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Dazu | Dazu mussten die vollen Spulen auf einen Drillblock gesteckt werden, von dort wurden drei Fäden durch einen leichten Ring geführt und nun an der Spule des Spinnrades befestigt. Wie in einer [[Seilerei]] drehte man beim Zwirnen im folgenden Arbeitsgang das Spinnrad in die entgegengesetzte Richtung als beim vorhergehenden Spinnen. | ||
Durch die Drehung der Spindel wurden die eingesetzten Fäden, wie vorher die Fasern, um sich selbst gewickelt. Zur Erzielung einer gewissen Gleichmäßigkeit lief der Zwirn durch den Ring. (Üblich war auf dem Lande war auch die Führung der Fäden durch die Öse eines Türschlüssels, da dieser ein ausreichendes Gewicht besaß). | Durch die Drehung der Spindel wurden die eingesetzten Fäden, wie vorher die Fasern, um sich selbst gewickelt. Zur Erzielung einer gewissen Gleichmäßigkeit lief der Zwirn durch den Ring. (Üblich war auf dem Lande war auch die Führung der Fäden durch die Öse eines Türschlüssels, da dieser ein ausreichendes Gewicht besaß). | ||
[[Bild:Spinnen-Haspeln.jpg|thumb|250px|'''Spinner beim Haspeln''' <br/> Heimatmuseum Leer]] | [[Bild:Spinnen-Haspeln.jpg|thumb|250px|'''Spinner beim Haspeln''' <br/> Heimatmuseum Leer]] | ||
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===Haspeln, aufwickeln des Zwirns=== | ===Haspeln, aufwickeln des Zwirns=== | ||
Um die Spulen des Spinnrades wieder frei zu bekommen und um die Länge des Zwirns zu erfassen, wickelte man diesen auf eine Haspel auf. Der Haspel wurde von Hand gedreht und das dreifadrige Wollgarn von der Spinnradspule auf den Haspel gewickelt. War der Haspel voll, wurde einer der sechs Garnhalter umgeknickt. So konnte man das Garn herunternehmen. Dieses Gebinde von Wollgarn wurde in Westfalen „Fette" genannt. Bevor das Wollgarn zum Stricken oder Stopfen gebraucht wurde, wickelte man es zu Knäueln. Eine Person hielt mit ausgestreckten Armen die „Fette" fest, die andere Person wickelte das Knäul. Fehlte die zweite Person, legte man die „Fette" über die Rückenlehne eines Stuhles und wickelte so das Knäuel allein. | Um die Spulen des Spinnrades wieder frei zu bekommen und um die Länge des Zwirns zu erfassen, wickelte man diesen auf eine Haspel auf. Der Haspel wurde von Hand gedreht und das dreifadrige Wollgarn von der Spinnradspule auf den Haspel gewickelt. War der Haspel voll, wurde einer der sechs Garnhalter umgeknickt. So konnte man das Garn herunternehmen. Dieses Gebinde von Wollgarn wurde in Westfalen „Fette" genannt. Bevor das Wollgarn zum Stricken oder Stopfen gebraucht wurde, wickelte man es zu Knäueln. Eine Person hielt mit ausgestreckten Armen die „Fette" fest, die andere Person wickelte das Knäul. Fehlte die zweite Person, legte man die „Fette" über die Rückenlehne eines Stuhles und wickelte so das Knäuel allein. |
Version vom 31. Dezember 2017, 16:55 Uhr
Spinnstuben als Kontaktbörsen: Da im Winter die Zeit zum Spinnen und Weben im ländlichen Bereich gleichzeitig in der Nachbarschaft anfiel, trafen sich die jungen Leute häufiger zum gemeinsamen Spinnen, eine gute Gelegenheit zum "Klönen", rein "zufällig" fanden sich deshalb auch gerne junge Männer an diesen Treffpunkten ein, "um die Schwestern abzuholen".
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handwerk > Spinner
Einleitung
Jahrtausendelang spannen unsere Vorfahren Fäden aus Flachs, Baumwolle oder Wolle und stellten daraus ihre Kleider, Decken oder Teppiche her. Zur Vorbereitung stellten Spinner und insbesondere Spinnerinnen durch Ordnen, Zusammenfügen und Zwirbeln von kurzen, dünnen Fasern einen langen Faden her.
Kleider, Decken oder Teppiche
Schon im 12. Jhdt. wurden gewebte Tuche zur Herstellung von Kleidern über den Fernhandel abgesetzt, doch blieben Spinnerei und Weberei im 11. und 12. Jhdt. noch weitgehend häusliche Nebenbeschäftigung, und es wurde kaum über den lokalen Bedarf hinaus produziert.
