Mutterstamm: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''Mutterstamm''' (auch ''Frauenlinie'', ''Mutterlinie'', oder ''"reiner Weibesstamm"''<ref>Gero v. Wilke, zitiert nach Arndt Richter auf [http://www.genetalogie.de www.genetalogie.de]</ref>) ist ein vergleichsweise recht junger Begriff der [[Genealogie]]. Er bezeichnet die [[Vorfahre]]nschaft eines [[Proband]]en in der mütterlichen Linie und ist damit das Gegenstück zur traditionell favorisierten [[Stammlinie]]. Es handelt sich um die matrilineare Abstammung, d. h. um die direkte, ununterbrochene Mutter-Tochter-Linie eines Menschen. Zu Unrecht finden menschliche Mutterstämme noch immer relativ wenig Beachtung (ganz im Gegensatz etwa zu den Mutterstämmen von Zuchtpferden ;-), obwohl ihre Untersuchung großes Interesse verdient. In jüngerer Zeit hat die Erforschung der menschlichen [[Mitochondrien-DNA]] (mtDNA), die ebenso wie das männliche und eines der beiden weiblichen x-Chromosome nur matrilinear vererbt wird, besondere Aufmerksamkeit gefunden. So lassen sich durch den Vergleich von mtDNA-Mutationen interessante Rückschlüsse auf die Entwicklungs- und Bevölkerungsgeschichte des Menschen ziehen.
Der Begriff '''Mutterstamm''' (auch ''Frauenlinie'', ''Mutterlinie'', oder ''"reiner Weibesstamm"''<ref>Gero v. Wilke, zitiert nach Arndt Richter auf [http://www.genetalogie.de www.genetalogie.de]</ref>) ist ein vergleichsweise recht junger Begriff der [[Genealogie]]. Er bezeichnet die [[Vorfahre]]nschaft eines [[Proband]]en in der mütterlichen Linie und ist damit das Gegenstück zur traditionell favorisierten [[Stammlinie]]. Es handelt sich also um die matrilineare Abstammung, d. h. um die direkte, ununterbrochene Mutter-Tochter-Linie eines Menschen. In einer [[Ahnentafel]] nimmt der Mutterstamm alle Ahnen der äußersten rechten Linie ein, während die Stammlinie (patriale Abstammung) die die äußerste linke Linie einnimmt.


Im übrigen ist keine [[Abstammungslinie]] so historisch sicher wie der Mutterstamm ("[[mater semper certa est]]", auf der anderen Seite ist aber auch keine quellenmäßig so schwierig zu rekonstruieren. Schließlich sind, je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, Informationen eher über Männer als über ihre Frauen überliefert. Beim Mutterstamm kommt dieses Problem natürlich in ganz besonderer Weise zum Tragen, zumal in der Regel mit jeder Generation der Familienname wechselt. (außer bei unehelichen Kindern) und die betreffenden Frauen in den Quellen wie [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]] usw. nur als "Anhängsel" ihres Mannes geführt werden. Nur bei frühen Taufeinträgen erscheint manchmal der volle Name, bei Hochzeiten werden selten die Brautmütter genannt, bei Tod war es wiederum oft nur XY sein Weib.
== Kekulé-Zahlen ==
Die [[Kekulé-Zahlen]] der Personen des ''Mutterstamms'' sind: 1, 3, 7, 15, 31, 63 usw., allgemein <code>2<sup>n+1</sup>-1</code> für die n-te Vorfahrengeneration.


Andere Kriterien wie Heirats- und Gebäralter können verfolgt werden, aber auch die Weiterreichung von Teilen der Vornamen an die Töchter, Lebensalter und auftauchen von unehelichen Kindern, was natürlich nur in früheren Zeiten überhaupt eine Rolle (für Moralapostel und solche die sich dafür hielten)  spielte.
Die Kekulé-Zahlen der Personen der [[Stammlinie]] sind hingegen: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 usw., allgemein <code>2<sup>n</sup></code> für die n-te Vorfahrengeneration.


Für viele Mutterstämme zumindest in früheren Zeiten gilt:<br />
== Bedeutung ==
Häufig stammen die Männer von auswärts (durch Wanderschaft oder als Soldaten waren sie beweglicher und kamen mehr in der Welt umher) Durch Einheirat sichern sie sich ihren sozialen Aufstieg (durch die Heirat mit Töchtern aus vornehmeren eingesessenen Familien) oder erlangen die Bürgerschaft durch diese. Öfters  kam es vor, dass sie bei einem Handwerksmeister durch Einheirat das Geschäft übernahmen bzw. beim Bauern den Hof, soweit kein Sohn Ansprüche auf diesen hatte.
Zu Unrecht finden Mutterstämme noch immer relativ wenig Beachtung, obwohl ihre Untersuchung großes Interesse verdient. In jüngerer Zeit hat die Erforschung der [[Mitochondrien-DNA]] (mtDNA) besondere Aufmerksamkeit gefunden. So lassen sich durch den Vergleich von mtDNA-Mutationen Rückschlüsse auf die Entwicklungs- und Bevölkerungsgeschichte des Menschen ziehen.


