Amt Ahaus (historisch): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Werenze-wappen.jpg|thumb|250px|Wappen der Familien Werenze, Bitter und Döring im 13. Jahrhundert.]]
[[Bild:Werenze-wappen.jpg|thumb|250px|Wappen der Familien Werenze, Bitter und Döring im 13. Jahrhundert.]]

Version vom 28. Januar 2006, 23:22 Uhr

Historische Hierarchie

Regional > Historische deutsche Staaten > Fürstbistum Münster > Amt im Fürstbistum Münster > Amt Ahaus (historisch)

Einleitung

Übersichtskarte 16. Hdt. der gemeinsam verwalteten Ämter Ahaus / Auf dem Braem im Fürstbistum Münster.


Siegel des Johan de Döring 1327 auf Haus Lembeck mit drei rechtsschreitenden Vögeln.
Wappen der Familien Werenze, Bitter und Döring im 13. Jahrhundert.

Siegelschilder mit 3 rechtsschreitenden Merlen benutzten im 13. Jhdt. die Familien Bitter, Werenze, von Bermentvelde (Barnsfeld) und Velen. Es war das Siegel einer im 12. / 13. Jahrhundert im Westmünsterland herrschenden Dynastenfamilie, auf diese Zeit deutet unter anderem auch die Dreiecksform des Siegels hin.

Die Familie Werenze war um 1200 die bestimmende Familie im Amt auf dem Braem . Das Gebiet dieses Amtes umfaßte 1380 unter anderem die Gerichte von Borken, Ramsdorf (Velen), Homborn, Stadtlohn und Gescher "up desser syt der Rederbruggen (zwischen Rhede und Borken)". Zuständig war der bischöfliche Amtshof Reken.

In der Zeit der Stadtwerdung von Bocholt und Borken scheint vom Vest oder " Amt auf dem Braem" an der "Rheder Brücke" (Rhedebrügge) das Amt Bocholt abgetrennt worden zu sein.

Nach der Willkommenschatzung von 1498 lagen im Amt auf dem Braem die Kirchspiele Borken, Erle, Gescher, Heiden (Kreis Borken), Hervest, Holsterhausen, Lembeck, Lippramsdorf, Raesfeld, Ramsdorf, Reken, Rhade, Altschermbeck, Stadtlohn, Südlohn, Velen, Weseke und Wulfen, also gehörten auch die Herrlichkeiten Lembeck und Ostendorf zu Lippramsdorf mit in das Amtsgebiet.

Zusätzlich kamen später in dem zum Amt Ahaus (historisch) erweiterterten Verwaltungsbezirk die Kirchspiele Ahaus, Alstätte (Ahaus), Vreden und Wüllen hinzu.

Politische Einteilung

  • Das historische Amt Ahaus wurde duch das Fürstbistum Münster mit der willkürlichen Zusammenlegung verschiedener Körperschaften gebildet.
  • Mit der reichsunmittelbaren Burg und Herrschaft Ahaus belehnte der Kaiser wohl Anfang des 12 Jh. Bernhard von Diepenheim (Overissel); Lifhard, sein Sohn, nannte sich 1139 erstmals nach Ahaus. Johann I. griff als Anhänger Heinrich des Löwen das Stift Münster an, mußte sich aber nach der Zerstörung seiner Burgen Ahaus und Diepenheim 1177 durch Bischof Hermann II. diesem unterwerfen. Der Enkel Johann II. soll 1241 in der Schlacht bei Liegnitz gegen die Mongolen gefallen sein; durch die Heirat seiner Schwester Alheidis kam Ahaus an den Edelherren Otto von Horstmar. Goddert von der Ruhr, der zweite Mann der Erbtochter Johanna von Ahaus-Horstmar, verkaufte 1406 die Herrschaft an den Bischof von Münster. Seither war Ahaus bis 1803 Sitz des Amtsdrosten des Amtes Ahaus, das bis zur Lippe reichte
  • Die älteren Teile des neu gegründeten Amts Ahaus waren das Vest oder Amt „Auf dem Braem", die Herrlichkeiten Bermentvelde (Barnsfeld) und Lembeck (Döring), sowie die Patrimonialgerichte Velen, Raesfeld und Lippramsdorf.
  • Die beiden Ämter Ahaus (Herrlichkeit Ahaus) und „Auf dem Bram" wurden endgültig erst im 16. Jahrhundert vereinigt.
  • Die Herrlichkeit Lembeck (Sitz Haus Lembeck) spielte bis zur Aufhebung des Fürstbistums Münster (1803) eine Sonderrolle. Mit dem Besitztum des Hauses Lembeck waren wesentliche Hoheitsrechte, u.a. die Landfolge, verbunden. Zur dieser Herrlichkeit gehörten die Kirchspiele Altschermbeck, Erle, Hervest, Holsterhausen (Dorsten) , Lembeck, Rhade und Wulfen.
  • Die Herrlichkeit Ostendorf (Sitz Haus Ostendorf)umfaßte ausschließlich das Kirchspiel Lippramsdorf. Auch mit ihr waren neben der Landfolge wesentliche Hoheitsrechte verbunden. Neben der Landfolge waren dies u. a. Zoll- und Steuergerechtigkeiten.
  • Innerhalb des Amtes Ahaus lag die reichsunmittelbare Herrschaft Gemen. Hoheitsmäßig gehörten zu ihr die beiden Bauerschaften Gemen-Wirthe und Gemen-Krückling. Letztere Bauerschaft war aber auch ein Bestandteil des Kirchspieles Ramsdorf und unterstand daher dem münsterischen Gericht Südlohn. Gemenwirthe unterstand dagegen dem münsterischen Gericht Weseke, gehörte aber zur Pfarrei Borken.
  • Ahaus, Borken (Kreis Borken) , Ottenstein, Ramsdorf (Velen), Stadtlohn und Vreden waren Städte bzw. Minderstädte. Weiterhin gab es noch die Freiheiten Lippramsdorf, Raesfeld, Südlohn und Velen.

