Lügde: Unterschied zwischen den Versionen
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== | ==Name== | ||
„villa Liuhidi in pago Waizzagawi" 784; „Liuithi" 9. J.; „Lugethe" 1036; „Liuithi" 1052-76; „Ludhe" 1187; „Lugethe" 1231; „Lugede" 1245-47; „Lu¬then" 1247; „Lunde" (?) ca. 1250; „opidum Luthe" 1255; „Lugethe" 1259; „Ludhe" 1262; „Luden" 1268; „Ludge" 1290, Lugda (lat.) 1579. | |||
== | ===Frühe Ereignisse=== | ||
784 feierte Karl der Große das Weihnachtsfest in Lügde. | |||
===Frühbesitz=== | |||
* im 9. Jhdt. hatte Kloster Corvey hier Besitz; | |||
* 1036 schenkte der Paderborner Bischof Meinwerk den Zehnten des Herrenhofes Lügde und 2 dazu gehörende Vorwerke zu Dadenbroke und Breca (wüst bei Pyrmont) dem Stift Busdorf in Paderborn | |||
* 1052-76 gab ein gewisser Wermbert der Kirche zu Lügde und dem Priester Widekind, von dessen Pfarre die 3 Villen: Ösdorf (b. Pyrmont), Löwersen u. Vesperi (im Vesperfelde vor Lügde) getrennt wurden, eine Manse zu Ubbenbrok, einem wüsten Ort bei Lügde; | |||
=== Kirche und Stadt=== | |||
* 1231 wurde die Kirche zu Lügde dem Archidiakonat Steinheim zugewiesen; Wilhelmus plebanus 1247; | |||
* 1246 werden die „consules Ludolfus, Hildebrandus et Ludolfus in Lugede" genannt (Lügde war also damals bereits Stadt) | |||
* 1247 wird der Richter Jordanus erwähnt; | |||
* 1255 übergaben die Edelherren Gebrüder Gottschalk u. Herm. v. Pyrmont dem Kölner Erzbischof Konrad v. Hochstaden die Hälfte der Stadt Lügde, empfingen sie aber für 200 M. in Pfandbesitz zurück; | |||
* 1285 kam Lügde an Joh. von Bilstein, kölnischer Marschall [[Herzogtum Westfalen|Westfalens]]; | |||
Grundlage für das am 18. November 1971 genehmigte Wappen ist das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbare Siegel der Stadt Lügde mit den Symbolen der einstigen beiden Stadtherren, dem Ankerkreuz der Grafen von Pyrmont und dem Schlüssel des Erzstifts Köln. Die Vermehrung um die lippische Rose verweist auf die Einbeziehung lippischen Gebietes in die Gemarkung der neuen, ehemals zum Kreis Höxter gehörenden Stadt. | ===Familienname=== | ||
Marquardus de Lügde 1269. | |||
==Landschaftslage== | |||
Lügde liegt in 102 m Höhe am nördlichen Austritt des bis 200 m tief in Keuper- und Muschelkalkhöhen des Pyrmonter Berglands eingeschnittenen Engtals der Emmer in die von sanften Lößhängen eingerahmte, breite Senke von Bad Pyrmont. | |||
==Ortschaftsursprung== | |||
„villa“ Lügde 784, „civitas“ 1195. Im 9. Jhdt. Corveyer, im 11. Jhdt. Busdorfer (Paderborner) Besitz. Festes Haus des Grafen Gottschalk I. von Pyrmont (1239). | |||
==Stadtgründung== | |||
Stadt um 1240. Lippstädter Stadtrecht. „consules“ in Lügde 1246; „oppidum” Lügde, “consules et cives apud” Lügde 1255. Ausgebaut bis 1246 durch die [[Grafschaft Pyrmont|Grafen von Pyrmont]]. Revidierte Städteordnung 1841 angenommen. | |||
==Stadtsiedlung== | |||
===Bauliche Entwicklung=== | |||
Lügde ist planmäßig angelegt, Straßen in Leiterform. Grundriß rechteckig, im Süden abgerundet. Mauer, Wall und Graben, Eck- und Tortürme (je einer im Norden, Süden, Westen und 0sten). Im Westen diente die Emmer als Graben. Mauern und 3 Tore um 1845 noch vorhanden. Das malerische Stadtbild mit Fachwerkhäusern, umgeben von Wall, Graben, Festungsmauer und 2 Tortürmen war 1954 noch erhalten. Ortserweiterung erfolgte bis dahin längs der Straße nach Bad Pyrmont am östlichen Rand der Niederung. | |||