Die Stammlinie (patriale Abstammung) nimmt in der Ahnenordnung nach [[Kekulé]] die äußerste linke Linie ein, wohingegen der Mutterstamm alle Ahnen der äußersten rechten Linie enthält.
== Rekonstruktion von Mutterstämmen ==
Im Regelfall ist keine [[Abstammung]]slinie so gesichert wie der Mutterstamm ("[[mater semper certa est]]"), auf der anderen Seite ist meist aber auch [[quelle]]nmäßig schwierig zu rekonstruieren. Schließlich sind, je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, Informationen eher über Männer als über ihre Frauen überliefert. Beim Mutterstamm kommt dieses Problem natürlich in ganz besonderer Weise zum Tragen, zumal in der Regel mit jeder Generation der Familienname wechselt (außer bei unehelichen Kindern) und die betreffenden Frauen in den Quellen wie z. B. [[Kirchenbuch|Kirchenbüchern]] nur als "Anhängsel" ihres Ehemannes geführt werden.  


; Zur Verdeutlichung
== Weitere Aspekte ==
: Die Kekulé-Zahlen der Personen der Stammlinie sind: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 usw., allgemein 2<sup>n</sup> für die n-te Vorfahrengeneration.
Weitere Kriterien wie Heirats- und Gebäralter können untersucht werden, aber auch die Weiterreichung von Teilen der Vornamen an die Töchter, das Lebensalter und und das Vorkommen von unehelichen Kindern.
: Die Kekulé-Zahlen der Personen des Mutterstamms sind: 1, 3, 7, 15, 31, 63 usw., allgemein 2<sup>n+1</sup>-1 für die n-te Vorfahrengeneration.


Für viele Mutterstämme zumindest in früheren Zeiten gilt: Häufig stammen die Männer von auswärts (durch Wanderschaft oder als Soldaten waren sie beweglicher und kamen mehr in der Welt umher). Durch Einheirat sichern sie sich ihren sozialen Aufstieg (durch die Heirat mit Töchtern aus vornehmeren eingesessenen Familien) oder erlangen die Bürgerschaft durch diese. Öfters kam es vor, dass sie bei einem Handwerksmeister durch Einheirat das Geschäft übernahmen bzw. beim Bauern den Hof, soweit kein Sohn Ansprüche auf diesen hatte.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 13. Januar 2007, 14:30 Uhr

Der Begriff Mutterstamm (auch Frauenlinie, Mutterlinie, oder "reiner Weibesstamm"[1]) ist ein vergleichsweise recht junger Begriff der Genealogie. Er bezeichnet die Vorfahrenschaft eines Probanden in der mütterlichen Linie und ist damit das Gegenstück zur traditionell favorisierten Stammlinie. Es handelt sich also um die matrilineare Abstammung, d. h. um die direkte, ununterbrochene Mutter-Tochter-Linie eines Menschen. In einer Ahnentafel nimmt der Mutterstamm alle Ahnen der äußersten rechten Linie ein, während die Stammlinie (patriale Abstammung) die die äußerste linke Linie einnimmt.

Kekulé-Zahlen

Die Kekulé-Zahlen der Personen des Mutterstamms sind: 1, 3, 7, 15, 31, 63 usw., allgemein 2n+1-1 für die n-te Vorfahrengeneration.

Die Kekulé-Zahlen der Personen der Stammlinie sind hingegen: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 usw., allgemein 2n für die n-te Vorfahrengeneration.

Bedeutung

Zu Unrecht finden Mutterstämme noch immer relativ wenig Beachtung, obwohl ihre Untersuchung großes Interesse verdient. In jüngerer Zeit hat die Erforschung der Mitochondrien-DNA (mtDNA) besondere Aufmerksamkeit gefunden. So lassen sich durch den Vergleich von mtDNA-Mutationen Rückschlüsse auf die Entwicklungs- und Bevölkerungsgeschichte des Menschen ziehen.

Rekonstruktion von Mutterstämmen

Im Regelfall ist keine Abstammungslinie so gesichert wie der Mutterstamm ("mater semper certa est"), auf der anderen Seite ist meist aber auch quellenmäßig schwierig zu rekonstruieren. Schließlich sind, je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, Informationen eher über Männer als über ihre Frauen überliefert. Beim Mutterstamm kommt dieses Problem natürlich in ganz besonderer Weise zum Tragen, zumal in der Regel mit jeder Generation der Familienname wechselt (außer bei unehelichen Kindern) und die betreffenden Frauen in den Quellen wie z. B. Kirchenbüchern nur als "Anhängsel" ihres Ehemannes geführt werden.

Weitere Aspekte

Weitere Kriterien wie Heirats- und Gebäralter können untersucht werden, aber auch die Weiterreichung von Teilen der Vornamen an die Töchter, das Lebensalter und und das Vorkommen von unehelichen Kindern.

Für viele Mutterstämme zumindest in früheren Zeiten gilt: Häufig stammen die Männer von auswärts (durch Wanderschaft oder als Soldaten waren sie beweglicher und kamen mehr in der Welt umher). Durch Einheirat sichern sie sich ihren sozialen Aufstieg (durch die Heirat mit Töchtern aus vornehmeren eingesessenen Familien) oder erlangen die Bürgerschaft durch diese. Öfters kam es vor, dass sie bei einem Handwerksmeister durch Einheirat das Geschäft übernahmen bzw. beim Bauern den Hof, soweit kein Sohn Ansprüche auf diesen hatte.

Weblinks



  1. Gero v. Wilke, zitiert nach Arndt Richter auf www.genetalogie.de