Besitz

Hochstift Münsterische Beamte

und Gerichte auf dem Lande

Drosten

  • Herr Heydenreich Freyherr Droste zu Vischering, Kuhrfürstlicher Geheimer Rath und Droste des Amtes Horstmar, Amtsdroste (1776)
  • Herr Clemens August Freyherr Droste zu Vischering, geheimer Rath, auch adlicher Hof- und Landrath, adjungirter Droste (1776)

Rentmeister

  • Herr Johann Ferdinand Zumbroock, Amtsrenthemeister (1776)

Gericht

  • Michael Joseph van Coeverden, substituierter Richter zum steinern Kreutz Ahaus und Ottenstein, der Rechten Doctor, auch Richter zu Rheine und Gograf zu Bevergern (1776)
  • Franz Joseph Klümper, Gerichtsschreiber (1776)
  • Franz Joseph Hecking, substituirter Gerichtsschreiber (1776)
  • Theodor Joseph Koppers, Procurator und Fiscus deren Gerichten Ahaus, Ottenstein, Vreden, Stadtlohn und Gescher (1776)
  • Herr Henr. Dionysus Hofzumahaus, Procurator und Stadtsecretarius in Ahaus (1776)
  • Franz Michael Ganz, Procurator (1776)
  • Franz Anton Sinnigen, Procurator (1776)
  • Michael Joseph van Coeverden, Hausvogt (1776)
  • Ludwig Kemper Bürgermeister (1776)
  • Rudolph Nacke, Bürgermeister (1776)

In Stadtlohn

  • Herr Johann Andreas Engelen, Richter, der Rechten Docter (1776)
  • Herr Franz Joseph Klümper, Gerichtsschreiber (1776)
  • Theodor Joseph Koppers, Fiscus, Notarius und Procurator (1776)
  • Jodocus Hermann Hover, Obervogt, Stadtsecretarius und Procurator (1776)
  • Joseph Beckhaus Bürgermeister (1776)
  • Johann Hermann Kemper, Bürgermeister (1776)

In Vreden

  • Herr Clemens August Rotering, der Rechten Doctor, substituirter Richter (1776)
  • Cornelius Alexander Brunsterinck, Gerichtsschreiber (1776)
  • Herm. Gelscheforth, Stadt-Secretair (1776)
  • Theodor Joseph Koppers, Fiscus (1776)
  • Herr Johann Adam Gescher, Procurator (1776)
  • Herr Johann Bitter Schöneberg Procurator (1776)
  • Johan Hermann Dürre Procurator (1776)
  • Franz Arnold Söntgen, Procurator (1776)
  • Vincent Joseph Rasfeldt, Procurator (1776)
  • Sebastian Wissing, Procurator (1776)
  • Herr Bartholomöus Egeren, Scabini
  • Peter Dinklage, Scabini
  • Herr Johann Gescher, Bürgermeister
  • Gerhard Henrich Esseling, Bürgermeister
  • Johan Adam Gescher, Stadt-Secret.
  • Bernhard Wermeling, Obervogt
  • Johann Hermann Dürre, substituirter Obervogt

In Ramsdorf (Velen)

