Herforder Chronik (1910)/141: Unterschied zwischen den Versionen
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der Stadtname hierwe neben dem heut ortsüblichen herwede gebraucht wird. | |||
Gleichfalls abzuweisen ist die Vermutung einiger, der Name Herford sei aus Werrefurt entstanden, denn unser Fluß heißt von den ältesten Schriftdenkmalern an bis ins 19. Jahrhundert hinein nie Werre, sondern immer Uuernaa, Warnaha, Wehrne, erst die neueste Zeit hat den Buchstaben „n“ fallen lassen und den heut gebräuchlichen Namen gebildet. Hatte das Mittelalter mit dem Namen Herford eine durch den Fluß Werne gehende Furt bezeichnen wollen, so hätte es „Wernefurt“ sagen müssen. Dieser Name findet sich aber nirgends. | |||
Versuchen wir unsere Deutungskunst. | |||
Der um die Namenforschung verdiente gründliche Kenner altdeutscher Sprache E. Förstemann hat aus altdeutschen Schriftwerken eine lange Reihe von Namen unserer Stadt in seinem altdeutschen Namenbuch zusammengestellt. Als ersten nennt er den Namen <tt>herifurd</tt>, der aus einem Werke des 9. Jahrhunderts stammt. Von da an erscheint der Name mit geringen Veränderungen als <tt>heriuurti, heriuorde, heruuorde</tt> u. a. m. Wie der genannte Forscher feststellt, ist der erste Teil des Namens <tt>heri</tt> auf den althochdeutschen Stamm <tt>hari</tt> zurückzuführen, ein Stamm, der in allen altnordischen, dem Germanischen verwandten Sprachen fast gleichlautend wiederkehrend, eine versammelte Volksmenge, eine Schar, ein Volk oder Heer bezeichnet. | |||
Den zweiten Namensteil <tt>furt</tt> erklärt derselbe Gelehrte für ein seichtes Wasser, eine seichte Stelle, Untiefe, Furt, wobei, wie Schiller und Lübben in ihrem mittelniederdeutschen Wörterbuch angeben, nicht stets an einen Weg oder Steg über ein Wasser, sondern auch an einen Paß, Durchgang und Weg überhaupt zu denken sei. | |||
Danach könnte man die Zusammenstellung der beiden Stämme <tt>heri-furd</tt> mit Heeresstraße, Durchzugsort übersetzen, worunter dann ein Ort zu verstehen wäre, den die von irgendwelcher Seite her unsern Gau durchziehenden Völkerscharen auf den von der Natur gewiesenen Wegen notwendigerweise berühren mußten. | |||
Fragst du, lieber Leser, welches diese Wege sind und welche Völkerscharen sie benutzt haben, so mußt du, um die Antwort recht zu begreifen, zunächst wieder auf die Höhen steigen, von denen du vorher das Ravensberger Land überschaut hast. | |||
Da siehst du, wie die von <tt>SW</tt> aus der Bielefelder Gegend herfließende Aa und die von <tt>SO</tt> aus dem Lippeschen kommende Werre das Herforder Hügelland fast in der Mitte durchschneiden. Gleich unterhalb der Stadt, am Kreuzkolk, nimmt die größere Werre die kleine Aa auf, hat sich, so verstärkt, nach Norden einen Weg gebahnt und zwischen Homberg und Schweichelner Bergen eine breite Pforte erschlossen, welche für die Völkerzüge aller Zeiten bis zum heutigen Tage von der größten Bedeutung gewesen ist. Freilich lassen sich urkundliche Belege dafür, daß die Scharen der Völkerwanderung von den |
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der Stadtname hierwe neben dem heut ortsüblichen herwede gebraucht wird.
Gleichfalls abzuweisen ist die Vermutung einiger, der Name Herford sei aus Werrefurt entstanden, denn unser Fluß heißt von den ältesten Schriftdenkmalern an bis ins 19. Jahrhundert hinein nie Werre, sondern immer Uuernaa, Warnaha, Wehrne, erst die neueste Zeit hat den Buchstaben „n“ fallen lassen und den heut gebräuchlichen Namen gebildet. Hatte das Mittelalter mit dem Namen Herford eine durch den Fluß Werne gehende Furt bezeichnen wollen, so hätte es „Wernefurt“ sagen müssen. Dieser Name findet sich aber nirgends.
Versuchen wir unsere Deutungskunst.
Der um die Namenforschung verdiente gründliche Kenner altdeutscher Sprache E. Förstemann hat aus altdeutschen Schriftwerken eine lange Reihe von Namen unserer Stadt in seinem altdeutschen Namenbuch zusammengestellt. Als ersten nennt er den Namen herifurd, der aus einem Werke des 9. Jahrhunderts stammt. Von da an erscheint der Name mit geringen Veränderungen als heriuurti, heriuorde, heruuorde u. a. m. Wie der genannte Forscher feststellt, ist der erste Teil des Namens heri auf den althochdeutschen Stamm hari zurückzuführen, ein Stamm, der in allen altnordischen, dem Germanischen verwandten Sprachen fast gleichlautend wiederkehrend, eine versammelte Volksmenge, eine Schar, ein Volk oder Heer bezeichnet.
Den zweiten Namensteil furt erklärt derselbe Gelehrte für ein seichtes Wasser, eine seichte Stelle, Untiefe, Furt, wobei, wie Schiller und Lübben in ihrem mittelniederdeutschen Wörterbuch angeben, nicht stets an einen Weg oder Steg über ein Wasser, sondern auch an einen Paß, Durchgang und Weg überhaupt zu denken sei.
Danach könnte man die Zusammenstellung der beiden Stämme heri-furd mit Heeresstraße, Durchzugsort übersetzen, worunter dann ein Ort zu verstehen wäre, den die von irgendwelcher Seite her unsern Gau durchziehenden Völkerscharen auf den von der Natur gewiesenen Wegen notwendigerweise berühren mußten.
Fragst du, lieber Leser, welches diese Wege sind und welche Völkerscharen sie benutzt haben, so mußt du, um die Antwort recht zu begreifen, zunächst wieder auf die Höhen steigen, von denen du vorher das Ravensberger Land überschaut hast.
Da siehst du, wie die von SW aus der Bielefelder Gegend herfließende Aa und die von SO aus dem Lippeschen kommende Werre das Herforder Hügelland fast in der Mitte durchschneiden. Gleich unterhalb der Stadt, am Kreuzkolk, nimmt die größere Werre die kleine Aa auf, hat sich, so verstärkt, nach Norden einen Weg gebahnt und zwischen Homberg und Schweichelner Bergen eine breite Pforte erschlossen, welche für die Völkerzüge aller Zeiten bis zum heutigen Tage von der größten Bedeutung gewesen ist. Freilich lassen sich urkundliche Belege dafür, daß die Scharen der Völkerwanderung von den