Reimschüssel (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen

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Das ausgehende Mittelalter - damals entstanden die meisten unserer Familiennamen - war eine Krisenzeit, in der sich viele entwurzelte und verarmte Menschen durch räuberische Übergriffe am Leben erhielten..<ref>Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in: Die WELT, Ausgabe vom 30.09.2005</ref> Wie Hans Marcus Thomsen bemerkt, sind "viele Namen aus diesem Bereich (...) sogenannte Satznamen: Namen, die aus einem ganzen Satz bestehen." Dazu gehören unter vielen anderen ''Rühmkorf'' (eigentlich: ''Räumkasten, Rühmekorb''), ''Rumsfeld'' (eigentlich: ''Räum das Feld ab'') und ''Räumschüssel'' (eigentlich: "Räum die Schüssel aus"), in abgewandelter Form: ''Reimschüssel''.
Das ausgehende Mittelalter - damals entstanden die meisten unserer Familiennamen - war eine Krisenzeit, in der sich viele entwurzelte und verarmte Menschen durch räuberische Übergriffe am Leben erhielten..<ref>Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in: Die WELT, Ausgabe vom 30.09.2005</ref> Wie Hans Marcus Thomsen bemerkt, sind "viele Namen aus diesem Bereich (...) sogenannte Satznamen: Namen, die aus einem ganzen Satz bestehen." Dazu gehören unter vielen anderen ''Rühmkorf'' (eigentlich: ''Räumkasten, Rühmekorb''), ''Rumsfeld'' (eigentlich: ''Räum das Feld ab'') und ''Räumschüssel'' (eigentlich: "Räum die Schüssel aus"), in abgewandelter Form: ''Reimschüssel''.


Räubernamen haben eine lange Tradition. Der mittelhochdeutsche Dichter Wernher der Gartenære läßt in seinem Epos "Meier Helmbrecht" um 1282 diese gefräßigen Diebe auftreten: ''Lemberslint'' (einer der Lämmer verschlingt), ''Rütelschrîn'' (der so lange am Schrein rüttelt, bis er aufspringt), ''Küefraz, Wolvesguome'' (Wolfsgaumen), ''Wolvesdarm, Slintesgeu und Slickenwider''.<ref>Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht, Vers 1185-1237, siehe: Weblinks</ref>
Räubernamen haben eine lange Tradition. Der mittelhochdeutsche Dichter Wernher der Gartenære läßt in seiner Versnovelle "Meier Helmbrecht" um 1282 diese gefräßigen Diebe auftreten: ''Lemberslint'' (einer der Lämmer verschlingt), ''Rütelschrîn'' (der so lange am Schrein rüttelt, bis er aufspringt), ''Küefraz, Wolvesguome'' (Wolfsgaumen), ''Wolvesdarm, Slintesgeu und Slickenwider''.<ref>Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht, Vers 1185-1237, siehe: Weblinks</ref>


==Varianten des Namens==
==Varianten des Namens==
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[http://www.welt.de/print-welt/article168028/Rumsfeld_Dieser_Name_bedeutete_urspruenglich_Raeum_das_Feld_ab.html Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in der «WELT» vom 30.05.2005]
[http://www.welt.de/print-welt/article168028/Rumsfeld_Dieser_Name_bedeutete_urspruenglich_Raeum_das_Feld_ab.html Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in der «WELT» vom 30.05.2005]


[http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronolgie/13Jh/Helmbrecht/hel_meir.html Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht (Originaltext)]
[http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/13Jh/Helmbrecht/hel_meir.html Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht (Originaltext)]
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Helmbrecht Wikipedia-Artikel zur Versnovelle Meier Helmbrecht]


[[Kategorie:Familienname]]
[[Kategorie:Familienname]]

Version vom 23. Mai 2007, 13:03 Uhr

Herkunft und Bedeutung

Der erste Träger dieses Namens muß ein Strauchdieb gewesen sein, denn es handelt sich nicht - wie man meinen könnte - um den Übernamen eines Eßlustigen[1], sondern um einen Räubernamen.

Das ausgehende Mittelalter - damals entstanden die meisten unserer Familiennamen - war eine Krisenzeit, in der sich viele entwurzelte und verarmte Menschen durch räuberische Übergriffe am Leben erhielten..[2] Wie Hans Marcus Thomsen bemerkt, sind "viele Namen aus diesem Bereich (...) sogenannte Satznamen: Namen, die aus einem ganzen Satz bestehen." Dazu gehören unter vielen anderen Rühmkorf (eigentlich: Räumkasten, Rühmekorb), Rumsfeld (eigentlich: Räum das Feld ab) und Räumschüssel (eigentlich: "Räum die Schüssel aus"), in abgewandelter Form: Reimschüssel.

Räubernamen haben eine lange Tradition. Der mittelhochdeutsche Dichter Wernher der Gartenære läßt in seiner Versnovelle "Meier Helmbrecht" um 1282 diese gefräßigen Diebe auftreten: Lemberslint (einer der Lämmer verschlingt), Rütelschrîn (der so lange am Schrein rüttelt, bis er aufspringt), Küefraz, Wolvesguome (Wolfsgaumen), Wolvesdarm, Slintesgeu und Slickenwider.[3]

Varianten des Namens

  • Reimschüssel
  • Räumschüssel
  • Reinkober (vergleichsweise)
  • Rumschöttel
  • Rümenap

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
<geogen size="200">Reimschüssel</geogen> <geogen mode="abs" size="200">Reimschüssel</geogen>

Schlesien

Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Häufigkeit der Namen, also Görlitz [20] = 20 mal in Görlitz vorkommend, und so fort aus "den Adreßbüchern der dreißiger Jahre" der entsprechenden Städte.

Berühmte Namensträger

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Anmerkungen

  1. fälschlicherweise Schlesisches Wörterbuch, 260, siehe Literaturliste bei Bahlow, Schlesisches Namenbuch, 1953
  2. Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in: Die WELT, Ausgabe vom 30.09.2005
  3. Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht, Vers 1185-1237, siehe: Weblinks

Literaturhinweise

Daten aus FOKO

<foko-name>Reimschüssel</foko-name>

Weblinks

Hans Marcus Thomsen, Artikel Rumsfeld in der «WELT» vom 30.05.2005

Wernher der Gartenære, Meier Helmbrecht (Originaltext)

Wikipedia-Artikel zur Versnovelle Meier Helmbrecht