  • Herr Wilhelm Anton Bruchausen, Richter und Obervogt in Rambstorf, Velen und Reken (1776)
  • Henr. Ortwin Rave, Gerichtschreiber und Stadts-Secretarius (1776)
  • Anton Florent Thonhausen, Bürgermeister und Gerichtsassessor (1776)
  • Joh. Caspar Kösters, Bürgermeister und Gerichtsassessor (1776)

In Südlohn (Sudtlohn)

  • 1776 Gerhard Wilhelm Schmitz, Vogt

In Heiden (Kreis Borken) (Heyden)

  • 1776 Carl Anton Bernsmann, Vogt

Gogericht Borken (Kreis Borken)

  • Herr Franz Anton Rotering, Gograf zum Homborn des Amts auf`m Braeme und Richter auf`m Venne vor Borken, der Rechten Doctor (1776)
  • Joh. Gerhard Bischopinck, J.U.D. Advocatus Fisci (1776)
  • Henrich Wilh. Trahe, Proc. Fiscalis (1776)
  • Georg Christoph Matthias Goesens, Gerichtsschreiber (1776)

Stadt Borken (Kreis Borken)

  • Herr Johann Ludger Wiedenbrügge, J.U.D., Richter, auch Rath der Fürstinn zu Elten als Äbtissin zu Vreden (1776)
  • Joh. Henrich Conrad Glandorf, Gerichtsschreiber und Stadt-Secretair (1776)
  • Franz Ernst Schugmann, Obervogt (1776)
  • Hermann Gerhard Ebbing, Bürgermeister (1776)
  • Joh. Wiedenbrück, Bürgermeister (1776)

In Weseke (Borken)

  • Herr Johann Ludger Wiedenbrügge, J.U.D., Richter,

In Gescher

  • Herr Bernard Walter Söeker, Obervogt

In Velen

  • Herr Joh. Herm. Humperdinck, Richter

In Raesfeld

  • Herr Christopher Peus, J.U.D., Richter
  • Joh. Franz Fiegen, Gerichtsschreiber
  • Joh. Herm. Conrad Glandorf, , Fiscus
  • Johann Matthias Keller, Procurator

Jäger und Förster des Fürstbistums

  • Ludwig Erhartz, Amtsjäger (1776)
  • Michael Erhartz, in der Liessener Oberholzförster (1776)
  • Ludwig Erhartz, Adjunct. (1776)
  • Michael Dietmeyer, in der Liessener (1776)
  • Michael Erhartz zu Wullen (1776)
  • Joseph Erhartz, Adjunct. (1776)
  • Fritz Akolch zu Stickede (1776)
  • Georg Akolch zu Stickede (1776)
  • N. Decken, Fasanenmeister (1776)

Vreden

  • Ferdinand Dürre, Amtsjäger (1776)
  • Johann Hermann Dürre, Adjunct (1776)

Bevölkerung

Zur Rekonstruktion von Familien reichen allein die Kirchenbücher häufig nicht aus. Da bedarf es zumindest im 18. Jahrhundert und früher weiterer Quellen über die Kirchenbücher hinaus. Dies gilt auch für historisch-demographische Untersuchen nach statistischer Methodik.

Historische Gerichtsbezirke

Die ursprünglichen Verwaltungsstrukturen des historischen Reichsgebietes bildeten vor der Einrichtung der Amtsbezirke die Bannereien und Gerichtsbezirke, so auch im Westmünsterland. Das Westmümsterland lag am Rand des Einflußbereiches der vier Erbbannereien der Bannerherren von Zutphen. Die heutigen Landesgrenzen überschreitend waren auch die Wirkungsbereiche der vom alten Reich lehnrührigen Freigrafschaften. Die kirchlichen Gerichte (Sendgericht) sollen hier zunächst außer Betracht bleiben.

Im Jahre 1380 wurde das Amt "uppen Braem up desser syt der Rhederbruggen" durch die Gerichtsbezirke Borken, ton Honborn, Ramsdorf, Stadtlohn und Gescher dargestellt. Später kamen die Gerichtsbezirke um Ahaus und Ottenstein mit den Herrlichkeiten dazu und bildeten dann das neue historische Amt Ahaus.

Amtmann

Heinrich III. von Gemen wurde 1380 erster Amtmann des Bischofs von Münster im vergößerten Amtsbezirk auf dem Braem.

Freigerichtsbarkeit

Freigrafschaft Heiden
In einer von Hermann Nünning (+1753) zitierten Urkunde soll die westmünsterländische Freigrafschaft Heiden (Heythene) die Kirchspiele Heiden, Ramsdorf, Velen, Reken, Lippramsdorf, Wulfen, Lembeck, Hervest, Schermbeck, Erle, Raesfeld, Borken, (Süd- und Stadt-) Lohn, Aalten, Winterswijk, Vreden, Neede und Eibergen umfaßt haben.

