Stiftung Stoye/Band 41/009: Unterschied zwischen den Versionen

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OCR-Text=II. Ein Blick in die Siedlungsgeschichte
OCR-Text=I. Einleitung
der Altenburger Vorstädte
Als sich Wilhelm Ruhland entschloss, das Manuskript für das Altenburger Häuserbuch zu
Allgemein geht man davon aus, dass Vorstädte so alt wie die Städte selber sind und teilweise schon bestanden, als die Städte noch gar nicht existierten. In unserem Falle trifft das
verfassen, verschaffte er sich einen Überblick, welche Häuserbücher bereits erschienen
voll und ganz auf Pauritz zu. Schon zur Zeit der Sorben war der Felsenberg, auf welchem
waren. Er kam zu der Auffassung, dass das Münchener Häuserbuch1 das übersichtlichste
jetzt das Schloss steht, befestigt. Von den eingewanderten Deutschen wurde diese von ihnen vorgefundene Befestigung die »alte Burg« genannt. Am nördlichen Fuße des Burgberges befand sich die sorbische Dorfgründung, Podgodici, später Puwertiz und heute Pauritz genannt. Ihre Gründung erfolgte schon lange vor der Anlage der Stadt Altenburg. Auf
und umfangreichste Werk seiner Art war und betrachtete es deshalb als Maßstab für seine
der südöstlichen Seite des Burgberges siedelten sich Deutsche an, die ihren Wohnsitz
weitere Arbeit. Allerdings waren aus seiner Sicht zwei Dinge verbesserungsbedürftig:
Nashausen, später Naschhausen nannten. Der Name bedeutet Häuser am Wasser.
a) Die Hausbesitzerfolge hätte durchaus früher einsetzen können;
Zum Ende des 15. Jahrhunderts existierten vor den fünf Stadttoren insgesamt neun
b) Die Münchner Vorstädte hätten sorgfältiger bearbeitet werden müssen.
vorstädtische Siedlungskomplexe. Dazu gehören die genannten Vorstädte Pauritz und
Es waren nicht nur die Datenmenge, welche Ruhland veranlasste, die Vorstädte als gesonderten Teil herauszugeben, sondern auch die Quellen, welche genutzt werden konnten. Er
Naschhausen, im Süden die Teichvorstadt, im Südwesten die Schmöllnsche Vorstadt,
ging allerdings bereits davon aus, dass beide Teile eine Einheit zu bilden haben, aber unabhängig voneinander genutzt werden können. Seine Hauptprinzipien (frühestmögliche
im Nordwesten die Johannisvorstadt sowie die folgenden Siedlungen: Unter dem Berg,
Ermittlung der Hausbesitzerfolgen und vollständige Erfassung der einbezogenen Straßen,
die dem Augustiner-Chorherrenstift »Unserer Lieben Frauen St. Marien« vorgelagerte
Gassen und Plätze) brachte Ruhland auch bei den Vorstädten zur Anwendung. Auch hier
Siedlung. Südlich dieser Siedlung, zwischen dem kleinen Teich und der Stadtmauer, lag
hat er als Beginn des Erfassungszeitraumes die jeweils ältesten Urkunden angesetzt, die
der Weidicht mit zwei Zunftgebäuden, dem Schuster-Gerber-Haus und dem TuchmacherFärber-Haus. Der Entenplan befand sich zwischen Burgberg, Oberpauritz und der Stadtmauer. Diese Siedlung hatte mit einem Kärrner, einem Zimmermann und einem Panzermacher einen gewerblichen Charakter. Südlich davon lag der Steg, dessen Bewohner ausschließlich mit dem St. Georgen-Stift, dem Schloss bzw. dem Amt oder den Kirchen St.
die erste Bebauung eines Grundstückes in den Vorstädten nachweisen. Ruhland musste
Bartholomai, St. Georg und St. Martin in Verbindung standen.
feststellen, dass die Dokumentenlage für die Vorstädte eine ganz andere war als für die
Der »Entenplan«, der »Steg« und der »Weidicht« wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in
Innenstadt. Während er für die Innenstadt vorwiegend die sogenannten Gotter-Bände im
