Gau: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. Juli 2023, 08:56 Uhr

Hierarchie:

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Einleitung

Ein Gau war eine frühe Verwaltungseinheit im germanischen Raum während des Frühmittelalters. Es entspricht in etwa dem heutigen Begriff eines Bezirks oder einer Region. Ein Gau war normalerweise ländlich geprägt und bestand aus mehreren Siedlungen und Dörfern. An der Spitze eines Gaues, der Gaugrafschaft, stand ein Gaugraf , der als regionaler Verwalter agierte. Der Gaugraf wurde in der Regel vom König oder einer höheren Autorität ernannt und war für die Verwaltung des Gaues und die Rechtsprechung verantwortlich. Die Bevölkerung im Gau lebte größtenteils von Landwirtschaft und Viehzucht und war in einem engen sozialen Gefüge organisiert.

Historische Gaue

Zur Zeit der Karolinger, auch als Karolingische Ära bekannt (ca. 8. bis 10. Jahrhundert), gab es verschiedene historische Gaue im fränkischen Reich. Gaue waren Verwaltungseinheiten, die als Teil der karolingischen Reichsordnung dienten. Sie waren in erster Linie territorial organisiert und wurden von einem Gaugrafen verwaltet, der dem König oder Kaiser unterstand. Hier sind einige bekannte historische Gaue aus der Zeit der Karolinger:
1. Aargau: Der Aargau war ein Gau im heutigen Schweizer Kanton Aargau. Er erstreckte sich über Teile der heutigen Schweiz und gehörte zur karolingischen Provinz Alemannien.
2. Alpgau: Der Alpgau war ein Gau in den Ostalpen, der sich über Teile des heutigen Österreichs und der Schweiz erstreckte. Er war Teil der karolingischen Provinz Baiern (Bayern).
3. Engersgau: Der Engersgau befand sich im heutigen Deutschland und umfasste Teile der Regionen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
4. Nordgau: Der Nordgau war ein großer Gau im heutigen Deutschland, der sich über Teile Bayerns, Baden-Württembergs und der Pfalz erstreckte.
5. Ruhrgau: Der Ruhrgau befand sich im heutigen Nordrhein-Westfalen, Deutschland, und umfasste das Gebiet entlang des Flusses Ruhr.
6. Salzgau: Der Salzgau lag im heutigen Bayern, Deutschland, und erhielt seinen Namen von den dortigen Salzvorkommen.
7. Drenthe-Gau, auch bekannt als Drenthe oder "Drein-Gau (NL)", war ein historischer Gau, der hauptsächlich in der heutigen Provinz Drenthe in den Niederlanden lag. Der Name "Dreingau" leitet sich von "Drenthe" ab, dem Namen der Region. Er war Teil des karolingischen Frankenreiches und wurde von einem Gaugrafen oder einem Grafen verwaltet, der dem König oder Kaiser unterstand. Der Gau umfasste die Gebiete um die heutigen Städte Assen, Emmen, Coevorden und Meppel.
8. Gau Hamaland: Der Gau Hamaland erstreckte sich über das Gebiet zwischen dem Niederrhein und der IJssel, einschließlich des heutigen Achterhoek und Teilen von Gelderland. Der östliche Teil des Hamalandes lag im Fürstbistum Münster mit den Ämtern auf dem Brahm, Bocholt und Ahaus (14. Jhdt. Land up dem Braeme, 17. Jhdt. Bramsches Quartier).

Die genaue territoriale Aufteilung der Gaue konnte im Laufe der Zeit variieren und war nicht immer eindeutig. Darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Gaue, die in verschiedenen Regionen des fränkischen Reiches existierten.