Am 02.12.1317 versprach Ritter Menso von Heiden (1316-1368) dem Grafen Otto IV. von Ravensberg in Kampfzeiten beizustehen, dafür belehnte dieser ihn und seine Erben nach Lehnsrecht mit dem “comeciam de Heydene”, der Freigrafschaft Heiden, und nahm ihn als seinen Dienstmann auf. Die Freigrafschaften Heiden und Merfeld waren als münstersche Unterlehen, die als Dienstlehen dem Schenkenamt anklebten, an die Ravensberger gekommen, von wo aus sie im Erbweg an Kleve gingen (RAR).

Im Jahre 1335 übertrug nun Menso II. von Heiden als Sicherheit für ein Darlehen einen Teil der Freigrafschaft Heiden, nämlich über die Kirchspiele Lembeck, Raesfeld, Erle, Schermbeck, Wulfen und Hervest an den Herren von Raesfeld zu Raesfeld und Ostendorf.

Da Menzo dies Darlehen nicht einlösen konnte, kaufte Bitter von Raesfeld zu Raesfeld und Ostendorf dem Wennemar von Heiden die Freigrafschaft über den genannten Bezirk, mit den Freistühlen zu Ossenkamp bei Erle, Deuten bei Wulfen und Dirking bei Raesfeld im Jahre 1374 ab.

Nun belehnte am 16.10.1374 Wilhelm van Jülich, Graf zu Berg und zu Ravensberg als erblicher Lehnsherr dieser Gerichtsbarkeit, den Bitter von Raesfeld zu Raesfeld und Ostendorf mit der Freigrafschaft der Kirchspiels Lembeck, Wulfen, Hervest, Schermbeck, Raesfeld und Erle. Sie reichte bis vor die Tore der Stadt Dorsten.

Freistuhl Kusenhorst
Bei dem Umfang der Freigrafschaft Heiden werden das Kirchspiel Lippramsdorf und der Freistuhl in der Kusenhorst nicht erwähnt. Seine Zugehörigkeit zu einer Freigrafschaft ließ sich bisher nicht nachweisen. Dies Kirchspiel mit seinem Freistuhl und den benachbarten Dingbänken von Wulfen lag in der Schnittstelle der Freigrafschaften Heiden und Merfeld und der Vogtei Haltern. Da auch zwischen der Stadt Haltern und der Bauerschaft Sythen über eine Flurbezeichnung die Lage eines Freistuhls nachweisbar ist, bietet sich über die Vogtei Haltern eine Lösung regelrecht an.

Gogerichtsbarkeit

Ziemlich deutlich erkennen wir die folgenden landesherrlichen Gogerichte:

im Amt auf dem Braem

Gogericht Lon
Der Edelherr Godschalk (1152) oder von Versnevelde (1154 – 1163), auch von Lohn (1170 – 78), später Graf v. Lon, hatte sich nach dem Tod Werners, Bischof von Münster (1132- 1151) in den Besitz des Schlosses zu Lon eingedrängt, unter dem Vorwandt, damit belehnt zu sein. Bischof Friederich (1152 / 1168) zwang aber in einem Vergleich mit Godschalk 1152 diesen, auf den bischöflichen Hofdienst zu verzichten und anerkannte sein Landrichteramt (Regime populare) in den sechs Kirchspielen Lon, Winterswijck, Aladnon, Versnefelde, Selehem und Hengeld.

Gogericht Homborn
Vor der Machtergreifung des bischöflichen Haupthofes Lon durch des Edelherrn Godschalk von Versnefelde (Varsseveld) um 1152, welcher sich dann nach Lon nannte, hatte wohl die Gografschaft Lon mit dem Amt auf dem Brahm eine Einheit gebildet, welche dann erbgeteilt wurde. Die Gografschaft Lon wurde in der Folge ein Erblehen des Hochstiftes Münster. Der südliche Teil der Gografschaft verblieb bei der Familie Werenze. In weiteren Erbteilungen kam das Gogericht zu Homborn dann an die 1305 in Ramsdorf ansässige Herrschaft Bermentvelde (Barnsveld), ehe auch diese ein Erblehen des Hochstiftes Münster wurde. Der Ritter Herman v. Bermentvelde, dictus Werence (1262/98) war ein Sohn des Adolf Werence. Zum Gogericht Homborn gehörten die Kirchspiele Borken, Ramsdorf, Heiden, beide Reken, Raesfeld, Gemen(später dann auch Südlohn, Gescher).

Gogericht Gescher
Um 1152 im Rahmen der Werenzeschen Erbteilung von Stadtlohn abgetrennt und in den Besitz der Familie von Barnsfeld, zu Ramsdorf gekommen.