===Gebäude=== | |||
Kilianskirche gegründet außerhalb der Stadt am Fuß des Kirchberges um 800, genannt 1052-76, romanische Basilika erbaut um 1130, mit Grab des letzten Grafen von Pyrmont, Moritz (+ 1494), Mauerreste erhalten. Kath. Stadtkirche (Marienkirche) 1. Hälfte 13. Jh., Turm 1353, gotischer Chor 1408, Abbruch bis auf den Turm und Neubau 1894/95. Augustinerinnenkloster (Vallis benedictionis b. M. V.) um 1480, nach Rückgang 1621 aufgehoben und der Pfarre Lügde inkorporiert, abgebrannt 1797. Franziskanerkloster 1708-1812, 1954 Krankenhaus; Klosterkirche Barock erbaut 1749-56. Ev. Kirche 1864, erweitert 1903. Rathaus 1797 abgebrannt, erneuert 1799. | |||
===Brände/Überflutungen=== | |||
* Stadtbrände, bei denen fast nur die Befestigungsanlagen erhalten blieben: 1447, 1548, 1797. Sonstige Brände : 1557, 1599, 1722, 1790. | |||
* Große Überschwemmungen 1539, 1775, 1946. | |||
==Bevölkerung== | |||
===ältere Einwohnerzahlen=== | |||
1638: 586 Einwohner (30jähriger Krieg). | |||
===Seuchen=== | |||
Pest 1566 (angeblich 950 Tote). Cholera 1866 (128 Tote). | |||
===[[Bevölkerungsverzeichnisse]]=== | |||
* Kirchenbücher kath. 1626 | |||
* Kirchenbücher ev. 1860 | |||
==== KB-Abschriften der Mormonen ==== | |||
* [[Lügde/Batchnummern]] | |||
====[[Staats- und Personenstandsarchiv Detmold]]==== | |||
* Lügde, 1808-1813 (Zivilstansregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote | |||
* Lügde, 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote | |||
* Lügde, 1809-1812 (Juden, Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote | |||
* Lügde, 1815-1821 (Juden, Pfarrbez.) Geburten, Heiraten, Tote | |||
===Jüngere Einwohnerzahlen=== | |||
1818: 2.023 Einwohner (E.), 1843: 2.069 E. und 500 Häu¬ser, 1858: 2.230 E., 1871: 2.340 E., 1885: 2.398 E., 1895: 2.524 E., 1905: 2.703 E., 1913: 2.939 E., 1925: 2.901 E., 1933: 3.167 E., 1939: 3.194 E., 1946: 4.514 E., 1950: 4.588 Einwohner. | |||
==[[Sprache]]== | |||
Die [[niederdeutsch|niederdeutsche]] [[Mundart]] von Lügde. gehört ins mik- Gebiet (Raum Göttingen-Einbeck-Bad Münder), Kennzei¬chen: sin `(ich) bin', Gäöse 'Gänse', sui 'sei', jöck `euch', ösch 'uns' ; biuhen 'bauen', maihet `(sie) mähen'. Sie war noch 1954 sehr fest im Gebrauch. | |||
==Wirtschaft== | |||
===Handel u. Gewerbe=== | |||
Ackerbau, Viehzucht und Handwerk bestimmen seit dem Mittelalter das Wirtschaftsleben Lügdes. Brauamt 1555. Jahrmärkte 1570 genannt, um 1845: 4 Jahr- und Viehmärkte vorhanden. Heilquellen seit dem 16. Jhdt. bekannt, noch gegen 1850 eine Mineralquelle genutzt. Um 1845 Spitzen-und Kantenklöppelei und 1 Papiermühle vorhanden. 1954: mehrere Zigarrenfabriken, Mühlenbetrieb, Sperrholzwerk, Textilfabrik (1901), Drahtwerke, Dampfpflugunternehmen, Knopffabrik. | |||
===Verkehrseinrichtungen=== | |||
Lügde liegt am mittelalterlichen Handelsweg von Paderborn (bzw. Warburg-Brakel) nach Hameln, 1954 entsprechende Straße Hameln-Bad Pyrmont-Lügde nach Schieder und Rischenau zur Bundesstraße Höxter-Herford. Hauptbahnstrecke Altenbeken – Lügde - Bad Pyrmont - Hannover. | |||
