Häuserbuch von Riddagshausen: Unterschied zwischen den Versionen
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* '''Hünessen:''' Der Ort lag in der Gegend des heutigen Lünischteiches (noch 1605 ''Am Hünischen Teich'' genannt !) und der Mückenburg. Er wurde erstmals 1031 urkundlich erwähnt, als der Bischof von Halberstadt der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig ''Huneshem'' zuteilte. 1160 tauschte das Kloster Riddagshausen den Besitz und den Zehnten über ''Honeshem'' vom Blasiustift ein. Eine vom Kloster errichtete Grangie wurde bald nach 1226 aufgehoben und der Acker vom Kloster bzw. dem Neuenhof bewirtschaftet. Die Pfarrechte von St. Magni wurden vom Kloster 1226 abgefunden. | * '''Hünessen:''' Der Ort lag in der Gegend des heutigen Lünischteiches (noch 1605 ''Am Hünischen Teich'' genannt !) und der Mückenburg. Er wurde erstmals 1031 urkundlich erwähnt, als der Bischof von Halberstadt der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig ''Huneshem'' zuteilte. 1160 tauschte das Kloster Riddagshausen den Besitz und den Zehnten über ''Honeshem'' vom Blasiustift ein. Eine vom Kloster errichtete Grangie wurde bald nach 1226 aufgehoben und der Acker vom Kloster bzw. dem Neuenhof bewirtschaftet. Die Pfarrechte von St. Magni wurden vom Kloster 1226 abgefunden. | ||
* '''Ottenrode:''' Diese Siedlung befand sich am nördlichen Fuße des Nußberges etwa an der Straße, die heute von Gliesmarode nach Braunschweig führt. 1031 wurde ''Ottonroth'' der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig zugeteilt und damit erstmals erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte dem Kloster Riddagshausen 1161 in ''Ottenrothe'' 12 ½ Hufen, von denen er zehn an die Familie Veltheim verlehnt und zwei vom Cyriacusstift eingetauscht hatte. Bertram von Veltheim wiederholte 1265 den Verzicht seines Vaters zugunsten des Klosters Riddagshausen auf Besitz in ''Oddenrode'' und im Nußberg. Der Nußberg war wegen seiner Steinbrüche sehr begehrt und so erhielt das Kloster 1296 von Herzog Albrecht auch die Erlaubnis, in diesem Steine zu brechen. Das Dorf ''Oddenrode'' wird bald danach aufgelöst worden sein. | * '''Ottenrode:''' Diese Siedlung befand sich am nördlichen Fuße des Nußberges etwa an der Straße, die heute von Gliesmarode nach Braunschweig führt. 1031 wurde ''Ottonroth'' der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig zugeteilt und damit erstmals erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte dem Kloster Riddagshausen 1161 in ''Ottenrothe'' 12 ½ Hufen, von denen er zehn an die Familie Veltheim verlehnt und zwei vom Cyriacusstift eingetauscht hatte. Bertram von Veltheim wiederholte 1265 den Verzicht seines Vaters zugunsten des Klosters Riddagshausen auf Besitz in ''Oddenrode'' und im Nußberg. Der Nußberg war wegen seiner Steinbrüche sehr begehrt und so erhielt das Kloster 1296 von Herzog Albrecht auch die Erlaubnis, in diesem Steine zu brechen. Das Dorf ''Oddenrode'' wird bald danach aufgelöst worden sein. - Die Ottenroder Straße im heutigen Siegfriedviertel liegt übrigens an anderer Stelle ! | ||
== Der ''Newe Hoff'' == | == Der ''Newe Hoff'' == | ||
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In den Jahren 1577 und 1578 wurde Neuhof besonders schwer von der Pestepedemie heimgesucht. Die Krankheit wurde vermutlich von einem Braunschweiger, der aus der Stadt ausgeschlossen und im Kruge vorm Klosters Riddagshausen eine Bleibe gefunden hatte, eingeschleppt. Es starben fast 40 Personen; am schlimmsten erging es dem Kuhhirten, dem alle acht Kinder starben. Der Pastor des Klosters, Peter Wiendruwe, verschwand Ende 1578 und kehrte erst nach Monaten zurück, nachdem sich die Lage entspannt hatte. Aber auch später