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Version vom 9. April 2018, 22:18 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Bayern > Regierungsbezirk Mittelfranken > Regierungsbezirk Mittelfranken/Geschichte
Allgemeine Information Mittelfranken
Geschichte von Mittelfranken
Das heutige Mittelfranken wurde erst Teil des Königreich Bayern zwischen 1803/1806/1810. Davor bestand das Gebiet Jahrhunderte lang aus verschiedensten eigenständigen Staaten, freien Reichsstädten sowie kirchlichen und weltlichen Besitztümern (Kleinstaaterei). Dies traf auch auf das gesamte Gebiet von Franken zu - das nie ein vereinter politischer Staat war - und zu dem auch Oberfranken und Unterfranken gehört.
Im Jahre 1803 nach dem Reichsdeputationshauptschluss verloren bereits einige der kleineren selbständigen Staaten, sowie Reichsstädte (durch die Mediatisierung) und kirchliche Besitztümer (nach der Säkularisation) ihre Eigenständigkeit und wurden Teil des Kurfürstentum Bayerns.
Große Teile des heutigen Mittelfrankens gehörten in der Vergangenheit zur freien Reichsstadt Nürnberg und den zwei fränkischen Markgrafschaften. Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und teilweise zur Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth (der sogenannte unterhalb Gebürgs-Teil). Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach waren eine Linie der fränkischen Linien der Hohenzollern. Diese spielten nahezu 500 Jahre eine führende Rolle in Mittelfrankens Geschichte und auch der von Franken insgesamt. Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Fürstentum) waren frühere Burggrafen von Nürnberg (1192) die zu Kurfürsten von Brandenburg-Ansbach wurden (nach dem Erwerb der Mark Brandenburg, 1415). Die andere fränkische Linie der Hohenzollern waren die Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum), die Territorien im Westen des heutigen Mittelfrankens besaßen (den sogenannten unterhalb Gebürgs-Teil der Markgrafschaft).
Im Jahre 1769, nachdem die Bayreuther-Linie der Hohenzollern ausstarb, übernahmen die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach auch die andere Markgrafschaft und herrschten in beiden fränkischen Fürstentümern (Brandenburg-Ansbach and Brandenburg-Bayreuth). Im Jahr 1792 verkaufte der Markgraf Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach seine Markgrafschaften an das Königreich Preußen (regiert durch die preußische Linie der Hohenzollern). Die protestantischen Markgrafschaften machen einen großen Teil des heutigen mittelfränkischen Gebiets aus - und wurde so für eine kurze Zeit preußisch (1792-1806).
Inzwischen wurde das Kurfürstentum Bayern, unter Druck des französischen Kaisers Napoleon Teil des Rheinbundes. Als Preußen 1806 Napoleon den Krieg erklärte (siehe: Napoleonische Kriege, Vierte Koalition), blieben die Staaten des Rheinbundes, unter ihnen das Kurfürstentum Bayern, neutral. Napoleon besiegte Preußen und gewann den Krieg. Für seine Kooperation in diesem Konflikt wurde der Kurfürst von Bayern (ein französischer Verbündeter) im Jahre 1806 von Napoleon zum König von Bayern erhoben. Und Napoleon gab 1806 Teile des Territoriums seines preußischen Feindes - die fränkische Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach - an das Königreich Bayern. Die andere fränkische Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth (inkl. des unterhalb Gebürgs-Teils) behielt Napoleon und platzierte sie unter französische Militärverwaltung, bis er sie schließlich 1810 doch an das Königreich Bayern verkaufte.
Auf diesem Wege wurden große Teile des heutigen Mittelfrankens Teil des Königreich Bayerns, zu dem sie bis 1806/1810 weder historische, politische oder religiöse Bindungen oder Beziehungen hatten. Für die meisten der protestantischen Franken - die über Jahrhunderte hohenzollerisch und seit 1791/92 preußisch waren - war das Königreich Bayern zu dieser Zeit ein fremdes Land und noch dazu ein rein katholisches, plus Verbündete von Napoleon. Und das protestantische Franken (seit 1527) wollte sich nicht vom bayerischen Katholizismus dominieren lassen. Dieser Bayerisch-Fränkische Kontrast führte zu tiefsitzenden ambivalenten Einstellungen die das Verhältnis zwischen Franken und Altbayern im 19. Jahrhundert maßgeblich beeinflussten und manchmal kann man das sogar heute noch spüren.
