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Version vom 2. Mai 2013, 13:39 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Leer > Leer
Name
Um 1160 Valigeburstolde; 12. Jh. Vastëlingeburstel, 1295 Vallingborstelde. 1306 Vallingborstele, 1339 Valingborstel, 1435 Valergeborstel, 1489 Vallingborstel und 1542 Fallingbostell, ab 19. Jhdt. Fallingbostel.
- [1] Lateinisch Hleri (um 840), Lare (1217), Lage (1224), niederdeutsch Lere (1420), Leer (1420), Lyer (1422), Hlere (1422), Leher (1427), Liehr (1430), Leehere (1499). [2]
Landschaftslage
Leer liegt an der Leda kurz vor ihrer Einmündung in die Ems auf einem Vorsprung der sandigen Geest in die Marsch. Mittlere Höhe 4 m ü.M.
Ortsursprung
In dem Fischerdorfe Leer gründete der Friesenmissionar Ludger zwischen 787 und 793 eine Kirche, die später ihm selbst geweiht wurde. [3]
Stadtgründung
Älteste erhaltene Fleckensordnung von 1585, erste Verhandlungen über die Stadtwerdung 1752. Verleihung städtischer Rechte durch König Georg IV. von Großbritannien und Hannover am 11. 7. 1823.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Der an Ludgers Kirche sich anschließende Ort dehnte sich zunächst nach 0sten aus. Erst in der 2. Hälfte 16. Jhdts. erreichte er das niedriger gelegene Ledaufer. Seit Mitte 19. Jhdts. entwickelte sich die Gegend nach dem außerhalb der ursprünglichen Siedlung gelegenen Bahnhof hinaus zu einem neuen Stadtteil. Um 1950 zeigt die Anlage Rippenform, welche nach dem alten Ortsteil zu in Gitterform übergeht.
Gebäude
Die mittelalterliche Ludgerskirche an der Stelle der ersten Gründung wurde 1785 abgebrochen und die Stelle seitdem nur noch als Friedhof benutzt. Die Kirche wurde, dem Zuge des Ortes folgend, 1785 und 1786 etwa 500 m nord-westlich neu errichtet. Ev.-luth. Kirche 1675, röm.- kath. Kirche zu St. Michael 1776 erbaut. Um 1420 errichtete der Häuptling Focko Ukena von Neermoor eine dem Orte südöstlich vorgelagerte Burg mit starker Befestigung, die 1431 zerstört wurde.
Leer selbst blieb immer ein offener Ort. Von der innerhalb der Stadt gelegenen Harderwykenburg (Hajo Unkenhus), deren Ursprung vermutlich in frühere Zeit zurückreicht, ist der Kern noch erhalten. Die in der Nähe der Burgstätte Focko Ukenas gelegene Hanenburg, vielleicht unter Benutzung älterer Teile erbaut 1621 und 1671 reicht in ihrem Ursprung nicht über das 16. Jhdt. zurück. Neues Rathaus 1894, Ledabrücke 1936 (Nordsüd), Emsbrücke 1937 (Ostwest). [4]
Zerstörungen
Im 2. Weltkrieg: 69 Häuser, 16% der Wohnfläche.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
- Um 1600 etwa 3.500 Einwohner (E.), um 1735 etwa 4.500 E., 1755: 5.467 E. (736 Häuser), 1760: 4.911 E. (739 Häuser), 1765: 4.841 E. (741), 1770: 4.973 (747), 1775: 4.858 E. (747), 1780: 4.420 E. (747), 1785: 4.580 E. (747), 1790: 4.727 E. (748), 1795: 4.478 E. (752).
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: ev.-ref. seit 1601
- Kirchenbücher: ev.-luth. seit 1674
- Kirchenbücher: röm.-kath. seit 1682.
Berühmte Personen
- Ubbo Emmius, Rektor, später Prof. und Geschichtschreiber, in Leer 1588-96, * Greetsiel 1547, t Groningen 1625.
- Gustav Wilhelm von Imhoff, Gen.- Gouv. von Niederl.-Indien, * Leer 1705, t Batavia 1751.
- Petrus Hoofstede de Groot, Prof. der Theologie, * Leer 1802, t Groningen 1886.
- Onno Klopp, Geschichtschreiber, * Leer 1822, t Penzing bei Wien 1903.
