Berlin-Wartenberg/Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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== Baugeschichte ==
== Zugehörigkeiten ==


[[File:Dorfkirche.jpg|thumb|Dorfkirche bis 1945, Ost-West-Richtung, deutlich zu erkennen die verschiedenen Bauphasen]]
[[File:Dorfkirche.jpg|thumb|Dorfkirche bis 1945,<br>West-Ost-Richtung]]
 
Wartenberg gehörte in katholischer Zeit zur Probstei Berlin und mit dieser zum Bistum Brandenburg.<ref name="bistum1">CDB, A 8, S. 420</ref> Alle Dörfer hatten an den Bischof von Brandenburg von jeder Hufe jährlich 2 Groschen abzuführen, ausgenommen waren die Kirchen- und Pfarrhufen. In erhaltenen Aufzeichnungen der Jahre 1526 bis 1529 finden sich auch einige Angaben zu Wartenberg: Zur Feldmark gehörten 52 Hufen, jährlich waren 24 Groschen an den Bischof zu entrichten.<ref name="bischof">Schößler, Wolfgang, ''... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg'', B48[8]</ref> Wartenberg betreute 1527 und 1528 die Filialkirche Falkenberg und 1529 die Filialkirche Marzahn.<ref name="filial">Schößler, Wolfgang, ''... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg'', B48[27]</ref> Bei Einführung der Reformation 1539/40 war Falkenberg wieder eine Tochterkirche von Wartenberg.<ref name="filial2">CDB, A 11, S. 477</ref> 1809 wurden Wartenberg und Falkenberg Filialen von Malchow<ref name="filial1">Pfarrerbuch, Band 1, S. 35</ref>, das 1941 ein Teil des Kirchenkreises Berlin-Land I war.<ref name="kreis">Pfarrerbuch, Band 1, S. 34</ref>
 
== Pfarrer ==
 
'''Pfarrer von Wartenberg und Falkenberg:'''<ref name="pfarwar">Pfarrerbuch, Band 1, S. 35</ref><br>
* um 1540: Simon Schlaberndorf.<br>
* um 1574: Georg NN.<br>
* um 1600: Bartholomæus Schultze.<br>
* ...<br>
* 1651 - 1664: Christian Schröder.<br>
* 1665 - 1708: Johannes Querner; er heiratete die Witwe seines Vorgängers und begann mit der Führung von Kirchenbüchern.<br>
* 1708 - 1748: Friedrich Querner, Sohn des Vorigen.<br>
* 1749 - 1761: Johann Friedrich Lindenberg.<br>
* 1762 - 1808: Johann Friedrich Haker.<br>
 
'''Pfarrer von Malchow, Wartenberg und Falkenberg:'''<ref name="pfarmal>Pfarrerbuch, Band 1, S. 34</ref><br>
* 1809 - 1830: Johann Christian Plötz, seit 1791 Pfarrer von Malchow.<br>
* 1831 - 1866: Hermann Lange, heiratete die Tochter seines Vorgängers.<br>
* 1866 - 1885: Albert Hosemann.<br>
* 1886 - 1921: Otto Habedank.<br>
* 1922 - 1937: Dr. Leopold Clausnitzer.<br>
* ab 1938: Anton Pöschl.
 
== Der Kirchenbau ==


[[File:Anger.JPG|thumb|Blick auf den Friedhof, in dessen Mitte die Kiche stand]]
[[File:Anger.JPG|thumb|Blick auf den Friedhof, in dessen Mitte die Kiche stand]]


[[File:friedhof.JPG|thumb|Einige Steine und die Glocke auf dem Friedhof zeugen noch von der alten Dorfkirche.]]
[[File:friedhof.JPG|thumb|Einige Steine auf dem Friedhof zeugen noch von der alten Dorfkirche.]]


[[File:neue_Kirche.jpg|thumb|neue Wartenberger Kirche]]
[[File:neue_Kirche.jpg|thumb|neue Wartenberger Kirche]]


Die Wartenberger Dorfkirche wurde der Bauepoche der Spätromanik (1200 bis 1235) zugeordnet.<ref name="romanik">Beschreibung der Romanik in [http://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4tromanik Wikipedia]</ref> Sie gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim.
Die spätromanische Dorfkirche von Wartenberg stammte aus der Zeit um 1250 und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Im 16. Jahrhundert gelangte sie durch Stiftungen der beiden Patronatsfamilien zu einer umfangreichen Ausstattung. Das Gotteshaus wurde am 21. April 1945 von Wehrmachtsangehörigen gesprengt.
 
