Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/028: Unterschied zwischen den Versionen

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vielen Fällen höchst vernünftig  bei  noch allzugroßer Jugend der Supplikanten sie verweigert, sie aber auch aus untriftigen  Gründen  und  aus  Laune verweigern  kann. Dieses Lohnarbeiterverhältniß,  wie  es  bei dem größten Theile  der Bevölkerung Mecklenburgs  besteht,  ist  ein  ' zig in Europa,  wenigstens  in dem gebildeten Theile Europa's  und  kommt in  dieser  Ausdehnung  nur  noch unter verschiedenen doch milderen Modificationen in dem so  tief heruntergekommenen Italien  vor.    Es  giebt keine eigentliche  Mittelclasse  in Mecklenburg,  wenigstens keine  zahlreiche  Mittelclasse,  wodurch  England  z.B. trotz seiner  vielen  ganz  besitzlosen Fabrikarbeiter  so hervorragt.    Noch heut  zu Tage ist Mecklenburg, dieser gesegnete „Kornsack", wie der große Friedrich das Land, das er so wenig  wie Polen leiden mochte, nannte, das volksärmste    unter  den  sämmtlichen    fünfunddreißig deutschen Staaten  und das mecklenburgische Landvolk, die vielen Tausende freier Arbeiter sind eine Tagelöhnerbevölkerung,  die  zu  den  ärmsten  Bevölkerungen in Deutschland gehört.    Noch  heut zu Tage  sind die Fürsten  von  Mecklenburg,  altslavi scher  Abkunft,  die ohnmächtigsten Fürsten von Deutschland, ja von Europa, es sind Fürsten, die von Alters her in  der drückendsten Schuldenabhängigkeit lebten *), Fürsten, die, wie einer von


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vielen Fällen höchst vernünftig bei noch allzugroßer Jugend der Supplikanten sie verweigert, sie aber auch aus untriftigen  Gründen und aus Laune verweigern kann. Dieses Lohnarbeiterverhältniß, wie es bei dem größten Theile der Bevölkerung Mecklenburgs  besteht, ist {{Sperrschrift|einzig in Europa,}} wenigstens in dem gebildeten Theile Europa's und kommt in dieser Ausdehnung nur noch unter verschiedenen doch milderen Modificationen in dem so tief heruntergekommenen {{Sperrschrift|Italien}} vor. Es giebt keine eigentliche Mittelclasse in Mecklenburg, wenigstens keine zahlreiche Mittelclasse, wodurch {{Sperrschrift|England}} z.B. trotz seiner vielen ganz besitzlosen Fabrikarbeiter so hervorragt. Noch heut zu Tage ist Mecklenburg, dieser gesegnete „Kornsack", wie der große {{Sperrschrift|Friedrich}} das Land, das er so wenig wie Polen leiden mochte, nannte, {{Sperrschrift|das volksärmste}} unter den sämmtlichen fünfunddreißig deutschen Staaten und das mecklenburgische Landvolk, die vielen Tausende freier Arbeiter sind eine {{Sperrschrift|Tagelöhnerbevölkerung,}} die zu den ärmsten Bevölkerungen in Deutschland gehört. Noch heut zu Tage sind die Fürsten von Mecklenburg, {{Sperrschrift|altslavischer Abkunft,}} die ohnmächtigsten Fürsten von Deutschland, ja von Europa, es sind Fürsten, die von Alters her in der drückendsten Schuldenabhängigkeit lebten<ref>Schon Heinrich der Löwe von Mecklenburg, ein Urenkel des großen Welfen gleichen Namens, ein Sohn Heinrich's des Jerusalemers, der seinen Kreuzzug mit sechsundzwanzig Jahren Gefangenschaft in Egypten bezahlen mußte, war in solcher Schuldennoth. S. die Urkunde dieses kleinen mecklenburgischen Löwen, d. d. Gadebusch 3. Juli 1316, worin er sich gegen die Stadt Rostock zur Be-</ref>, Fürsten, die, wie einer von
 
:<nowiki>*</nowiki>) Schon Heinrich der Löwe von Mecklenburg, ein Urenkel des großen Welfen gleichen Namens, ein Sohn Heinrich's des Jerusalemers, der seinen Kreuzzug mit sechsundzwanzig Jahren Gefangenschaft in Ägypten bezahlen mußte, war in solcher Schuldennoth. S. die Urkunde dieses kleinen mecklenburgischen Löwen, d. d. Gadebusch 3. Juli 1316, worin er sich gegen die Stadt Rostock zur Be-