Gogericht Stadtlohn
mit Lon, Winterwijk, Aalten, Varsseveld, Zelhem und Hengelo; nach Aufkauf durch den Bischof von Münster wieder mit Homborn vereint und im Erblehen an die Familie von Barnsfeld, zu Ramsdorf

Gogericht Südlohn
1231 von Stadtlohn abgetrennt und im Erblehen an die Familie von Barnsfeld, zu Ramsdorf.

Gogericht Ostendorf zu Lippramsdorf
War um 1337 eigenes Kirchspielsgericht, wahrscheinlich eine jüngere Abspaltung von Homborn, im Besitz der Familie von Ostendorf / Werence / Bitter.

Privatgericht Velen (Patrimonialgericht)
Wahrscheinlich um 1152 im Rahmen der Werenzeschen Erbteilung von Stadtlohn abgetrennt, im Besitz der Familien Werence, von Bermentvelde, von Velen.

Privatgericht Lembeck (Patrimonialgericht)
Wahrscheinlich um 1152 im Rahmen der Werenzeschen Erbteilung von Stadtlohn abgetrennt, im Besitz der Familien Werence, von Lembeck, von Gemen zu Döring. Es umfaßte ursprünglich die Herrlichkeiten Lembeck, Lippramsdorf und Raesfeld. Auch dieser Bereich wurde geteilt.

Privatgericht Ostendorf (Patrimonialgericht)
Wahrscheinlich um 1152 im Rahmen der Werenzeschen Erbteilung von Stadtlohn abgetrennt,im Besitz der Familien Bitter, im Erbverfahren von Raesfeldt.
So bekennen am 06.01.1385 Johann von Lembeck und sein Weib Mechelt von Lembeck, so wie ihre Kinder Godert, Herr Alef, Engelbert, Wessel und Alike, daß das Gericht von Lembeck als Lehen des Stifts Münster im Besitz des Bitter von Raesfeld sei. Es handelt sich dabei um das Gogericht in den Kirchspielen der Herrlichkeiten Lembeck, Raesfeld und Lippramsdorf.
Verbunden mit dem Haus Ostendorf war die Landfolge in Lippramsdorf und anderen Kirchspielen.

Privatgericht Raesfeld (Patrimonialgericht)
Wahrscheinlich um 1152 im Rahmen der Werenzeschen Erbteilung von Stadtlohn abgetrennt,im Besitz der Familie Werence, von Gemen, von Raesfeldt.

Winterswijk

Das Groß Kirchspiel Winterswijk mit seinen Filialkirchen Aalten, Bredevoort, Varsseveld (mit Silvolde) und Dixperlo wurde im 13. Jahrhundert zum Amt auf dem Brahm gerechnet und lag in der Herrlichkeit Bredevoort. Es bildete um 1152 einen eigenen Gogerichtsbezirk, welcher aber Anfang des 14. Jahrhunderts in die Gerichte Winterwijk, Aalten und Dinxperlo zerfallen war. Dazu kam der Gerichtsbezirk "das Land von Gooi", welches aus den Kirchspielen Zelhem und Hengelo gebildet wurde.

Hofgerichtsbarkeit

Die Höfe des Fürstbistums Münster im Amt Ahaus (historisch) fielen unter die Hofgerichtsbarkeit des Hofes zu Lon, dessen Hofrecht und Urteile überliefert sind.

Herrschaft Gemen

Gericht Gemen

Gemen

Gerichtsarchiv Herrschaft Gemen
  • Staatsarchiv Münster (STAM), Bestanmd Fürstbistum Münster, Gerichte, darin: Stadtgerichte Gericht Gemen.
Im alten Amt Ahaus

Gogericht Gerkingloh
Es umfaßte das Kirchspiel Vreden und das Gebiet westlich der Herrschaft Ottenstein.

Zum steinernen Kreuz
Dieser Bereich umfaßte die Kirchspiele Wüllen, Wessum und Alstätte (Ahaus) mit den beiden Orten Ottenstein und Ahaus.

Gerichtsarchive im Amt Ahaus (historisch)
  • Staatsarchiv Münster (STAM), Bestanmd Fürstbistum Münster, Gerichte, darin: Amt Ahaus: Gogericht Ahaus (Zum Steinernen Kreuz), Borken (Zum Homborn, mit Gericht Südlohn), u. Vreden (Gerkinkloe), Stadtgerichte Borken, Ramsdorf und Stadtlohn, Privatgericht Velen, Hofgerichtsbarkeit.