=== Äußeres ===
 
Die Kirche stellte (von West nach Ost) mit dem Schiff, dem eingezogenen Chor und der halbruden Apsis eine klare Dreigliederung dar. Das überaus gedrungene Langdhaus erinnerte an die Kirchen von Hönow (darin dendrologische Funde von ca. 1255) und Mahlsdorf. Südlich war dem Chor eine spätmittelalterliche Eingangshalle vorgebaut. Das Baumaterial bestand aus regelmäßigen Feldsteinen, nur der Anbau war aus unregelmäßigen Steinen errichtet und verputzt, das Turmoberteil stammte aus dem Barock (ab 1600). Alte Öffnungen waren ein rundbogiges Apsisfenster und ein spitzbogiger Westeingang, beide später zugemauert.
 
'''Maße:'''<br>
Turm: 5,5 m lang und breit<br>
Schiff und Turm: 9,9 m breit<br>
Schiff: 8,9 m lang<br>
Chor: 5,5 m lang und 6,9 m breit<br>
Apsis: 2,8 m lang und 5,1 m breit<br>
 
=== Innenraum ===
 
Die Kirche hatte einen rundbogigen Triumphbogen. Schiff und Chor besaßen ein aufwändiges flaches Netzgewölbe vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna Selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende, ziegelrote Farbaufträge verschwommen.
 
=== Ausstattung ===
 
Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax<ref name="pax">Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.</ref> angegeben.<ref name="visitation">CDB, A 11, S. 477</ref> Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.<ref name="monstranz">CDB, C 3, S. 501</ref>


Das Gotteshaus bestand aus schweren Feldsteinen - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle.<ref name="alt">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 10</ref> Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar.
In der Zeit zwischen 1450 und 1500 wurde ein gotischer Altar aus Lindenholz, bestehend aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, geschaffen. Den Mittelschrein füllt als einzige Schnitzfigur die Madonna mit dem Kind. Links und rechts der Madonna waren früher zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Der linke Flügel des Altars zeigt seit der Restaurierung 1999 die weiblichen Heiligen Barbara, Dorothea, Katharina und Margaretha und der rechte Flügel die Apostel Petrus, Paulus, Thomas und ein nicht zu identifizierender Heiliger, alle aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Auf den Außenseiten des Altars sind Malereireste aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu kernnen, welche die Passionsgeschichte zeigen. Bis zur Abgabe des Altars an das Märkische Museum 1884 stand in der Predella die Figurengruppe der Verlobung Christi mit der heiligen Katharina, seitlich davon waren die Wappen der beiden Kirchenpatrone, Christoph von Beerfelde und Anna von Pfuel sowie Joachim von Röbel und Catharina von Krummensee, und die Jahreszahl 1605 zu erkennen - ein Hinweis auf die Neugestaltung des Altares im Jahre 1605. Der Marienaltar sowie zwei dazugehörige weibliche Heiligenfiguren aus der Zeit Bischof Bodeckers (1421 - 1459), wahrscheinlich von ca. 1430, gelangten 1924 vom Märkische Museum in die Hohenschönhauser Taborkirche und können heute dort betrachtet werden (mittwochs von 16:00 - 18:30).


Das Gebäude hatte wohl ursprünglich kein Gestühl<ref name="gestuehl">ebenda, S. 23</ref> und eine flache Holzdecke, die um 1500 durch ein ein flaches Netzgewölbe ersetzt wurde.<ref name="decke">ebenda, S. 13/14</ref> Die zierlichen Schlußsteine in den Kreuzungspunkten der Rippen schienen, darauf deutete ein einzelner Stein, einst plastische Verzierungen getragen zu haben. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende Farbaufträge verschwommen.  
Die Kanzel wurde ebenfalls um 1605 gestiftet - darauf deuteten die Wappen der Familien von Beerfelde, von Pfuel, von Röbel und von Krummensee hin.


Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde die Kirche von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!) Später ist sie nicht wieder aufgebaut worden.
Aus der Gotik waren noch zwei Altarleuchter aus Bronze, ein Räuchergefäß aus Messing und ein hölzerner Wandschrank vorhanden.


== Innenausstattung ==
Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.


Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar, ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.<ref name="ausstattung">ebenda, S. 18</ref> Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax angegeben.<ref name="visitation">Codex diplomaticus brandenburgensis, A 11, S. 477</ref> Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden<ref name="monstranz">Codex diplomaticus brandenburgensis, C 3, S. 501</ref> und wird in den Schmelzofen gewandert sein.
Im 19. Jahrhundert wurde in die Kirche eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.


Der gotische Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert besteht aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.<ref name="altar">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 21</ref> Den Mittelschrein füllt, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trägt mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthält, stammen die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem späteren Altar, vermutlich Anfang des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaut prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hält in der rechten Hand ein Buch und stützt sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort in die Hohenschönhauser Taborkirche, wodurch er vor der Zerstörung 1945 bewahrt wurde und heute betrachtet werden kann.
Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 nur Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Foyer der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.<ref name="neu">Homepage der [http://www.kirche-berlin-wartenberg.de/index.php?content_id=14#InnenraumundFoyer Wartenberger Kirche]</ref>


Von einer der beiden Patronatsfamilien wurde im 18. Jahrhundert eine silberne Oblatendose gestiftet. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch fließt. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.<ref name="dose">ebenda, S. 20</ref>
[[File:Grab_von_Wilhelm_Böttcher.JPG|thumb|''Hier ruht in Gott<br>mein geliebter Mann, unser guter<br>Vater, Schwieger- u. Grosvater,<br>der Altsitzer<br>Friedrich Wilhelm<br>Böttcher,<br>geb. 29.9.1826<ref name="geburt">Laut Kirchenbuch wurde er am 30. September 1826, morgens um 3 Uhr, geboren.</ref>,<br>gest. 15.5.1907.'']]


Im 19. Jahrhundert wurde eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.<ref name="orgel">ebenda, S. 13</ref>
== Grabstätten ==


Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 einzig Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Fouyeur der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.<ref name="neu">Homepage der [http://www.kirche-berlin-wartenberg.de/index.php?content_id=14#InnenraumundFoyer Wartenberger Kirche]</ref>
Früher war die Dorfkirche zugleich Begräbnisstätte der Patronatsherrschaften. Im Innenraum befand sich noch bis zur Zerstörung 1945 ein Epitaph der Marie Charlotte von Hertzberg. Die übrigen Bewohner werden bis heute auf dem Kirchhof begraben. Von den alten, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffenden mannshohen, gußeisernen Grabkreuzen ist keines erhalten geblieben. Das älteste Grab datiert heute aus dem Jahre 1907.


== Literatur ==
== Literatur ==


* Türck, Walter C.: ''Die Dorfkirchen von Berlin'', Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
* Türck, Walter C.: ''Die Dorfkirchen von Berlin''. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
* Friske, Matthias: [http://books.google.de/books?id=I03y97sf-LEC&printsec=frontcover&dq=friske+barnim&source=bl&ots=ji525NVqza&sig=7QEMYGer-gV24wwK6m1bCS0SaD8&hl=de&ei=Ngi2TIryLsLqOe-ajJYG&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBYQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim] [Auszug]. Geschichte - Architektur - Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2001.


== Quellen ==
== Quellen ==


* [http://de.wikisource.org/wiki/Adolph_Friedrich_Johann_Riedel Codex diplomaticus brandenburgensis]. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838-1869.
* [http://de.wikisource.org/wiki/Adolph_Friedrich_Johann_Riedel Codex diplomaticus brandenburgensis] (CDB). Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838 - 1869.
* Fischer, Otto: ''Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg'', 2 Bände. Berlin 1941. Digitalisierte Ausgabe, herausgegeben von Uwe Czubatynski. Brandenburg 2008. 1 DVD.
* ''Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg''. Teil 2: 1488 - 1519/1545. Bearbeitet von Wolfgang Schößler. Berlin 2009 (Veröffentlichung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 54).