===Umgebungsbedeutung=== | |||
Eingeschlossen zwischen lippischem und hannoverschem Gebiet und ohne größere Dörfer in der Umgebung ist Lügde 1954 in der Hauptsache auf sich gestellt. | |||
==Verwaltung== | |||
===Rat=== | |||
Consules 1246, consules et cives 1255. Seit dem 13. Jhdt. wurden 2 Bürgermeister (proconsules) und 12 Schöffen (consules) jährlich gewählt. | |||
===Gericht=== | |||
Das Stadtgericht wurde von Bürgermeistern und Schöffen ausgeübt; die hohe Gerichtsbarkeit blieb den Grafen. Erster Richter 1247 erwähnt. 1255 kam die Hälfte des Gerichts an den Erzbischof von Köln. | |||
===[[Bürgerrecht|Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch]]=== | |||
* Lügde, 1959 [[Kreis Höxter]] (um 1240), Stadt Lügdesches Bürgerbuch der Eingewanderten. 1726-1854 (Heimatmuseum der Stadt Lügde). Ratsbuch, darin u. a. protokollarische Niederschriften über die Bürgereide. 1765-1849 (Stadt Lügde). | |||
** Quelle: [[Beiträge zur westfälischen Familienforschung]] Bd. 36-37 | |||
==Landesherrschaft== | |||
===Landesherren=== | |||
* Im 11. und 12. Jhdt. gehörte Lügde zum Gebiet der [[Grafschaft Schwalenberg]] (1071, 1184), nach deren Teilung um 1220 wurde Lügde Hauptort der [[Grafschaft Pyrmont]] (1222). 1255 die Hälfte der Stadt durch die Grafen von Pyrmont dem Erzbischof von Köln übergeben, später verpfändet an die Grafen von Homburg (1314), von Hallermund (1330) und an Hermann von Polle, Grafen von Everstein (1357), der zugleich Stiftsamtmann war (bis 1360). Auch die Pyrmonter Hälfte 1360 an den Bischof von Paderborn verpfändet; 1372 beide Hälften in bischöflich Paderborner Besitz, 1388 in dem des Grafen von Everstein. In 1. Hälfte 15. Jh. an die von Kanne und die Lipper. 1494 starben die Pyrmonter aus, die immer noch Rechte hatten; Friedrich von Spiegelberg nahm die Grafschaft in Besitz. Nach Schieds¬spruch von 1525 Grafschaft Pyrmont mit Amt Lügde an den Bischof von Paderborn, der die Grafen von Spiegelberg damit belehnt. Von diesen durch Erbschaft an Lippe (1558), aber noch als Paderborner Lehen (1570). 1583 durch weitere Erbfolge an die Grafen von Gleichen. Seit 1629 wieder an Paderborn, bei dem die Vogtei nun dauernd verblieb ; daneben Waldeckscher Besitz. 1668 durch Vergleich die Stadt Lügde vom Amte getrennt und zum Paderborner Stift, bei dem es nun - im Oberwaldischen Distrikt - bis 1802 ver¬blieb. | |||
* 1803 – 1806 [[Preußen]], [[Erbfürstentum Paderborn]] | |||
* 1806 - 1813 [[Königreich Westfalen]] ([[Kanton Lügde]] im [[Departement Fulda]]), | |||
* 1813 – 1815 [[Preußisches Gouvernement Weser-Rhein]] | |||
* 1815 - 1946 [[Preußen]], [[Provinz Westfalen]], [[Regierungsbezirk Minden]], ab 1816 [[Kreis Brakel]], ab 1832 [[Kreis Höxter]] | |||
* 1947 zum Land [[Nordrhein-Westfalen]], [[Regierungsbezirk Detmold]], ab 1970 [[Kreis Detmold]], ab 1973 [[Kreis Lippe]] | |||
====Zeitzeichen 1895==== | |||
* '''Lügde, Stadt''' in [[Deutschland]], [[Königreich Preussen]], [[Provinz Westfalen]], [[Regierungsbezirk Minden]], [[Kreis Höxter]], an der Großen Emmer, | |||
