Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/372: Unterschied zwischen den Versionen
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1766, war seit 1705 Conrector zu Lemgo. „Der Gottesdienst wurde alles Schmuckes besonders seiner schönen Liturgie beraubt, welche der Verfasser (Dr. Clemen) sich noch erinnert, in seiner frühen Jugend vom Chore her, unter Leitung des musik- und gesangkundigen Kantors Rommel, zu seiner großen Freude mitgesungen zu haben. Alles wurde nach rationalistischer Art kahl gemacht, den lutherischen Gemeinden Lemgos war in aller Stille ihr lutherischer Katechismus entwendet ec. der des Pastors Pilger, eines trivial-rationalistischen Predigers bei Soest untergeschoben, eins der schlechtesten unter den schlechten Religionsbüchern, wie es denn auch von der westfälischen Provinzialsynode unbedingt verworfen worden ist. Auch hier war ein Gesangbuch in Gebrauch, welches von den | 1766, war seit 1705 Conrector zu Lemgo. „Der Gottesdienst wurde alles Schmuckes besonders seiner schönen Liturgie beraubt, welche der Verfasser (<tt>'''Dr.'''</tt> Clemen) sich noch erinnert, in seiner frühen Jugend vom Chore her, unter Leitung des musik- und gesangkundigen Kantors Rommel, zu seiner großen Freude mitgesungen zu haben. Alles wurde nach rationalistischer Art kahl gemacht, den lutherischen Gemeinden Lemgos war in aller Stille ihr lutherischer Katechismus entwendet ec. der des Pastors Pilger, eines trivial-rationalistischen Predigers bei Soest untergeschoben, eins der schlechtesten unter den schlechten Religionsbüchern, wie es denn auch von der westfälischen Provinzialsynode unbedingt verworfen worden ist. Auch hier war ein Gesangbuch in Gebrauch, welches von den sämmtlichen Gesängen Luthers nur zwei unverfälscht, zwei andere ganz verstümmelt enthält und sogar das Heldenlied „Ein' feste Burg ist unser Gott“ vorn und hinten mit ein paar Versen verkleistert hat. (Clemen S. 22 und 35.)“ Daß nun sowohl in der Nicolai- als Mariengemeinde viel geistlicher Schlaf und Tod war, läßt sich denken. | ||
29. Das unbestrittene Verdienst, durch lebendige evangelische Predigt die Gemeinde aus demselben erweckt zu haben und vielen Bewohnern Lemgos und der Umgegend ein treuer Führer zu dem, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, geworden zu sein, hat der am 22. Mai 1833 zum Prediger auf die Neustadt gewählte | '''29.''' Das unbestrittene Verdienst, durch lebendige evangelische Predigt die Gemeinde aus demselben erweckt zu haben und vielen Bewohnern Lemgos und der Umgegend ein treuer Führer zu dem, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, geworden zu sein, hat der am 22. Mai 1833 zum Prediger auf die Neustadt gewählte {{Sperrschrift|Andreas Ferdinand Clemen}} von 1838—1847, Sohn des unter Nr. 27 genannten Pastors Clemen, welcher seinen evangelischen Standpunkt der Gemeinde in seiner Wahlpredigt am 13. Mai 1838 über den Text Röm. 8,3l—34 „Ist Gott für uns, wer will wider uns sein“ ec. und über den Satz: Welch einen köstlichen Trost es giebt, zu wissen, Gott hat uns seinen eigenen Sohn dahin gegeben 1) in aller Seelennoth, 2) in aller Leibesnoth darlegte. Clemens Predigten versammelten, obgleich ihm keine gerade hervorragende Gaben, Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit zur Seite standen, durch ihre Wahrheit, Innigkeit und den Grund, auf dem sie standen, sonntäglich eine solche Menge Städter und reformirter Landleute in der Marienkirche, daß das große Gotteshaus gedrängt voll war. Die Sache der Mission hat Clemen im Lippischen besonders angeregt und gefördert. Er ist, soviel wir wissen, der Gründer des ersten lipp. Enthaltsamkeits- und Jünglingsvereins und hat mit mehreren Freunden und Freundinnen den Grund zur jetzigen blühenden Kleinkinderbewahranstalt gelegt. Clemen ist der Verfasser eines Gesangbuches unter dem Titel: Kern und Mark deutscher Kirchenlieder. Lemgo 1814 und der Herausgeber einer Predigtsammlung: Evangelische Zeugnisse aus dem Lippischen. |
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1766, war seit 1705 Conrector zu Lemgo. „Der Gottesdienst wurde alles Schmuckes besonders seiner schönen Liturgie beraubt, welche der Verfasser (Dr. Clemen) sich noch erinnert, in seiner frühen Jugend vom Chore her, unter Leitung des musik- und gesangkundigen Kantors Rommel, zu seiner großen Freude mitgesungen zu haben. Alles wurde nach rationalistischer Art kahl gemacht, den lutherischen Gemeinden Lemgos war in aller Stille ihr lutherischer Katechismus entwendet ec. der des Pastors Pilger, eines trivial-rationalistischen Predigers bei Soest untergeschoben, eins der schlechtesten unter den schlechten Religionsbüchern, wie es denn auch von der westfälischen Provinzialsynode unbedingt verworfen worden ist. Auch hier war ein Gesangbuch in Gebrauch, welches von den sämmtlichen Gesängen Luthers nur zwei unverfälscht, zwei andere ganz verstümmelt enthält und sogar das Heldenlied „Ein' feste Burg ist unser Gott“ vorn und hinten mit ein paar Versen verkleistert hat. (Clemen S. 22 und 35.)“ Daß nun sowohl in der Nicolai- als Mariengemeinde viel geistlicher Schlaf und Tod war, läßt sich denken.
29. Das unbestrittene Verdienst, durch lebendige evangelische Predigt die Gemeinde aus demselben erweckt zu haben und vielen Bewohnern Lemgos und der Umgegend ein treuer Führer zu dem, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, geworden zu sein, hat der am 22. Mai 1833 zum Prediger auf die Neustadt gewählte Andreas Ferdinand Clemen von 1838—1847, Sohn des unter Nr. 27 genannten Pastors Clemen, welcher seinen evangelischen Standpunkt der Gemeinde in seiner Wahlpredigt am 13. Mai 1838 über den Text Röm. 8,3l—34 „Ist Gott für uns, wer will wider uns sein“ ec. und über den Satz: Welch einen köstlichen Trost es giebt, zu wissen, Gott hat uns seinen eigenen Sohn dahin gegeben 1) in aller Seelennoth, 2) in aller Leibesnoth darlegte. Clemens Predigten versammelten, obgleich ihm keine gerade hervorragende Gaben, Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit zur Seite standen, durch ihre Wahrheit, Innigkeit und den Grund, auf dem sie standen, sonntäglich eine solche Menge Städter und reformirter Landleute in der Marienkirche, daß das große Gotteshaus gedrängt voll war. Die Sache der Mission hat Clemen im Lippischen besonders angeregt und gefördert. Er ist, soviel wir wissen, der Gründer des ersten lipp. Enthaltsamkeits- und Jünglingsvereins und hat mit mehreren Freunden und Freundinnen den Grund zur jetzigen blühenden Kleinkinderbewahranstalt gelegt. Clemen ist der Verfasser eines Gesangbuches unter dem Titel: Kern und Mark deutscher Kirchenlieder. Lemgo 1814 und der Herausgeber einer Predigtsammlung: Evangelische Zeugnisse aus dem Lippischen.