Spinnen als Zuarbeit zum Weben
Die zu verarbeitende Wolle mußte zum Spinnen entsprechend vorbereitet werden. Während das Zettelgarn feiner und fester gesponnen werden mußte, konnte das Schußgarn lockerer und dicker sein. Zettelgarne (Zettel, Werfte, Warf, Aufzug, Anschweif, Schweif) konnten daher zunächst nur mit der Handspindel gesponnen werden, das Rad dagegen war nur für die Schußgarne (Einschuß, Eintrag, Einschlag, Wefel) zugelassen (Speyer 1280).
Spinnen als verdrehen von Fasern
Die Bedeutung des Spinnens war die Verdrehung der Fasern zu einem festen Faden. Erreicht wurde dann das Drillen der Fasern auf dem Spinnrad durch die Drehbewegung des Spinnflügels und der Spule. Zur Erleichterung der Fingerfertigkeit wurde beim Faserzupfen aus dem Wocken Schmalzfett eingesetzt. Die beim Zupfen gezogenen Fasern wurden als Faden locker vorgezwirbelt und seitlich in das Einführloch des Spinnflügels geführt. Der noch lockere Faden wurde von dort über Flügelhaken auf die Spule gelenkt und aufgewickelt.
Durch die Drehbewegung des Flügels, der über ein Tretrad bedarfsgerecht angetrieben werden konnte, wurde nun der Faden um seine eigene Achse gedreht. Die Spule wurde dabei über eine spezielle Übersetzung schneller gedreht als der Flügel. Durch diese Konstruktion konnte der Faden unter stetiger Spannung gehalten und aufgewickelt werden. Je nach Fingerfertigkeit konnte der einzelne Spinner seine individuelle Geschwindigkeit bestimmen.
War die Spule voll, wurde eine neue aufgesteckt, die vollen Spulen konnten gingen nach Bedarf zur Weiterverarbeitung.[1]
Spindel
Als Werkzeug benutzten die Spinner zunächst die rotierende Handspindel, später auch das Spinnrad. Spindel wurde noch bis zur Wende in das 19. Jhdts. noch zum Spinnen von Schafwolle für hochwertige Webetuche benutzt. Das Spinnen mit der Spindel war, wegen des Zeitaufwandes und der Sorgfalt um dreimal teurer.
An der Spindel befand sich der Spinnwirtel, ein tönernen Ring, welcher an die Spindel gesteckt wurde, damit diese sich besser herum schwingen ließ.
Spinnrad
Aus dem 15. Jhdt. datiert das uns bekannte Spinnrad mit Flügelspindel, die Weiterentwicklung zum Tretspinnrad, wie wir es noch heute kennen, erfolgte etwa um 1530.
Das Spinnrad wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. noch zum Spinnen von Flachs und Schafwolle benutzt. Beim Flachsspinnen hatte man noch einen etwa 50cm über das Spinnrad herausragenden, konischen Stock (Rockenstock) befestigt. Hier herum wurden Flachsfasern gelegt. Eingeübte Frauen zupften mit beiden Händen je einen dünnen Faden, der dann gezwirnt und von den Spulen aufgewickelt wurde.
In der 1. Hälfte des 20. Jhdts. und in der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg wurde in Westfalen das mit dem Fuß angetriebene Spinnrad nur noch zum Spinnen von Schafwolle benutzt. Die sitzende Spinnerin hatte die Schafwolle auf den Knien liegen und zupfte mit beiden Händen einen gleichmäßig dünnen Faden, welcher dann von der rundlaufenden Spule aufgewickelt wurde. Die 2. Flucht mit Spule wurde nicht gebraucht. An der sich um die Spule drehenden Flucht saßen viele Eisenhäkchen. Damit die Spule gleichmäßig voll wurde, mußte man den gezwirnten Faden regelmäßig über den nächsten Haken laufen lassen.
Drillen, Verzwirnung von 3 Fäden
Zur Erhöhung der Strapazierfähigkeit der einfach gesponnenen Fäden wurden im nächsten Arbeitsgang 3 Fäden zusammen gezwirnt.
Dazu mussten die vollen Spulen auf einen Drillblock gesteckt werden, von dort wurden drei Fäden durch einen leichten Ring geführt und nun an der Spule des Spinnrades befestigt. Wie in einer Seilerei drehte man beim Zwirnen im folgenden Arbeitsgang das Spinnrad in die entgegengesetzte Richtung als beim vorhergehenden Spinnen.
Durch die Drehung der Spindel wurden die eingesetzten Fäden, wie vorher die Fasern, um sich selbst gewickelt. Zur Erzielung einer gewissen Gleichmäßigkeit lief der Zwirn durch den Ring. (Üblich war auf dem Lande war auch die Führung der Fäden durch die Öse eines Türschlüssels, da dieser ein ausreichendes Gewicht besaß).
