Eigenbehörigkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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==Entstehung==
==Entstehung==
Der Ursprung der Eigenbehörigkeit ist nicht genau erforscht. Henning geht davon aus, dass die eigenbehörigen Bauern aus dem mittelalterlichen Stand der Laten und Liten entstanden sind, doch gelte dies für die persönlich freien Meier auch. Er nimmt an, dass bei der Auflösung der Villikationen die ehemaligen Hausgenossen in das Rechtsverhältnis der Eigenbehörigkeit gelangten. (Henning, F.W.: Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, S. 273 f.)<br>
Der Ursprung der Eigenbehörigkeit ist nicht genau erforscht. Henning geht davon aus, dass die eigenbehörigen Bauern aus dem mittelalterlichen Stand der Laten und Liten entstanden sind, doch gelte dies für die persönlich freien Meier auch. Er nimmt an, dass bei der Auflösung der Villikationen die ehemaligen Hausgenossen in das Rechtsverhältnis der Eigenbehörigkeit gelangten.<ref>Henning, F.W.: Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, S. 273 f.</ref>
Die meisten Eigenbehörigen wurden in dieses Rechtsverhältnis hineingeboren, denn wurde jemand von eigenbehörigen Eltern geboren, war es selbst eigenbehörgig. War ein Elternteil freien Standes, war das Kind dennoch eigenbehörig. Es konnten sich auch persönlich Freie in die Eigenbehörigkeit begeben. Dies geschah beispielsweise durch die Übernahme einer eigenbehörigen Stätte. (ebenda S. 275)
 
Die meisten Eigenbehörigen wurden in dieses Rechtsverhältnis hineingeboren, denn wurde jemand von eigenbehörigen Eltern geboren, war es selbst eigenbehörgig. War ein Elternteil freien Standes, war das Kind dennoch eigenbehörig. Es konnten sich auch persönlich Freie in die Eigenbehörigkeit begeben. Dies geschah beispielsweise durch die Übernahme einer eigenbehörigen Stätte.<ref>ebenda S. 275</ref>


==Rechtsquellen zur Eigenbehörigkeit==
==Rechtsquellen zur Eigenbehörigkeit==
Die Rechte und Pflichten von Eigenbehörigen wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Eigentumsordnungen kodifiziert. Die älteste derartige Eigentumsordnung ist die Ravensbergische, die bereits 1669 entstand. Nach ihrem Beispiel wurden die  Osnabrücker (1722), die Minden-Ravensbergische (1741), die Münstersche (1770) und die Recklinghauser (1781) Eigentumsordungen geschaffen. (vgl. dazu A. Strunz-Happe: Wandel der Agrarverfassung S. 32f.)<br>
Die Rechte und Pflichten von Eigenbehörigen wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Eigentumsordnungen kodifiziert. Die älteste derartige Eigentumsordnung ist die Ravensbergische, die bereits 1669 entstand. Nach ihrem Beispiel wurden die  Osnabrücker (1722), die Minden-Ravensbergische (1741), die Münstersche (1770) und die Recklinghauser (1781) Eigentumsordungen geschaffen.<ref>vgl. dazu A. Strunz-Happe: Wandel der Agrarverfassung S. 32f.</ref>


==Benutzte Literatur==
==Benutzte Literatur==
'''Henning, Friedrich Wilhelm:''' Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, Beiträge zur Geschichte der Herrschaftsverhältnisse in den ländlichen Bereichen Ostpreußens und des Fürstentums Paderborn vor 1800, Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr. XXV., Würzburg 1964.<br>
* '''Henning, Friedrich Wilhelm:''' Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, Beiträge zur Geschichte der Herrschaftsverhältnisse in den ländlichen Bereichen Ostpreußens und des Fürstentums Paderborn vor 1800, Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr. XXV., Würzburg 1964.
'''Schütte, Leopold:''' Quellen zur Sozial- und Familiengeschichte der Eigenbehörigen des Domkapitels Paderborn, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 41 (1983), S. 7 -55.<br>
* '''Schütte, Leopold:''' Quellen zur Sozial- und Familiengeschichte der Eigenbehörigen des Domkapitels Paderborn, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 41 (1983), S. 7 -55.
'''Strunz-Happe, Anne:''' Wandel der Agrarverfassung, Die "Bauernbefreiung" im ehemaligen Hochstift Paderborn im 19. Jahrhundert, Paderborn 2003.<br>
* '''Strunz-Happe, Anne:''' Wandel der Agrarverfassung, Die "Bauernbefreiung" im ehemaligen Hochstift Paderborn im 19. Jahrhundert, Paderborn 2003.
 
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[[Kategorie:Historischer Begriff]]
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Version vom 16. Februar 2007, 14:19 Uhr

Begriffserklärung

Unter Eigenbehörigkeit wird in Westfalen die persönliche und dingliche Abhängigkeit eines Bauern von seinem Grundherrn verstanden. Sie entspricht im Wesentlichen der (ost-)preußischen Leibeigenschaft. Eigenbehörige Bauern waren persönlich unfrei und standen in einem besonders engen Abhängigkeitsverhältnis vom jeweiligen Grundherrn. Sie waren an den Hof, den sie bewirtschafteten gebunden, hatten aber in der Regel ein Erbrecht an dem Untereigentum.