den Amtsregistern als gesonderte Vorstädte geführt. Die territoriale Lage der genannten
Thüringer Staatsarchiv Altenburg nutzen konnte, mussten für die Vorstädte andere Quellen ausgewertet werden. Nur ganz wenige Grundstücke der Vorstädte wurden 1681 von
Siedlungsgebiete ist aus der Abbildung der folgenden Seite oben ersichtlich.
dem damaligen Altenburger Bürgermeister Friedrich Gotter († 1695) in seiner Aufstellung
In den Kämmereiakten findet man die vorstädtischen Siedlungen im Zusammenhang mit
aller Hauseigentümer mit zum Teil wertvollen Hinweisen zu Braurecht und anderen
steuerlichen Festlegungen. Sowohl das sogenannte »Rauchgeld« als auch die Produktionsstätten der Bewohner außerhalb des Mauerringes erforderten die Lokalisierung der Siedlungskomplexe. Bei der Auswertung alter Urkunden ist zu beachten, dass die innerhalb der
Rechtsverhältnissen sowie einigen Signaturen zu den Kaufverträgen in den sogenannten
Stadtmauern wohnenden Bürger die innerhalb dieser Mauer gelegenen Grundstücke als
Handelsbüchern vom damaligen Stand zurück bis in die Zeit von ca. 1520 erfasst.
»vor der Stadtmauer« oder »vor dem Tor« bezeichneten und Grundstücke außerhalb der
Für die teilweise zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt erbauten Wohnstätten der Vorstädte mussten eine Reihe von anderen Quellen herangezogen werden. So konnte Ruhland
Stadtmauer als »hinter der Mauer« bzw. »hinter dem Tor«. Die Schmöllnsche Vorstadt, von
z. B. auf die sog. Volkszählung 1733 (Ziel war vor allem die Ermittlung von Männern im
Zimmerleuten und einem Schmied bewohnt, besaß einen handwerklichen Charakter. In der
waffenfähigen Alter) zurückgreifen (Thüringer Staatsarchiv CI. XI A 8a Nr. 4172).
Teich- und Johannisvorstadt finden wir dagegen vorrangig klerikale Einrichtungen. In beiden Vorstädten gab es je ein Hospital mit dazugehöriger Kirche. In der Teichvorstadt lag
Weiterhin konnte er auch die in den Vorstädten 1773 eingeführten Brandkataster-Nummern nutzen. Aus diesen entstanden dann 1871 die heutigen Hausnummern, welche wir
das Armen- u. Pesthospital.
auch in beiden Teilen unseres Häuserbuches vorfinden. Außerdem konnte sich Ruhland
Die meisten Handwerker außerhalb der Stadtmauer finden wir in Pauritz. Ein Teil der
auf die sogenannte »Meyner-Handschrift« (Thüringer Staatsarchiv AGA, C IV Loc. B 1,
Pauritzer Gasse, damals Topfplan genannt, war ein kleines Gewerbegebiet mit fünf Töpfern. Daneben gab es in Pauritz noch einen Glaser, einen Zimmermann, zwei Böttcher,
Nr. 3) stützen. Sie ist eine Akte über die Hausbesitzer der Vorstädte aus der Zeit etwa 1780
einen Leineweber, einen Schmied, einen Schwarzfärber und zwei Müller.
bis 1830 mit Hinweisen zu den Signaturen der Kaufverträge und ein beliebtes Nachschlagewerk, um schnell die Hausbesitzer der fraglichen Zeit zu ermitteln. Sie findet
In allen Vorstädten war auch die Landwirtschaft von Bedeutung. Das trifft auch auf die
Anschluss an die jüngeren Bezirkslisten (1840–1871) im Stadtarchiv und in älterer Zeit
größte Vorstadt Pauritz zu. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde hier 28 ß gr Viehgeld
an das sogenannte alte Grundbuch bis 1720, welches von Ruhland viel genutzt wurde.
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Er beendete die Erfassung der Hausbesitzerfolgen 1865, weil ab diesem Zeitpunkt die
Altenburger Adressbücher regelmäßig erschienen, in denen auch die Eigentümer angegeben wurden.
 