** Zuständigkeiten/Einrichtungen: Standesamt Lügde, Amtsgericht Steinheim, ev. Kspl. Lügde, kath. Kspl Lügde, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Altenbeken <> Hannovor (2 Bhf-Gebäude). Krankenhaus | |||
** Gesamtfläche: 3.092,5 ha, (1895) 6 Wohnplätze, 333 Gebäude | |||
** Einwohner: 2.598 (274 Ev., 2.290 Kath., 34 Juden) | |||
** Gewerbe: Fabrikation (Zigarren), Mühle, Spitzenklöppelei | |||
* Bahnhof Pyrmont, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde | |||
** (1895) 4 Gebäude, 44 Einwohner | |||
* Blankenburger Mühle, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde | |||
** (1895) 1 Gebäude, 12 Ew. | |||
* Hohenborn, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde | |||
** (1895) 1 Gebäude, 16 Ew. | |||
* Humborner Mühle, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde | |||
** (1895) 1 Gebäude, 10 Ew. | |||
* Forsthaus Stadtholz, Forsthaus in der Stadtgemeinde Lügde | |||
** (1895) 1 Gebäude, 6 Ew. | |||
*** Quelle: [[Hic Leones]] | |||
===Kriegerische Ereignisse=== | |||
Fehden im 16. Jhdt., Kriegsschäden 1621ff., 1632 ff., 1638 ff. | |||
===Reichstage=== | |||
784 Weilmachtsfeier Karls d. Großen in Lügde. | |||
==Kriegswesen== | |||
===Schützengilden=== | |||
Früher Bürgerwehr, dann Schützenkompanie, daraus später Schützenverein. | |||
==Siegel, Wappen, Fahne== | |||
[[Bild: Wappen_Lügde.png|thumb|150px|Wappen 1972]] | |||
'''Wappen 1954:''' Von Silber und Schwarz gespal¬tener Schild, vorn das rote Pyrmonter Anker¬kreuz, hinten ein silberner Schlüssel mit ein¬wärts gekehrtem Bart. So auch die Paderborner Wappenhdschr. (18. Jh.). | |||
'''Das entsprechende Siegelbild''' seit 1265. Als Haupt- und Sekretsiegel auch : Im Vierpaß das Paderborner Kreuz und Kölner Schlüssel nebeneinander (1436, 1486, 1538). Farben 1908 festgesetzt. | |||
'''Fahne:''' Rot-Blau, in der Mitte ein gelber Schild mit dem Stadtwappen. | |||
'''Wappen 1971:''' Im gespaltenen Schild vorn in Silber (Weiß) über einer roten fünfblättrigen Rose mit goldenem (gelbem) Butzen ein rotes Ankerkreuz, hinten in Blau ein silberner Schlüssel mit dem Bart rechts oben. | |||
'''Herkunft und Bedeutung:''' Grundlage für das am 18. November 1971 genehmigte Wappen ist das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbare Siegel der Stadt Lügde mit den Symbolen der einstigen beiden Stadtherren, dem Ankerkreuz der Grafen von Pyrmont und dem Schlüssel des Erzstifts Köln. Die Vermehrung um die lippische Rose verweist auf die Einbeziehung lippischen Gebietes in die Gemarkung der neuen, ehemals zum Kreis Höxter gehörenden Stadt. | |||
==Politische Einteilung== | ==Politische Einteilung== | ||
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=== Andere Urkunden und Bücher === | === Andere Urkunden und Bücher === | ||
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==== Adressbücher ==== | ==== Adressbücher ==== |
Version vom 15. Dezember 2008, 10:15 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Lippe > Lügde
Name
„villa Liuhidi in pago Waizzagawi" 784; „Liuithi" 9. J.; „Lugethe" 1036; „Liuithi" 1052-76; „Ludhe" 1187; „Lugethe" 1231; „Lugede" 1245-47; „Lu¬then" 1247; „Lunde" (?) ca. 1250; „opidum Luthe" 1255; „Lugethe" 1259; „Ludhe" 1262; „Luden" 1268; „Ludge" 1290, Lugda (lat.) 1579.
Frühe Ereignisse
784 feierte Karl der Große das Weihnachtsfest in Lügde.
