Deutsche und französische Kultur im Elsass/028: Unterschied zwischen den Versionen

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der Spitze der provinziellen Unterrichtsanstalten dieser Art. Im Oberelsass litt allerdings der Volksschulunterricht erheblich unter der Fabrikarbeit der Kinder. Aber auch hier sah man das Übel ein und war bemüht, ihm abzuhelfen. Im Allgemeinen erhielt der Elsässer eine bessere Schulbildung als der Franzose der inneren Provinzen. Wie kam es nun, dass das Geistesleben im Elsass aus diesen besseren Unterrichtsanstalten keine kräftigere Nahrung zog? Der Grund bestand auch hier in dem störenden Zwiespalt der Nationalität. Der Unterricht war in allen höheren Lehranstalten des Landes französisch, d. h. er wurde in französischer Sprache und nach französischer Art erteilt. Vermöge dieses Umstandes und der tausendfachen Beziehungen zu Frankreich erhielt die ganze höhere geistige Kultur, soweit eine solche bestand, einen ganz französischen Charakter. Der Volksschulunterricht war bis in die Mitte des Jahrhunderts völlig deutsch, von da an drang das Französische als Unterrichtssprache wie als Unterrichtsgegenstand immer mehr vor, bis es um das Jahr 1860 als Unterrichtssprache allein herrschte, und nur der Religionsunterricht noch in deutscher Sprache erteilt wurde. Das niedere Volk blieb daher in der Zeit, als es auf der Schule nur oder vorwiegend in deutscher Sprache unterrichtet wurde, von einer höheren geistigen Kultur völlig ausgeschlossen; denn diese war ja französisch, und das Volk verstand die Sprache entweder gar nicht oder nur höchst mangelhaft. Später erlernte es zwar die Sprache, aber, da es in Umgangssprache, religiösen und sonstigen Anschauungen deutsch blieb, so brachte der Unterricht zwar keine weitere Annäherung an die französische Geisteskultur hervor, wohl aber gingen die im Unterricht selbst enthaltenen Bildungselemente, weil er in fremder Sprache erteilt wurde, ziemlich verloren. Die Schulbildung blieb in noch viel höherem Grade, als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, eben Schulwissen ohne Einfluss auf das geistige Leben des Volkes. So konnte auch der bessere Schulunterricht des
 
der Spitze der provinziellen Unterrichtsanstalten dieser Art. Im Oberelsass litt allerdings der Volksschulunterricht erheblich unter der Fabrikarbeit der Kinder. Aber auch hier sah man das Übel ein und war bemüht, ihm abzuhelfen. Im Allgemeinen erhielt der Elsässer eine bessere Schulbildung als der Franzose der inneren Provinzen. Wie kam es nun, dass das Geistesleben im Elsass aus diesen besseren Unterrichtsanstalten keine kräftigere Nahrung zog? Der Grund bestand auch hier in dem störenden Zwiespalt der Nationalität. Der Unterricht war in allen höheren Lehranstalten des Landes französisch, d. h. er wurde in französischer Sprache
und nach französischer Art erteilt. Vermöge dieses Umstandes und der tausendfachen Beziehungen zu Frankreich erhielt die ganze höhere geistige Kultur, soweit eine solche bestand, einen ganz französischen Charakter. Der Volksschulunterricht war bis in die Mitte des Jahrhunderts völlig deutsch, von da an drang das Französische als Unterrichtssprache wie als Unterrichtsgegenstand immer mehr vor, bis es um das Jahr 1860 als Unterrichtssprache allein herrschte, und nur der Religionsunterricht noch in deutscher Sprache erteilt wurde. Das niedere Volk blieb daher in der Zeit, als es auf der Schule nur oder vorwiegend in deutscher Sprache unterrichtet wurde, von einer höheren geistigen Kultur völlig ausgeschlossen; denn diese war ja französisch, und das Volk verstand die Sprache entweder gar nicht oder nur höchst mangelhaft. Später erlernte es zwar die Sprache, aber, da es in Umgangssprache, religiösen und sonstigen Anschauungen deutsch blieb, so brachte der Unterricht zwar keine weitere Annäherung an die französische Geisteskultur hervor, wohl aber gingen die im Unterricht selbst enthaltenen Bildungselemente, weil er in fremder Sprache erteilt wurde, ziemlich verloren. Die Schulbildung blieb in noch viel höherem Grade, als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, eben Schulwissen ohne Einfluss auf das geistige Leben des Volkes. So konnte auch der bessere Schulunterricht des


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:Das „Palais de rohan“ in Strassburg.<br />
:Das „Palais de Rohan“ in Strassburg.<br />(Detail des Einfahrtstores.)
(Detail des Einfahrtstores.)
 
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Aktuelle Version vom 8. April 2008, 08:30 Uhr

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der Spitze der provinziellen Unterrichtsanstalten dieser Art. Im Oberelsass litt allerdings der Volksschulunterricht erheblich unter der Fabrikarbeit der Kinder. Aber auch hier sah man das Übel ein und war bemüht, ihm abzuhelfen. Im Allgemeinen erhielt der Elsässer eine bessere Schulbildung als der Franzose der inneren Provinzen. Wie kam es nun, dass das Geistesleben im Elsass aus diesen besseren Unterrichtsanstalten keine kräftigere Nahrung zog? Der Grund bestand auch hier in dem störenden Zwiespalt der Nationalität. Der Unterricht war in allen höheren Lehranstalten des Landes französisch, d. h. er wurde in französischer Sprache und nach französischer Art erteilt. Vermöge dieses Umstandes und der tausendfachen Beziehungen zu Frankreich erhielt die ganze höhere geistige Kultur, soweit eine solche bestand, einen ganz französischen Charakter. Der Volksschulunterricht war bis in die Mitte des Jahrhunderts völlig deutsch, von da an drang das Französische als Unterrichtssprache wie als Unterrichtsgegenstand immer mehr vor, bis es um das Jahr 1860 als Unterrichtssprache allein herrschte, und nur der Religionsunterricht noch in deutscher Sprache erteilt wurde. Das niedere Volk blieb daher in der Zeit, als es auf der Schule nur oder vorwiegend in deutscher Sprache unterrichtet wurde, von einer höheren geistigen Kultur völlig ausgeschlossen; denn diese war ja französisch, und das Volk verstand die Sprache entweder gar nicht oder nur höchst mangelhaft. Später erlernte es zwar die Sprache, aber, da es in Umgangssprache, religiösen und sonstigen Anschauungen deutsch blieb, so brachte der Unterricht zwar keine weitere Annäherung an die französische Geisteskultur hervor, wohl aber gingen die im Unterricht selbst enthaltenen Bildungselemente, weil er in fremder Sprache erteilt wurde, ziemlich verloren. Die Schulbildung blieb in noch viel höherem Grade, als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, eben Schulwissen ohne Einfluss auf das geistige Leben des Volkes. So konnte auch der bessere Schulunterricht des

Bildunterschrift:
Das „Palais de Rohan“ in Strassburg.
(Detail des Einfahrtstores.)