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Version vom 13. Dezember 2006, 17:15 Uhr
Alertshausen ist ein Ortsteil von Bad Berleburg im Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen.
Die Ortschaft zählte im Jahre 2002 ca. 330 Einwohner. Diese Zahl ist in letzter Zeit nahezu konstant geblieben, außer in der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die Bevölkerungszahl bedingt durch Evakuierungen und Flucht anstieg.
Basisdaten | |
---|---|
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Kreis: | Siegen-Wittgenstein |
Stadt: | Bad Berleburg |
Höhe über NN: | 450-645 m |
Kfz-Kennzeichen: | SI - bis 1974: BLB |
Postleitzahl (PLZ): | 57319 |
Vorwahl: | 02750 |
Brücken: | 20 |
Lage
Alertshausen liegt im südöstlichen Teil des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und im Zentrum eines Dreieckes zwischen Kassel, Frankfurt und Köln. Dabei befindet sich Alertshausen im östlichen Teil des Wittgensteiner Landes, in unmittelbarer Nähe zur hessischen Grenze.
Nachbarorte
- Elsoff (Bad Berleburg)
- Diedenshausen (Bad Berleburg)
- Wunderthausen
Geschichte
Erstbelegung
Die Erstbelegung von Alertshausen fällt in die Regierungszeit von Heinrich IV.. Aus einer Urkunde (Nachzeichnung) des Wittgensteiner Archivs aus dem 18. Jahrhundert geht hervor, dass der adlige Buobo von Elsoff, Überlieferungen zufolge ein aus dem Hause Hollende (Kr. Marburg) stammender Grundbesitzer in Elsoff „auf dem Scheid“ gewesen war und im Jahre 1059 die Abspaltung von der Mutterkirche durchführte.
Das kirchliche Leben war abhängig von der Mutterkirche in Raumland (Rumlandun). Um sich aber von der Mutterkirche abkapseln zu können und in der Kirche zu Elsoff die Messe, Taufe und auch die Fürbitte der Verstorbenen abhalten zu dürfen, übertrug Buebo der Kirche zu Raumland einen Teil seiner Ländereien, die er unter Erzbischof Luobold des Bistums Mainz erhalten hatte.
Diese Grundherrschaft dehnte sich über mehrere Ortschaften aus: Schwarzenau, Beddelhausen, Elsoff und Alertshausen. Daneben befanden sich noch Gospershausen (Gotbrachteshusen), Breidendelle, Ruihena und Leinefa. Wann und warum diese Orte wüst geworden sind, ist nicht feststellbar; vermutlich in der großen Wüstungsperiode des 14. Jahrhunderts.
Alertshausen, welches sich am äußeren Rand des Herrschaftsbereiches des oben genannten Buobo befand, wurde durch die Herrschaft eines Rittergeschlechts aus Diedenshausen beeinflusst, das erstmals 1194 urkundlich erwähnt wird. Die Burg des Rittergeschlechts wird vermutet, wo heute die Kapelle steht. Bei Renovierungsarbeiten sind Mauerreste aus jener Zeit gefunden worden.
Die Ritter waren hessische Burgmannen zu Battenberg wie auch kurkölnische Burgmannen zu Hallenberg. Die Ausdehnung des Grundbesitzes war weit verstreut. Grundbesitz im Edertal sowie im wittgensteinisch - hessischem Grenzbereich und im Elsofftal. Dazu gehörte auch Besitz im Bereich von Alertshausen.
Im Ausgang des 14. Jahrhunderts starben die Ritter von Diedenshausen aus. Das Erbe ging 1394/1395 an das Geschlecht von Viermünden. Von diesen ging der Besitz weiter an die Geschlechter von Dersch, von Winter und Grafschaft.