1 Häuserbuch der Stadt München, Herausgeber: Stadtarchiv München, 5 Bde. 1958–77
 
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I. Einleitung Als sich Wilhelm Ruhland entschloss, das Manuskript für das Altenburger Häuserbuch zu verfassen, verschaffte er sich einen Überblick, welche Häuserbücher bereits erschienen waren. Er kam zu der Auffassung, dass das Münchener Häuserbuch1 das übersichtlichste und umfangreichste Werk seiner Art war und betrachtete es deshalb als Maßstab für seine weitere Arbeit. Allerdings waren aus seiner Sicht zwei Dinge verbesserungsbedürftig: a) Die Hausbesitzerfolge hätte durchaus früher einsetzen können; b) Die Münchner Vorstädte hätten sorgfältiger bearbeitet werden müssen. Es waren nicht nur die Datenmenge, welche Ruhland veranlasste, die Vorstädte als gesonderten Teil herauszugeben, sondern auch die Quellen, welche genutzt werden konnten. Er ging allerdings bereits davon aus, dass beide Teile eine Einheit zu bilden haben, aber unabhängig voneinander genutzt werden können. Seine Hauptprinzipien (frühestmögliche Ermittlung der Hausbesitzerfolgen und vollständige Erfassung der einbezogenen Straßen, Gassen und Plätze) brachte Ruhland auch bei den Vorstädten zur Anwendung. Auch hier hat er als Beginn des Erfassungszeitraumes die jeweils ältesten Urkunden angesetzt, die die erste Bebauung eines Grundstückes in den Vorstädten nachweisen. Ruhland musste feststellen, dass die Dokumentenlage für die Vorstädte eine ganz andere war als für die Innenstadt. Während er für die Innenstadt vorwiegend die sogenannten Gotter-Bände im Thüringer Staatsarchiv Altenburg nutzen konnte, mussten für die Vorstädte andere Quellen ausgewertet werden. Nur ganz wenige Grundstücke der Vorstädte wurden 1681 von dem damaligen Altenburger Bürgermeister Friedrich Gotter († 1695) in seiner Aufstellung aller Hauseigentümer mit zum Teil wertvollen Hinweisen zu Braurecht und anderen Rechtsverhältnissen sowie einigen Signaturen zu den Kaufverträgen in den sogenannten Handelsbüchern vom damaligen Stand zurück bis in die Zeit von ca. 1520 erfasst. Für die teilweise zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt erbauten Wohnstätten der Vorstädte mussten eine Reihe von anderen Quellen herangezogen werden. So konnte Ruhland z. B. auf die sog. Volkszählung 1733 (Ziel war vor allem die Ermittlung von Männern im waffenfähigen Alter) zurückgreifen (Thüringer Staatsarchiv CI. XI A 8a Nr. 4172). Weiterhin konnte er auch die in den Vorstädten 1773 eingeführten Brandkataster-Nummern nutzen. Aus diesen entstanden dann 1871 die heutigen Hausnummern, welche wir auch in beiden Teilen unseres Häuserbuches vorfinden. Außerdem konnte sich Ruhland auf die sogenannte »Meyner-Handschrift« (Thüringer Staatsarchiv AGA, C IV Loc. B 1, Nr. 3) stützen. Sie ist eine Akte über die Hausbesitzer der Vorstädte aus der Zeit etwa 1780 bis 1830 mit Hinweisen zu den Signaturen der Kaufverträge und ein beliebtes Nachschlagewerk, um schnell die Hausbesitzer der fraglichen Zeit zu ermitteln. Sie findet Anschluss an die jüngeren Bezirkslisten (1840–1871) im Stadtarchiv und in älterer Zeit an das sogenannte alte Grundbuch bis 1720, welches von Ruhland viel genutzt wurde. Er beendete die Erfassung der Hausbesitzerfolgen 1865, weil ab diesem Zeitpunkt die Altenburger Adressbücher regelmäßig erschienen, in denen auch die Eigentümer angegeben wurden.

1 Häuserbuch der Stadt München, Herausgeber: Stadtarchiv München, 5 Bde. 1958–77

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