Reidemeister: Unterschied zwischen den Versionen
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* Bracht, Johannes, »Reidung treiben« (Wirtschaftliches Handeln und sozialer Ort der märkischen Metallverleger im 18. Jahrhundert) Mai 2006, ISBN 3-87023-106-8 | * Bracht, Johannes, »Reidung treiben« (Wirtschaftliches Handeln und sozialer Ort der märkischen Metallverleger im 18. Jahrhundert) Mai 2006, ISBN 3-87023-106-8 | ||
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Version vom 2. Dezember 2006, 18:00 Uhr
Reidemeister
- Berufsbezeichnung
Bedeutung
- Eisenaufbereiter, Führer oder Leiter einer Eisenhütte
Reider
- Reider oder z.B. Messerschmied
- Berufsbezeichnung
Bedeutung
- Eisenaufbereiter durch schmieden
Vorkommen
- Altena: 1750 Hermann Heinrich Syderberken, Reidermeister in der Nette
Grundlagen
Im Frühmittelalter schmolz man das Erz in offenen Erdgruben, den sogenannten Rennöfen, oder in niedrigen Schachtöfen. "Luppen" hießen die spröden und unreinen Metallklumpen, die man daraus gewann. Durch Hämmern und weiteres Erhitzen wurde das Roheisen in zäheres, schmiedefähiges Metall verwandelt.
Seit dem 15. Jahrhundert wurden im Sauerland und in der Eifel Hochöfen betrieben. In den Hochöfen konnten erstmals sehr hohe Temperaturen erreicht werden, so dass das Eisen schmelzflüssig wurde und den Metallguss ermöglichte. Man verlegte die Hütten von den Höhen und Berghängen in die Bachtäler, um die Wasserkraft zur Bedienung der Blasebälge an den Öfen und zum Formen des Metalls durch große Hämmer zu nutzen.
Aufbereitung
Diese Hüttenwerke wurden von Reidemeistern geführt, die eine privilegierte Stellung im sozialen Gefüge einnahmen und Sonderrechte genossen. Das Wort "Reide-" oder "Reidt-" stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet soviel wie "aufbereiten". Die hochwertigen Erzeugnisse aus dem Sauerland (Siegfrieds Schwert) und der Eifel wurden bald über die Grenzen hinaus bekannt. „Die ganze Welt kein dergleichen gutes Sortiment von Eisen liefern kann“. So schrieb 1764 der Lüdenscheider Reidemeister Peter Brüninghaus über die Metallgewerbe der Grafschaft Mark, da konnte auch die Eifel nicht mehr mithalten.
Hozraubbau
Als Brennmaterial für den Schmelzprozess des Erzes wurde Holzkohle aus Buchenholz verwendet. Weil der Eisenhandel einträglich war, so bauten die Reidemeister einen Hammer nach dem andern. Dies führte spätestens bei erhöhter Eisennachfrage ab dem 16. Jahrhundert zu Raubbau und stark zunehmenden Holzdiebstählen in den Waldungen und Gemeinheiten Nordwestdeutschlands, dies ist anhand der Protokolle von Holtdings (Holzgerichten) und der Entwicklung lokaler Markenrechte nachweisbar.
Ansehliche Kleinunternehmer
Die Reidemeister waren Kleinunternehmer, die erst auf eigenem, hauptsächlich landwirtschaftlich genutztem Boden kleine Hämmer und Schmieden betrieben. Sie hatten die Schaltstellen in dieser Wirtschaft inne. Sie kauften die dafür notwendigen Rohmaterialien wie Roheisen (Erz), Holzkohle und Kohle und vertrieben schließlich die Erzeugnisse. Dabei nahmen sie in der Gesellschaft eine einzigartige Stellung ein: Anfangs waren sie einerseits Bauern, andererseits Geschäftsleute mit weitläufigen Kontakten. Später ließen sie in anderen Betrieben die Eisenerzeugnisse produzieren und betrieben nur noch Handel. Die Handelsbeziehungen reichten sehr weit und brachten den Reidemeister Wohlstand und Ansehen.
Industrieangestellte
Die industrielle Erzeugung von Eisen und Stahl in Hüttenwerken führte auch zur Einführung des Berufsbildes des Reidemeisters in der Industrie. Teile dieser Hüttenwerke wurden von nun von Reidemeistern geführt, die auch hier eine privilegierte Stellung im Rahmen der Produktion der Hüttenerzeugnisse einnahmen.
Bibliografie
- Bracht, Johannes, »Reidung treiben« (Wirtschaftliches Handeln und sozialer Ort der märkischen Metallverleger im 18. Jahrhundert) Mai 2006, ISBN 3-87023-106-8