Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/XV: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: {{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|XIV|14|XVI|unvollständig}}) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|XIV|14|XVI| | {{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|XIV|14|XVI|unkorrigiert}} | ||
und in der merkwürdigen Eschatologie des Nordens nachgewiesen. | |||
Und fassen wir, mit Maurer, die Grundzüge der altnordischen Götterlehre kurz zusammen, "so ergiebt sich, daß bereits der sie beherrschende Polytheismus,und weit mehr noch der ihr zu Grunde liegende Dualismus von Göttern und Riesen den Glauben an eine absolute Gottheit mit Nothwendigkeit ausschließt; daß ferner das von Anfang an wirksame mythologische Princip mit gleicher Nothwendigkeit zu gemehrter polytheistischer Zersplitterung und zu grober Vermenschlichung der Götter führt, und damit diese von ihrer idelaen Höhe noch weiter herabsinken läßt. Allerdings ist dabei der ideale Gehalt nicht völlig aus der Götterwelt gewichen, derselbe besteht vielmehr fortwährend in ungelöstem Widerspruche neben ihrer Vermenschlichung fort, und je nach den Umständen mag bald diese bald jene Seite ihres Wesens als vorzugsweise betont hervorteten; immerhin aber macht sich bereits ein Gefühl der Unbefriedigung geltend, welches über und hinter dem allzu irdischen Götterkreise eine geistigere und erhabenere Grundgewalt ahnt und sucht, auf welcher in letzter Instanz die Entstehung, der Bestand und die Zukunft des Weltalls beruht. In der Kosmogonie gelten die Asen nicht mehr als die Schöpfer, sondern nur noch als die Ordner dieser Welt, und am Anfange der Zeiten waren sie selbst nicht einmal vorhanden; die älteste und die einzige annähernd schöpferische Macht ist vielmehr die des erwärmenden und erleuchtenden Feuers. Während der Dauer dieser Welt sind die Götter nicht die obersten und unbeschränkten Lenker ihrer Geschicke; über ihnen steht vielmehr die unerbittliche Macht des Schicksals, dessen Beschlüssen die Götter so wenig als die Menschen sich entziehen können. Am Ende der Zeiten endlich droht ihnen ein blutiger Untergang, und wenn sie sich nach demselben neu verklären und verjüngen, so haben sie doch aufgehört die Herren der Welt zu sein; jetzt steigt vielmehr jener Mächtige herab, den die Seherin nicht wagt zu nennen, und die Ordnung der neuen bessern Welt liegt fortan ausschließlich in seiner Hand. Weder bezüglich der Gegenwart, noch auch bezüglich der Vergangenheit und der Zukunft beruhigt sich demnach der religiöse Drang, sei es nun des gesammten Volkes oder einzelner Volksangehöriger, bei der Asalehre; nach allen drei Seiten begehrt er eine einheitliche, eine absolute, endlich eine minder vermenschlichte Gottheit, - nach allen drei Seiten |
Version vom 6. März 2008, 19:30 Uhr
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
Register | 2. Band | 3. Band | 4. Band | |
1. Band | Inhalt des 1. Bandes | |
<<<Vorherige Seite [XIV] |
Nächste Seite>>> [XVI] |
Datei:SH-Kirchengeschichte-1.djvu | |
unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
und in der merkwürdigen Eschatologie des Nordens nachgewiesen.
Und fassen wir, mit Maurer, die Grundzüge der altnordischen Götterlehre kurz zusammen, "so ergiebt sich, daß bereits der sie beherrschende Polytheismus,und weit mehr noch der ihr zu Grunde liegende Dualismus von Göttern und Riesen den Glauben an eine absolute Gottheit mit Nothwendigkeit ausschließt; daß ferner das von Anfang an wirksame mythologische Princip mit gleicher Nothwendigkeit zu gemehrter polytheistischer Zersplitterung und zu grober Vermenschlichung der Götter führt, und damit diese von ihrer idelaen Höhe noch weiter herabsinken läßt. Allerdings ist dabei der ideale Gehalt nicht völlig aus der Götterwelt gewichen, derselbe besteht vielmehr fortwährend in ungelöstem Widerspruche neben ihrer Vermenschlichung fort, und je nach den Umständen mag bald diese bald jene Seite ihres Wesens als vorzugsweise betont hervorteten; immerhin aber macht sich bereits ein Gefühl der Unbefriedigung geltend, welches über und hinter dem allzu irdischen Götterkreise eine geistigere und erhabenere Grundgewalt ahnt und sucht, auf welcher in letzter Instanz die Entstehung, der Bestand und die Zukunft des Weltalls beruht. In der Kosmogonie gelten die Asen nicht mehr als die Schöpfer, sondern nur noch als die Ordner dieser Welt, und am Anfange der Zeiten waren sie selbst nicht einmal vorhanden; die älteste und die einzige annähernd schöpferische Macht ist vielmehr die des erwärmenden und erleuchtenden Feuers. Während der Dauer dieser Welt sind die Götter nicht die obersten und unbeschränkten Lenker ihrer Geschicke; über ihnen steht vielmehr die unerbittliche Macht des Schicksals, dessen Beschlüssen die Götter so wenig als die Menschen sich entziehen können. Am Ende der Zeiten endlich droht ihnen ein blutiger Untergang, und wenn sie sich nach demselben neu verklären und verjüngen, so haben sie doch aufgehört die Herren der Welt zu sein; jetzt steigt vielmehr jener Mächtige herab, den die Seherin nicht wagt zu nennen, und die Ordnung der neuen bessern Welt liegt fortan ausschließlich in seiner Hand. Weder bezüglich der Gegenwart, noch auch bezüglich der Vergangenheit und der Zukunft beruhigt sich demnach der religiöse Drang, sei es nun des gesammten Volkes oder einzelner Volksangehöriger, bei der Asalehre; nach allen drei Seiten begehrt er eine einheitliche, eine absolute, endlich eine minder vermenschlichte Gottheit, - nach allen drei Seiten