Fürstbistum Osnabrück/Land- und Justizkanzlei: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Land- und Justizkanzlei''' des [[Portal:Fürstbistum Osnabrück|Fürstbistums Osnabrück]] hatte eine Doppelfunktion als Verwaltungs- und Gerichtsbehörde. Die Land- und Justizkanzlei bestand auch nach Auflöstung des Fürstbistums bis zur Einrichtung einer westfälischen Verwaltungsorganisation weiter fort und wurde erst im Jahre 1808 aufgelöst.In der Folgezeit wurde ihre Registratur, da es eine Nachfolgebehörde gleicher Kompetenz nicht gab, aufgeteilt. | Die '''Land- und Justizkanzlei''' des [[Portal:Fürstbistum Osnabrück|Fürstbistums Osnabrück]] hatte eine Doppelfunktion als Verwaltungs- und Gerichtsbehörde. | ||
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# Als '''Justizbehörde''' übte sie die Zivilgerichtsbarkeit in erster und zweiter, die Kriminalgerichtsbarkeit in oberster Instanz aus. | |||
# Als '''oberste Kriminalbehörde''' hatte die Land- und Justizkanzlei in allen Kriminalsachen zu erkennen, allerdings unterzog sie selbst nur Voruntersuchungen in ganz wenigen und besonders wichtigen Fällen. Im Regelfall wurden Voruntersuchungen durch die Gografen und die Beamten der Ämter gemeinschaftlich oder in Osnabrück durch das Kriminalgericht geführt (bestehend aus einem [[Kriminaljustitiar]] und einem [[Aktuar]]). | |||
Die Kanzlei war ferner in Brüchtensachen über exemte weltliche Untertanen zuständig und diente als Berufungsbehörde bei Beschwerden, welche gegen die Brüchtenansätze der Beamten und die von den Holzgrafen und den gutsherrlichen Gerichten verhängten Strafen erhoben wurden. | |||
# Als '''Zivilgericht''' war die Land- und Justizkanzlei in erster Instanz zuständig für alle weltlichen Stiftseingesessenen (mit Ausnahme der Bürger der Stadt Osnabrück), und in allen Rechtssachen (mit Ausnahme der geistlichen und vor die geistlichen Gerichte gehörenden Angelegenheiten). Die Justizkanzlei hatte die alleinige Gerichtsbarkeit in | |||
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* und seit 1720 zudem die Gerichtsbarkeit in vormundschaftlichen Angelegenheiten der [[Ritterschaft]], | |||
* ferner über die landesherrlichen Bedienten | |||
* und die in der Stadt Osnabrück wohnenden adligen und exemten Personen und Höfe. | |||
* Im Übrigen konkurrierte sie mit den Gogerichten, den Stadtgerichten, den Archidiakonatgerichten und dem Offizialatgericht in erster Instanz über alle weltlichen Untertanen und mit dem Offizialalgericht über die auf dem Lande wohnenden adligen und befreiten Personen und Güter. | |||
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Die Land- und Justizkanzlei bestand auch nach Auflöstung des Fürstbistums bis zur Einrichtung einer westfälischen Verwaltungsorganisation weiter fort und wurde erst im Jahre 1808 aufgelöst.In der Folgezeit wurde ihre Registratur, da es eine Nachfolgebehörde gleicher Kompetenz nicht gab, aufgeteilt. | |||
==Akten== | ==Akten== |
Version vom 26. Juni 2022, 23:20 Uhr
Einleitung
Die Land- und Justizkanzlei des Fürstbistums Osnabrück hatte eine Doppelfunktion als Verwaltungs- und Gerichtsbehörde.
Funktionen
- Als Justizbehörde übte sie die Zivilgerichtsbarkeit in erster und zweiter, die Kriminalgerichtsbarkeit in oberster Instanz aus.
- Als oberste Kriminalbehörde hatte die Land- und Justizkanzlei in allen Kriminalsachen zu erkennen, allerdings unterzog sie selbst nur Voruntersuchungen in ganz wenigen und besonders wichtigen Fällen. Im Regelfall wurden Voruntersuchungen durch die Gografen und die Beamten der Ämter gemeinschaftlich oder in Osnabrück durch das Kriminalgericht geführt (bestehend aus einem Kriminaljustitiar und einem Aktuar).
Die Kanzlei war ferner in Brüchtensachen über exemte weltliche Untertanen zuständig und diente als Berufungsbehörde bei Beschwerden, welche gegen die Brüchtenansätze der Beamten und die von den Holzgrafen und den gutsherrlichen Gerichten verhängten Strafen erhoben wurden.
- Als Zivilgericht war die Land- und Justizkanzlei in erster Instanz zuständig für alle weltlichen Stiftseingesessenen (mit Ausnahme der Bürger der Stadt Osnabrück), und in allen Rechtssachen (mit Ausnahme der geistlichen und vor die geistlichen Gerichte gehörenden Angelegenheiten). Die Justizkanzlei hatte die alleinige Gerichtsbarkeit in
- Landes-, Lehn-, Hoheit-, Schatz-, Marken-, Jagd- und Fischereisachen
- und seit 1720 zudem die Gerichtsbarkeit in vormundschaftlichen Angelegenheiten der Ritterschaft,
- ferner über die landesherrlichen Bedienten
- und die in der Stadt Osnabrück wohnenden adligen und exemten Personen und Höfe.
- Im Übrigen konkurrierte sie mit den Gogerichten, den Stadtgerichten, den Archidiakonatgerichten und dem Offizialatgericht in erster Instanz über alle weltlichen Untertanen und mit dem Offizialalgericht über die auf dem Lande wohnenden adligen und befreiten Personen und Güter.
Bestehen
Die Land- und Justizkanzlei bestand auch nach Auflöstung des Fürstbistums bis zur Einrichtung einer westfälischen Verwaltungsorganisation weiter fort und wurde erst im Jahre 1808 aufgelöst.In der Folgezeit wurde ihre Registratur, da es eine Nachfolgebehörde gleicher Kompetenz nicht gab, aufgeteilt.
Akten
- Die Verwaltungsakten gelangten über die Landdrostei ins Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück (im Bestand Rep 100).
- Die Prozessakten gelangten über das Landgericht ins Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück (Bestand Rep 940).
- Die aus der Extrajudizialgerichtsbarkeit erwachsenen Akten - d.h. die "Land-, Lehen-, Criminal-, Jagd- und andere Gerichtshändel, solange sie nicht per citationem ad agendum et constituendum judicial gemacht worden" (1773) - sind in drei Sachgruppen als formierte Bestände erhalten geblieben. 1811/12 wurden sie beim Tribunalgericht verzeichnet. Sie sind (um) 1885 über das Landgericht ins Niedersächsische Landesarchiv Osnabrück gelangt (Bestand Rep 105).
- Lehen
- Lehen: Generalia - darunter Verzeichnis der Belehnten,Berechnung der Lehnsgebühren, Register der allodifizierten Lehne und der davon zu leistende Lehnskanon.
- Lehen: Prozessakten
- Markenteilung
- Jagd
- Lehen