Frühbesitz
- im 9. Jhdt. hatte Kloster Corvey hier Besitz;
- 1036 schenkte der Paderborner Bischof Meinwerk den Zehnten des Herrenhofes Lügde und 2 dazu gehörende Vorwerke zu Dadenbroke und Breca (wüst bei Pyrmont) dem Stift Busdorf in Paderborn
- 1052-76 gab ein gewisser Wermbert der Kirche zu Lügde und dem Priester Widekind, von dessen Pfarre die 3 Villen: Ösdorf (b. Pyrmont), Löwersen u. Vesperi (im Vesperfelde vor Lügde) getrennt wurden, eine Manse zu Ubbenbrok, einem wüsten Ort bei Lügde;
Kirche und Stadt
- 1231 wurde die Kirche zu Lügde dem Archidiakonat Steinheim zugewiesen; Wilhelmus plebanus 1247;
- 1246 werden die „consules Ludolfus, Hildebrandus et Ludolfus in Lugede" genannt (Lügde war also damals bereits Stadt)
- 1247 wird der Richter Jordanus erwähnt;
- 1255 übergaben die Edelherren Gebrüder Gottschalk u. Herm. v. Pyrmont dem Kölner Erzbischof Konrad v. Hochstaden die Hälfte der Stadt Lügde, empfingen sie aber für 200 M. in Pfandbesitz zurück;
- 1285 kam Lügde an Joh. von Bilstein, kölnischer Marschall Westfalens;
Familienname
Marquardus de Lügde 1269.
Landschaftslage
Lügde liegt in 102 m Höhe am nördlichen Austritt des bis 200 m tief in Keuper- und Muschelkalkhöhen des Pyrmonter Berglands eingeschnittenen Engtals der Emmer in die von sanften Lößhängen eingerahmte, breite Senke von Bad Pyrmont.
Ortschaftsursprung
„villa“ Lügde 784, „civitas“ 1195. Im 9. Jhdt. Corveyer, im 11. Jhdt. Busdorfer (Paderborner) Besitz. Festes Haus des Grafen Gottschalk I. von Pyrmont (1239).
Stadtgründung
Stadt um 1240. Lippstädter Stadtrecht. „consules“ in Lügde 1246; „oppidum” Lügde, “consules et cives apud” Lügde 1255. Ausgebaut bis 1246 durch die Grafen von Pyrmont. Revidierte Städteordnung 1841 angenommen.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Lügde ist planmäßig angelegt, Straßen in Leiterform. Grundriß rechteckig, im Süden abgerundet. Mauer, Wall und Graben, Eck- und Tortürme (je einer im Norden, Süden, Westen und 0sten). Im Westen diente die Emmer als Graben. Mauern und 3 Tore um 1845 noch vorhanden. Das malerische Stadtbild mit Fachwerkhäusern, umgeben von Wall, Graben, Festungsmauer und 2 Tortürmen war 1954 noch erhalten. Ortserweiterung erfolgte bis dahin längs der Straße nach Bad Pyrmont am östlichen Rand der Niederung.
Gebäude
Kilianskirche gegründet außerhalb der Stadt am Fuß des Kirchberges um 800, genannt 1052-76, romanische Basilika erbaut um 1130, mit Grab des letzten Grafen von Pyrmont, Moritz (+ 1494), Mauerreste erhalten. Kath. Stadtkirche (Marienkirche) 1. Hälfte 13. Jh., Turm 1353, gotischer Chor 1408, Abbruch bis auf den Turm und Neubau 1894/95. Augustinerinnenkloster (Vallis benedictionis b. M. V.) um 1480, nach Rückgang 1621 aufgehoben und der Pfarre Lügde inkorporiert, abgebrannt 1797. Franziskanerkloster 1708-1812, 1954 Krankenhaus; Klosterkirche Barock erbaut 1749-56. Ev. Kirche 1864, erweitert 1903. Rathaus 1797 abgebrannt, erneuert 1799.
Brände/Überflutungen
- Stadtbrände, bei denen fast nur die Befestigungsanlagen erhalten blieben: 1447, 1548, 1797. Sonstige Brände : 1557, 1599, 1722, 1790.
- Große Überschwemmungen 1539, 1775, 1946.
Bevölkerung
ältere Einwohnerzahlen
1638: 586 Einwohner (30jähriger Krieg).
Seuchen
Pest 1566 (angeblich 950 Tote). Cholera 1866 (128 Tote).
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher kath. 1626
- Kirchenbücher ev. 1860
KB-Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- Lügde, 1808-1813 (Zivilstansregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- Lügde, 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- Lügde, 1809-1812 (Juden, Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- Lügde, 1815-1821 (Juden, Pfarrbez.) Geburten, Heiraten, Tote
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 2.023 Einwohner (E.), 1843: 2.069 E. und 500 Häu¬ser, 1858: 2.230 E., 1871: 2.340 E., 1885: 2.398 E., 1895: 2.524 E., 1905: 2.703 E., 1913: 2.939 E., 1925: 2.901 E., 1933: 3.167 E., 1939: 3.194 E., 1946: 4.514 E., 1950: 4.588 Einwohner.
