Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/018: Unterschied zwischen den Versionen
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in den Marschgegenden fand man bei dem größeren Wohlstande und bei der freieren Commüneverfassung überhaupt mehr Geistesbildung; wie wir denn auch gerade da etwas später den Trieb zur Verbesserung der Schulen am ersten hervortreten sehen. Es kam nicht selten vor, daß damals schon die Söhne bemittelter Hausleute aus den Marschen studirten, und so waren es auch aus Wittenberg zurückkehrende Candidaten, die auf Nordstrand zuerst die evangelische Lehre verkündigten. Unter ihnen wird neben Anderen Laurentius Hummersen genannt, der dem Kirchherrn zu Gaikebüll, Johann Nickelsen, auf der Kanzel in einer Controvers-Predigt widersprach, bis letzterer sich für überwunden erklärte. Dies öffentliche Widersprechen gegen die Prediger in der Kirche ward übrigens später, als schon die Reformation eingeführt war, durch einen Beschluß der fünf Nordstrandischen Harden abgestellt und mit Strafe bedroht. — Ebenso disputirten drei in ihre Heimath zurückgekehrte Föhringer Studenten auf einer Kindtaufe mit den katholischen Geistlichen; der Capellan an der Laurentii-Kirche erklärte sich für überzeugt; der Kirchherr Oluf Ritter beharrte beim Papstthum. Auf Amrom, wo die Kirche ein Filial von S. Johannis auf Föhr war, gab es auch Bewegungen. Die Geistlichkeit an der Johannis-Kirche sandte einen aus ihrer Mitte zur Ebbezeit zu Pferde hinüber, um zur Standhaftigkeit in der alten Lehre zu ermahnen. Er vermaß sich zu sprechen, wenn die katholische Lehre nicht die rechte wäre, so begehre er nicht lebendig wieder heim zu kommen. Auf der Rückkehr stürzte er, als er schon Föhr erreicht hatte, zwischen Witsum und Heddehusum mit dem Pferde und brach den Hals. Dieser Vorfall, wie ein Gottesurtheil betrachtet, machte nicht geringes Aufsehen und soll dazu beigetragen haben, der evangelischen Lehre Eingang zu verschaffen. Ein Steinhaufen bezeichnete noch lange den Platz, wo jener Unfall geschehen war. Die Mönche, welche als Geistliche fungirten, mußten sich entfernen, es traten lutherische Prediger an die Stelle, aber von der Bevölkerung blieben viele noch längere Zeit beim alten Glauben<ref>Es ist zu vergleichen: Richard Petri, Nachrichten von Föhr, abgedruckt in der Dänischen Bibliothek St. <tt>VI, pag.</tt> 3?3 ff.</ref>. — Vom Festlande der Nordfriesen haben wir aus diesen ersten Zeiten noch keine Nachrichten über die reformatorischen Bewegungen, obwohl dieselben ohne Zweifel stattfanden. Auf der | |||
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Aktuelle Version vom 1. Juni 2008, 10:05 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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in den Marschgegenden fand man bei dem größeren Wohlstande und bei der freieren Commüneverfassung überhaupt mehr Geistesbildung; wie wir denn auch gerade da etwas später den Trieb zur Verbesserung der Schulen am ersten hervortreten sehen. Es kam nicht selten vor, daß damals schon die Söhne bemittelter Hausleute aus den Marschen studirten, und so waren es auch aus Wittenberg zurückkehrende Candidaten, die auf Nordstrand zuerst die evangelische Lehre verkündigten. Unter ihnen wird neben Anderen Laurentius Hummersen genannt, der dem Kirchherrn zu Gaikebüll, Johann Nickelsen, auf der Kanzel in einer Controvers-Predigt widersprach, bis letzterer sich für überwunden erklärte. Dies öffentliche Widersprechen gegen die Prediger in der Kirche ward übrigens später, als schon die Reformation eingeführt war, durch einen Beschluß der fünf Nordstrandischen Harden abgestellt und mit Strafe bedroht. — Ebenso disputirten drei in ihre Heimath zurückgekehrte Föhringer Studenten auf einer Kindtaufe mit den katholischen Geistlichen; der Capellan an der Laurentii-Kirche erklärte sich für überzeugt; der Kirchherr Oluf Ritter beharrte beim Papstthum. Auf Amrom, wo die Kirche ein Filial von S. Johannis auf Föhr war, gab es auch Bewegungen. Die Geistlichkeit an der Johannis-Kirche sandte einen aus ihrer Mitte zur Ebbezeit zu Pferde hinüber, um zur Standhaftigkeit in der alten Lehre zu ermahnen. Er vermaß sich zu sprechen, wenn die katholische Lehre nicht die rechte wäre, so begehre er nicht lebendig wieder heim zu kommen. Auf der Rückkehr stürzte er, als er schon Föhr erreicht hatte, zwischen Witsum und Heddehusum mit dem Pferde und brach den Hals. Dieser Vorfall, wie ein Gottesurtheil betrachtet, machte nicht geringes Aufsehen und soll dazu beigetragen haben, der evangelischen Lehre Eingang zu verschaffen. Ein Steinhaufen bezeichnete noch lange den Platz, wo jener Unfall geschehen war. Die Mönche, welche als Geistliche fungirten, mußten sich entfernen, es traten lutherische Prediger an die Stelle, aber von der Bevölkerung blieben viele noch längere Zeit beim alten Glauben[1]. — Vom Festlande der Nordfriesen haben wir aus diesen ersten Zeiten noch keine Nachrichten über die reformatorischen Bewegungen, obwohl dieselben ohne Zweifel stattfanden. Auf der
- ↑ Es ist zu vergleichen: Richard Petri, Nachrichten von Föhr, abgedruckt in der Dänischen Bibliothek St. VI, pag. 3?3 ff.