berichtet das Kirchenbuch immer wieder von Pesttoten. | In den Jahren 1577 und 1578 wurde Neuhof besonders schwer von der Pestepedemie heimgesucht. Die Krankheit wurde vermutlich von einem Braunschweiger, der aus der Stadt ausgeschlossen und im Kruge vorm Klosters Riddagshausen eine Bleibe gefunden hatte, eingeschleppt. Es starben fast 40 Personen; am schlimmsten erging es dem Kuhhirten, dem alle acht Kinder starben. Der Pastor des Klosters, Peter Wiendruwe, verschwand Ende 1578 und kehrte erst nach Monaten zurück, nachdem sich die Lage entspannt hatte. Aber auch später berichtet das Kirchenbuch immer wieder von Pesttoten. | ||
== Zerstörungen im 17. Jahrhundert == | |||
Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts stand im Zeichen mehrfacher Zerstörungen des Klosters Riddagshausen und das davor liegenden Neuenhofes. Zunächst kam es 1606 nach einem mißlungenen Eroberungsversuch der Hansestadt Braunschweig durch Herzog Heinrich Julius zu furchtbaren Ausschreitungen und Verwüstungen des Klosters Riddagshausen und der dazugehörenden Dörfer, da der Herzog während des Überfalls auf die Stadt sein Heerlager im Kloster genommen hatte. | |||
Es dauerte Jahre, bis alles wieder aufgebaut und hergestellt war. Kaum war das erreicht, da startete der neu angetretene Herzog Friedrich Ulrich 1615 einen erneuten, vergeblichen Versuch, die Stadt Braunschweig zu bezwingen. Die Truppen nahmen auch dieses Mal ihr Lager in und um das Kloster herum. Der Angriff war noch heftiger als zehn Jahre zuvor, allein in Riddagshausen wurden damals etwa 50 gefallene Soldaten begraben. Nach dem Rückzug der herzoglichen Truppen kam es wieder zur Rachezügen der Braunschweiger, in dessen Folge das Kloster und seine Dörfer 1616 zerstört wurden. Die Bewohnern mußten ein zweites Mal innerhalb von zehn Jahren von vorne anfangen. | |||
Nach Ausbruch des 30jährigen Krieges kamen 1626 die katholischen Truppen auch in die Braunschweiger Gegend (und somit nach Riddagshausen), um die Festung Wolfenbüttel, in der sich die Truppen des dänischen Königs festgesetzt hatten, zu erobern. In die Kämpfe wurden die Dörfer der ganzen Umgebung hineingezogen - die Bevölkerung floh nach Braunschweig. Durch die Überbevölkerung der Stadt und der daher verbundenen katastrophalen hygienischen Verhältnisse kam es zum Ausbruch der Pest, die auch in Neuhof zahlreiche Opfer forderte und einige Höfe brach liegen werden ließ. | |||
== Beschreibung 1802 == | == Beschreibung 1802 == | ||
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== Eingemeindung == | == Eingemeindung == | ||
Der westliche Teil der Feldmark, das sogenannte "Franzsche Feld" und der Nußberg, wurden 1925 zur Stadt Braunschweig eingemeindet. Schließlich kam am 1. April 1934 die gesamte Gemeinde an Braunschweig. | Der westliche Teil der Feldmark, das sogenannte "Franzsche Feld" und der Nußberg, wurden 1925 zur Stadt Braunschweig eingemeindet. Schließlich kam am 1. April 1934 die gesamte Gemeinde an Braunschweig. Gleichzeitig erhielt damals die heutige Ebertalle den Namen "Adolf-Hitler-Straße". | ||
== Gegenwart == | == Gegenwart == | ||
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== Höfe und Häuser == | == Höfe und Häuser == | ||
[[File:Neuhof_Skizze_1754.jpg|thumb|Neuhof vorm Kloster Riddagshausen 1754]] | |||
Diese Aufstellung bezieht sich auf die Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch die Auflösung des Rittergutes und der Klosterschäferei kam es zu Veränderungen, die hier noch nicht berücksichtigt sind: | |||