Historische Gaue in Westfalen

In Westfalen gab es in der karolingischen Ära mehrere wichtige Gaue. Hier sind einige davon:
1. Engern: Der Gau Engern befand sich im östlichen Teil Westfalens und erstreckte sich über Gebiete, die heute Teile von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind. Engern war einer der bedeutendsten Gaue in Westfalen und wurde oft als eigenständiges Herzogtum betrachtet.
2. Westfalen: Der Gau Westfalen war ein größerer Gau, der den Namen der Region Westfalen trägt. Er umfasste weite Teile des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Der Gau Westfalen spielte eine wichtige Rolle in der frühmittelalterlichen Geschichte der Region.
3. Teisterbant: Gau Teisterbant war ein Gau im nordwestlichen Teil von Westfalen und erstreckte sich über Gebiete, die heute zu den Niederlanden gehören. Der Gau war sowohl in Westfalen als auch in den Niederlanden bedeutend.
4. Gau Friesland: Obwohl Friesland hauptsächlich mit der gleichnamigen Region in den Niederlanden in Verbindung gebracht wird, gab es auch einen Gau namens Friesland in Westfalen. Dieser Gau befand sich im nordwestlichen Teil von Westfalen und grenzte an das Fränkische Reich.
5. Emsgau: Der Emsgau war ein großer Gau, der sich entlang des Flusses Ems erstreckte. Er umfasste Gebiete im Münsterland sowie angrenzende Regionen in Niedersachsen und den Niederlanden. Der alte "Emisgo" (zuerst erwähnt um 840) und jedenfalls die daraus erwachsene Grafschaft Emisgonien hatten in Emden ihren Hauptort. Die "terra Emisgonia" war als Grafschaft bis 1253 in der Hand der Grafen von Calvelage-Ravensberg, jedenfalls bis Hermann I. (1020-51) sie mit der Grafschaft Vechta an den Bischof von Münster gab. 6. Gau Baumberg: Der Gau Baumberg war ein bedeutender Gau im Münsterland. Er umfasste die Baumberge, eine hügelige Landschaft südwestlich von Münster.
7. Gau Rüstringen: Rüstringen war ein Gau im nordwestlichen Teil des Münsterlandes, der sich hauptsächlich entlang der Küste der Nordsee erstreckte. Er umfasste Gebiete, die heute zum nördlichen Niedersachsen gehören.
8. Gau Davensberg: Der Gau Davensberg befand sich im südlichen Teil des Münsterlandes. Er umfasste die Gegend um die heutige Stadt Senden und das Dorf Davensberg.
9. Gau Stromberg: Der Gau Stromberg erstreckte sich über den südwestlichen Teil des Münsterlandes. Er umfasste die Stromberge, eine hügelige Landschaft südwestlich von Oelde und Warendorf.
10. Gau Arnsberg: Der Gau Arnsberg war einer der bedeutendsten Gaue im Herzogtum Westfalen. Er umfasste das Gebiet rund um die Stadt Arnsberg und spielte eine zentrale Rolle in der Verwaltung und Geschichte des Herzogtums.
11. Gau Bilstein: Der Gau Bilstein befand sich südöstlich von Arnsberg und umfasste die Gegend um die Burg Bilstein. Er war ein wichtiger Gau im Herzogtum Westfalen.
12. Gau Meschede: Der Gau Meschede lag östlich von Arnsberg und erstreckte sich um die Stadt Meschede. Auch er spielte eine bedeutende Rolle in der Verwaltung des Herzogtums.
13. Gau Rüthen: Der Gau Rüthen befand sich im südwestlichen Teil des Herzogtums Westfalen. Er umfasste das Gebiet rund um die Stadt Rüthen und war ein wichtiger Verwaltungsbezirk.
14. Gau Medebach: Der Gau Medebach lag nordwestlich von Rüthen und umfasste das Gebiet um die Stadt Medebach. Auch dieser Gau gehörte zum Herzogtum Westfalen.
15. Stevergau: Der Name "Stevergau" leitet sich von der Stever ab, einem Fluss, der durch diese Region fließt. Der Stevergau war Teil des fränkischen Reiches und wurde von einem Gaugrafen oder einem Grafen verwaltet, der dem König oder Kaiser unterstand. Heute erinnern geografische Bezeichnungen wie die Stadt Nottuln im Kreis Coesfeld oder die Gemeinde Nordkirchen im Kreis Coesfeld an den historischen Stevergau.
16. Dreingau: Im Fürstbistum Münster beinhaltete der Dreingau die historischen Ämter Sassenberg, Stromberg, Wolbeck und dem östlichen Teil des Amtes Werne (14. Jhdt. Land up dem Dreyne, 17. Jhdt. Dreinsches Quartier).
17. Scopingau Im Fürstbistum Münster beinhaltete der Scopingaudas Amt Horstmar (14. Jhdt. Land van der Niggenborg).