Diedenshäuser Besitz in Alerthausen ist im Güterverzeichnis des Klosters Haina in der Zeit um 1250 verzeichnet. Darin heißt es: „Amelbert von Battenberg (Battenburg) vertauschte dem Kloster Haina eine Hufe zu Mohnhausen (Manhusen) gegen eine andere in Alertshausen (Aldolveshusen), die Godebert d.Ä. von Diedenshausen (Dedilshusen) dem Kloster übertragen hatte.“
Weitere Urkunden (Staatsarchiv Darmstadt) führen zum 08. September 1394, als Gerlach von Diedenshausen zur Tilgung von Schulden mehrere Besitzungen und Rechte an die Ritter von Viermünden abtritt. Unter anderen auch ein Gut zu Alertshausen.
Das Dorf als Teil der Vogtei Elsoff
Die erstmalige urkundliche Belegung der Vogtei ist auf das Jahr 1194 durch den Erzbischof Konrad von Mainz zurückzuführen. Der Erzbischof übertrug die Vogteigewalt - also die Ausübung der Verwaltung und Gerichtsbarkeit - den Grafen Widekind und seinem Bruder Volkwin von Naumburg (Kr. Wolfhagen). Als Zeugen werden Graf Werner von Wittgenstein, Gottfried von Hatzfeld und Godebert von Diedenshausen genannt. Aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen den Grafen von Naumburg und dem in der Erstbelegsurkunde von Alertshausen auftauchenden Buobo, der wiederum mit den Grafen von Hollende (Kr. Marburg) verwandt war, kann die Vogtei schon nach 1059 zum kurmainzischen Besitz gehört haben.
Im Jahre 1276 starben die Grafen von Naumburg aus. 1428 ist Graf Johann von Wittgenstein Besitzer der Vogtei. Wer im Zwischenzeit die Herrschaft über die Vogtei hatte kann nicht eindeutig gesagt werden.
1464 übernimmt die Landgrafschaft von Hessen das mainzerische Amt Battenberg. Die Verwaltung des Amtes übernahm auf Weisung des Landgrafen ein Rentmeister, der auch den Vorsitz im Landgericht Battenberg innehatte. Das Landgericht der Vogtei Elsoff gehörte ebenfalls dazu. 1506 wurde die Grafschaft Wittgenstein zum ersten mal geteilt. Die Söhne des Grafen Eberhard teilten sich die Herrschaft und Regierung im Land. Der ältere Sohn, Graf Wilhelm, erhielt die Stadt Laasphe mit Schloss Wittgenstein die Ämter Wittgenstein und Richstein. Alertshausen fiel als Teil der Vogtei Elsoff ebenfalls unter Graf Wilhelms Regierung.
Dreißigjähriger Krieg
Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erreichten Alertshausen 1622, also vier Jahre nach seinem Ausbruch. Die Zwangsabgaben mit der Einquartierung katholischer Truppen bis 1627 ließen ganze Landstriche verarmen, da nicht nur Quartier, sondern auch für die Verpflegung und Sold aufzukommen war. Not und Elend waren allgegenwärtig. Immer wieder kam es zu Plünderungen sogenannter „streifender Parteien“ aus dem kurkölnischen Raum.
Der Nachbarort Diedenshausen wurde 1633 in Schutt und Asche gelegt. Um einem erneuten Einfall dieser Banden zuvorkommen zu können, wurden durch die Bevölkerung Wachposten auf Bergen und Bäumen eingerichtet. Diese Posten sollten die Bewohner der einzelnen Dörfer frühzeitig warnen, damit Vieh und Gut in Sicherheit gebracht werden konnte. Dieser Wachdienst brachte aber keinen nennenswerten Erfolg, so dass die Bandentätigkeit aus dem kölnischen Raum weiter fortgesetzt wurde.
1634 wurden aus Alertshausen 15 Pferde, 80 einjährige Rinder und 400 Schafe geraubt. Außerdem wurden auch Einrichtungsgegenstände sowie Bekleidung entwendet. Um sich die gestohlenen Tiere und Gegenstände aus dem kölnischen Besitz zurückholen zu können, wandten sich die Alertshäuser mit einer Bittschrift an den Grafen, da zwischenzeitlich einige hessische Regimenter zum Schutze der wittgensteinschen Bevölkerung abgestellt worden waren. Die Alertshäuser waren gewillt, die Regimenter zu begleiten, um die gestohlenen Sachen wiederzuholen.