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|valign="top"|Amtsmannshaus | |valign="top"|Amtsmannshaus | ||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 2|Am Kreuzteich 3]] | |valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 2|Am Kreuzteich 3]] | ||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 3|Johanniterstraße 5]] | |valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 3|Johanniterstraße 5]] | ||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 4|Am Kreuzteich 9]] | |valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 4|Am Kreuzteich 9]] | ||
|valign="top"| | |valign="top"|Kothof | ||
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|valign="top"|Klosterschäferei | |valign="top"|Klosterschäferei | ||
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|valign="top"|Johanniterstraße 7 | |valign="top"|Johanniterstraße 7 | ||
|valign="top"|Schriftdiener-Wohnhaus | |valign="top"|Schriftdiener-Wohnhaus | ||
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|valign="top"|Brinksitzerstelle | |||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 8| | |valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 8| Ebertallee 64]] | ||
|valign="top"| | |valign="top"|Krug | ||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 9| Ebertallee 63]] | |||
|valign="top"|Brinksitzerstelle | |||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 11|Ebertallee 59]] | |||
|valign="top"|Kloster-Vogtei | |||
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|valign="top"|Am Kreuzteich 8 | |||
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|valign="top"|[[Riddagshausen Nr. 13|Hirtenhaus]] | |||
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|valign="top"|Am Kreuzteich 6 | |||
|valign="top"|Schulhaus | |||
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* 1591 Herman Christiani, aedituus | * 1591 Herman Christiani, aedituus | ||
== Schafmeister des Klosters == | |||
* 1570 - 1576 Hans Bessel | |||
* 1579 - 1605 Jacob Schöneian | |||
* 1609 - 1624 Bartoldt Funcken | |||
== Förster == | == Förster == | ||
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* 1835 - 1858 Rudolph Schmeltzer, Revierförster | * 1835 - 1858 Rudolph Schmeltzer, Revierförster | ||
* 1935 Hermann Schaper, Oberförster | * 1935 Hermann Schaper, Oberförster | ||
== Wohnplätze == | == Wohnplätze == |
Aktuelle Version vom 1. Juni 2010, 11:23 Uhr
Ritdageshvsen
Die alte Siedlung Ritdageshvsen wird zum ersten, aber auch letzten Mal 1146 erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte damals dem neugegründeten Kloster Mariazelle das Dorf Ritdageshvsen mit allem Zubehör an Land und Bewohnern.
Aus dem Ortsnamen lässt sich ablesen, dass die Siedlung vermutlich schon zwei bis drei Jahrhunderte länger existierte, denn die Endung -husen (-hausen) für einen Ortsnamen war in dieser Gegend nur bis zum frühen 10. Jh. üblich. Der erste Teil des Ortsnamens deutet auf den Gründer oder Grundherrn namens Ritdag hin.
Das Dorf wurde aber bald nach Inbesitznahme durch das Kloster aufgelöst und die Bewohner mußten weichen. Die Feldmark wurde nun von den Mönchen selbst bewirtschaftet. Es war die erste von vielen Siedlungen, die das Kloster in der Folgezeit einzog.
Wüstungen
Folgende Dörfer in der nahen Umgebung wurden ebenfalls vom Kloster erworben und "gelegt", d. h. die Bewohner vertrieben:
- Hünessen: Der Ort lag in der Gegend des heutigen Lünischteiches (noch 1605 Am Hünischen Teich genannt !) und der Mückenburg. Er wurde erstmals 1031 urkundlich erwähnt, als der Bischof von Halberstadt der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig Huneshem zuteilte. 1160 tauschte das Kloster Riddagshausen den Besitz und den Zehnten über Honeshem vom Blasiustift ein. Eine vom Kloster errichtete Grangie wurde bald nach 1226 aufgehoben und der Acker vom Kloster bzw. dem Neuenhof bewirtschaftet. Die Pfarrechte von St. Magni wurden vom Kloster 1226 abgefunden.
