Posament: Unterschied zwischen den Versionen

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In [[Annaberg (Annaberg-Buchholz)|Annaberg]], welches durch den Erzbergbau (Gold, Silber) zu großem Reichtum gekommen war, setzte bald eine stärkere Nachfrage nach Luxusartikeln ein. Vor allem feine und schwere, in Gold und Silber kunstvoll gewirkten Borten fanden regen Absatz in der Bergstadt. Vornehme Frauen kauften diese Artikel von schottischen Hausierern, den sogenannten Bortenschotten, die einen schwunghaften Handel mit solchen Schmuckuntensilien trieben. Einfachere Borten wurden damals bereits im Erzgebirge auf der Bortenlade selbst hegestellt.


Um 1500 siedelten sich Posamentenmacher oder [[Posamentierer]] aus Süddeutschland, die die Bedeutung des neuen Erwerbszweiges erkannt hatten, in der benachbarten Stadt Buchholz an. Sie arbeiteten dort so erfolgreich, daß sie den Ortsbedarf in jeder Qualität selbst decken konnten. Eine große Anzahl brotlos gewordener Bergleute erlernte das Bortenwirken. Sie trugen so zur Entwicklung dieses Gewerbes bei.
Um 1500 siedelten sich Posamentenmacher oder [[Posamentierer]] aus Süddeutschland, die die Bedeutung des neuen Erwerbszweiges erkannt hatten, in der benachbarten Stadt Buchholz an. Sie arbeiteten dort so erfolgreich, daß sie den Ortsbedarf in jeder Qualität selbst decken konnten. Eine große Anzahl brotlos gewordener Bergleute erlernte das Bortenwirken. Sie trugen so zur Entwicklung dieses Gewerbes bei.


Schon bald machte sich ein zunftmäßiger Zusammenschluß notwendig. Bereits in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. ist in  [[Annaberg (Annaberg-Buchholz)|Annaberg]] eine Posamentierinnung nachweisbar, die kurze Zeit später auch in den umliegenden Orten Marienberg, Scheibenberg und Schlettau entstand.
Schon bald machte sich ein zunftmäßiger Zusammenschluß notwendig. Bereits in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. ist in  [[Annaberg (Annaberg-Buchholz)|Annaberg]] eine Posamentierinnung nachweisbar, die kurze Zeit später auch in den umliegenden Orten Marienberg, Scheibenberg und Schlettau entstand. <ref> '''Quelle:''' Erzgebirgsmuseum [[Annaberg (Annaberg-Buchholz)|Annaberg]] </ref>


==Spitzenklöppelei==
==Spitzenklöppelei==

Aktuelle Version vom 27. Januar 2018, 16:58 Uhr

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handel > Posament

Erzgebirgsmuseum Annaberg: Klöppelsack mit Zubehör

Annaberg: Mit der Bortenlade fing es an

In Annaberg, welches durch den Erzbergbau (Gold, Silber) zu großem Reichtum gekommen war, setzte bald eine stärkere Nachfrage nach Luxusartikeln ein. Vor allem feine und schwere, in Gold und Silber kunstvoll gewirkten Borten fanden regen Absatz in der Bergstadt. Vornehme Frauen kauften diese Artikel von schottischen Hausierern, den sogenannten Bortenschotten, die einen schwunghaften Handel mit solchen Schmuckuntensilien trieben. Einfachere Borten wurden damals bereits im Erzgebirge auf der Bortenlade selbst hegestellt.

Um 1500 siedelten sich Posamentenmacher oder Posamentierer aus Süddeutschland, die die Bedeutung des neuen Erwerbszweiges erkannt hatten, in der benachbarten Stadt Buchholz an. Sie arbeiteten dort so erfolgreich, daß sie den Ortsbedarf in jeder Qualität selbst decken konnten. Eine große Anzahl brotlos gewordener Bergleute erlernte das Bortenwirken. Sie trugen so zur Entwicklung dieses Gewerbes bei.

Schon bald machte sich ein zunftmäßiger Zusammenschluß notwendig. Bereits in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. ist in Annaberg eine Posamentierinnung nachweisbar, die kurze Zeit später auch in den umliegenden Orten Marienberg, Scheibenberg und Schlettau entstand. [1]

Spitzenklöppelei

Die Besonderheiten der Spitzenherstellung: Geklöppelte Arbeit erkennt man an den Drehungen und Verpflechtungen von mehreren Fäden. Die Muster entstehen aus Schlingen und Verbindungen.