Die Jahre zwischen 1634 und 1637 waren die schlimmsten Jahre für Alertshausen und der gesamten Region. Hauptursache waren die Einquartierung kaiserlicher und Darmstädter Truppen. Diese veranlasste die Alertshäuser Bevölkerung, Haus und Hof zu verlassen. Um leben zu können zogen die feindliche Truppen weiter nach Elsoff.
Die Bevölkerungszahlen gingen durch diese Umstände, durch Hunger und Vertreibung und ebenfalls durch Pestzeiten (1624, 1636) drastisch zurück. In einem Untertanenverzeichnis von 1627 wurden in Alertshausen 28 Häuser bewohnt. 1644 betrug ihre Zahl nur noch sieben bewohnte, zwei lehrstehende und zwölf abgebrannte. Die hohe Zahl abgebrannter Häuser ist vermutlich durch einen Brand in der Zeit kurz vor 1644 bedingt. Dies ist aber nicht belegt. Wahrscheinlicher ist aber der Zusammenhang mit den schon genannten Überfällen.
Ab 1638 beruhigte sich das Leben im Ort allmählich. Auch für die Jahre 1639 bia 1642 war Alertshausen frei von Einquartierungen und Überfällen. Dennoch mussten Abgaben an Truppenführer beider Seiten geleitstet werden. Trotz dieser weiterhin hohen finanziellen Belastungen erholten sich das Land und die Viehbestände.
Im Jahre 1645 kam es noch einmal zum Auflodern des Krieges. Grund dafür war die von der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen beabsichtigte Rückeroberung von Oberhessen unter französischer und schwedischer Führung, dem sogenannten „Hessenkrieg“. 1648 gingen beim Durchzug in Alertshausen, Elsoff und Beddelhausen 44 Malter Korn, sechs Malter Gerste, 54 Malter Hafer, 27 Kühe, acht Rinder, 145 Schafe, 44 Schweine und zwei Kälber verloren. Der schwedische Durchmarsch kostete nochmals 27 Malter Korn, 67 Malter Hafer, 15 Pferde, 50 Kühe, 43 Rinder, 202 Schafe, 61 Schweine und drei Kälber.
Kirchliches Leben in Alertshausen
Die erste urkundliche Erwähnung einer Kapelle zu Alertshausen datiert auf das Datum 23. März 1558, was dem „Verzeichnis der Rechnungen von den Kirchen im Ampte Ruschein“ (Richstein) zu entnehmen ist.
Die erste vollständig erhaltene Kapellenrechung des Kappellenmeisters von Alertshausen trägt das Jahr 1655.
Man weiß nicht genau wie oft in Alertshausen der Gottesdienst abgehalten wurde. Da der Elsoffer Pfarrer, wie heute auch noch, die Kapellengemeinde Beddelhausen zu betreuen hatte, wird sich seine Tätigkeit in Alertshausen auf einen Gottesdienst einmal im Monat beschränkt haben. Im Jahr 1669 fanden aus Krankheitsgründen des Pfarrers überhaupt keine Gottesdienste statt. Dieses hatte zur Folge, das die Kollekte ausblieb und keine Almosen verteilt werden konnten. Seit dieser Zeit werden in Alertshausen Abendmahlgottesdienste durchgeführt. Beliebte Termine waren Neujahr, Ostern und Pfingsten und vor allem der 2. Weihnachtsfeiertag.
Der Friedhof befand sich in Alertshausen bis 1871 direkt an der Kapelle. Aus Platzgründen wurde in diesem Jahr der neue Friedhof „im Neuling“ eingeweiht.
Große Bedeutung für das kirchliche Leben in Alertshausen haben die Jahre 1672 bis 1674. Es wurde die Anschaffung einer Kirchenglocke beschlossen. Der Kauf der Glocke lief über einen jüdischen Kaufmann zu Hallenberg, gegossen wurde die Glocke in Fritzlar. Da die Alertshäuser nicht pünktlich zahlten, kam es in Hallenberg zu einem Gerichtstermin. Trotz aller Umstände konnte die Glocke 1674 in einen extra dafür errichten Turm an der Kapelle eingebracht werden.