- Ottenrode: Diese Siedlung befand sich am nördlichen Fuße des Nußberges etwa an der Straße, die heute von Gliesmarode nach Braunschweig führt. 1031 wurde Ottonroth der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig zugeteilt und damit erstmals erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte dem Kloster Riddagshausen 1161 in Ottenrothe 12 ½ Hufen, von denen er zehn an die Familie Veltheim verlehnt und zwei vom Cyriacusstift eingetauscht hatte. Bertram von Veltheim wiederholte 1265 den Verzicht seines Vaters zugunsten des Klosters Riddagshausen auf Besitz in Oddenrode und im Nußberg. Der Nußberg war wegen seiner Steinbrüche sehr begehrt und so erhielt das Kloster 1296 von Herzog Albrecht auch die Erlaubnis, in diesem Steine zu brechen. Das Dorf Oddenrode wird bald danach aufgelöst worden sein. - Die Ottenroder Straße im heutigen Siegfriedviertel liegt übrigens an anderer Stelle !
Der Newe Hoff
Wohl in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, als das Kloster Riddagshausen die meisten Grangien auflöste und wieder Meier ansetzte, entstand neben dem Kloster eine Siedlung, ursprünglich wohl nur ein Hof, der sogenannte Newe Hoff. Vermutlich haben sich hier auch Bewohner der aufgelösten Bauernsiedlungen Ottenrode (am Nordrand des Nußberges), Hünessen (am Lünischteich) und Kaunum (an der Wabe zwischen Riddagshausen und Schöppenstedter Turm gelegen) niedergelassen. Das Kloster war Grundherr aller Höfe und übte die volle Gerichtsbarkeit im Dorfe sowie das Untergericht auf der Feldmark aus, gleichfalls zog es den Zehnten ein. Eine Kirche war nicht vorhanden, sondern die Bewohner waren zum Kloster Riddagshausen eingepfarrt.
Die Pest 1577/78
In den Jahren 1577 und 1578 wurde Neuhof besonders schwer von der Pestepedemie heimgesucht. Die Krankheit wurde vermutlich von einem Braunschweiger, der aus der Stadt ausgeschlossen und im Kruge vorm Klosters Riddagshausen eine Bleibe gefunden hatte, eingeschleppt. Es starben fast 40 Personen; am schlimmsten erging es dem Kuhhirten, dem alle acht Kinder starben. Der Pastor des Klosters, Peter Wiendruwe, verschwand Ende 1578 und kehrte erst nach Monaten zurück, nachdem sich die Lage entspannt hatte. Aber auch später berichtet das Kirchenbuch immer wieder von Pesttoten.
Zerstörungen im 17. Jahrhundert
Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts stand im Zeichen mehrfacher Zerstörungen des Klosters Riddagshausen und das davor liegenden Neuenhofes. Zunächst kam es 1606 nach einem mißlungenen Eroberungsversuch der Hansestadt Braunschweig durch Herzog Heinrich Julius zu furchtbaren Ausschreitungen und Verwüstungen des Klosters Riddagshausen und der dazugehörenden Dörfer, da der Herzog während des Überfalls auf die Stadt sein Heerlager im Kloster genommen hatte.
Es dauerte Jahre, bis alles wieder aufgebaut und hergestellt war. Kaum war das erreicht, da startete der neu angetretene Herzog Friedrich Ulrich 1615 einen erneuten, vergeblichen Versuch, die Stadt Braunschweig zu bezwingen. Die Truppen nahmen auch dieses Mal ihr Lager in und um das Kloster herum. Der Angriff war noch heftiger als zehn Jahre zuvor, allein in Riddagshausen wurden damals etwa 50 gefallene Soldaten begraben. Nach dem Rückzug der herzoglichen Truppen kam es wieder zur Rachezügen der Braunschweiger, in dessen Folge das Kloster und seine Dörfer 1616 zerstört wurden. Die Bewohnern mußten ein zweites Mal innerhalb von zehn Jahren von vorne anfangen.