Kirchspiele und ihre Bauerschaften

Politischer Aufbau des Amtes Ahaus bis 1803
Zum historischen Amt Ahaus gehörten vierundzwanzig Pfarreien bzw. Kirchspiele, denn die Pfarreien bildeten, von unserem Standpunkt aus gesehen, eine kommunalpolitische Einheit: das Kirchspiel. Ursprünglich setzte sich das Amt Ahaus aus der ehemaligen Herrschaft Ahaus, dem Amt "Auf dem Bram", der Herrlichkeit Lembeck sowie aus den beiden Patrimonialgerichten Raesfeld und Lippramsdorf zusammen. Die beiden Ämter Ahaus und "Auf dem Bram" wurden endgültig im 16. Jahrhundert verschmolzen. Die zugehörigen Kirchspiele unterstanden ausschließlich fürstlich münsterischen Gerichten.

Bis zur Aufhebung des Fürstbistums Münster (1803) spielte die Herrlichkeit Lembeck eine Sonderrolle. Mit dem Besitztum des Hauses Lembeck waren wesentliche Hoheitsrechte, u.a. die Landfolge, verbunden. Zu dieser Herrlichkeit gehörten die Kirchspiele Altschermbeck, Erle, Hervest, Holsterhausen, Lembeck, Rhade und Wulfen.

An Lembeck grenzte die Herrlichkeit Ostendorf. Wie Lembeck besaß auch sie wesentliche Hoheitsrechte, darunter die Hochgerichtsbarkeit, Steuerrechte, den Freistuhl in der Kusenhorst, die Landfolge zumindest im Kirchspiel Lippramsdorf und darüber hinaus auch die Koppeljagd im größten Teil des ehemaligen Amtes auf dem Brahm bis hin zum Dorf Heiden, den Wildpferdefang in der Hohen Mark und den Krebsfang im Heubach im Norden von Reken.

Innerhalb des Amtes Ahaus lag die Herrschaft Gemen. Hoheitsmäßig gehörten zu ihr die beiden Bauerschaften Gemenwirthe und Gemenkrückling.

Letztere Bauerschaft war aber auch ein Bestandteil des Kirchspieles Ramsdorf und unterstand daher dem münsterischen Gericht Südlohn. Gemenwirthe unterstand dagegen dem münsterischen Gericht Weseke, gehörte jedoch zur Pfarrei Borken.

Ahaus, Borken, Ottenstein, Ramsdorf, Stadtlohn und Vreden waren Städte bzw. Minderstädte. Weiterhin gab es noch die Freiheiten Lippramsdorf, Raesfeld, Südlohn und Velen.

Das Amt Ahaus bestand aus folgenden Kirchspielen und Bauerschaften:

  1. Kirchspiel Ahaus mit der Stadt und Bauerschaft Ammeln
  2. Kirchspiel Alstätte (Ahaus)mit den Bauerschaften Dorf, Kirchspiel, Brook, Waldhaus (nach 1679)
  3. Kirchspiel Altschermbeck mit den Bauerschaften Dorf (Unterbauerschaft Buschhausen), Emmelkamp, Üfte, Rüste
  4. Kirchspiel Borken (Kreis Borken) mit der Stadt und den Bauerschaften Borkenwirthe, Gemenwirthe, Grütlohn, Hoxfeld, Marbeck, Rhedebrügge, Westenborken
  5. Kirchspiel Erle mit den Bauerschaften Dorf, Oestrich, Westrich
  6. Kirchspiel Gemen mit den Bauerschaften Wirthe - bis 1700, Gemenwirthe ("binnen Wirthe") ab 1700, Gemenkrückling ("buten Wirthe") ab 1700
  7. Kirchspiel Gescher mit den Bauerschaften Büren, Estern, Harwick, Tungerloh – Kapellen, Tungerloh – Pröbsting
  8. Kirchspiel Heiden (Kreis Borken) mit den Bauerschaften Dorf, Leblich Nordick, Drögen Bockholt
  9. Kirchspiel Hervest mit den Bauerschaften Dorf Orthöve, Wenge
  10. Kirchspiel Holsterhausen
  11. Kirchspiel Lembeck mit den Bauerschaften Dorf, Beck, Stroick, Endeln, Lasthausen, Wessendorf
  12. Kirchspiel Lippramsdorf mit den Bauerschaften Dorf, Eppendorf, St. Annaberger, Kusenhorst, Freiheit, Greving
  13. Kirchspiel Raesfeld mit den Bauerschaften Dorf, Dorfbauerschaft
  14. Kirchspiel Ramsdorf (Velen) mit den Bauerschaften Bleking, Holthausen, Krückling, Ostendorf
  15. Kirchspiel Reken mit den Bauerschaften Hülsten, Kirchbauerschaft, Klein Reken, Groß Reken, Middelbauerschaft
  16. Kirchspiel Rhade
  17. Kirchspiel Stadtlohn mit dem Wigbold Stadtlohn und den Bauerschaften Almsick, Estern, Hengeler, Hundewick, Wenningfeld, Wessendorf
  18. Kirchspiel Südlohn mit den Bauerschaften Eschlohn, Nichtern, Unterbauerschaft Oeding
  19. Kirchspiel Velen mit den Bauerschaften Nordvelen, Waldvelen
  20. Kirchspiel Vreden mit den Bauerschaften Ammeloe, Ammeloehövener, Doemern, Ellewick, Gaxel, Hörsteloe, Köckelwick, Krosewick, Lünten, Mast, Wennewick
  21. Kirchspiel Weseke mit den Bauerschaften Averesch, Graes[
  22. Kirchspiel Wessum Bauerschaften Averesch, Graes
  23. Kirchspiel Wulfen mit den Bauerschaften Dorf, Dimke, Deuten
  24. Kirchspiel Wuellen mit den Bauerschaften Barle, Ortwick, Quantwick, Sabstätte.