Art und Alter einer Klöppelspitze kann man nicht nach den Stilmerkmalen einer Epoche bestimmen. Jeder Stilepoche ist vielmehr die Blütezeit einer Spitzentechnik mit besonders betonten Merkmalen zuzuordnen

Techniken

  • Bei der Reticella-Technik kommt der dreieckig gestaltete "Neue Schlag" erstmals zur Anwendung. Ornamental zu Sternen und Rosetten zusammengesetzt, bildet er das Hauptmuster.
  • Das Barockzeitalter hob die strenge quadratische Musterung der Renaissance auf. Eine freiere, breite Flächenwirkung setzte sich in der Mustergestaltung durch. Die Mailänder Technik, die Ragusa- und Relief-Technik brachten diese Stilmerkmale zum Ausdruck.
  • Das Rokoko in seiner Beschwingtheit und Lebensfreude hingegen bevorzugte das Feine und Duftige in Muster und Technik. Solche Absichten kamen dem Charakter der Spitze sehr entgegen. In der so erreichten Blütezeit der Spitzenkunst entwickelten sich der "Valenciennes-" und "Duchesse-Technik", die "Mechelner-" und die "Brüsseler-Technik" zu höster Vervollkommnung.
  • Obwohl die erzgebirgische Klöppelspitze technisch und stilistisch keine Neuheiten hervorbrachte, eroberte sie sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an bestehende Moderichtungen den Weltmarkt.

Name

Posamenten von Passements, Dentelles (frz.), Points = Spitzen, Kanten [2]

Erzgebirgsmuseum Annaberg: Posamentenarbeiten

Ware

Stand 18. Jhdt.: Poamenten sind Luxuswaren und werden aus Gold, Silber, Seide, Nesselgarn und Zwirn von Posamentierern oder Posamentiererinnen verfertigt.

Posamenten - Schule

Buchholz: älteste Posamenten-Schule, seit 1859.

Echte und leonische Ware

Stand 18. Jhdt.: Die echten goldenen und silbernen, aber auch die leonischen Spitzen (vergoldetes oder versilbertes Material, Messing), sind eine Ware der Gold- und Silbertreß- und leonischen Treßfabriken, die sie in Lohnarbeit wirken oder klöppeln lassen, und dann nach dem Gewicht verhandeln.

Dazu Gehörten auch die Points d`Espagne (Goldspitzen , geklöppelte oder genähte Spitzen aus Goldfäden, d. h. mit geplätteten Goldfäden (Lahn) umwickelte Seidenfäden) und weitere Arten, worin Gold- oder Silberplättchen, gefärbter Lahn (Plätte oder Rausch aus vergoldeten Kupferlegierungen oder Metallgespinste) und ähnliches eingewirkt ist.

Frankreich lieferte noch Mitte des 18. Jhdts. die meisten und schönsten goldenen und silbernen Spitzen, doch in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. stellt man sie auch in Deutschland her, namentlich in Augsburg, Weissenburg in Franken, Schwabach und Nürnberg, ebenso häufig und ebenso schön als die französischen sind.

Pflege echter Silbertressen

Eine Rezeptur des 17.Jhdt. zur Herstellung des Putzmittels lautete so:

  • Besponnenes Silber als Posamententressen rein und helle zu machen:
    • Nimm vor 1 Gl. Marien Glaß, vor 6 Pfg. präparierten Weinstein, dieses mache zusammen zu einen Pulver und mit den Finger auf daß Silber gerieben, dann mit einer Bürste von Ziegenhaaren abgebürstet.

Gesponnen Gold helle zu machen

Eine Rezeptur des 17.Jhdt. lautete so:

  • Mann läutert Zucker ganz klar, und dann nimmt man so viel Zucker, so viel Brandtwein, und von 3 Pfg. Saffran, mischet dieses untereinander und waschet das Gold darein, alß dann läßt man es ein wenig übertrocknen, zwischen einen weißen Tuch auf ein Mangelholtz gewunden, und so lange gemangelt, bis es trocken ist.

Diamandten helle, rein und gläntzend zu machen

Eine Rezeptur des 17.Jhdt. lautete so:

  • Mann nimmt präpariertes Hirschhorn auf ein ledern Läppchen und reibet die Diamanten damit, so wird aller Schmutz abgehen, hernach wieder mit ein rein Lederchen abgerieben.

Geklöppelt und genäht

Stand 18. Jhdt.: Die von Zwirn und Nesselgarn, entweder geklöppelte oder genähte Ware diese Artikels, führt den Namen Spitze im eigentlichen Sinn, und die von Zwirn haben oft einen unmäßig hohen Preis.

Brüssler Spitzen

Unter diesen behaupteten bisher die "Brüßler" oder sgt. "Brabanter Spitzen", sowie noch einige andere aus den belgischen Departements den Vorzug, werden aber Ende des 18. Jhdts. in mehreren sächsisch- und böhmischen Städten im Erzgebirge mit sehr gutem Erfolg nachgemacht und erreichen Brabanter Qualität.

Dentellets

Stand 18. Jhdt.: Die feinen geklöppelten Spitzen heißen "Dentellets" und sind im Dessein unendlich oft verändert. Zu Brüssel wird ein Muster fast niemals zweimal genommen, wenn es nicht besonders verlangt wird, weil die Mode veränderlich und der Schaden zu groß ist, wenn etwas davon liegen bleibt.

Points de Bruxelles

Stand 18. Jhdt.: Die genähten Spitzen "Points de Bruxelles" werden mit der Nadel gearbeitet, sind zwar teurer als die geklöppelten, aber auch viel dauerhafter und schöner.

