren Inspector angehalten und bei dem geringsten Anlaß mit Gehaltskürzung und Amtsentsetzung bedroht.“ Der Inspector der Schule war der Dompropst, und über diese Schulinspection war von den Lehrern schon längst häufige und bittere Klage geführt worden. Ja, es wurde von den Rectoren sogar die Klage amtlich ausgesprochen, daß die geistlichen Patrone am Dome nicht ruhten, als bis sie Rector und Collegen unter die Füße gebracht hätten. Es waren schon wiederholt von den Rectoren Versuche gemacht worden, die Ordnung in der Schule wieder herzustellen, und es war officiell geäußert worden, daß man kein Mittel mehr wisse, die Schule in Aufnahme zu bringen.
Bei solchem Zustande des Verfalls der Domschule wurde ein ausgezeichneter Schulmann berufen zur Ausführung des Plans, dieselbe neu zu organisiren. Dieser Schulmann war Joachim Rachel, der unter seinen Zeitgenossen und in der nächsten Folgezeit hochberühmte Dichter.[1] Er war geboren zu Lunden in Dithmarschen 1618, der Sohn des Pastors Mauritius Rachel, und war, ehe er nach Schleswig kam als Rector der Domschule, vorher zuerst Rector zu Heide in Dithmarschen und dann zu Norden in Ostfriesland gewesen. Sein Ruf an die Domschule erfolgte hauptsächlich auf Anregung seines jüngeren Bruders Samuel Rachel[2], des ersten