Am 24.3.1803 beschloß der Reichsdeputationshauptschluß die Auflösung des Fürstbistums Münster und die landesherrliche Hoheit des Fürstbischofs von Münster endete. Die Fürsten Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten die bisher bestehenden Ämter Ahaus und Bocholt. Dies kennzeichnet die Übergangszeit zur vollständigen politischen Neuorganisation.

Kirchliche Einteilung

Archidiakonate

Das ältere Archidiakonat Bocholt gehörte ursprünglich zu den Einküften des Domdechanten. Es umfaßte neben Bocholt auch Dinxperlo, Brodenahle (Anholt), Ramestorpe (Ramsdorf), Velen, Reken und Schermbeck. Damit gehörte es um 1230 zu den Pfründen des Domkapitulars Johan Werence. Dieser legte die Grundlagen für die strukturelle Neuorganisation im Westmünsterland. Ihm gelang, mit Billigung des Papstes, die Verschmelzung der Archidiakonate „auf dem Braam“ und Bocholt zum neuen Archidiakonat Winterswijck, was zur erheblichen Verbesserung seiner Einkünfte führte.

Zum Archidiakonat Winterswijk gehörten nach der Vereinigung aus dem Westmünsterland um 1660 die Kirchspiele Altschermbeck, Borken, Brünen, Dingden, Erle, Gemen, Groß Reken, Heiden, Holtwick, Klein Reken, Osterwick, Raesfeld, Ramsdorf, Velen und Weseke.(Akten im Bestand St. Remigius zu Borken des Generalvikariats). Das Großkirchspiel Winterswijk selber beinhaltete die Filialkirchen Aalten, Bredevoort, Varsseveld mit Silvolde und Dinxperlo und lag damit in der Herrschaft Bredevoort.

Zum Archidiakonat des Domdechanten gehörten zeitweilig auch die Kirchspiele Gescher, Holtwick bei Coesfeld, Osterwick, Burgsteinfurt, Büren und Schepsdorf.

Der vorgenannte Johan Werence gehörte von 1220 bis 1266 dem Domkapitel zu Münster an, von 1250 bis 1263 als Domthesaurar und von 1263 bis 1266 als Domdechant des alten Domes und Archidiakon in Billerbeck, mit den Kirchspielen Billerbeck, Darfeld und Holthausen. Er war Probst in Friesland, Archidiakon von Vreden, mit Ottenstein, und auch der Rekener Amtshof des Hochstiftes Münster trug zu seinem Einkommen bei.

In diesem südlichen Teil des Westmünsterlandes war im 13. Jahrhundert der adelige Familienverband Werence/Bitter beherrschend. Zumindest seit 1217 war Bernhard Werence Domherr zu Münster. Seine Familie hatte sich um die Stadtwerdung von Bocholt und Borken bemüht und war in der kirchlichen, wie auch in der weltlichen Verwaltung des Hochstiftes Münster gleichermaßen präsent und mit ihr verflochten.

Aus der Zeit stammt wohl auch der Wer(e)nser Zehnte, ein kleiner Zehnter und früherer Kirchenzehnter in Teilen des Kirchspiels Lippramsdorf. Der Münsterische Amtshof Reken, zu dem Teile des späteren Amtes Ahaus gehörten, unterstand zeitweise dem Domkanoniker Johan de Rethe aus der Familie Bitter, dictus de Rethe (1253/77), welcher der Werence Sippe entstammte.