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ihnen  sich  selbst ausdrückte,  aus  dem  „Nothstall",  in welche  sie  ihr  Adel  altslavischer  Abkunft  gespannt und ihnen Hände und Füße  gebunden  hat,  sich nicht zu befreien vermögen:  noch der gegenwärtige Landesherr, der, und  noch dazu mit einem gewissen Eigensinn,  den liberalen Ideen  der  Neuzeit zugeneigt war,  hat schließlich sich  nicht  anders  zu  helfen  gewußt,  als  alle Marquis Posa'sche Volksbeglückungsideen mit einemmale über Bord zu werfen  und  das  mecklenburgische  Staatsschiff  wieder ganz mit der altslavischen Segel- und  Steuerführung zu regieren.    Die mecklenburgische  Regierung  hat sich  seit längster Zeit bemüht,  das Land aus der seit  dem Erbvergleich, seit gerade hundert  Jahren bestehenden,  heut zu Tage notorisch anerkannt geradezu sinnlosen,  auf der totalen  Absperrung  zwischen  Stadt und Land basirten  Finanz-  und  Steuerverfassung  und  aus Niederlassungsverhältnissen herauszubringen, die so eigenthümlich sind,  daß  man sie  nur  in einem Fab ellande  suchen  würde *);  die mecklenburgische Regie
 
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:zahlung  einer Schuld von 4100 Mark  wendischer Pfennige nach  Einlagerrecht »verpflichtet, zugleich mit „den berühmten und  gestrengen Rittern"(milites famosi et strenni heißt es in der Urkunde)  Maltzan auf Gadebusch, Moltke, Lühe, Plessen, Blücher, Preen, Oertzen,  Thun, Hasenkopf,  Crammon,  Berkhan  u. s. w.  bei  Lisch,  Urk. des Geschlechts Maltzan I. S. 248.
:<nowiki>*</nowiki>) Ein zufällig auf dem Lande Geborner muß grundgesetzlich auf dem Lande bleiben, damit die Gutsherrn immer wohlfeile Arbeiter haben können; die Stadt-Magistrate haben ebenso grundgesetzlich das Recht, auf dem platten Lande

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vielen Fällen höchst vernünftig bei noch allzugroßer Jugend der Supplikanten sie verweigert, sie aber auch aus untriftigen Gründen und aus Laune verweigern kann. Dieses Lohnarbeiterverhältniß, wie es bei dem größten Theile der Bevölkerung Mecklenburgs besteht, ist einzig in Europa, wenigstens in dem gebildeten Theile Europa's und kommt in dieser Ausdehnung nur noch unter verschiedenen doch milderen Modificationen in dem so tief heruntergekommenen Italien vor. Es giebt keine eigentliche Mittelclasse in Mecklenburg, wenigstens keine zahlreiche Mittelclasse, wodurch England z.B. trotz seiner vielen ganz besitzlosen Fabrikarbeiter so hervorragt. Noch heut zu Tage ist Mecklenburg, dieser gesegnete „Kornsack", wie der große Friedrich das Land, das er so wenig wie Polen leiden mochte, nannte, das volksärmste unter den sämmtlichen fünfunddreißig deutschen Staaten und das mecklenburgische Landvolk, die vielen Tausende freier Arbeiter sind eine Tagelöhnerbevölkerung, die zu den ärmsten Bevölkerungen in Deutschland gehört. Noch heut zu Tage sind die Fürsten von Mecklenburg, altslavischer Abkunft, die ohnmächtigsten Fürsten von Deutschland, ja von Europa, es sind Fürsten, die von Alters her in der drückendsten Schuldenabhängigkeit lebten[1], Fürsten, die, wie einer von


  1. Schon Heinrich der Löwe von Mecklenburg, ein Urenkel des großen Welfen gleichen Namens, ein Sohn Heinrich's des Jerusalemers, der seinen Kreuzzug mit sechsundzwanzig Jahren Gefangenschaft in Egypten bezahlen mußte, war in solcher Schuldennoth. S. die Urkunde dieses kleinen mecklenburgischen Löwen, d. d. Gadebusch 3. Juli 1316, worin er sich gegen die Stadt Rostock zur Be-