Sprache
Die niederdeutsche Mundart von Lügde. gehört ins mik- Gebiet (Raum Göttingen-Einbeck-Bad Münder), Kennzei¬chen: sin `(ich) bin', Gäöse 'Gänse', sui 'sei', jöck `euch', ösch 'uns' ; biuhen 'bauen', maihet `(sie) mähen'. Sie war noch 1954 sehr fest im Gebrauch.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Ackerbau, Viehzucht und Handwerk bestimmen seit dem Mittelalter das Wirtschaftsleben Lügdes. Brauamt 1555. Jahrmärkte 1570 genannt, um 1845: 4 Jahr- und Viehmärkte vorhanden. Heilquellen seit dem 16. Jhdt. bekannt, noch gegen 1850 eine Mineralquelle genutzt. Um 1845 Spitzen-und Kantenklöppelei und 1 Papiermühle vorhanden. 1954: mehrere Zigarrenfabriken, Mühlenbetrieb, Sperrholzwerk, Textilfabrik (1901), Drahtwerke, Dampfpflugunternehmen, Knopffabrik.
Verkehrseinrichtungen
Lügde liegt am mittelalterlichen Handelsweg von Paderborn (bzw. Warburg-Brakel) nach Hameln, 1954 entsprechende Straße Hameln-Bad Pyrmont-Lügde nach Schieder und Rischenau zur Bundesstraße Höxter-Herford. Hauptbahnstrecke Altenbeken – Lügde - Bad Pyrmont - Hannover.
Umgebungsbedeutung
Eingeschlossen zwischen lippischem und hannoverschem Gebiet und ohne größere Dörfer in der Umgebung ist Lügde 1954 in der Hauptsache auf sich gestellt.
Verwaltung
Rat
Consules 1246, consules et cives 1255. Seit dem 13. Jhdt. wurden 2 Bürgermeister (proconsules) und 12 Schöffen (consules) jährlich gewählt.
Gericht
Das Stadtgericht wurde von Bürgermeistern und Schöffen ausgeübt; die hohe Gerichtsbarkeit blieb den Grafen. Erster Richter 1247 erwähnt. 1255 kam die Hälfte des Gerichts an den Erzbischof von Köln.
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Lügde, 1959 Kreis Höxter (um 1240), Stadt Lügdesches Bürgerbuch der Eingewanderten. 1726-1854 (Heimatmuseum der Stadt Lügde). Ratsbuch, darin u. a. protokollarische Niederschriften über die Bürgereide. 1765-1849 (Stadt Lügde).
- Quelle: Beiträge zur westfälischen Familienforschung Bd. 36-37
Landesherrschaft
Landesherren
- Im 11. und 12. Jhdt. gehörte Lügde zum Gebiet der Grafschaft Schwalenberg (1071, 1184), nach deren Teilung um 1220 wurde Lügde Hauptort der Grafschaft Pyrmont (1222). 1255 die Hälfte der Stadt durch die Grafen von Pyrmont dem Erzbischof von Köln übergeben, später verpfändet an die Grafen von Homburg (1314), von Hallermund (1330) und an Hermann von Polle, Grafen von Everstein (1357), der zugleich Stiftsamtmann war (bis 1360). Auch die Pyrmonter Hälfte 1360 an den Bischof von Paderborn verpfändet; 1372 beide Hälften in bischöflich Paderborner Besitz, 1388 in dem des Grafen von Everstein. In 1. Hälfte 15. Jh. an die von Kanne und die Lipper. 1494 starben die Pyrmonter aus, die immer noch Rechte hatten; Friedrich von Spiegelberg nahm die Grafschaft in Besitz. Nach Schieds¬spruch von 1525 Grafschaft Pyrmont mit Amt Lügde an den Bischof von Paderborn, der die Grafen von Spiegelberg damit belehnt. Von diesen durch Erbschaft an Lippe (1558), aber noch als Paderborner Lehen (1570). 1583 durch weitere Erbfolge an die Grafen von Gleichen. Seit 1629 wieder an Paderborn, bei dem die Vogtei nun dauernd verblieb ; daneben Waldeckscher Besitz. 1668 durch Vergleich die Stadt Lügde vom Amte getrennt und zum Paderborner Stift, bei dem es nun - im Oberwaldischen Distrikt - bis 1802 ver¬blieb.