Ein Register sämtlicher Urkunden und Akten des Archidiakonats des Domdechanten befindet sich in den Beständen des Generalvikariats zu Münster unter: Dülmen, Pfarrkirche St. Victor.

Archidiakonat des Domthesaurars
Im Norden tangierte das Archidiakonat des Domthesaurars das Kreisgebiet. Es umfaßte 1660 die Kirchspiele Albachten, Alverskirchen, Alstätte, Epe, Gronau, Heek, Leer, Nienborg, Ottenstein, Rhede, Roxel, Vreden, Wessum, Wüllen und in Holland außerdem Aalten, Borculo, Dinxperlo, Groenlo, Hengelo, Lichtenvoorde, Neede, Zilvolden und Varsseveld.

Archidiakonat des Vizedomus
Zum Archidiakonat des Vizedomus im Hochstift Münster gehörte um 1660 Ascheberg, Bork, Bösensell, Darup, Everswinkel, Haltern, Handorf, Hullern, Hervest, Holsterhausen, Lembeck, Lippramsdorf, Nordkirchen, Ostbevern, Rhade, Rorup, Stromberg, Südkirchen, Telgte, Westbevern, Wulfen und ferner in Holland Eibergen und Geistern.


Datenerfassung von Kirchenbüchern

Zur Vermeidung von Doppelarbeit bei der Erfassung von Daten aus Kirchenbüchern und kirchlichen Akten, so wie zur Schonung der Bestände, werden die von Verkartern oder Verkartergruppen bearbeiteten Bestände im Kreis Borken erfaßt. siehe: KB-Datenerfassungen/Nordrhein-Westfalen/Kreis_Borken


Erbrecht

Über die Ämter und Gerichtsbezirke des Westmünsterlandes hinaus galt Zutphensches Erbrecht, auch bei Erblehen. Zutphensches Recht beinhaltete die Möglichkeit der weiblichen Erbfolge Kunkellehen, welche im Dienstmanns- oder Burglehen als Mannlehen ausgeschlossen war. Zutphensches Recht wurde angewandt im Lehnsrecht der Grafschaften Geldern (mit den Herrschafften Zutphen und Arnheim) und Kleve, im Bereich der vier zutphenschen Bannerherrschaften, im Westmünsterland, Stevergau und im Hettergau um Rees/Wesel, Duisburg, Dinslaken, Kaiserswerth, Xanten, Kalkar und im Vest Recklinghausen.

Bei einer Untersuchung von 150 Bauernhöfen im Amt Ahaus - Kirchspiel Lippramsdorf, im Amt Dülmen - Kirchspiel Haltern und Vest Recklinghausen - Kirchspiel Hamm - Bossendorf, wurde im Herrschaftsbereich der freiadeligen Häuser Ostendorf und Hamm für die Zeit von 1628 bis 1800, und darüber hinaus, im Regelfall die Anwendung des zutphenschen Rechts im Erbfall bei leibeigenen Hofhörigen eingehalten. (Quelle: Bodo Stratmann, 45657 Recklinghausen, bodo-stratmann@heimatvest.de)

Archive

  • Staatsarchiv Münster (STAM), Bestand: Gerichte des Alten Reiches, Reichskammergericht (RKG)
  • Fürstl. Salm-Salm`sches und Fürstlich Salm-Horstmar`sches gemeinschaftliches Archiv zu Isselburg, Bestand C, Münsterisches Amt Ahaus, 98 Kartons, Akten 15. bis 19, Jhdt.
  • Archivdepot Cappenberg, Archiv Ruhr, Akten A Varia, darin Amt Ahaus.

Gerichtsverfahren

  • 1806 (RKG) Adl. Landsassen des Amtes Ahaus mit den Städten Vreden und Borken gegen Fürstl. Salm - Kyrburgsche Regierung wg. Ungültigkeit der ohne Zuziehung der Kläger erlassene Stempelverordnung vom 18.02.1804. Darin: Fürstbischöfl. Münstersche Steuerausschreibungen 1567 u. 1569, 1764 - 1796, Auszüge aus Wahlkapitulationen 1679 - 1706 etc.

Bibliografie

Geschichte

Weiterführende Internetlinks

Der westliche Teil des Hamalandes reicht bis zur Ijssel.
In het Historisch Centrum Overijssel kunt u antwoorden vinden op vragen over de geschiedenis van Overijssel en Zwolle. http://www.historischcentrumoverijssel.nl

Volledige inhoudsopgave van de Graafschap in de Middeleeuwen Achterhoek en Liemers http://www.graafschap-middeleeuwen.nl/algemeen/inhoud.html

Weitere:


Historisches Amt.png Historisches Amt im Fürstbistum Münster

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