Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/059: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(automatisch angelegt)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|058|83|060|unvollständig}}
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|058|83|060|unkorrigiert}}
 
wird, und daß Odin mit ihr die auf der Wahlstatt Gefallenen theilt. Wir können uns hier nicht auf Deutungen einlassen und müssen selbst die Andeutungen beschränken; aber bemerkenswerth ist es doch, daß jene milderen friedlicheren Gottheiten nicht dem Asen-Geschlecht angehören, wo fast nur Baldur der Gute einen milderen Charakter hat und sonst hauptsächlich Kraft und Klugheit ihre Darstellung finden im Thyr dem herzhaften Kriegsgott, Heimdal dem Wachsamen, Braga dem Beredten, Widar dem Verschwiegenen u. s. w. Wollen wir historisch deuten, so hätten mit den Priestern einer neuen Religionsgenossenschaft die einer älteren, in der weniger das Kriegerische vorherrschend war, sich verbunden.
 
Und welchen Verlauf nahm es mit dieser, wenn wir uns so ausdrücken wollen, verbundenen Hierarchie? Nicht neben einem Königthum erhob sich, wie in manchen andern Ländern es geschah, ein abgesondertes mächtiges Priesterthum. Aus dem Priestergeschlecht ward ein Herrschergeschlecht, unbeschadet großer Volksfreiheit, und in mannichfacher Zertheilung des königlichen Stammes. Die priesterliche Würde blieb mit der königlichen verbunden, und in gleicher Erblichkeit pflanzten beide sich fort. Das Ansehen derer, die aus dem Geblüte dieses Stammes waren, beruhte großentheils auf einem religiösen Grunde. Lange noch z. B. erhielt sich im Volke der Glaube, die Könige hätten die Macht, Krankheiten zu heilen. Wie Odins Genossen einst den Namen Drottar geführt, so ging der Name Drot auf die Könige über, die Königin heißt im Norden noch Dronning, d. i. Drotning; Drotset, der Drost, ist der vom Könige Gesetzte, sein Statthalter. Eine eigentliche Priesterherrschaft hat im Norden bei der Volksart nicht aufkommen können, in der Weise nicht, wie unter den Gallischen  Völkerschaften, das Priesterthum der Druiden (die eben auch wahrscheinlich nichts anders als Drotter waren, eine möglicherweise mit den Odinischen zusammenhängende Priester-Colonie). Was diese aber dort an Wissenschaft und Geheimlehre bewahrten, innerhalb ihrer geschlossenen Corporation, das erscheint im Norden als im Besitze der Skalden, die in den Umgebungen der Könige gern gesehen sind und gern gehört werden mit ihren Liedern, denen aber durchaus nichts Priesterliches anklebt. Ihre Gesänge sind es, in welche niedergelegt und zum Theil auf uns gekommen ist, was an Religionsvorstellungen im Norden vorhanden war.

Version vom 15. März 2008, 14:36 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  2. Band  |  3. Band  |  4. Band
1. Band  |  Inhalt des 1. Bandes
<<<Vorherige Seite
[058]
Nächste Seite>>>
[060]
Datei:SH-Kirchengeschichte-1.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.


wird, und daß Odin mit ihr die auf der Wahlstatt Gefallenen theilt. Wir können uns hier nicht auf Deutungen einlassen und müssen selbst die Andeutungen beschränken; aber bemerkenswerth ist es doch, daß jene milderen friedlicheren Gottheiten nicht dem Asen-Geschlecht angehören, wo fast nur Baldur der Gute einen milderen Charakter hat und sonst hauptsächlich Kraft und Klugheit ihre Darstellung finden im Thyr dem herzhaften Kriegsgott, Heimdal dem Wachsamen, Braga dem Beredten, Widar dem Verschwiegenen u. s. w. Wollen wir historisch deuten, so hätten mit den Priestern einer neuen Religionsgenossenschaft die einer älteren, in der weniger das Kriegerische vorherrschend war, sich verbunden.

Und welchen Verlauf nahm es mit dieser, wenn wir uns so ausdrücken wollen, verbundenen Hierarchie? Nicht neben einem Königthum erhob sich, wie in manchen andern Ländern es geschah, ein abgesondertes mächtiges Priesterthum. Aus dem Priestergeschlecht ward ein Herrschergeschlecht, unbeschadet großer Volksfreiheit, und in mannichfacher Zertheilung des königlichen Stammes. Die priesterliche Würde blieb mit der königlichen verbunden, und in gleicher Erblichkeit pflanzten beide sich fort. Das Ansehen derer, die aus dem Geblüte dieses Stammes waren, beruhte großentheils auf einem religiösen Grunde. Lange noch z. B. erhielt sich im Volke der Glaube, die Könige hätten die Macht, Krankheiten zu heilen. Wie Odins Genossen einst den Namen Drottar geführt, so ging der Name Drot auf die Könige über, die Königin heißt im Norden noch Dronning, d. i. Drotning; Drotset, der Drost, ist der vom Könige Gesetzte, sein Statthalter. Eine eigentliche Priesterherrschaft hat im Norden bei der Volksart nicht aufkommen können, in der Weise nicht, wie unter den Gallischen Völkerschaften, das Priesterthum der Druiden (die eben auch wahrscheinlich nichts anders als Drotter waren, eine möglicherweise mit den Odinischen zusammenhängende Priester-Colonie). Was diese aber dort an Wissenschaft und Geheimlehre bewahrten, innerhalb ihrer geschlossenen Corporation, das erscheint im Norden als im Besitze der Skalden, die in den Umgebungen der Könige gern gesehen sind und gern gehört werden mit ihren Liedern, denen aber durchaus nichts Priesterliches anklebt. Ihre Gesänge sind es, in welche niedergelegt und zum Theil auf uns gekommen ist, was an Religionsvorstellungen im Norden vorhanden war.