Da Eigenbehörige den Hof, den sie bewirtschafteten, nicht wirklich besaßen, konnten sie den Hof weder ganz noch teilweise veräußern. Auch die Belastung (Verpfändung) des Landes bedurfte in der Regel der Zustimmung des Grundherrn.

Aus der grundherrlichen Abhängigkeit resultierten eine Reihe von Pflichten. So waren die Eigenbehörigen zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Die nachwachsenden Töchter und Söhne der Eigenbehörigen konnten zum Gesindezwangsdienst herangezogen werden.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein erwarb der Grundherr sowohl an den unbeweglichen als auch an den beweglichen Sachen des Eigenbehörigen volles Eigentum.[1] Dies hatte erhebliche erbrechtliche Folgen, denn der Nachlass eines Eigenbehörigen gehörte dem Grundherrn. Wollten die Nachkommen die Verfügungsgewalt über diese Habe erhalten, mussten sie eine Abgabe, den Sterbfall entrichten. Da diese Zahlungen in der grundherrschaftlichen Rentkammer registriert wurden, stellen die Aufzeichnungen darüber heute eine genealogische Quelle ersten Ranges dar, die häufig weit über die Kirchenbuchaufzeichnungen hinausgehen.

Erwarb ein Eigenbehörgiger durch Übernahme oder durch Eheschließung Rechte an einer eigenbehörigen Stätte, so musste er den Weinkauf (Gewinnkauf) leisten. Da diese Abgabe praktisch bei jeder Eheschließung von Eigenbehörigen fällig wurde, sind die Aufzeichnungen der Weinkäufe heute ebenfalls als wichtige genealogische Quelle anzusehen.

Wollte ein Eigenbehöriger z.B. wegen einer Eheschließung in die Eigenbehörigkeit eines anderen Grundherrn wechseln, benötigte er einen Wechselbrief. Er reichte hierfür einen Begehrzettel bei seinem Grundherrn ein, aus dem hervorgeht, warum er in eines anderen Eigenbehörigkeit wechseln wollte. Wollte ein Eigenbehöriger einen freien Stand erwerben um z.B. Handwerker in der Stadt oder auch Soldat zu werden, benötigte er einen Freibrief. Für Wechsel- und Freibriefe waren natürlich Abgaben zu leisten. Die Aufzeichnungen darüber sowie die Begehrzettel sind genealogisch hoch interessant.(vgl. zu Frei und Wechselbriefen L. Schütte: Quellen zur Sozial- und Familiengeschichte der Eigenbehörigen des Domkapitels Paderborn)

Entstehung

Der Ursprung der Eigenbehörigkeit ist nicht genau erforscht. Henning geht davon aus, dass die eigenbehörigen Bauern aus dem mittelalterlichen Stand der Laten und Liten entstanden sind, doch gelte dies für die persönlich freien Meier auch. Er nimmt an, dass bei der Auflösung der Villikationen die ehemaligen Hausgenossen in das Rechtsverhältnis der Eigenbehörigkeit gelangten.[2]

Die meisten Eigenbehörigen wurden in dieses Rechtsverhältnis hineingeboren, denn wurde jemand von eigenbehörigen Eltern geboren, war es selbst eigenbehörgig. War ein Elternteil freien Standes, war das Kind dennoch eigenbehörig. Es konnten sich auch persönlich Freie in die Eigenbehörigkeit begeben. Dies geschah beispielsweise durch die Übernahme einer eigenbehörigen Stätte.[3]

Rechtsquellen zur Eigenbehörigkeit

Die Rechte und Pflichten von Eigenbehörigen wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Eigentumsordnungen kodifiziert. Die älteste derartige Eigentumsordnung ist die Ravensbergische, die bereits 1669 entstand. Nach ihrem Beispiel wurden die Osnabrücker (1722), die Minden-Ravensbergische (1741), die Münstersche (1770) und die Recklinghauser (1781) Eigentumsordungen geschaffen.[4]

Benutzte Literatur

  • Henning, Friedrich Wilhelm: Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, Beiträge zur Geschichte der Herrschaftsverhältnisse in den ländlichen Bereichen Ostpreußens und des Fürstentums Paderborn vor 1800, Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr. XXV., Würzburg 1964.
  • Schütte, Leopold: Quellen zur Sozial- und Familiengeschichte der Eigenbehörigen des Domkapitels Paderborn, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 41 (1983), S. 7 -55.
  • Strunz-Happe, Anne: Wandel der Agrarverfassung, Die "Bauernbefreiung" im ehemaligen Hochstift Paderborn im 19. Jahrhundert, Paderborn 2003.

  1. A. Strunz-Happe: Wandel der Agrarverfassung, S. 39
  2. Henning, F.W.: Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, S. 273 f.
  3. ebenda S. 275
  4. vgl. dazu A. Strunz-Happe: Wandel der Agrarverfassung S. 32f.