Nach Ausbruch des 30jährigen Krieges kamen 1626 die katholischen Truppen auch in die Braunschweiger Gegend (und somit nach Riddagshausen), um die Festung Wolfenbüttel, in der sich die Truppen des dänischen Königs festgesetzt hatten, zu erobern. In die Kämpfe wurden die Dörfer der ganzen Umgebung hineingezogen - die Bevölkerung floh nach Braunschweig. Durch die Überbevölkerung der Stadt und der daher verbundenen katastrophalen hygienischen Verhältnisse kam es zum Ausbruch der Pest, die auch in Neuhof zahlreiche Opfer forderte und einige Höfe brach liegen werden ließ.
Beschreibung 1802
Aus "Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg" von 1802:
[...] Neuhof, das hart am Kloster liegende Dorf, welches dahin eingepfarrt ist, mit 1 adlichen Gute, 1 Schule, die der Prior[1] besetzt, 1 Ackerhofe, 3 Kothöfen und 7 Brinksitzerstellen. Die Zahl der daselbst und zu Riddagshausen befindlichen Feuerstellen beläuft sich auf 21, und die Menschenzahl auf 296 mit Einschluß des Klosters. Das Gut steht mit 7 Ggr. in der Rittermatrikel und gehört jetzt der Geberschen Familie, die es von der von Hugoschen erkauft hat.
Der Grüne=Jäger, ein nahe bei Riddagshausen belegenes Wirtshaus in dem angenehmen Klosterholze, welches dahin eingepfarrt ist.
Riddagshausen - Neuhof
1822 wurde Neuhof mit der Klosterdomäne Riddagshausen zu einer Gemeinde vereinigt; 1872 kamen der "Grüne Jäger" und 1888 die "Moorbreite" hinzu.
Eingemeindung
Der westliche Teil der Feldmark, das sogenannte "Franzsche Feld" und der Nußberg, wurden 1925 zur Stadt Braunschweig eingemeindet. Schließlich kam am 1. April 1934 die gesamte Gemeinde an Braunschweig. Gleichzeitig erhielt damals die heutige Ebertalle den Namen "Adolf-Hitler-Straße".
Gegenwart
Seit 1968 engagiert sich die "Bürgerschaft Riddagshausen mit Freundeskreis e.V." - zunächst geleitet vom Unternehmer Richard Borek, später von dessen Sohn Henning - für den Erhalt und die Verschönerung des Ortsbildes. Insbesondere galt es die vom Einsturz bedrohte Klosterkirche zu sanieren und im Torbogenhaus des Klosters ein Zisterziensermuseum einzurichten. Aufgrund von Privatinitiative wurden von 1968 bis 1980 mehrere alte Bauernhäuser aus dem Braunschweiger Land in den Bereich zwischen den Bächen Mittelriede und Wabe versetzt.
