Herforder Chronik (1910)/316: Unterschied zwischen den Versionen
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über noch schwebende Streitpunkte Aufschluß geben könnten. Um aber das Selbstgefühl der Herforder möglichst zu schonen, hatte er angeordnet, daß die Durchsuchung jedesmal im Beisein von Ratsdeputierten zu geschehen habe, daß die von den brandenburgischen Räten gewünschten Stücke nur gegen einen Schein ausgeliefert, nach genommener Abschrift wiedergebracht und die Türen des Archivs nach Beendigung des Geschäfts wieder versiegelt werden müßten. | |||
Über alle Vorgänge der drei letzten Tage hatte der Notar J. H. Pothorst im Hause des Ratsverwandten Anton Hollmann „in der großen Stuben <ref>Aus dieser „großen Stuben“ befindet sich im hiesigen Museum eine kleine Fensterscheibe mit Glasmalerei und der Inschrift: „Anthon Holmann, Lohnherr der Stadt Herford 1667"</ref> ein Protokoll aufgenommen, welches die Beilage Nr. 11 der Grdl. Ded. bildet und uns zur Grundlage unserer Darstellung dieser für Herford so bedeutungsvollen Ereignisse gedient hat. Unser Chronist erzählt ferner, der Kurfürst habe sich von der Sparenburg | |||
„gen Cleve zu Ihrer dahmaligen residentz wieder erhoben. Gott helffe und gebe unß gnedig ferner was zeittlich und ewig nutz und Sehlig.“ | |||
Der Kurfürst hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht, Herford war überwältigt, die Herforder hatten ihm den Eid der Treue gelobt. | |||
Doch wie fern war die Zeit der Ruhe! | |||
Die Stadt hatte sich der Hoffnung hingegeben, der Kurfürst werde nun nach erfolgter Huldigung den Herfordern ihre drückendste Last, die Garnison, abnehmen, um den fast ruinierten Bürgern ein Aufatmen nach den schrecklichen Kriegsjahren zu ermöglichen, damit sie frischen Mut zu neuer Arbeit fassen möchten, - weit gefehlt! Den unausgesetzten Klagen und untertänigsten Bittschriften gegenüber, welche der Rat in bezug auf die Wegnahme der Soldaten an ihn richtete, blieb er kühl, seine eiserne Hand ruhte schwer auf der Stadt. Und wie er nur ganz allmählich die Deokkupation (Fortnahme der Truppen) vor sich gehen ließ, geht aus den Worten des Chronisten hervor: | |||
„Ob nun woll uff <tt>praestirtes homagium</tt> (d. i. nach geleistetem Huldigungseide) die Stadt Herford underthenigster Hoffnung gestanden, der eingelegten Guarnison von einer starcken Compagney zu Pferde und 8 Compagney zu Fuß entledigt zu werden, ist doch nichts, vieller underthenigsten flehens, Ansuchens und bittens ungeachttet zu erhalten gewesen, bis endlich Anno 1648 den 9. Nov. Herrn Capitain Hartenfeldts Compagney heraus genommen, ... die Compagnie zu Roß wie denn auch die 7. Comp. zu Fuß verlegt worden.“ | |||
„Anno 1649 sein nach und nach etzliche Stücke des groben Geschützes, an die elff stücke, vom Wall und Vestung theilß heimlich und verdeckter weise, theilß aber offenbahr, wie auch nachgehende die laveten (Lafetten) ... sambt einem guten theill Munition an kugeln und Pulver, den Stücken (Kanonen) nach, gen Sparenberg geführet und daselbst wieder gesetzet worden. Zu waß Ende weiß man nicht.“ | |||
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über noch schwebende Streitpunkte Aufschluß geben könnten. Um aber das Selbstgefühl der Herforder möglichst zu schonen, hatte er angeordnet, daß die Durchsuchung jedesmal im Beisein von Ratsdeputierten zu geschehen habe, daß die von den brandenburgischen Räten gewünschten Stücke nur gegen einen Schein ausgeliefert, nach genommener Abschrift wiedergebracht und die Türen des Archivs nach Beendigung des Geschäfts wieder versiegelt werden müßten.
Über alle Vorgänge der drei letzten Tage hatte der Notar J. H. Pothorst im Hause des Ratsverwandten Anton Hollmann „in der großen Stuben [1] ein Protokoll aufgenommen, welches die Beilage Nr. 11 der Grdl. Ded. bildet und uns zur Grundlage unserer Darstellung dieser für Herford so bedeutungsvollen Ereignisse gedient hat. Unser Chronist erzählt ferner, der Kurfürst habe sich von der Sparenburg
„gen Cleve zu Ihrer dahmaligen residentz wieder erhoben. Gott helffe und gebe unß gnedig ferner was zeittlich und ewig nutz und Sehlig.“
Der Kurfürst hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht, Herford war überwältigt, die Herforder hatten ihm den Eid der Treue gelobt.
Doch wie fern war die Zeit der Ruhe!
Die Stadt hatte sich der Hoffnung hingegeben, der Kurfürst werde nun nach erfolgter Huldigung den Herfordern ihre drückendste Last, die Garnison, abnehmen, um den fast ruinierten Bürgern ein Aufatmen nach den schrecklichen Kriegsjahren zu ermöglichen, damit sie frischen Mut zu neuer Arbeit fassen möchten, - weit gefehlt! Den unausgesetzten Klagen und untertänigsten Bittschriften gegenüber, welche der Rat in bezug auf die Wegnahme der Soldaten an ihn richtete, blieb er kühl, seine eiserne Hand ruhte schwer auf der Stadt. Und wie er nur ganz allmählich die Deokkupation (Fortnahme der Truppen) vor sich gehen ließ, geht aus den Worten des Chronisten hervor:
„Ob nun woll uff praestirtes homagium (d. i. nach geleistetem Huldigungseide) die Stadt Herford underthenigster Hoffnung gestanden, der eingelegten Guarnison von einer starcken Compagney zu Pferde und 8 Compagney zu Fuß entledigt zu werden, ist doch nichts, vieller underthenigsten flehens, Ansuchens und bittens ungeachttet zu erhalten gewesen, bis endlich Anno 1648 den 9. Nov. Herrn Capitain Hartenfeldts Compagney heraus genommen, ... die Compagnie zu Roß wie denn auch die 7. Comp. zu Fuß verlegt worden.“
„Anno 1649 sein nach und nach etzliche Stücke des groben Geschützes, an die elff stücke, vom Wall und Vestung theilß heimlich und verdeckter weise, theilß aber offenbahr, wie auch nachgehende die laveten (Lafetten) ... sambt einem guten theill Munition an kugeln und Pulver, den Stücken (Kanonen) nach, gen Sparenberg geführet und daselbst wieder gesetzet worden. Zu waß Ende weiß man nicht.“
- ↑ Aus dieser „großen Stuben“ befindet sich im hiesigen Museum eine kleine Fensterscheibe mit Glasmalerei und der Inschrift: „Anthon Holmann, Lohnherr der Stadt Herford 1667"