- Bernhard Bavinek, Naturforsch, * 1878 in Leer, t 1947 in Bielefeld. [5]
Jüngere Einwohnerentwicklung
- 1800: 4.762 Einwohner (E.) (773 Häuser), 1811: 5.426 E., 1823: 5.787 E., 1824: 5.900 E., 1858: 8.225 E., 1861: 8.750 E., 1870: 8.932 E., 1880: 9.935 E., 1890: 10.850 E., 1900:12.321 E., 1910: 12.754 E., 1920:.11.704 E., 1930: 13.043 E., 1940: 13. 898 E., 1946: 18.100 E., 1949: 20.570 Einwohner.
Sprache
Amtssprache seit 1620 hochdeutsch und niederdeutsch gemischt, seit Mitte 17. Jh. hochdeutsch, niederdeutsch und niederländisch gemischt, später hochdeutsch und niederdeutsch, seit etwa 1800 hochdeutsch ;
Kirchensprache bis etwa 1600 niederdeutsch, bis 1680 niederdeutsch und hochdeutsch , 1680-1860 niederländisch . Luth. Gemeinde von Anfang an hochdeutsch. Die Mundart ist wie die von Emden ostfriesisch, d. h. auf der Grundlage des seit dem 14. Jhdt. absterbenden Friesisch mit niederdeutschen und hansischem Sprachstoff bildet sich eine Sondermundart, die starke gemeinschaftbildende Kräfte ausstrahlt. [6]
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Aus der alten Siedlung, deren Bewohner als Fischer und Ackerbauer ihre Nahrung fanden, entwickelte sich ein Marktort, dessen Bedeutung 1508 und 1528 durch die Verleihung zweier neuer Märkte gewürdigt wurde. In der 2. Hälfte 16. Jhdts. gewann der Ort durch Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge aus den Niederlanden an wirtschaftlicher Bedeutung, Schiffsverkehr mit der näheren Umgebung. Im 17. Jhdt. setzte, von den Niederländern angeregt, eine sehr erhebliche Leinenhausindustrie ein, die erst gegen Ende Jahrhdts. gegenüber auswärtigem Fabrikbetrieb zum Erliegen kam. Um 1730: 264 Meister und 450 Gesellen. Seit der 2. Hälfte 19. Jhdts. außerordentlicher Aufschwung : Viehmärkte, für die 1922 sehr umfangreiche neuzeitliche Anlagen hergestellt wurden. Die Viehmärkte in Leer sind um 1950, nächst denen zu Husum, die größten in Deutschland. Auftrieb 1928: 58.000 Stück Großvieh.
Stand 1950: Die wichtigsten Industriezweige sind: Heringsfischerei, Keks- und Honigkuchenfabrik., Milchverwertung (Konservierung), Flachsverwertung; ferner Mühlenwerke, Tabakfabrik, Säge- und Hobelwerke, Eisengießerei u. a.
Handelsunternehmungen: Mineralölvertrieb, Fischgroßhandel, landwirtschaftliche Vertriebsstelle, Saatengroßhandel u. a. [7]
Jüngere Unternehmungen
In der Stadt entstanden nach 1945 folgende neue Industrieunternehmen: F. Ch. Unger & Sohn, Blechwarenfabrik, 1948. Dr. Ing. Jovy, Stromrichter- und Apparatebau, 1949. „OLAF" GmbH., Ostfries. Lack- und Farbenfabrik, 1948. Kostial & Co., Porzellanfabrik, 1948. Schiffswerft Martin Jansen, 1950.
Verkehrseinrichtungen
Stand 1950: Leer war bereits im Mittelalter Kreuzungspunkt von 2 wichtigen Straßen, der von den Niederlanden über Oldenburg nach Bremen und von Emden nach Münster bzw. Osnabrück. In der Neuzeit änderte sich das Straßennetz ein wenig. Im Poststraßensystem (18. Jhdt.) hatte Leer keine unmittelbare Westost -Verbindung, dafür führten 2 Straßen beiderseits der Ems nach Rheine, wo sie ich weiter verzweigten. Im Straßenetz von 1952 liegt Leer am Schnittpunkt der Bundesstraßen Norddeich—Emden—Leer—Rheine—Wesel und Groingen/Holland—Leer—Oldenburg—Bremen.
Bahnnschluß seit 1854, Strecke Oldenburg—Leer 1869, nach Holland ausgebaut 1876. Kreisbahn Leer—Aurich—Wittmund 1896 erbaut.