Die ausgedehnte Teichlandschaft in Riddagshausen ist auf die Tätigkeit der Zisterziensermönche zurückzuführen, die die damals sehr sumpfige Gegend entwässerten und Fischteiche anlegten. Von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch elf, wovon der Schapenbruchteich, der Mittelteich und der Kreuzteich die größten sind.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | |
---|---|---|
Kloster Riddagshausen | Neuhof | |
1605 | 2 Ackerhöfe, 8 Kothöfe | |
1619 | 3 Ackerhöfe, 4 Kothöfe | |
1663 | 27 (a)[2], 21 (b)[3] über 14 Jahre | 65 (a, b) |
1753 | 1 Ackerhof, 4 Kothöfe, 1 Brinksitzerstelle | |
1774 | 98 | |
1793 | 296 | |
1823 | 349 | |
1858 | 432 | |
1885 | 601 Personen, 46 Häuser | |
1905 | 807 Personen, 86 Häuser | |
1933 | 1133 Personen, 142 Häuser |
Höfe und Häuser
Diese Aufstellung bezieht sich auf die Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch die Auflösung des Rittergutes und der Klosterschäferei kam es zu Veränderungen, die hier noch nicht berücksichtigt sind:
Nr. ass. | heutige Adresse | Kataster 1753 |
---|---|---|
1 | Am Kreuzteich 7 | Amtsmannshaus |
2 | Am Kreuzteich 3 | Rittergut |
3 | Johanniterstraße 5 | Ackerhof |
4 | Am Kreuzteich 9 | Kothof |
5 | Klosterschäferei | |
6 | Johanniterstraße 7 | Schriftdiener-Wohnhaus |
7 | Johanniterstraße 8 | Brinksitzerstelle |
8 | Ebertallee 64 | Krug |
9 | Ebertallee 63 | Brinksitzerstelle |
10 | Ebertallee 61 | Priorenwitwenhaus |
11 | Ebertallee 59 | Kloster-Vogtei |
12 | Am Kreuzteich 8 | Klostergerichtshof |
13 | Hirtenhaus | |
14 | Am Kreuzteich 6 | Schulhaus |
15 | Anbauerstelle | |
16 | Nehrkornweg 2 | Entenmeister und Fischerknecht |
17 | Fischerweg 1 | Fischerhaus |
Opferleute, Küster und Lehrer
- 1591 Herman Christiani, aedituus
Schafmeister des Klosters
- 1570 - 1576 Hans Bessel
- 1579 - 1605 Jacob Schöneian
- 1609 - 1624 Bartoldt Funcken
Förster
- 1835 - 1858 Rudolph Schmeltzer, Revierförster
- 1935 Hermann Schaper, Oberförster
Wohnplätze
Zur Riddagshausen gehör(t)en auch folgende, einzeln liegende Wohnplätze und Siedlungen:
- Mastbruch: Pfalzgraf Heinrich übereignete 1224 dem Kloster Riddagshausen eine bis dahin an den Marschall Willekin verlehnte und von diesem verkaufte Holzgerechtsame im Wald Astbroch. Herzog Heinrich schenkte dem Kloster 1280 den Wald Astbrok. Diese Waldung zog sich nördlich der Helmstedter Straße vom heutigen Hauptfriedhof bis zur Kreuzung am Schöppenstedter Turm hin und ging dann in die Buchhorst über. Im 19. Jahrhundert wurden an der Straße eine Wegegeldeinnehmerhaus und später eine Ziegelei errichtet, die im 1. Weltkrieg ihren Betrieb einstellte. In den folgenden Jahren wurde der Wald gerodet und es entstanden Einfamilienhäuser, die zur Gemeinde Riddagshausen gehörten und mit dieser 1934 nach Braunschweig eingemeindet wurden.
- Fischerhaus: Dieses Gebäude nordöstlich von Riddagshausen am Schapenbruchteich diente dem Fischmeister des Klosters als Wohnung und wird schon im Erbregister 1605 aufgeführt. In der Dorfbeschreibung von 1753 heißt es Fischerhaus am großen Teiche und erhielt die Nr. ass. 17. Ein Kleines Fischerhaus am Forellenteiche, das die Nr. ass. 17 b trug, wurde anscheinend um 1837 abgebrochen.
- Entenfang: Schon die Dorfbeschreibung von 1753 erwähnt dieses 0,7 km nordöstlich von Riddagshausen gelegene Entenfängerhaus, später auch als Entenmeisterhaus bezeichnet.
- Grüner Jäger: 1744 ließ der Justitiar des Klosters Riddagshausen Selig an der Buchhorst einen Garten mit Wohn-, Gärtner- und Lusthaus anlegen. Seine Erben verkauften die Anlage an die Klosterratsstube, die sie ihrerseits mit Schankgerechtigkeit austattete und ab 1777 verpachtete. Bis 1960 hielt hier auch die Eisenbahn von Braunschweig nach Helmstedt.