Weitere für Familienforscher relevante historische Eckdaten
- Nach dem 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) waren Landschaft, Städte und Dörfer in vielen Gebieten des heutigen Mittelfrankens völlig verwüstet oder komplett zerstört, die Kirchen ausgeraubt. In manchen Territorien war mehr als 50 % der Bevölkerung ausgestorben, die Felder wurden nicht mehr bestellt, viele Höfe standen leer, weil die Besitzer nicht mehr lebten.
- In den folgenden Jahrzehnten füllten sich die durch Krieg und Pest entvölkerten Landstriche erst langsam wieder. Mit Menschen aus Gegenden, die vom Krieg verschont geblieben waren. Und mit Menschen, die anderswo aus religiösen Gründen ihrer Heimat verwiesen wurden. Vor allem die protestantischen Territorialherren wie die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth nahmen Exulanten (protestantische Glaubensflüchtlinge) aus Österreich auf (siehe hier: Franken Literatur, Exulanten). In den protestantischen Kirchenbücher dieser Zeit findet man häufig hinter dem Namen der Zusatz aus dem Ländlein ob der Enns oder aus Österreich. Um 1670 waren in einigen ländlichen Gegenden von Mittelfranken (Markgrafschaft Ansbach) nahezu 50 % der Bevölkerung Exulanten oder deren Nachkommen.
- Nach 1685 und der Aufhebung des Edikt von Nantes (Edikt von Nantes), kamen französische Protestanten Hugenotten und bevölkerten die verwüsteten Gebiete.
- Die jeweiligen Territorialherren in Franken versuchten ihre Gebiete wieder zu bevölkern und neue Untertanen zu gewinnen und neben österreichischen Protestanten und französischen Hugenotten erlaubten sie auch Juden die Ansiedlung innerhalb ihrer Gebiete. Diese standen durch Niederlassungsverbote und immer wieder aufflammende Verfolgungen unter einem besonderen existentiellen Druck. Die Dankbarkeit dieser Minderheit für das Recht sich in einem Ort ansiedeln zu dürfen ließen sich die Grundherren meist teuer bezahlen. Hierdurch entstand eine größere Anzahl an jüdischen Siedlungen und israelitischen Kultusgemeinden auf mittelfränkischem Gebiet.
Im Jahre 1840 lebten beispielsweise von den über 4.100 Juden in Bayern, die meisten in der mittelfränkischen Stadt Fürth, wo mehr als die Hälfte (2.535) der bayerischen Juden zu Hause waren. Vor 1933 gab es in Bayern fast 200 jüdische Gemeinden, die meisten in Mittelfranken und Unterfranken. Siehe hierzu auch:
- Nach dem 2. WK (nach 1945) ließen sich auch in Mittelfranken viele katholische Sudetendeutschen nieder. Nach dem Ende des 2. WK wurden sie (wie Millionen anderer Menschen aus Osteuropa) aus ihren jahrhundertelangen Heimatgebieten (z.B. Böhmen, Mähren, Schlesien) vertrieben. Der Freistaat Bayern nahm eine sehr grosse Anzahl von ihnen auf (ca. 1,9 Mio.), gewährte ihnen Schutz und betrachtet sie heute als vierten bayerischen Stamm siehe Bayern, Heimat- und Volkskunde, Der vierte Stamm. Nach 1945 machte in einigen mittelfränkischen Gebieten die Zahl der neu angesiedelten Sudetendeutschen fast 50 % der ansässigen Bevölkerung aus.
Weitere Links
siehe auch:
- Regierungsbezirk Mittelfranken#Historische Politische Struktur
- Mittelfranken, Karten - territoriale Entwicklung
- Mittelfranken, Karten - frühere administrative Organisation
- Franken Karten - 850 bis heute
- Namen der alten Bayerischen Verwaltungseinheiten
- Exulanten in Franken
- Franken Literatur
- Franken Jüdisch
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