Points de Malines

Stand 18. Jhdt.: Nach den Brüsseler Spitzen werden die von Mecheln (Points de Malines) für die schönsten und auch für dauerhaft gehalten; sie sind aber sämtlich geklöppelt, und die feinsten heißen "Spelteverskanten".

Malta, Gozo, Ir-Rabat: Klöppelarbeit, gestern wie heute

Valencienische Spitzen

Stand 18. Jhdt.: Die valencienischen Spitzen sind ebenfalls geklöppelt, aber nur aus einem Faden und mit einerlei Grund. Sie sind indessen doch von sehr großer Verschiedenheit. Man hat davon Gernitures complettes pour Dames, Coeffures, Hauteaux - jabots, Batardes, Ptits pieds oder Tiers - basse - hauteur & c. Wegen des Ellenmaßes ist hier zu bemerken, daß es kürzer als der priser Stab ist, indem 8 Ellen zu Valeciennes nur 5 Stab in Paris ausmachen, worauf man also brim Einkauf zu sehen hat. Überhaupt handelt man sonst durchaus in Frankreich die Spitzen nach pariser Stab, und in Belgien nach der brabanter Elle, was nicht ganze Garnituren sind, die überhaupt gehandelt werden.

Spitzen in Gent

Stand 18. Jhdt.: In Gent macht man gleiche Spitzen und nennt diese daher "Fauffes Valenciennes". Dise sind zwar dauerhaft, aber nicht so schön und dicht wie die von Valenciennes. Außerdem zeichnen sich noch Binzsch, Beaumont und Chimay aus, und liefert letzterer die bekannten "Figures de Chimay", ebenso wie "Marche en Famine" im Luxenburgischen.

Brabanter Spitzen

Stand 18. Jhdt.: Unter die Brabanter Spitzen gehören auch die von Antwerpen, Bergen oder Mons, Ryssel, und Menen und allen übrigen kleinen Orten.

Man mach die brabanter Spitzen und alle mit diesen verwandte Arten von der Breite eines Querfingers, bis zu der einer flachen Hand, und unterscheidet sie durch mehrere Benennungen nach Grund der aufgebrachten Muster. Die Länge der Stücke ist ungleich, man kennt Längen zwischen 10 bis 18 und 24 brabanter Ellen. Gehandelt werden sie nach der Elle und nach der Garnitur.

Französische Spitzen

Stand 18. Jhdt.: Unter den französischen Spitzen sind die von Alenson, Argentan, Paris, Charleville, Dieppe, Havre de Grace, Honfleue, Harfleur, Ponte l`Eveque, Gisors, Fecamp, Caen, Arras in Papaume, St. Denis u.a.m. berühmt, besonders die "Points de Tulle" eine Art Raiseanspitzen, und die "Dentelles fans Fond", die nur Blumen ohne Grund zeigen. Zu bemerken ist, daß in Frankreich, so wie in Belgien, die Spitzen teils genäht werden und dann "Points" genannt werden, sind sie geklöppelt, werden sie "Dentelles" genannt.

England, Schweiz, Italien

Stand 18. Jhdt.: England, Schweiz und Italien besitzen auch einige Spitzenmanufakturen, machen zwar schöne Ware, abe in Anbetracht der belgischen und französischen Angebotspalette nur wenig.

Deutschland

Stand 18. Jhdt.: In Deutschland sind die Spitzenmanufakturen von größerer Bedeutung, obwohl auch sie noch nicht das belgische und französische Angebot erreichen. Aachen annaberg, Dresden, Altenburg, Schneeberg, Berlin, Wien und noch hier und dort einige andere kleine Orte, machen bereits bedeutende Geschäfte mit diesem Artikel.

Zu Annaberg im sächsischen Erzgebirge wird wöchentlich ein Spitzenmarkt abgehalten, wohin die kleinen Manufakturisten ihre Ware bringen, und an größere Verleger absetzen. Sachsen liefert die meisten, schönsten und den brabantern am nahekommendsten Spitzen in Deutschland. Die sogenannten pommerschen Spitzen kommen sonst viel aus Harlem in Batavien, man macht sie aber 1798 eben so gut und häufig zu Barmen oder Elberfeld in Westfalen. Grobe, leinene, weisse und schwarze Spitzen werden häufig in der Oberpfalz, in Böhmen und im fränkischen Kreis im Hochstift Eichstett gemacht.

Seidene Spitzen

Stand 18. Jhdt.: Seidene Spitzen, schwarz und weiss, allerhand "Mignonettes", "Saines" und Kordelspitzen liefern Frankreich, Holland und Deutschland.

Export

Stand 18. Jhdt.: Die meisten Spitzen gehen über Cadir, Calais, Dünkirchen und Holland nach den westindischen Kolonien, nach der Levante, Spanien, Italien, den nordischen Gegenden, und nur wenige werden in Deutschland abgesetzt.

Fußnoten

  1. Quelle: Erzgebirgsmuseum Annaberg
  2. Quelle: Neues Waaren- u. Handlungslexicon von Jacobi (1798)