Um 1700 begann die bis dahin immer noch unbedeutende Schiffahrt größeren Umfang anzunehmen, um sich dann im Kampf gegen das Emder Stapelrecht mühsam durchzusetzen. 1749 wurden in diesem Kampfe unter Führung der Zytsemaschen Komp. die ersten Erleichterungen erreicht, 1811 verschwanden die letzten Reste des Emder Stapelrechtes. Aufschwung der Schiffahrt 1868, über 51 Seeschiffe. Die günstige Entwicklung hielt bis etwa 1880 an. Infolge des umfassenden staatl. Ausbaus des Emder Hafens verschob sich das Verhältnis zuungunsten Leers, das dem durch Ausbau seines Hafens mit eigenen Mitteln 1900-03 zu begegnen suchte. 1952 hat Leer 2 Hafenbecken (Handels- und Industriehafen) mit Bahn- und Straßenanschluß. Umgeschlagene Güter sind vor allem Baumaterial, Brennstoffe, Nahrungsmittel, Getreide, Stückgüter, Holz und Futtermittel. Unmittelbares Hinterland ist das nordwestliche Niedersachsen (Ostfriesland, Oldenburg, Nordhannover). Ist auch Umschlaghafen vom Binnen- zum Seeschiff, besonders für Erzeugnisse der rhein.- westfäl. Eisenindustrie. Versand besonders nach Holland und Schweden, auch Ostseestaaten.
Umgebungsbedeutung
Stand 1952: Als Hauptrindviehmarkt ist Leer der landwirtschaftl. Mittelpunkt des westl. Marsch- und Moorgebiets von Ostfriesland. Sein wirtschaftl.Einzugsbereich greift deshalb über das Kreisgebiet nach Norden, 0sten und Süden hinaus. Leer ist als Industriestadt auch Zielort für Einpendler aus weiten Teilen seines Landkreises
Wappen
Allgemeine Information
Städte und Gemeinden im Landkreis Leer | |
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Politische Einteilung
Bibliografie
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Leer in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
- Hesse, Arnold: Die Familien der Ev.-luth. Kirchengemeinde Leer (1674-1900)
- Wegner, Manfred: Die Familien der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Leer (1601-1900)
- Wegner, Manfred: Die Familien der katholischen Kirchengemeinde Leer
- Lange, Wilhelm: Die Familien der Kirchengemeinde Bingum 1760-1900. - Aurich, 1994
- Lange, Wilhelm: Die Familien der Festung und des Dorfes Leerort (1600-1900). - Aurich, 1984; 2. Aufl. 1994
- Schulte, Erhard: Die Familien der Kirchengemeinde Loga (1728-1900). - Aurich, 1975
- Schulte, Erhard: Die Familien der Kirchengemeinde Logabirum (1719-1900). - Aurich, 1973; 2. Aufl. 1994
- Lange, Wilhelm: Die Familien der Kirchengemeinde Nüttermoor 1663-1900. - Aurich, 1991
Archive und Bibliotheken
Archive
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
- [http://www.schmittwilken.net/ Ahnenforschung Neuenkirchen, Horstmar, Leer, Welbergen, Langenhorst
(von Carl Ross und Ida und Ewald Schmittwilken)]
Heimatforschung
Zufallsfunde
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>LEEEERJO33RF</gov>
- ↑ Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
- ↑ Literatur: P. Zylmann, Vom ältesten Leer, in: Friesenalmanach (1921).
- ↑ Literatur: H. Reimers, Sankt Ludger, in: Kalender Ostfriesland (1922).
- ↑ Literatur: F. Ritter, Die „Lüningsburg" und die „Hanenburg" in Leer, in: Upstalsboomsblätter 3(1913). ; R. Bergmann, Die Entwickl. Leers in räuml. Beziehung: Heimatbücherei, Heft 3 (1927).
- ↑ Literatur: W. Klopp, Der Lebenslauf von Onno Klopp, in : Jb. der Ges. für bild. Kunst usw. in Emden 16¸ Th. Cramer. Leben des Ubbo Emmius, in : Festschrift zur Einweihung des Gymnasiums (1909). IE. Reimers, Zum Gedächtnis Onno Klopps, in: Bl. des Ver. für Heimatschutz zu Leer (1926), Heft 6.
- ↑ Literatur: Janßen, Die Gliederung der Mundarten Ostfrieslands ... (1937).; W. Foerste, Der Einfluß der Niederl. auf den Wortschatz der jüngeren ndt. Mundarten Ostfrieslands (1938).
- ↑ Literatur: H. Reimers, Die Segeltuchweberei in Leer, in : Bl. des Ver. für Heimatschutz usw. (1924), Heft 2. ;E. Esselborn, Die Leinenweberei in Leer, in : Jb. der Ges. für bild. Kunst usw. in Emden Nr. 25.