Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/009: Unterschied zwischen den Versionen

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dar, welcher für nicht Wenige sehr anlockend und verführerisch wurde. Es ist bereits dies im Vorhergehenden angedeutet, und die folgende Erzählung der Hergänge im Einzelnen wird die Belege dazu geben, wie der größte Theil des Klostergutes in landesherrlichen Besitz überging. Manche Edelleute nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Güter durch Besitzthümer, welche die Geistlichkeit zu verkaufen genöthigt war, zu vermehren und neue Güter zu gründen; wie die Städte theils von Gerechtsamen, welche die geistlichen Stiftungen innerhalb ihrer Mauern erworben, sich meist befreiten, theils die Bettelklöster als nunmehr städtische Armenanstalten erhielten. Die Landgemeinden erlangten durch Wegfall des Bischofszehnten eine Erleichterung, auch wußten sie sich manchmal durch Abhandlungen mit den Kirchen und Inhabern der Pfarrstellen von alten Abgaben zu befreien, wo nicht gerade die Verhältnisse so waren, daß die Obrigkeit dafür sorgte, die früheren Normen fortdauern zu lassen. Bei allem dem soll aber nicht geläugnet werden, daß bei der Reformation die höheren geistigen Interessen doch entschieden vorwiegend waren, und dies um so mehr, da kein Menschenalter seit den Anfängen der Reformationsbestrebungen verging, ehe in einer Weise, wie man es noch nicht erlebt hatte, Kenntnisse und Einsichten sich allgemeiner verbreiteten, und ein ausgedehnteres und höheres Unterrichtswesen zu Stande kam. Es wuchs bald aus Eingebornen eine beträchtliche Anzahl Geistlicher und Lehrer heran, die eine größere Einwirkung auf das Volk haben mußten, als dies den vielen Auswärtigen, die anfangs ins Land gekommen, schon wegen der Sprachverhältnisse möglich gewesen war. Ueberhaupt ist auch in unserer Specialgeschichte für ein richtiges Verständniß derselben stets von dem Grundgedanken auszugehen, daß die Kirchenreformation des sechszehnten Jahrhunderts ein Erzeugniß höherer Geistesentwickelung gewesen ist. Dabei müssen wir bedauern, daß der urkundlichen und aktenmäßigen Nachrichten zur Geschichte<ref>Ein fleißiges und verdienstliches Werk ist die „Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den Herzogthümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts“ von G. I. Th. Lau, (Hauptpastor in Ottensen, gest. 1875), Hamb. 1867. Einen klaren Ueberblick über unsere Reformationsgeschichte giebt Pastor Carstens zu Tondern (jetzt Probst daselbst) in seiner Abhandlung „Die evangelisch-lutherische Reformation in Schleswig-Holstein“ in den Nordalbingischen Studien II, 119—160.</ref> dieser Epoche in den
 
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Aktuelle Version vom 1. Juni 2008, 08:44 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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dar, welcher für nicht Wenige sehr anlockend und verführerisch wurde. Es ist bereits dies im Vorhergehenden angedeutet, und die folgende Erzählung der Hergänge im Einzelnen wird die Belege dazu geben, wie der größte Theil des Klostergutes in landesherrlichen Besitz überging. Manche Edelleute nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Güter durch Besitzthümer, welche die Geistlichkeit zu verkaufen genöthigt war, zu vermehren und neue Güter zu gründen; wie die Städte theils von Gerechtsamen, welche die geistlichen Stiftungen innerhalb ihrer Mauern erworben, sich meist befreiten, theils die Bettelklöster als nunmehr städtische Armenanstalten erhielten. Die Landgemeinden erlangten durch Wegfall des Bischofszehnten eine Erleichterung, auch wußten sie sich manchmal durch Abhandlungen mit den Kirchen und Inhabern der Pfarrstellen von alten Abgaben zu befreien, wo nicht gerade die Verhältnisse so waren, daß die Obrigkeit dafür sorgte, die früheren Normen fortdauern zu lassen. Bei allem dem soll aber nicht geläugnet werden, daß bei der Reformation die höheren geistigen Interessen doch entschieden vorwiegend waren, und dies um so mehr, da kein Menschenalter seit den Anfängen der Reformationsbestrebungen verging, ehe in einer Weise, wie man es noch nicht erlebt hatte, Kenntnisse und Einsichten sich allgemeiner verbreiteten, und ein ausgedehnteres und höheres Unterrichtswesen zu Stande kam. Es wuchs bald aus Eingebornen eine beträchtliche Anzahl Geistlicher und Lehrer heran, die eine größere Einwirkung auf das Volk haben mußten, als dies den vielen Auswärtigen, die anfangs ins Land gekommen, schon wegen der Sprachverhältnisse möglich gewesen war. Ueberhaupt ist auch in unserer Specialgeschichte für ein richtiges Verständniß derselben stets von dem Grundgedanken auszugehen, daß die Kirchenreformation des sechszehnten Jahrhunderts ein Erzeugniß höherer Geistesentwickelung gewesen ist. Dabei müssen wir bedauern, daß der urkundlichen und aktenmäßigen Nachrichten zur Geschichte[1] dieser Epoche in den


  1. Ein fleißiges und verdienstliches Werk ist die „Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den Herzogthümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts“ von G. I. Th. Lau, (Hauptpastor in Ottensen, gest. 1875), Hamb. 1867. Einen klaren Ueberblick über unsere Reformationsgeschichte giebt Pastor Carstens zu Tondern (jetzt Probst daselbst) in seiner Abhandlung „Die evangelisch-lutherische Reformation in Schleswig-Holstein“ in den Nordalbingischen Studien II, 119—160.