- 1803 – 1806 Preußen, Erbfürstentum Paderborn
- 1806 - 1813 Königreich Westfalen (Kanton Lügde im Departement Fulda),
- 1813 – 1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815 - 1946 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, ab 1816 Kreis Brakel, ab 1832 Kreis Höxter
- 1947 zum Land Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, ab 1970 Kreis Detmold, ab 1973 Kreis Lippe
Zeitzeichen 1895
- Lügde, Stadt in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Höxter, an der Großen Emmer,
- Zuständigkeiten/Einrichtungen: Standesamt Lügde, Amtsgericht Steinheim, ev. Kspl. Lügde, kath. Kspl Lügde, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Altenbeken <> Hannovor (2 Bhf-Gebäude). Krankenhaus
- Gesamtfläche: 3.092,5 ha, (1895) 6 Wohnplätze, 333 Gebäude
- Einwohner: 2.598 (274 Ev., 2.290 Kath., 34 Juden)
- Gewerbe: Fabrikation (Zigarren), Mühle, Spitzenklöppelei
- Bahnhof Pyrmont, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde
- (1895) 4 Gebäude, 44 Einwohner
- Blankenburger Mühle, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde
- (1895) 1 Gebäude, 12 Ew.
- Hohenborn, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde
- (1895) 1 Gebäude, 16 Ew.
- Humborner Mühle, Wohnplatz in der Stadtgemeinde Lügde
- (1895) 1 Gebäude, 10 Ew.
- Forsthaus Stadtholz, Forsthaus in der Stadtgemeinde Lügde
- (1895) 1 Gebäude, 6 Ew.
- Quelle: Hic Leones
- (1895) 1 Gebäude, 6 Ew.
Kriegerische Ereignisse
Fehden im 16. Jhdt., Kriegsschäden 1621ff., 1632 ff., 1638 ff.
Reichstage
784 Weilmachtsfeier Karls d. Großen in Lügde.
Kriegswesen
Schützengilden
Früher Bürgerwehr, dann Schützenkompanie, daraus später Schützenverein.
Siegel, Wappen, Fahne
Wappen 1954: Von Silber und Schwarz gespal¬tener Schild, vorn das rote Pyrmonter Anker¬kreuz, hinten ein silberner Schlüssel mit ein¬wärts gekehrtem Bart. So auch die Paderborner Wappenhdschr. (18. Jh.).
Das entsprechende Siegelbild seit 1265. Als Haupt- und Sekretsiegel auch : Im Vierpaß das Paderborner Kreuz und Kölner Schlüssel nebeneinander (1436, 1486, 1538). Farben 1908 festgesetzt.
Fahne: Rot-Blau, in der Mitte ein gelber Schild mit dem Stadtwappen.
Wappen 1971: Im gespaltenen Schild vorn in Silber (Weiß) über einer roten fünfblättrigen Rose mit goldenem (gelbem) Butzen ein rotes Ankerkreuz, hinten in Blau ein silberner Schlüssel mit dem Bart rechts oben.
Herkunft und Bedeutung: Grundlage für das am 18. November 1971 genehmigte Wappen ist das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbare Siegel der Stadt Lügde mit den Symbolen der einstigen beiden Stadtherren, dem Ankerkreuz der Grafen von Pyrmont und dem Schlüssel des Erzstifts Köln. Die Vermehrung um die lippische Rose verweist auf die Einbeziehung lippischen Gebietes in die Gemarkung der neuen, ehemals zum Kreis Höxter gehörenden Stadt.
Politische Einteilung
Ortsteile :
- Biesterfeld
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- Falkenhagen
- Glashütte
- Harzberg
- Hummersen
- Köterberg
- Niese
- Rischenau
- Sabbenhausen
Geschichte
Geschichtlicher Abriss
Bibliografie
Periodika
- Beiträge zur Lügder Geschichte. Verlag u. Redaktion: Manfred Willeke, Archiv für Heimat- und Familienkunde, Hintere Straße 40, 32676 Lügde.
Archive und Bibliotheken
Archive
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
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Informationen aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>LUGGDEJO41PX</gov>
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