Haspeln, aufwickeln des Zwirns
Um die Spulen des Spinnrades wieder frei zu bekommen und um die Länge des Zwirns zu erfassen, wickelte man diesen auf eine Haspel auf. Der Haspel wurde von Hand gedreht und das dreifadrige Wollgarn von der Spinnradspule auf den Haspel gewickelt. War der Haspel voll, wurde einer der sechs Garnhalter umgeknickt. So konnte man das Garn herunternehmen. Dieses Gebinde von Wollgarn wurde in Westfalen „Fette" genannt. Bevor das Wollgarn zum Stricken oder Stopfen gebraucht wurde, wickelte man es zu Knäueln. Eine Person hielt mit ausgestreckten Armen die „Fette" fest, die andere Person wickelte das Knäul. Fehlte die zweite Person, legte man die „Fette" über die Rückenlehne eines Stuhles und wickelte so das Knäuel allein.
Leistung einer Spinnerin
Der Umfang der Haspeln war im 19. Jahrhundert regelmäßig festgelegt. Ein erfasstes und abgebundenes "Bind" konnte so 195 Meter betragen. 10 solcher Binde ergaben ein Stück, ein Faden von fast 2 km Länge. Eine geübte Spinnerin schaffte es an einem Tag solch ein "Stück" zu spinnen. Das waren auf solch einer Hadpel immerhin 900 Umdrehungen Zwirn. Verzählte sie sich bei dieser Handarbeit hatte sie sich "verhaspelt"!
Frauen- und Kinderarbeit
Bis in das 19. Jh. blieb das Spinnen und Spulen hauptsächlich Frauen-und Kinderarbeit. Im Jahre 1806 gab es z.B. im Kern des Dorfes Heiden 10 haupterwerbliche Spinnerinnen (Wittwen), 1 Spinner und 2 Wollspinner. [2]
Spinnarbeit
Im Rahmen der Ableistung des halbjährigen Zwangsdiensteswurden um 1700 die jungen Mädchen der Eigenbehörigen auf dem Haus Ostendorf auch in der Spinnstube über der Hausküche tätig (Ausbildung?).
Produkthandel
Wo das aus Flachs und Hanf erzeugte Garn, Haustuch, Säcke, grobe Zeuge und nicht zu exportierende Leinwand nicht von den Spinnern selbst zum Verkauf gebracht wurde, trugen es z. B. Garnhändler (Kauderer) auf den Markt
- Schlesien um 1800: Spinner und Weber arbeiteten hier überwiegend im Kaufsystem und setzten ihre Produkte auf den städtischen Leinwandmärkten selbst ab. Garn und Leinen wurden vor allem über Hamburg exportiert.
Spezialisierungen
- Wollspinner
- Garnspinner
- Seilspinner
Wollspinner in Westfalen
In Folge der Markenteilungen im 19. Jahrhundert in Westfalen, durch Hofstandardwerte ermittelbar, wurden ganze Schafbestände aufgelöst. Durch den den Wegfall der Wollproduktion entfiel in kurzer Zeit regional der Beruf des Wollspinners in Heimatarbeit. Die Wollspinnerei wurde nur noch zum Eigenbedarf ausgeübt.
Literatur
- Johannsen, Handbuch der Baumwollspinnerei, Rohweißweberei und Fabrik anlagen (3. Aufl. von Nieß, Die Baumwollspinnerei, Leipz. 1902)
- Marshall, Der praktische Flachsspinner (deutsch, das. 1333)
- Pfuhl, Die Jute und ihre Berarbeitung (Berl. 133891, 3 Bde.)
- Hoyer, Spinnerei und Weberei (4. Aufl., Wiesbad. 1907)
- Hentschel, Lehrbuch der Kammgarnspinnerei (2. Aufl., Stuttg. 1900)
- Nasmith, Modern cotton spinning (Manchester 1890)
- E. Müller, Handbuch der Spinnerei (Leipz. 1892)
- Hennig, Streichgarn- und Kunstwollspinnerei (Berl. 1894)
- Reiser, Lehrbuch der Spinnerei, Weberei und Appretur (4. Aufl. des Grotheschen Katechismus, Leipz. 1901)
- Zipser, Technologie der Spinnerei (2. Aufl., Wien 1904)
- Haußner, Mechanische Technologie der Faserstoffe (Leipz. 1906)
- Brüggemann, Theorie und Praris der rationellen Spinnerei (Stuttg. 18971903, 3 Tle.) und Die Spinnerei (Leipz.); Fritz, Führung der Baumwollspinnerei (3. Aufl., Chur 1900).
Museen
Fußnoten
- ↑ Quelle: Museumsweberei im Freilichtmuseum am Kiekeberg
- ↑ Quelle: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen, Bestand Fürstlich Salmsche Kanzlei Akte 10 und XI Nr. 55a Heft 5