Eine Altersversorgung im Sinne wie wir sie heute kennen, gab es zu jener Zeit nicht. Das Amt der Armenfürsorge war Aufgabe der Kapellengemeinde. Finanzielle Grundlage waren die Einnahmen während des Gottesdienstes in das Opfersäckelchen. Die Verteilung der Almosen fiel aufgrund der geringen Gottesdienste zumeist sehr dürftig aus. Nutznießer dieser Almosen waren Witwen und Kranke. Die Gelder wurden bei auftretenden Problemen wie Krankheiten oder Brandkatastrophen speziell an den einzelnen verteilt.
Für die Jahre 1709 bis 1712 sind in den Rechnungen keine Ausgaben für Arme und Bedürftige verzeichnet, vermutlich weil größere Reparaturen an der Kapelle durchgeführt werden mussten. Die häufigsten Arbeiten die an der Kapelle vollbracht werden mussten, waren die Pflege der Kirchhofsmauer und Ausbesserungsarbeiten am Kapellendach. Der Leiendecker (Steindecker) war der meist beschäftigste Handwerker am Gebäude. 1802 musste die Kapelle wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Zeittafel von Alertshausen
Wann? | Was? |
---|---|
ca. 700 | Besiedelung durch die Franken |
772 – 802 | Sachsenkriege |
1059 | Erstbelegung Alertshausen |
1194 | Erstbelegung Vogtei Elsoff |
1194 | Erstbelegung der Ritter zu Diedenshausen |
1300 – 1400 | Wüstungsperiode, Untergang mehrerer Dörfer |
1428 | Übernahme der Vogtei durch Wittgenstein |
1506 | 1. Teilung der Grafschaft Wittgenstein |
1534 | Reformation |
1551 | Wiedervereinigung der Grafschaft Wittgenstein |
1555 | 1. evangelische Kirchenordnung für Wittgenstein |
1558 | Erstbelegung Kapelle |
1606 | Endgültige Teilung der Grafschaft Wittgenstein |
1618 | Beginn – 30 jähriger Krieg |
1625 / 1636 | Pestepidemie |
1648 | Ende - 30. jähriger Krieg |
1674 | 1. Glockenkauf für Kapelle |
1696 | Untersagung von Frondiensten |
1700 | Entstehung der Außengehöfte (Entstehung Köhlerei) |
1718 | 1. große Renovierung der Kapelle |
1723 | Versuch Ausbau der Grafschaft zur Domäne |
1724 | Leibeigenschaft |
1725 | Auflehnung der „Vogteier“ gegen Wittgenstein und Hessen |
1802 | Abriss und Neubau der Kapelle |
1807 | Gründung – Königreich Westfalen unter Napoleon I. |
1815 | Wittgenstein Preußische Provinz – Deutscher Bund |
1865 | Eröffnung Grube „Reinhold“ |
1870/71 | Deutsch/Französischer Krieg |
1874 | Gründung Kriegerverein |
1891 | Eröffnung der Gruben „Mit Gott gewagt“ und „Freudenberg“ |
1894 | Gründung Männergesangverein |
1899 | Bau der Dorfschule |
1914 – 1918 | 1. Weltkrieg |
1921 | Stromversorgung Dorf |
1923 | Stromversorgung Außengehöfte |
1934 | Gründung Freiwillige Feuerwehr |
1939 – 1945 | 2. Weltkrieg |
1946 | Gründung von Nordrhein-Westfalen |
1967 | Gründung Heimat- u. Verkehrsverein |
1975 | Kommunale Neugliederung |
1988 | Gründung Bärenverein (Burschenschaft) |
2002 – 2003 | Kanalisation |
Regelmäßige Veranstaltungen
- Osterfeuer - Dorfjugend - Ostersamstag
- Spritzfest - Freiw. Feuerwehr (Stadtjugendspiele)- Sommerferien
- Ermittlung des Bärenkönigs - Dorfjugend - 2. Wochenende im August
- Bärentanz - Dorfjugend - 27.12.