== Fußnoten ==
== Fußnoten ==
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<references/>
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==Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis==
<gov>WARER2JO62SN</gov>
<gov>WARER3JO62SN</gov>


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Aktuelle Version vom 13. Oktober 2010, 19:23 Uhr

Zugehörigkeiten

Dorfkirche bis 1945,
West-Ost-Richtung

Wartenberg gehörte in katholischer Zeit zur Probstei Berlin und mit dieser zum Bistum Brandenburg.[1] Alle Dörfer hatten an den Bischof von Brandenburg von jeder Hufe jährlich 2 Groschen abzuführen, ausgenommen waren die Kirchen- und Pfarrhufen. In erhaltenen Aufzeichnungen der Jahre 1526 bis 1529 finden sich auch einige Angaben zu Wartenberg: Zur Feldmark gehörten 52 Hufen, jährlich waren 24 Groschen an den Bischof zu entrichten.[2] Wartenberg betreute 1527 und 1528 die Filialkirche Falkenberg und 1529 die Filialkirche Marzahn.[3] Bei Einführung der Reformation 1539/40 war Falkenberg wieder eine Tochterkirche von Wartenberg.[4] 1809 wurden Wartenberg und Falkenberg Filialen von Malchow[5], das 1941 ein Teil des Kirchenkreises Berlin-Land I war.[6]

Pfarrer

Pfarrer von Wartenberg und Falkenberg:[7]

  • um 1540: Simon Schlaberndorf.
  • um 1574: Georg NN.
  • um 1600: Bartholomæus Schultze.
  • ...
  • 1651 - 1664: Christian Schröder.
  • 1665 - 1708: Johannes Querner; er heiratete die Witwe seines Vorgängers und begann mit der Führung von Kirchenbüchern.
  • 1708 - 1748: Friedrich Querner, Sohn des Vorigen.
  • 1749 - 1761: Johann Friedrich Lindenberg.
  • 1762 - 1808: Johann Friedrich Haker.

Pfarrer von Malchow, Wartenberg und Falkenberg:[8]

  • 1809 - 1830: Johann Christian Plötz, seit 1791 Pfarrer von Malchow.
  • 1831 - 1866: Hermann Lange, heiratete die Tochter seines Vorgängers.
  • 1866 - 1885: Albert Hosemann.
  • 1886 - 1921: Otto Habedank.
  • 1922 - 1937: Dr. Leopold Clausnitzer.
  • ab 1938: Anton Pöschl.

Der Kirchenbau

Blick auf den Friedhof, in dessen Mitte die Kiche stand
Einige Steine auf dem Friedhof zeugen noch von der alten Dorfkirche.
neue Wartenberger Kirche

Die spätromanische Dorfkirche von Wartenberg stammte aus der Zeit um 1250 und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Im 16. Jahrhundert gelangte sie durch Stiftungen der beiden Patronatsfamilien zu einer umfangreichen Ausstattung. Das Gotteshaus wurde am 21. April 1945 von Wehrmachtsangehörigen gesprengt.

Äußeres

Die Kirche stellte (von West nach Ost) mit dem Schiff, dem eingezogenen Chor und der halbruden Apsis eine klare Dreigliederung dar. Das überaus gedrungene Langdhaus erinnerte an die Kirchen von Hönow (darin dendrologische Funde von ca. 1255) und Mahlsdorf. Südlich war dem Chor eine spätmittelalterliche Eingangshalle vorgebaut. Das Baumaterial bestand aus regelmäßigen Feldsteinen, nur der Anbau war aus unregelmäßigen Steinen errichtet und verputzt, das Turmoberteil stammte aus dem Barock (ab 1600). Alte Öffnungen waren ein rundbogiges Apsisfenster und ein spitzbogiger Westeingang, beide später zugemauert.

Maße:
Turm: 5,5 m lang und breit
Schiff und Turm: 9,9 m breit
Schiff: 8,9 m lang
Chor: 5,5 m lang und 6,9 m breit
Apsis: 2,8 m lang und 5,1 m breit

Innenraum

Die Kirche hatte einen rundbogigen Triumphbogen. Schiff und Chor besaßen ein aufwändiges flaches Netzgewölbe vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna Selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende, ziegelrote Farbaufträge verschwommen.