- Mückenburg und Am Brotwege: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde westlich von Riddagshausen ein Feldhüterhaus auf der Mückenburg errichtet, auch als Feldhüterhaus am Moorteiche oder einfach nur als Mückenburg bezeichnet. Neben diesem Gebäude entstanden um 1900 ein Bahnwärterhaus und nach 1925 weitere Häuser. Gleichzeitig wurden am östlich des Braunschweiger Hauptfriedhof nach Riddagshausen führenden Brotwege die Siedlung Am Brotwege erbaut.
- Trainieranstalt: Der Hofjägermeister von Veltheim, Kammerrat von Veltheim-Destedt und Graf Gneisenau in Sommerschenburg erbauten 1839 an der Straße von Braunschweig nach Riddagshausen (heute Georg-Westermann-Allee) auf der Riddagshäuser Klosterländerei einen Rennstall mit Wohngebäude für den Trainer. Das Grundstück erhielt die Versicherungsnummer Riddagshausen Nr. 25.
- Im Nußberge: Östlich am Nußberg wurde etwa 1869 ein Haus als Eigentum des Infanterie-Regiments 92 erbaut. Es diente von 1871 bis 1880 als Militär-Schießhaus, von 1885 bis 1910 als Wachthaus für Schießstände und danach als Wohnhaus der Gemeinde Riddagshausen. 1925 wurde das Gebäude nach Braunschweig eingemeindet und 1962 abgerissen.
- Zu den Linden: Erscheint nur im Ortsverzeichnis von 1885.
- Buchhorst: Die Karte von Braunschweig und Umgebung von 1885 weist südöstlich von Riddagshausen einen Militärschießstand in der Waldung Buchhorst auf. Es wohnte hier auch der Aufseher der Anlage.
- Moritzburg: Dieses im Ortsverzeichnis von 1890 bis 1900 und in der Reichskarte von 1929 eingetragene Wohnhaus stand an der Helmstedter Straße und wurde später in den Hauptfriedhof der Stadt Braunschweig einbezogen.
- Jägerhof: Aufgrund des Gesetzes über die Errichtung einer Hermann-Göring-Stiftung wurden in der Nähe des Gasthauses Grüner Jäger an und in der Buchhorst mehrere Gebäudekomplexe errichtet. Die Einweihung des Reichsjägerhofes Hermann Göring fand im Mai 1935 statt. Nach 1945 nutzte die niedersächsischen Forstverwaltung das Areal, u. a. als Forstamt Jägerhof und für das Forsteinrichtung- und Vermessungsamt.
Maße
1 Hufe = ca. 24 Morgen
1 Morgen = 120 Ruthen
1 Hektar = 4 Morgen
Literatur
- G. Hassel und K. Bege: Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg, Erster Band. Braunschweig 1802
- Karl Kayser: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen 1542 bis 1544. Göttingen 1897
- Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig. Hildesheim 1967
- Annette von Boetticher: Gütererwerb und Wirtschaftsführung des Zisterzienserklosters Riddagshausen bei Braunschweig im Mittelalter. Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins, Braunschweig 1990
- Horst-Rüdiger Jarck: Braunschweigisches Bibliographisches Lexikon. Braunschweig 2006
Quellen
- Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen 1569 - 1712 (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 1 Kb 946)
- Brandversicherungskataster von Neuhof aus dem Jahre 1753
- Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und größeren Höfe im Freistaat Braunschweig, Niekammer's Güter-Adressbücher Band XIV, Reichenbach'sche Buchhandlung, Leipzig 1920
- Braunschweigisches Adreßbuch von 1935 und 1969
Weblinks
- Porträt von Riddagshausen auf der Homepage der Stadt Braunschweig
- Kloster Riddagshausen in Wikipedia
- Familienbuch der Riddagshäuser Klosterdörfer
Fußnoten
Kloster Riddagshausen | |
Riddagshausen (Neuhof) | Gliesmarode | Querum | Klein Schöppenstedt | Schöppenstedter Turm | Mascherode |