Ausstattung

Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax[9] angegeben.[10] Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.[11]

In der Zeit zwischen 1450 und 1500 wurde ein gotischer Altar aus Lindenholz, bestehend aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, geschaffen. Den Mittelschrein füllt als einzige Schnitzfigur die Madonna mit dem Kind. Links und rechts der Madonna waren früher zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Der linke Flügel des Altars zeigt seit der Restaurierung 1999 die weiblichen Heiligen Barbara, Dorothea, Katharina und Margaretha und der rechte Flügel die Apostel Petrus, Paulus, Thomas und ein nicht zu identifizierender Heiliger, alle aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Auf den Außenseiten des Altars sind Malereireste aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu kernnen, welche die Passionsgeschichte zeigen. Bis zur Abgabe des Altars an das Märkische Museum 1884 stand in der Predella die Figurengruppe der Verlobung Christi mit der heiligen Katharina, seitlich davon waren die Wappen der beiden Kirchenpatrone, Christoph von Beerfelde und Anna von Pfuel sowie Joachim von Röbel und Catharina von Krummensee, und die Jahreszahl 1605 zu erkennen - ein Hinweis auf die Neugestaltung des Altares im Jahre 1605. Der Marienaltar sowie zwei dazugehörige weibliche Heiligenfiguren aus der Zeit Bischof Bodeckers (1421 - 1459), wahrscheinlich von ca. 1430, gelangten 1924 vom Märkische Museum in die Hohenschönhauser Taborkirche und können heute dort betrachtet werden (mittwochs von 16:00 - 18:30).

Die Kanzel wurde ebenfalls um 1605 gestiftet - darauf deuteten die Wappen der Familien von Beerfelde, von Pfuel, von Röbel und von Krummensee hin.

Aus der Gotik waren noch zwei Altarleuchter aus Bronze, ein Räuchergefäß aus Messing und ein hölzerner Wandschrank vorhanden.

Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.

Im 19. Jahrhundert wurde in die Kirche eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.

Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 nur Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Foyer der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.[12]

Hier ruht in Gott
mein geliebter Mann, unser guter
Vater, Schwieger- u. Grosvater,
der Altsitzer
Friedrich Wilhelm
Böttcher,
geb. 29.9.1826[13],
gest. 15.5.1907.

Grabstätten

Früher war die Dorfkirche zugleich Begräbnisstätte der Patronatsherrschaften. Im Innenraum befand sich noch bis zur Zerstörung 1945 ein Epitaph der Marie Charlotte von Hertzberg. Die übrigen Bewohner werden bis heute auf dem Kirchhof begraben. Von den alten, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffenden mannshohen, gußeisernen Grabkreuzen ist keines erhalten geblieben. Das älteste Grab datiert heute aus dem Jahre 1907.

Literatur

  • Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
  • Friske, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim [Auszug]. Geschichte - Architektur - Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2001.

Quellen

  • Codex diplomaticus brandenburgensis (CDB). Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838 - 1869.
  • Fischer, Otto: Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg, 2 Bände. Berlin 1941. Digitalisierte Ausgabe, herausgegeben von Uwe Czubatynski. Brandenburg 2008. 1 DVD.
  • Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg. Teil 2: 1488 - 1519/1545. Bearbeitet von Wolfgang Schößler. Berlin 2009 (Veröffentlichung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 54).

Fußnoten

  1. CDB, A 8, S. 420
  2. Schößler, Wolfgang, ... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, B48[8]
  3. Schößler, Wolfgang, ... Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, B48[27]
  4. CDB, A 11, S. 477
  5. Pfarrerbuch, Band 1, S. 35
  6. Pfarrerbuch, Band 1, S. 34
  7. Pfarrerbuch, Band 1, S. 35
  8. Pfarrerbuch, Band 1, S. 34
  9. Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.
  10. CDB, A 11, S. 477
  11. CDB, C 3, S. 501
  12. Homepage der Wartenberger Kirche
  13. Laut Kirchenbuch wurde er am 30. September 1826, morgens um 3 Uhr, geboren.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WARER2JO62SN</gov> <gov>WARER3JO62SN</gov>

Wartenberg

1 | Rittergut 1. Anteil | 2 | 3 | 4 | 5 | vereinigtes Rittergut | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Kirche | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | Rittergut 2. Anteil | 20 | Schule | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | Chausseehaus